Weisheit des Lebens für Dummies. Marco Kranjc
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Weise werden für Gesellschaft und Welt
Diese Welt ist mit all ihren Beziehungen und Verknüpfungen nicht mehr nur kompliziert, sie ist komplex (siehe dazu auch Kapitel 1). Gleichzeitig wissen wir, dass auf dieser Welt auch vieles im Argen liegt. Wenn aber »weise sein« auch bedeutet, dass es auf das Tun ankommt, kann uns diese Welt Angst machen. Denn was können wir tun? Was kann der Einzelne gegen Krieg und Gewalt, gegen Kinder- und Altersarmut im reichen Europa oder gegen Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung tun?
Die öffentliche Meinung in der westlichen Welt hat sich heute von dem Gedanken verabschiedet, dass der Mensch die Welt beherrschen soll. Es ist sogar mehr und mehr zweifelhaft, ob er es überhaupt wirklich könnte, denn zu allen Zeiten haben Menschen erleben müssen, dass sich massive Eingriffe in die Natur gerächt haben. Heute sehen wir uns eher in der Verantwortung für diese Welt – auch wenn ein Großteil der Menschen noch weit davon entfernt ist, das auch in die Praxis umzusetzen. Man kann jetzt darüber klagen, dass es wohl hauptsächlich unseren Politikern und Managern an Weisheit fehlt. Das mag schon sein. Aber schon lange ist auch klar, dass jeder Mensch persönlich in der Verantwortung ist. Was also tun?
Klar ist, dass man sich bei fast jedem öffentlichen Thema einem Dschungel von Fakten, Interessenkonflikten und kleinen persönlichen Schritten gegenübersieht:
Statistiken erklären alles und unterstützen die eine Meinung wie auch ihr Gegenteil.
Öffentliche Diskussionen werden von lauten Schreihälsen bestimmt.
Konzerne schicken Politiker vor, die uns erklären, dass bestimmte Umweltziele leider nicht gehalten werden können.
Wo ist der Haken, wenn ein T-Shirt nur 2 Euro kostet?
Und in allem die ganz persönliche Frage, die so manchen beschäftigt: Wie kann ich damit leben, wenn ich genau weiß, dass auch mein kleiner Wohlstand durch die Arbeit vieler Menschen in den ärmsten Ländern erarbeitet wird?
Es geht ja dabei nicht nur darum, die Fakten zu kennen. Man muss auch wissen, wie man sie einordnen muss, was man persönlich tun kann. Das ist ein hartes Stück (Denk-)Arbeit und für das Sortieren der Fakten, Durchblicken der Lügen und der persönlichen Entscheidung, was wir für diese Welt tun wollen und können, braucht es wieder – Weisheit.
Lexikon der Dummheit: Als ginge es mich nichts an – der Unterlassungsirrtum
»Also soll ich mich jetzt wirklich bücken, um den Nagel aufzuheben, der da auf dem Parkplatz liegt? Ich hab ihn ja nicht dahin geworfen. Ist ja nicht meine Schuld, wenn da ein Auto drüberfährt!« Tut mir leid, aber ja – jetzt ist es dann Ihre Schuld. Der Unterlassungsirrtum (englisch: omission bias) ist auch ein typischer menschlicher Denkfehler, den Psychologen entdeckt haben.
Menschen meinen normalerweise, dass das, was sie tun, schwerer wiegt als das, was sie nicht tun. Was ein Unsinn ist. Dieser Denkfehler wird immer dann klar, wenn wir die Folgen bedenken. Bleiben wir beim Nagel auf dem Parkplatz: Ob wir es drauf ankommen lassen, dass jemand über den Nagel fährt, oder ob ich jemandem absichtlich den Reifen zersteche, macht im Ergebnis keinen Unterschied.
Nur in unserem Kopf macht es einen Unterschied: Denn Nichthandeln sieht man nicht. Schäden durch Unterlassung scheinen uns persönlich immer harmloser als Schäden, die wir aktiv durch unser Tun verursachen. Machen wir uns nichts vor: Zu denken, dass das, was wir nicht tun, weniger Bedeutung hat als das, was wir tun – das ist Dummheit.
Das Leben will gelebt werden
Weisheit ist keine Fähigkeit für das stille Kämmerlein, etwas, das man nur für sich hat. Weisheit ist eine Fähigkeit, die mit dem Leben zu tun hat, mit den Menschen und der Welt um uns herum. Weisheit befähigt uns dazu, ein gutes Leben zu führen. Das gute Leben muss nicht immer glücklich sein, aber es ist das Leben, das uns die größte Erfüllung schenken wird. Dabei fängt dieses gute Leben mit einer Selbstverständlichkeit an, die uns oft genug auch Angst macht: mit der Freiheit.
Ein weiser Mensch kann seine Freiheit genießen
So langsam wird er wohl vergessen werden: John Wayne (1907–1979), der amerikanische Westernschauspieler. Er war natürlich auch der Typ Mann, der in unsere heutige Zeit gar nicht mehr passt – ein konservativer, der bis zum Schluss den Vietnamkrieg verteidigte und Schwarze nicht als gleichberechtigt ansah. In seinen Filmen aber spielte er oft den einsamen Reiter, der von irgendwoher kam, der sich einer Sache verschrieb, die er für gerecht hielt, und wieder ging, wenn die Sache erledigt war. Seine Vergangenheit interessierte nicht, die Gegenwart bestimmte er durch sein Handeln und über die Zukunft machte er sich am kommenden Tag Gedanken. Er war einsam, er war frei und tat, was er wollte. So wie wir es alle heute tun können. Nur hat er vor dieser Freiheit niemals Angst gehabt.
In der westlichen Welt leben wir heute freier und unbestimmter als je zuvor: Wir können tun, was wir wollen und sagen, was wir wollen. Wir sind frei zu reisen. Bürger der Europäischen Union können sich irgendeinen Platz in Europa aussuchen, an dem sie sich niederlassen wollen. Möchten Sie heute Ihren Job sausen lassen und einen Onlineshop für selbst gestrickte Pullover eröffnen, können Sie das tun. Natürlich – man muss es sich finanziell leisten können. Doch die Türen stehen offen.
Menschen wünschen sich, frei zu sein, und haben gleichzeitig Angst vor dieser Freiheit. Denn sie bedeutet auch, Entscheidungen treffen und Verantwortung für sein Leben übernehmen zu müssen. Doch für viele Menschen bedeuten diese Freiheit und Verantwortung nur Depression und Angst. Weisheit, wie Sie sie in diesem Buch mehr und mehr kennenlernen werden, verschafft Durchblick auch in diesem manchmal bedrohlich erscheinenden Leben in Freiheit. Weise werden umfasst deshalb auch dieses schöne Versprechen: Sie versetzt einen Menschen in die Lage, seine Freiheit genießen zu können.
Der über fünfzehn Jahre gegen den Krebs kämpfende John Wayne hatte sich eine Inschrift für seinen Grabstein gewünscht: Feo, fuerte y formal – Er war hässlich, stark und hatte Würde. Erfüllt wurde ihm dieser Wunsch nicht. Erst zwanzig Jahre nach seinem Tod legte man eine Platte auf sein Grab, mit einer Inschrift aus einem seiner Interviews: »Der morgige Tag ist das Wichtigste im Leben. Um Mitternacht kommt er – noch ganz unberührt. Er ist perfekt, wenn er ankommt, und gibt sich selbst in unsere Hände. Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.« Auch das ist ein schönes Bild für einen freien und weisen Menschen. Morgen fangen tausend Tage an – sehen wir mal, was wir draus machen können.Ein weiser Mensch mag seine Mitmenschen
Fast hätte Charles Darwins (1809–1882) berühmte Forschungsreise (1831–1836) mit dem Schiff »Beagle« nicht stattgefunden. Die »Beagle« wäre schon gefahren, aber ohne Darwin. Zur Zeit seiner ersten Forschungen war Darwin noch nicht berühmt, sondern einfach ein kleiner, unbezahlter Naturforscher. Der Kapitän der »Beagle« musste ihm die Erlaubnis zum Mitreisen geben. Doch das Problem war – Darwins Nase. Kapitän Robert FitzRoy war ein Anhänger von Johann Caspar Lavater (1741–1801). Der war überzeugt, dass der Charakter