Friedhöfe 2020. Forum Verlag Herkert GmbH

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Friedhöfe 2020 - Forum Verlag Herkert GmbH

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Fischer)

      Häufig spielen zwar auch christliche Motive noch eine Rolle (beispielhaft „Apostelgarten“ u. a., Südfriedhof Neumünster), aber sie werden zunehmend überformt von säkular-naturbezogener bzw. archetypisch-mythologischer Symbolik wie Schmetterlings- oder Rosengarten-Anlagen (Friedhof Hamburg-Ohlsdorf). Auch symbolische Gestaltungen in Form von Tierkreiszeichen-Anlagen sind bekannt (Hauptfriedhof Saarbrücken).

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      Bild 30: Paargräber auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

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      Bild 31: Urnenthemenpark Sternzeichen auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

      link1.2.3 Kolumbarien

       {Kolumbarien}

      Auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken zu finden ist eine besonders spektakuläre Variante der gemeinschaftlichen Aschenbeisetzung: die seit 2008 angebotenen Urnenpyramiden. Sie beherbergen Kammern für eine oder mehrere Urnen, auf deren Kupfertür Namen und Daten des oder der Verstorbenen verzeichnet werden. Auf einer Balustrade können Kerzen und Blumen aufgestellt werden. Nach Ende der Ruhefrist wird die Urne dann ins Pyramideninnere transloziert.

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      Bild 32: Bestattungspyramide auf dem Hauptfriedhof Saarbrücken (Quelle: Norbert Fischer)

      Auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf wird eine ehemalige Friedhofskapelle als Urnenbeisetzungsstätte (Kolumbarium) genutzt. Generell erlebt die Kolumbariumbestattung derzeit eine Renaissance, wie die inzwischen erfolgte Umwidmung mehrerer Kirchen zu Orten der Aschenbeisetzung dokumentiert (sog. „Urnenkirchen“). Aktuell ist in Lübeck geplant, einen ehemaligen Hafenspeicher zu einem Kolumbarium umzubauen.

      link1.2.4 Gemeinschaftsanlagen für gesellschaftliche Gruppen

      Der „Garten der Frauen“ {Gemeinschaftsanlagen, Der „Garten der Frauen“}

      Das wohl deutschlandweit bekannteste Beispiel einer personen- bzw. gruppenbezogenen Gemeinschaftsgrabanlage ist der „Garten der Frauen“ auf dem Hamburg-Ohlsdorfer Friedhof. Die Anlage wird vom gleichnamigen Verein, der in der Hamburger Frauenbewegung verankert ist, betreut und über Mitgliedsbeiträge finanziert. Der Verein wurde im Jahr 2000 von drei Frauen begründet und richtete 2001 die Gemeinschaftsgrabstätte auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein. In einem musealen Bereich der parkähnlich gestalteten Anlage wird an verdiente Frauen aus Hamburg erinnert, z. B. durch umgesetzte Grabsteine von anderweitig situierten Gräbern, deren Ruhefrist abgelaufen war. Weitere Räume dienen als Bestattungsfläche für Vereinsmitglieder. Historische Erläuterungstafeln und ein Denkmal für NS-Opfer gehören ebenfalls zur gartenarchitektonisch ansprechend gestalteten Anlage, deren Bedeutung durch ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm zusätzlich untermauert wird. Eine „Erinnerungsspirale“ aus Einzelsteinen ist dem Andenken jener bedeutenden Hamburger Frauen gewidmet, deren Grabstätten an einem anderen Ort geblieben ist. So bildet der „Garten der Frauen“ nicht zuletzt einen ganz besonderen Ort der Erinnerung. Damit wird er zugleich zum kulturhistorischen „Freilichtmuseum“.

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      Bild 33: Der „Garten der Frauen“ auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

      Zur Anlage gehören Erläuterungstafeln, Ruhebänke und v. a. vielfältige gartenarchitektonisch-gestalterische Elemente, die den Begräbnisplatz als naturnah modellierte Miniaturlandschaft erscheinen lassen. In einem nahegelegenen historischen Wasserturm finden Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt. Mit dem „Garten der Frauen“ wird zugleich der gesellschaftspolitische Aspekt von Bestattungskultur deutlich: Statt der klassischen, familien-, ehe- oder individuumsbezogenen Grabstätte entwickeln sich Anlagen, die von neuen sozialen, netzwerkartigen agierenden Gruppierungen mit einer je eigenen gesellschaftlichen Identität geprägt sind – wie hier der Frauenbewegung.

      Anlage für buddhistische Gemeinschaften {Gemeinschaftsanlagen, Anlage für buddhistische Gemeinschaften}

      Im März 2019 wurde erstmal eine Bestattung auf der Anlage für buddhistische Gemeinschaften des Heidefriedhofs Dresden durchgeführt. Diese Anlage, die bereits seit 2015 besteht, trägt den Namen „Ort der Rückkehr“ und ist für alle buddhistischen Strömungen offen. Im Hintergrund für die besondere Beisetzungsstätte steht die Verbundenheit mit den Vorfahren, die sich in der Anlage ausdrückt.

      Die vergleichbare buddhistische Gemeinschaftsgrabstätte auf dem Zentralfriedhof Wien ist um einen zentralen Stupa oktogonal gestaltet. In Deutschland entstand das erste buddhistische Gräberfeld auf dem Friedhof Hannover-Seelhorst, weitere folgten u. a. in Hamburg, Mönchengladbach und Berlin.

      Fußballfan-Anlagen {Gemeinschaftsanlagen, Fußballfan-Anlagen}

      Ebenfalls einer sozialen Gruppierung zugehörig sind die in Deutschland noch wenig, im Ausland (z. B. Niederlande, Großbritannien) sehr viel stärker bekannten Fußballfan-Gemeinschaftsanlagen.

      Auf dem Hauptfriedhof Hamburg-Altona in Hamburg begann man 2008 mit der Anlage des stadionähnlich gestalteten „HSV-Friedhofs“: Drei „Tribünenränge“ dienen der Aufnahme der einzelnen Gräber für Anhänger des Hamburger SV. Die Fläche, die mit Unterstützung des Vereines angelegt wurde, befindet sich nahe am HSV-Stadion.

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      Bild 34: Hamburger SV-Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof Altona (Quelle: Lea Stalmann)

      Auch der FC Schalke 04 hat in Gelsenkirchen eine eigene Bestattungsanlage eingerichtet. In anderen europäischen Staaten ist diese Praxis bereits länger bekannt: In den Niederlanden haben seit den 1990er-Jahren Fans des Fußballclubs Ajax Amsterdam die Möglichkeit, sich unter Gleichgesinnten auf dem Friedhof Westgaarde bestatten zu lassen.

      AIDS-Gemeinschaftsgrabstätten {Gemeinschaftsanlagen, AIDS-Gemeinschaftsgrabstätten}

      Frühe Beispiele für personenspezifische Gemeinschaftsgrabstätten bilden die seit Mitte der 1990er-Jahre eingerichteten Anlagen für Menschen, die an AIDS verstorben waren. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg wurde im Jahr 1995 auf Betreiben des Vereines Memento e. V. eine historische, denkmalgeschützte Grabstätte in Form einer sog. Patenschaft restauriert und mit dem Schriftzug „Memento“ versehen („Memento I“). Auf der Grabstätte sind jeweils die Namen der Toten aufgeführt. Die eingravierte Schleife symbolisiert Verbundenheit und Solidarität mit den Verstorbenen, die sonst möglicherweise als Sozialbestattung anonym beigesetzt worden wären. Später wurden auf demselben Friedhof weitere Gemeinschaftsgrabstätten, auch mit moderner Grabmalgestaltung, angelegt. Mit deren Einrichtung verbunden waren regelmäßige Gedenkveranstaltungen am Gemeinschaftsgrab.

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      Bild 35: AIDS-Gemeinschaftsgrab Hamburg-Ohlsdorf (Quelle: Norbert Fischer)

      Gemeinschaftsanlagen für Obdachlose

      Wie

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