Weisheit des Lebens für Dummies. Marco Kranjc
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Der Entschluss: Weise werden wollen
Warum finden wir eigentlich nur so wenige Menschen um uns herum, die wir weise nennen würden? Gibt es wirklich so wenige von ihnen? Ist diese Lebensklugheit tatsächlich so schwer zu erlangen? Vielleicht ist das Wort Weisheit einfach zu wenigen Menschen ein Begriff. Wer weise wird, wird vielleicht »zufällig« weise, weil er ein paar gute Entscheidungen getroffen hat. Aber sich dafür entscheiden, nach Weisheit zu suchen? Das klingt eher nach jemandem, der nach Indien trampt, um Erleuchtung zu finden, als nach einem »Max Mustermann«, der einfach nur darüber nachdenkt, wie er ein gutes Leben führen kann. Aber wofür entscheiden wir uns eigentlich, wenn wir weise werden wollen?
Weise werden wollen, um klug genug für das eigene Leben zu sein
Wir genießen heute eine enorme Freiheit. Wir können uns entscheiden, wie wir leben wollen. Aber herauszufinden, was denn für uns das gute Leben eigentlich ausmacht, ist nicht immer einfach. Gerade am Anfang unseres Lebenswegs, wenn es um Studium und Ausbildung geht, fragen wir uns, was zu uns passt. Und ungeklärte Fragen gibt es gerade für junge Menschen reichlich:
Was sind meine Talente und Fähigkeiten?
Welche Talente und Fähigkeiten sollte ich entwickeln oder zu meinem Beruf machen?
Was passt eigentlich zu mir?
Was würde mich zufrieden machen?
Werden wir älter, sind wir aber meist nicht einfach zufrieden, sondern stellen andere Fragen:
Was habe ich versäumt, das ich unbedingt noch machen möchte?
Wie kann ich auch meine noch kommenden Lebensjahre so gestalten, dass ich zufrieden bin?
Was möchte ich meinen Kindern, meiner Familie hinterlassen?
Das gute Leben, das wir uns wünschen, passiert uns nicht einfach. Wir müssen es selbst in die Hand nehmen und gestalten. Nur kennen wir uns einfach selbst nicht besonders gut. Ob wir nun gerade erwachsen oder ob wir älter werden, immer geht es um die Frage, ob wir wirklich da sind, wo wir sein wollen. Mehr als alles andere ist hier Weisheit gefragt, was in diesem Falle auch die Fähigkeit einschließt, sich selbst ehrliche Fragen stellen zu können:
Kann ich eigentlich das, was ich will?
Will ich das, was ich kann?
Bin ich an dem Ort, an dem ich sein will?
Oder bin ich nur zu faul oder zu ängstlich, um mich in Bewegung zu setzen?
Wer weise ist, kann und muss auch sich selbst Fragen stellen, auch Fragen, die wehtun. Denn es ist gar nicht so leicht, man selbst zu werden.
Das gute Leben und das Glück
Wenn ich über das gute Leben schreibe, bin ich schon sehr nah an einem anderen Thema: Glück. Die naheliegende Frage ist wohl, ob Weisheit glücklich macht. Oder noch schwerer andersherum: Kann man glücklich sein, ohne weise zu sein?
Tatsache ist, dass das gute Leben nicht immer auch zu jeder Zeit glücklich sein muss. Es gibt einfach kein Leben ohne Schwierigkeiten, ohne Hindernisse und ohne Scheitern. Weisheit hilft uns aber, diese Turbulenzen zu meistern und wieder in ruhigere Gewässer zu kommen. Wenn auch nur bis zur nächsten Turbulenz. Das Gefühl des Glücks ist vielleicht eher etwas für den Augenblick – zum Beispiel zusammen mit den Liebsten im Garten zu grillen und sich daran zu freuen, dass heute alle gesund und fröhlich sind. Oder sich darauf zu freuen, nach Hause zu kommen, nachdem der ganze Arbeitstag eine Katastrophe war. Das Glück ist für den Augenblick, und wenn wir weise sind, lernen wir, diese Augenblicke zu genießen.
Für das Leben an sich kann die Frage nach dem Glück aber wohl immer nur im Rückblick beantwortet werden. Und vielleicht beginnt die Antwort darauf bei vielen Menschen mit »Trotz allem …« und endet mit »… war es bis jetzt eigentlich ganz gut«. Nein, weise sein macht nicht unbedingt glücklich. Aber Weisheit hilft uns, glückliche Momente zu schaffen und zu erkennen. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 4, wo es um das Scheitern geht, und in Kapitel 15, in dem Sie über das Sterben lesen werden.
Weise werden wollen, um mit unseren Mitmenschen auszukommen
Sie mögen sich manchmal darüber ärgern, aber Sie sind nicht allein auf der Welt. Zum Alleinsein sind Sie ja auch nicht gemacht. Das Netz von Beziehungen zwischen Familie, Arbeit, Nachbarn und anderen ist aber so kompliziert und vielfältig, dass es eine ständige Herausforderung ist, mit anderen Menschen zu leben.
Schon dem römischen Kaiser Mark Aurel (121–180 n. Chr.) ging es nicht anders. Auf einem Feldzug gegen den germanischen Stamm der Quaden saß er mitten im kalten Winter in seinem Zelt am Fluss Granna (heute Hron in der Slowakei) und machte sich Gedanken darüber, was ihm da draußen in der nordeuropäischen Kälte wohl begegnen würde. Was ihm in den Sinn kam, waren aber nicht das üble Wetter, wilde Tiere oder kriegerische Germanen. In sein »Notizbuch«, das wir heute unter dem Namen »Selbstbetrachtungen« kennen, schrieb er von den Menschen, denen er wahrscheinlich an diesem Tag begegnen würde: Da wird ein Wichtigtuer dabei sein und ein Selbstverliebter, da wird es Lügner geben, Neider und Leute, mit denen man sich nicht gut vertragen kann.
Dann aber sagte er sich, dass er selbst auch diese Eigenschaften mit den anderen Menschen gemeinsam hat. Mark Aurel betrachtete sich selbst von außen und stellte fest, dass er auch als Kaiser von Rom nicht automatisch ein guter Mensch war oder über den anderen Menschen stand. Denn über ihre schlechten Seiten sind die Menschen miteinander verwandt. Kein Grund also, sich über sie aufzuregen. Lieber wollte er mit jedem Menschen gut auskommen (einmal abgesehen davon, dass er sich gerade auf einem Feldzug in Germanien befand).
Das »gute Leben« kann man nicht haben, ohne mit seinen Mitmenschen auszukommen. Weise Menschen haben ein reiches Arsenal an Fähigkeiten, mit denen ihnen das gelingt:
Ein weiser Mensch kennt zuerst sich selbst ganz gut. Er weiß schon, mit welchen Menschen er gut zurechtkommt und mit welchen Typen er sich etwas mehr Mühe geben muss.
Er ist auch ein guter Zuhörer. Ratschläge teilt er nicht einfach ungefragt aus, sondern er versucht erst einmal, den anderen wirklich zu verstehen.
Mehr, als einfach »Weisheiten« von sich zu geben, wird ein weiser Mensch von sich selbst erzählen. Von Entscheidungen, die er nie bereut hat, und Entscheidungen, die ihm geschadet haben. Von dem, was für ihn funktioniert hat, und den Situationen, in denen er gescheitert ist.
Ein weiser Mensch ist also nie der, der alles im Griff hat oder immer hatte, sondern der, der aus seinen Erfahrungen gelernt hat, im Guten wie im Schlechten. Deshalb kann ein Weiser nie von oben herab zu jemandem sprechen. Er ist auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber, ein Mensch unter Menschen. Der Entschluss, weise werden zu wollen, wird also