Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Killer sind auch nur Mörder: 7 Strand Krimis - A. F. Morland страница 29
„Ich denke, Sie haben von der Knallerei nichts mitbekommen, weil Sie in dem Schuppen auf dem Boden lagen?“
„Als nicht mehr geschossen wurde, bin ich aufgestanden. Ich schlich zu einem Loch in der Wand und peilte ins Freie. Da sah ich, wie die Gangster einen ihrer verwundeten Kameraden abschleppten. Es war King Bull.“
„Was wissen Sie noch über ihn?“
„Nichts. Ich kann nicht einmal sagen, auf wessen Zahlliste er steht.“ Roberto verabschiedete sich und ging. Er fuhr zu seinem Apartment in der Gunderson Street, hängte sich an die Strippe und wählte Myers Nummer. Diesmal hatte er Glück, der Colonel meldete sich persönlich.
Roberto schilderte, was er von Aldrich erfahren hatte und schloss: „Ich hoffe, unser Königsbulle steht in der Synonymkartei.“
„Das werden wir gleich haben“, meinte Myer. „Bleiben Sie am Apparat, bitte.“
Roberto setzte sich, legte die Beine hoch und wartete. Er hörte den Colonel bei dessen Unterhaltung über ein Zweittelefon. Drei Minuten später meldete Myer sich wieder.
„Charly Yardson, 29 Jahre alt, mehrfach vorbestraft, einer von Don Brunos Topleuten.“
„Ist das nicht wundervoll?“, fragte Roberto.
„Absolute Spitze. Wenn wir ihn durch die Mangel drehen und es schaffen, ihn zum Sprechen zu bringen, legen wir Gonella aufs Kreuz. Dann können wir seinem Schwiegersohn die zweifelhafte Genugtuung verschaffen, dass er nicht allein von den sprudelnden Dollarquellen seines Bezirkes Abschied nehmen musst.“
„Ich habe eine Idee“, sagte Roberto.
„Das wundert mich nicht“, meinte der Colonel. Seine Stimme verriet Respekt, sie klang aber auch amüsiert. „Sie haben fast immer Ideen, Roberto. Dass Sie darüber hinaus die Fähigkeit besitzen, sie in einer für uns äußerst raffinierten Weise zu verwerten, macht Sie für uns unentbehrlich.“
„Mir kommen gleich die Tränen“, sagte Roberto.
22
Charly Yardson verließ das Haus von Dr. Mason mit der konzentrierten Behutsamkeit eines Mannes, den ein Brustverband und eine gerade überstandene kleine Operation zu äußerster Konzentration zwingt. Er setzte sich in seinen vor dem Haus parkenden Wagen. Der gute, alte Mason. Für ein paar Scheinchen war er wieder einmal bereit gewesen, auf die gesetzlich vorgeschriebene Anzeige bei der Behandlung von Schussverletzungen zu verzichten.
Yardson spürte plötzlich, dass etwas nicht stimmte. Er blickte über die Schulter und sah dort im Wagenfond das Gesicht eines Mannes auftauchen, das ihm fremd war.
„Hallo“, sagte Roberto. „Ich habe mich ein bisschen klein machen müssen, weil ich Sie nicht davon abhalten wollte, einzusteigen.“
„Wer sind Sie, was wollen Sie in meinem Wagen?“
„Ein paar Informationen, King Bull“, sagte Roberto. „Während ich mit Ihnen spreche, bewegen sich zwei Männer aus Masons Wartezimmer in das Sprechzimmer, sie werden den Doktor in die Mangel nehmen und veranlassen, dass er ihnen den kleinen Bleiklumpen aushändigt, der noch vor wenigen Stunden zwischen Ihren Rippen saß.“
Yardson schwieg. Er besaß genügend Fantasie, um sich vorzustellen, was ihn erwartete. Die Ballistiker würden keine Mühe haben, festzustellen, dass der auf ihn abgegebene Schuss aus Moranis Revolver gekommen war.
Das bedeutete, dass man ihn, Charly Yardson, zweifelsfrei als einen Teilnehmer der Schießerei auf dem Werkstattgelände zu identifizieren vermochte. Das bedeutete aber auch, dass eine Mordanklage auf ihn wartete.
„Sie sind kein Bulle“, sagte Yardson.
„Kann schon sein“, meinte Roberto. „Ich sehe Ihnen an, dass Sie begriffen haben, worum es geht.“
„Wenn einer wie Sie auftaucht, ist es nicht schwierig, seine Motive zu erraten“, sagte Yardson grimmig. „Wie viel verlangen Sie?“
„Ich könnte auf die Herausgabe von Aldrichs Koffer mitsamt Inhalt bestehen. Aber erstens bin ich nicht sein Interessenvertreter, und zweitens lassen die Mäuse mich ziemlich kalt. Sie kriegen ein Sonderangebot. Das Ganze kostet Sie keinen Cent. Es genügt, wenn Sie die große Arie anstimmen.“
„Vergessen Sie’s“, sagte Yardson. „Das läuft nicht bei mir.“
„Schade. Wie Sie wollen. Sie oder Gonella. Don Bruno kriegen wir sowieso. Für Sie geht es jetzt darum, den eigenen Hals zu retten.“
„Auf diese Sprüche falle ich nicht rein. Und was Don Bruno betrifft, sollten Sie sich nicht in falschem Optimismus üben. Den wollten schon andere aufs Kreuz legen. Es ist ihnen nicht gelungen.“
„Wir werden erfolgreich sein.“
„Wer, zum Teufel, sind Sie? Wer steht hinter Ihnen?“, fragte Charly Yardson. Er schielte auf das Handschuhfach, hinter dessen Klappe sich ein geladener Revolver befand. Der knapp sitzende Brustverband handikapte Yardson und machte die notwendigen, blitzschnellen Reflexe, die ihn sonst auszuzeichnen pflegte, unmöglich.
„Kein Kommentar“, sagte Roberto.
„Wir sind allein, wir können offen miteinander sprechen“, meinte Yardson. „Ich singe nicht. Das bringe ich nicht fertig. Erstens verstößt es gegen meine Prinzipien, und zweitens wäre es mein sicheres Ende. Wer sagt mir, dass Sie nicht mit dem Boss befreundet sind? Am Ende will er nur prüfen, wie ich auf diesen schmutzigen Trick reagiere.“
„Es ist kein Trick. Das wissen Sie verdammt genau“, sagte Roberto. „Was soll mit Wingate geschehen?“, fragte er. „Wird Gonella versuchen, seinen Schwiegersohn abzuschießen, noch ehe die Polizei ihn auseinandernimmt?“
Yardson schwieg. Er warf sich nach rechts, riss das Handschuhfach auf und ignorierte, als er nach der Waffe fasste, den scharfen, reißenden Schmerz in seiner Wunde.
Roberto schnellte nach vorn und schlug Yardson die Waffe aus den Fingern. Yardson sackte auf dem Sitz zusammen. Er stöhnte leise. „Bringen Sie mich zum Doktor“, ächzte er. „Die verdammte Wunde ist aufgeplatzt.“
„Werden Sie auspacken?“, fragte Roberto.
„Wir sprechen ein andermal darüber“, presste Yardson hervor.
Roberto stieg aus. „Ein paar Kollegen haben mitgehört“, sagte er. „Sie kümmern sich um Sie.“
Er ging die Straße hinab,