Friedhöfe 2020. Forum Verlag Herkert GmbH
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Im „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal bei Wien gibt es keinerlei persönliche Kennzeichnung der Grabstätte. Vielmehr sind hier die einzelnen Bereiche nach allgemeinen symbolischen und emotionalen Themen angeordnet und können entsprechend ausgewählt werden, beispielsweise „Liebe“, „Treue“, „Frieden“, „Herz“ u. Ä.
Bild 5: Karte vom „Wald der Ewigkeit“ im Mauerbachtal in Wien (Quelle: Norbert Fischer)
Bild 6: Der „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)
Bild 7: Beschilderung im „Wald der Ewigkeit“ (Quelle: Norbert Fischer)
Ein kommunales Beispiel für Baumbestattungen ist der 2006 eröffnete und 2010 erweiterte Berg-Naturfriedhof „Ruheberg“ in Oberried (Schwarzwald). In seinem Mischwaldbestand können einzelne Urnengrabhaine oder sog. Friedhaine erworben werden. Bei Letzteren handelt es sich um Gruppen von zwölf Urnengräbern um einen Baum, die beliebige soziale Gruppierungen abbilden können und spezielle Namen erhalten, z. B. Familien oder Freundeskreise.
Baum- und Waldbestattungen {Waldbestattung} auf Friedhöfen
Inzwischen bieten auch reguläre, d. h. kommunale und kirchliche Friedhöfe solche Baumbestattungsflächen an. Einige Beispiele sind der Hauptfriedhof Kassel mit dem „Friedpark“, der Friedhof Ohlsdorf in Hamburg und der Neue Friedhof in Heiligenhafen mit ihren jeweils als „Ruhewald“ bezeichneten, mehr oder weniger weitläufigen Anlagen. Hier zeigt sich neuerdings, dass die Bäume auch als Ablage für individuelle Erinnerungszeichen dienen. In der Regel, aber nicht immer, handelt es sich um Aschenbeisetzungsflächen. Diese Anlagen gehen zurück auf jene Herausforderung, der sich die kommunalen und kirchlichen Friedhofsverwaltungen seit dem Aufkommen der Baumbestattung in freien Waldflächen ausgesetzt sehen.
Beispiel: Ohlsdorfer Ruhewald
Der 2006 eingerichtete und inzwischen deutlich erweiterte „Ohlsdorfer Ruhewald“ auf dem gleichnamigen Hamburger Friedhof zeigt sich als fast unberührte Waldlandschaft. In dem Mischwaldbestand werden um Bäume herum Urnengräber angelegt. Zum entsprechenden Beisetzungsbaum gehört eine in der Nähe aufgestellte pultartige Tafel, auf der die Art des Baums und ggf. auch der Name der Beigesetzten verzeichnet sind. Die genaue Beisetzungsstelle hingegen wird mit einem ebenerdigen Granitpfosten markiert. Auf größere Pflegearbeiten wird in diesem Areal – abgesehen vom saisonalen Mähen des Grases – ausdrücklich verzichtet, um den urtümlichen Charakter der Waldlandschaft zu erhalten. Blumenschmuck und Gestecke können entlang des Erschließungswegs abgelegt werden.
Bild 8: Der „Ruhewald“ in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)
Bild 9: Tafel, auf der die Art des Baums und der Name der Beigesetzten verzeichnet sind, im „Ruhewald“ Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)
Der Ohlsdorfer Friedhof bietet seit 2003 auch sog. „Baumgräber“ als Aschenbeisetzungsfläche an: ein mit Solitären, also Einzelbäumen, gestalteter Friedhofsbereich und Gemeinschaftsdenkmälern unter Bäumen (Eichen, Birken) ohne einzelne Grabzeichen. Es handelt sich hier um 100 x 50 cm große, mit zwei Urnen belegbare Wahlgräber. Namen und Lebensdaten der Verstorbenen können in gemeinschaftlichen Granitplatten verzeichnet werden. Die Anlage wird durch einen Rundweg erschlossen, der Außenbereich ist als sog. Wildwiese gestaltet.
Bild 10: Baumgräber in Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)
Weitere Beispiele
Im Ostseebad Heiligenhafen (Schleswig-Holstein) bietet der „Ruhewald“ auf dem Gelände des Neuen Friedhofs eine Möglichkeit der Baumbestattung in einem noch relativ jungen Baumbestand. Es werden nur Urnen bestattet, Erinnerungsobjekte können angebracht werden. Zusätzlich erinnert ein kleines Schild an die Verstorbenen.
Bild 11: Der „Ruhewald“ in Heiligenhafen (Quelle: Norbert Fischer)
Es gibt viele weitere Beispiele für Friedhofsareale, die Bestattungen mit Baumsymbolik anbieten: Auf dem Friedhof im schleswig-holsteinischen Mölln gibt es einen sog. „Bestattungsbaum“, um den Aschengrabplätze gruppiert sind. In Unterschleißheim bei München werden seit 2016 große Bäume aus dem öffentlichen Raum, die beispielsweise Baumaßnahmen behindern, auf den städtischen Friedhof verpflanzt und dienen dort Baumbestattungen.
Bild 12: Der „Bestattungsbaum“ auf dem Friedhof Mölln (Quelle: Norbert Fischer)
Die Seebestattung {Seebestattung}
Eine schon länger bestehende Ausnahme von den gesetzlichen Restriktionen für Naturbestattungen in Deutschland bilden die sog. Seebestattungen (die präziser „Meeresbestattungen“ heißen müssten). Als Urnenbeisetzung im Meer ist sie eine Form der Naturbestattung, für die die grundsätzliche Bestattungspflicht auf Friedhöfen nicht gilt. Das deutsche Feuerbestattungsgesetz von 1934, das die Feuerbestattung der Erdbestattung erstmals allgemein gleichstellte, erlaubte mit behördlicher Genehmigung Ausnahmen von der Beisetzung der Asche auf einem Friedhof – und damit grundsätzlich auch die Seebestattung. Dies galt auf Antrag zunächst für bestimmte, der Seefahrt verbundene Personengruppen. Die Anfänge regulärer Seebestattungen für breitere Bevölkerungskreise in der Bundesrepublik Deutschland stammen aus den 1970er-Jahren. 1975 wurde auf Initiative des Bundesverbandes des Deutschen Bestattungsgewerbes die Deutsche See-Bestattungs-Genossenschaft e. G. (DSBG) mit Sitz in Kiel gegründet. Zwar setzt die Seebestattung nicht in allen Bundesländern, aber i. d. R. eine amtlich-behördliche Genehmigung voraus, um die Entbindung vom Friedhofszwang für Beisetzungen zu erhalten. Faktisch aber ist der rechtliche Zugang zur Seebestattung im frühen 21. Jahrhundert gelockert worden.
Zunächst erfolgen die übliche Trauerfeier sowie die Verbrennung im Krematorium. Anschließend wird die Asche in die gewünschte Küstenregion überführt, was je nach Entfernung unterschiedlich hohe Kosten mit sich bringt. Zwar sind die Aufwendungen für die Seebestattung zunächst generell höher als bei einer friedhofsgebundenen Aschenbeisetzung, allerdings entfallen die Folgekosten für Erwerb und Pflege einer Grabstätte. Die Seebestattung selbst wird von der Reederei, die vom jeweiligen Bestattungsunternehmen beauftragt wurde, mit einem speziell ausgestatteten Schiff vollzogen. Je nach Heimathafen fahren die einzelnen Schiffe genau markierte Beisetzungsgebiete an. In Deutschland geschieht dies in den meisten Fällen in der Nord- und Ostsee, aber Seebestattungen sind prinzipiell – verbunden mit entsprechend höheren Kosten – auch in anderen Meeren möglich. Um Schifffahrt und Badestrände nicht zu gefährden, wurden behördlicherseits strenge Regeln und Positionen für Seebestattungen