Psychosoziale Beratung. Группа авторов

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Psychosoziale Beratung - Группа авторов

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geht. Die Hilfe zur Problembewältigung kann dabei auf verschiedenen Ebenen erzielt werden, die an verschiedenen Stellen in den bisherigen Taxonomien zu den allgemeinen Wirkfaktoren aufgeführt werden. Dazu zählt im Wesentlichen

      – die kognitive Bewältigung, bei der die Veränderung dysfunktionaler Kognitionen angestrebt wird (vgl. Karasu 1986). In einem weiteren Sinn ist damit auch die Förderung der Mentalisierung angesprochen, die den Klienten dazu befähigen soll, eigene mentale und emotionale Zustände bei sich und bei anderen zu erkennen (vgl. Jørgensen 2004). Auf einer noch höheren Stufe kann das auch zur ›Selbstnarration‹ führen, bei welcher der Klient eine Neufassung seiner Lebensgeschichte und Identität konzipiert (vgl. Jørgensen 2004);

      – die Verhaltensregulation, die auf eine verbesserte Verhaltenskontrolle oder neue Verhaltenskompetenzen abzielt (vgl. Karasu 1986);

      – die Exposition und Desensibilisierung mit den Effekten der Abschwächung der physiologischen Reaktion und des Vermeidungsverhaltens (vgl. Jørgensen 2004);

      – die Korrektur emotionaler Erfahrungen im Anschluss an Exposition und Desensibilisierung, dadurch dass die gefürchteten Konsequenzen nicht eintreten (vgl. ebd.);

      – die Emotionsregulation mit dem Ziel der Kontrolle über emotionale Prozesse (vgl. ebd.).

      Der Faktor ›Hilfe zur Problembewältigung‹ kann nur dann erfolgreich realisiert werden, wenn er auf eine kontinuierliche Erfolgsoptimierung ausgerichtet ist, die in dem Modell von Kanfer et al. (2012) zwar mit »Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie« bezeichnet wird, jedoch wegen der Rekursivität des Modells auch auf die vorhergehenden Phasen Anwendung findet. So sind etwa die Stabilisierung und der Transfer therapeutischer Fortschritte sowie das Erlernen von Selbstmanagement nicht lediglich Ziele der Endphase der Therapie oder Beratung.

      Entsprechend dem Modell von Kanfer et al. (2012) könnte man für die psychosoziale Beratung vielleicht noch die »Evaluation der Fortschritte in der Beratung« als einen 8. allgemeinen Wirkfaktor in Erwägung ziehen, bei dem es um die kontinuierliche Bewertung des Beratungsprozesses geht, wodurch eine Steuerung der Therapieabläufe optimiert werden kann. Allerdings liegt dieser Faktor auf einer anderen logischen Ebene, da hier nicht die unmittelbare interaktionelle Arbeit mit dem Klienten im Mittelpunkt steht, sondern die Beurteilung der Ergebnisse des Beratungsprozesses auf der Metaebene. Aus konstruktivistischer Perspektive gelangt man damit wie bei der Supervision in eine Kybernetik 2. Ordnung, da die Evaluation sich nicht auf sich selber bezieht, sondern auf das Ergebnis und den Prozess der Psychotherapie. Diese Beobachtungsperspektive 2. Ordnung kann wichtige Impulse für den gesamten psychosozialen Beratungsprozess liefern, ist aber ebenfalls selbstreferentieller Natur und kann ihr eigenes Operieren nicht selber beobachten, so dass sich der mögliche blinde Fleck der Beobachtung lediglich verschiebt, jedoch auf keinen Fall aufheben lässt.

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      Weiterführende Literatur

      Grawe, K. & Caspar, F. (2012). Allgemeine Psychotherapie. In Senf, W. & Broda, M. (Hrsg.). Praxis der Psychotherapie. Ein integratives Lehrbuch. Stuttgart: Thieme. 33–46.

      Lambert, M. J. (2013). The Efficacy and Effectiveness of Psychotherapy. In: Lambert, M. J. (Hrsg.). Bergin and Garfield’s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change. 6. Auflage. Wiley: New Jersey. 169–218.

      Luborsky, L. Singer, B. & Luborsky, L. (1975). Comparative Studies of Psychotherapies: Is It True That »Everyone Has Won and All Must Have Prices«? In: Archives of General Psychiatry, 32 (8), 995–1008.

      Pfammatter, M., Junghan, U. M. & Tschacher, W. (2012). Allgemeine Wirkfaktoren der Psychotherapie: Konzepte, Widersprüche und eine Synthese. Psychotherapie, 17, 1, 17–31.

      2 Prozessmodell der Beratung

      Michael Borg-Laufs & Dieter Wälte

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      Was Sie in diesem Kapitel lernen können

      Das Sieben-Phasen-Modell von Kanfer et al. (2012) ermöglicht aus einer Makroperspektive die Strukturierung eines psychosozialen Beratungsprozesses vom Anfang bis zum Ende. Es orientiert sich an einem integrativen Beratungskonzept und lässt sich für unterschiedliche Interventionen auf verschiedenen Systemebenen (Einzel-, Paar-, Familienberatung) nutzen. In diesem Kapitel können Sie erfahren,

      • in welcher Reihenfolge verschiedene Phasen des Beratungsprozesses im Mittelpunkt der beraterischen Bemühungen stehen sollten;

      • wie sie einzelne Beratungssitzungen sinnvoll strukturieren können.

      Der Beratungsprozess kann aus einer Mikro-, einer Meso- und einer Makroperspektive betrachtet werden. Die Makroperspektive bezieht sich auf den gesamten Beratungsprozess von der ersten bis zur letzten Beratungsstunde. In der Mesoperspektive steht eine einzelne Beratungsstunde im Mittelpunkt der Betrachtung, im Rahmen einer Mikroperspektive würden einzelne beraterische Interventionen in den Mittelpunkt gestellt. Im Rahmen dieses Kapitels soll vor allem der beraterische Prozess als Gesamtprozess betrachtet werden. Überlegungen zur Gestaltung einzelner Beratungsstunden schließen sich daran an. Mikroprozesse (einzelne Beratungsinterventionen) werden nicht im Rahmen dieses Kapitels behandelt, sondern in den Methodenkapiteln dieses Buches.

      Psychotherapeutisches Prozessmodell von Orlinsky et al. 2004, Orlinsky 2009

      In dem ›Generic Model of Psychotherapy‹ (GMP) haben Orlinsky et al. 2004 den Therapieprozess in eine kontextuelle Klammer (Input und Output) eingebettet, die durch die Gesellschaft (z. B. das Gesundheitssystem) sowie die Patienten- und Therapeutenvariablen gebildet wird. Der Therapieprozess wird dabei durch sechs Variablen bestimmt:

      1. Therapeutischer Vertrag (formale Aspekte der Therapie, z. B. Häufigkeit der Sitzungen)

      2. Therapeutische Interventionen (Interaktionen von Therapeut und Patient bezüglich der Interventionen)

      3. Therapeutische Beziehung (Therapeut-Patient-Beziehung und Motivation von Patient und Therapeut)

      4. Selbstbezogenheit von Patient und Therapeut (Offenheit, Selbstwahrnehmung und Zufriedenheit beider Therapiepartner)

      5. Realisationen von Patient und Therapeut (Einflüsse in und zwischen den Therapiesitzungen)

      6. Zeitliche Aspekte der Therapie (Behandlungsverläufe)

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      Das Prozessmodell von Orlinsky et al. (2004), das hauptsächlich für die Prozess- und Ergebnisforschung in der Psychotherapie entwickelt wurde, lässt sich auch auf den

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