Weisheit des Lebens für Dummies. Marco Kranjc

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Weisheit des Lebens für Dummies - Marco Kranjc

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Troja war nicht einzunehmen, die Griechen lagen zehn Jahre vor Troja. Dann hatte Odysseus eine Idee: Die Griechen bauten ein großes hölzernes Pferd, versteckten darin ein paar Soldaten, ließen das hölzerne Pferd am Strand stehen und zogen mit ihren Schiffen ab (also zumindest außer Sichtweite der Trojaner). Damit die Trojaner nicht so ganz »ratlos« blieben, ließen die Griechen einen Krieger namens Sinon zurück, der das Pferd als Geschenk für die Götter mit der Bitte um eine glückliche Heimfahrt erklärte. Und die Griechen hätten es so groß gebaut, damit die Trojaner es nicht in die Stadt ziehen könnten. Warnrufe wurden laut: Laokoon, ein Priester, warnte die Trojaner und ebenso die Seherin Kassandra (die leider dazu verflucht war, dass ihr niemals jemand glauben sollte). Letztlich entschlossen sich die Trojaner also, das Pferd als Siegestrophäe in die Stadt zu ziehen – wofür sie auch noch eine Bresche in die unüberwindbare Mauer schlagen mussten. Dann feierten die Trojaner ihren Sieg und als sie betrunken schliefen, öffnete Sinon die Luke des Pferdes, die Griechen kamen heraus und öffneten das Stadttor für das Heer. Troja ging in Feuer und Mordlust unter.

      Die Griechen zogen nach zehn Jahren Rachedurst einfach so ab? Und ließen sozusagen auch noch ein Geschenk da? Das so groß war, damit man es nicht in die Stadt ziehen kann? Also das war vielleicht schon damals ein alter Trick. Dann reißt man dafür eben die unüberwindbare Mauer ein! Klar wird: Dummheiten können Menschen auch als Gruppe begehen. Man kann sich einig werden darüber, vor dem Offensichtlichen die Augen zu verschließen und Warnungen zu überhören. Einfach, weil einem das Gegenteil davon lieber ist. Die richtige Lösung stand bei den Trojanern die ganze Zeit zur Debatte – das Pferd zu zerstören. Wissen, was Unglück bringt, und es trotzdem tun: Nicht sehr weise, aber unter Menschen bis heute durchaus üblich.

      Mehr dazu, wie sich die Weisheit in alten Geschichten finden lässt, erfahren Sie in Kapitel 7. Aber vorher soll es noch darum gehen, wie sich Religion und Weisheit zueinander verhalten.

      Zwischen Glaube, Mythos und Wahrheit

      Man kann natürlich die Frage stellen, ob man den Mythos und Religion überhaupt unterscheiden kann, muss oder soll. Ist nicht die biblische Erzählung von Adam und Eva genauso ein Mythos wie es die Irrfahrten des Odysseus sind? Hier liegt der Unterschied sicher im Auge des Betrachters – oder in diesem Falle: im Auge des Gläubigen. Und das macht Religion so kompliziert. Denn was die einen Mythos nennen, nennen andere die Wahrheit. Und umgekehrt. Geht es um Religion heute, sind Gestalten wie Odin, Thor, Zeus oder Athene sicher weitgehend aus dem Spiel. Sie bleiben Mythen. Ganz anders sieht es aber dann doch zwischen Muslimen, Hindus oder Christen aus. Oder innerhalb verschiedener Ausprägungen einer Religion – wie zwischen Katholiken und Protestanten im Christentum oder den Sunniten und Schiiten im Islam. Deshalb gehe ich auf diese Fragen zu Mythos und Religion hier auch nicht weiter ein, das wäre ein ganz anderes Buch. An dieser Stelle ist nur wichtig, was wir lernen können.

      Was jede Religion auch im Sinn hat, ist das gute, gelingende Leben der Gläubigen. Es geht nie nur darum, seine Beziehung zu Gott oder den Göttern oder das Leben nach dem Tode geregelt zu haben, sondern immer auch darum, wie man denn hier auf der Erde ein gutes Leben führen kann. An diesem Punkt sind wir bei den praktischen Handlungsanweisungen, die Religionen ihren Gläubigen an die Hand geben. Da haben sicher nicht alle Religionen die gleichen Themen. Aber da, wo es um das gute Leben geht, sind sie oft zu überraschend übereinstimmenden Ergebnissen gekommen. In diesem Abschnitt gebe ich zwei Beispiele dafür: darüber, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen soll, und darüber, wie und was ein Mensch reden soll.

       Die goldene Regel

      Vielleicht beginnt das gute Leben in fast allen Kulturen der Welt mit dem einfachen Prinzip, das man im Christentum die »goldene Regel« nennt. In der für uns griffigsten Form kennen wir sie als deutsches Sprichwort: »Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu«. In der Bibel heißt es dazu ebenfalls ganz einfach: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« (3. Buch Mose 19, 18), und Jesus kommt später darauf zurück: »Alles nun, was ihr wollt, das die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso« (Matthäusevangelium 7, 12).

      

Im Jahre 1785 machte der Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) diese Weisheitsregel zu einem von der Vernunft gebotenen »Gesetz«. Die goldene Regel wurde jetzt zum »kategorischen Imperativ« und lautet: »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.«

      Welcher Religion oder Philosophie auch immer ein Mensch anhängt – sie alle scheinen der Meinung zu sein, dass sich das menschliche Zusammenleben im Prinzip doch relativ einfach regeln ließe. Aber dass es dann im wirklichen Leben so einfach selten geht, wissen wir alle.

       Reden, wie es Gott gefällt

      Eine jüdische Geschichte erzählt, wie einmal ein Sabbatgast an Rabbi Baruchs Tisch saß und irgendwann sagte: »Lasst uns Worte der Lehre hören, Rabbi, ihr redet so schön!« Darauf antwortete der Rabbi: »Ehe, dass ich schön rede, möge ich stumm werden!« In dieser Anekdote geht es um mehr als »gutes« oder »böses« Reden. Es geht eher darum, was und warum ein Mensch überhaupt redet. Nur »schön reden« ist dem Rabbi zu wenig. Vielleicht will der Rabbi Menschen betroffen machen oder fröhlich, vielleicht ihren Glauben stärken oder sie ermahnen. Bloß eines will er nicht – schön reden. Er will nicht, dass die Leute von seinen Fähigkeiten als Redner so beeindruckt sind, dass der Sinn seiner Worte an die zweite Stelle rückt.

      Wie in dieser jüdischen Geschichte beschäftigen sich viele Religionen mit dem Thema »Reden und Weisheit«. Und auch zum Thema »Reden und Schweigen« kann man feststellen, dass das, was Menschen (und Götter) als vernünftig und weise ansehen, sie um den Globus herum nur wenig voneinander unterscheidet. So ist in der buddhistischen Lehre vom »Achtfachen Pfad« die »rechte Rede«, der dritte dieser acht Pfade zur Erlösung (das Nirwana). Wer das Nirwana erreichen will, sollte nicht nur nicht lügen. Er sollte auch kein Schwätzer sein und seine Mitmenschen nicht beleidigen. Er sollte also nützlich, gut und weise reden können.

      Der Islam kennt solche Gebote ebenfalls: »Wer immer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, soll sagen, was gut ist oder schweigen« (Mohammed). Oder auch sehr interessant: »Es genügt als Lüge für jemanden, alles zu wiederholen, was er hört.« Auch Juden und Christen widmen

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