Friedhöfe 2020. Forum Verlag Herkert GmbH

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Friedhöfe 2020 - Forum Verlag Herkert GmbH

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selbst im Wasser auflösen.

      Neue Formen der Erinnerungskultur

      Die Seebestattung hat – wie auch andere Varianten der Naturbestattungen – neue Formen der Erinnerungskultur hervorgebracht. Für häufig frequentierte Meeresgebiete, z. B. Kieler Bucht und Lübecker Bucht an der Ostsee sowie Büsum an der Nordsee, werden jährliche Gedenkgottesdienste mit regelmäßigen Gedenkfahrten zum Beisetzungsort angeboten. Hinzu kommen allgemeine Gedenkstätten, die einem bestimmten Seebestattungsgebiet zugedacht sind, jedoch nicht die Namen der Seebestatteten aufführen (z. B. bei Travemünde an der Lübecker Bucht oder in Hooksiel am Jadebusen bei Wilhelmshaven).

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      Bild 13: Die Seebestattungsgedenkstätte in Hooksiel (Quelle: Manfred Sell)

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      Bild 14: Informationstafel der Deutschen See-Bestattungs-Genossenschaft in Büsum (Quelle: Norbert Fischer)

      Darüber hinaus bieten einzelne Friedhöfe die Möglichkeit, die Namen von seebestatteten Personen auf einem Gemeinschaftsdenkmal vermerken zu lassen. Dies ist u. a. in Westerland auf Sylt, auf der Insel Norderney und im Ostseebad Großenbrode möglich. Teilweise werden dabei auch die Koordinaten des Bestattungsortes auf See verzeichnet.

      Eine besondere Gedenkstätte für Seebestattungen mit namentlichen Kennzeichnungen wurde im Jahr 2011 von der Stadt Wilhelmshaven (Jadebusen/Nordsee) auf dem Rüstringer Berg eingeweiht. Unter dem Namen „Seefrieden“ besteht sie aus Holzstelen, die auf Messingtafeln die Namen der Seebestatteten mit den Geburts- und Sterbedaten sowie die Koordinaten des Seebestattungsorts tragen.

      Allgemein ist die Seebestattung ein wichtiges Beispiel für das zunehmende Auseinanderfallen von Bestattung einerseits, Gedenken andererseits.

      Weitere Formen der Naturbestattung auf Friedhöfen

      Auf vielen Friedhöfen gibt es auch jenseits von „Ruhewald“ und „Baumgrab“ unterschiedliche Formen der Naturbestattung.

      Wildblumenwiese

      Ausdrücklich ökologisch orientiert ist die 2009 auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Schleswig-Holstein) eingeweihte „Wildblumenwiese“. Es handelt sich um ein 2 ha großes, von der evangelischen Kirchengemeinde verwaltetes Areal. Es diente zunächst in seinen Randbereichen, später auf weiteren Flächen als Aschenbeisetzungsanlage. Auch Baumbestattungen sind in diesem Bereich möglich.

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      Bild 15: Die „Wildblumenwiese“ auf dem Neuen Teil des Friedhofs Ahrensburg (Quelle: Norbert Fischer)

      Naturfriedhof {Naturfriedhof}

      Die Auflösung klassischer Friedhofsstrukturen gilt auch für den sog. Naturfriedhof „Garten des Friedens“ in Fürstenzell bei Passau, der an ein Krematorium angeschlossen ist. Abgegrenzte Grabstätten sind nicht mehr zu erkennen. Vielmehr sind vielfältig gestaltete Erinnerungsorte in eine weitgehend naturbelassene, nach geomantischen Prinzipien gestaltete Landschaft eingefügt.

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      Bild 16: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 17: Der Naturfriedhof in Fürstenzell (Quelle: Norbert Fischer)

      Weinberg-Friedhof

      Seit 2017 werden Bestattungen im sog. Weinberg-Friedhof Bad Neuenahr-Ahrweiler angeboten. Inzwischen ist die fränkische Gemeinde Nordheim am Main mit einem vergleichbaren Angebot hinzugekommen.

      Fluss-, Berg- oder Almbestattungen

      Weitere Varianten der Naturbestattung, wie Fluss-, Berg- oder Almbestattungen, sind in Deutschland aus gesetzlichen Gründen nicht möglich. In Österreich werden Bergbestattungen von einem privaten Unternehmen in Werfenweng (Salzburg) angeboten. Im Bundesland Niederösterreich werden Flussbestattungen in der Donau praktiziert. Wie bei anderen Formen der Naturbestattung wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt.

      Fazit

      Im Übrigen zeigt sich der genannte Trend zu naturnahen Bestattungsformen auch in der Friedhofsgestaltung allgemein. Teile größerer Anlagen – wie der sog. „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof Wien – oder kleinere Anlagen – wie der Friedhof in Achim-Bierden bei Bremen – werden als landschaftliche Areale gestaltet. Gleiches gilt für die erstmals auf der Bundesgartenschau 2009 in Schwerin präsentierten „Memoriam-Gärten“. Im Rahmen des Friedhofsentwicklungs-Konzepts „Ohlsdorf 2050“ ist auf diesem Hamburger Friedhof geplant, große, für Bestattungen nicht mehr genutzte Bereiche nur noch extensiv zu bewirtschaften und als ökologische Flächen aufrechtzuerhalten.

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      Bild 18: Der „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 19: Der „Park der Ruhe und Kraft“ auf dem Zentralfriedhof in Wien (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 20: Naturnahe Gestaltung auf dem Friedhof Achim-Bierden (Quelle: Norbert Fischer)

      link1.2 Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen

       {Pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen}

       {Gemeinschaftsgrabanlagen}

      Gemeinschaftsgrabanlagen zählen zu den wichtigsten Trends aktueller Friedhofs- und Bestattungskultur. Der Begriff selbst ist nicht eindeutig definiert. Im weitesten Sinn meint er eine Anlage, die zusammenhängenden Gestaltungskriterien folgt und von zentraler Hand gepflegt wird. Lange Zeit wurde der Begriff allein für sog. anonyme Felder mit Rasenbestattungen ohne individuelle Kennzeichnung des Einzelgrabs verwendet. Gegenwärtig wird der Begriff jedoch v. a. für thematisch, symbolisch oder gruppenbezogen orientierte Anlagen benutzt.

      Gemeinschaftsgrabanlagen können über symbolische Zugehörigkeiten geprägt und z. B. an Flora und Fauna orientiert sein: etwa durch Rosenbepflanzung hervorgehobene Grabanlagen oder sog. Schmetterlingsgräber. Daneben können auch selbstgewählte gesellschaftliche Gruppierungen Identität stiften, z. B. Fußballvereins-Fans (in manchen Publikationen taucht dafür der allerdings sonst unübliche Begriff „Clan-Friedhof“ auf). So gibt es Gemeinschaften, die sich erst nach der Bestattung finden, aber auch solche, die sich bewusst für ein spezifisches, i. d. R. jenseits der Familie liegendes Kollektiv im Gemeinschaftsgrab entscheiden.

      Meist – aber nicht immer und keineswegs zwingend – handelt es sich um Aschenbeisetzungen. Sie erlauben, wie die späteren Beispiele zeigen werden, eine größere Flexibilität in der Gestaltung der Anlagen. Gründe für die Entscheidung für eine gemeinschaftliche Bestattung liegen i. d. R. in den geringeren Kosten

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