Ur-Gemeinde. Frank Viola

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des gegenseitigen Bestrebens, einander zu erbauen. Was den Inhalt betraf, so war die Versammlung der Christen christozentrisch. Was da besprochen wurde, warf immer neues Licht auf Christus. Jedes Lied brachte ihm Ehre, jedes Gebet rückte ihn in den Mittelpunkt. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Die Christen erlebten während der Woche das innewohnende Leben Christi und trafen sich dann, um ihre Erfahrungen auszutauschen. In dieser Hinsicht stellten die Treffen der frühen Kirche einen Ort der Begegnung dar. Man traf sich, um den Überfluss an geistlichem Leben an andere weiterzugeben.

      Haben Sie je etwas vom Herrn so erkannt oder sind ihm auf eine Weise begegnet, wodurch Sie geistlich so sehr erfüllt waren, dass Sie beinahe platzten, wenn Sie das nicht mit anderen hätten teilen können? Wenn ja, dann stellen Sie sich vor, das dies einer ganzen Gemeinde passierte. Es ist ein zentrales Merkmal der Gemeindeversammlung, dem geistlichen Leben zu erlauben, sich so zu entfalten, dass alle gesegnet werden. Wie auch die Personen der Dreieinigkeit ihr Leben einer dem anderen selbstlos schenken, so sollten auch die Mitglieder der Gemeinde sich in ihren Versammlungen einander schenken. Die neutestamentliche Teilnahme an einer Versammlung besteht mehr im Geben als im Nehmen. Ganz anders als heute gingen die frühen Christen nicht „zur Kirche“, um geistlichen Segen aus den Händen einiger „religiöser Spezialisten“ zu empfangen. Sie trafen sich, um ihren Schwestern und Brüdern zu dienen, indem sie ihnen etwas vom Leben des Herrn weitergaben. Dadurch suchten sie die Gemeinde zu erbauen (vgl. Röm 12,1-8; 1 Kor 14,26; Heb 10,24-25).

      Eine Frage der anhaltenden Kraft

      In der typischen Kirche/Gemeinde ist es der Mechanismus des Gemeindeprogramms, der das Gemeindeleben anfacht und vorwärtstreibt. Sollte der Geist Gottes diese Gemeinde verlassen, so würde das nicht einmal bemerkt werden. Die „normalen Geschäfte“ des Gemeindeprogramms gingen einfach weiter. Der Gottesdienst bliebe davon unberührt. Die Liturgie würde nicht unterbrochen. Es würde gepredigt, und die Loblieder würden weiterhin gesungen werden. Es wäre wie bei Simson: die Versammlung würde ganz normal ihr Programm verfolgen und nicht merken, „dass der Herr … gewichen war“ (vgl. Ri 16,20).

      Die anhaltende Kraft der frühen Kirche speiste sich dagegen aus dem Leben des Heiligen Geistes. Die frühen Christen hatten keine Geistlichen, keine Liturgie, kein Programm und kein Ritual. Sie verließen sich völlig auf das geistliche Leben der Einzelnen, die das Leben der Gemeinde und die Qualität der Versammlungen ausmachten. Wenn sich das geistliche Leben der Gemeinde einmal erschöpfte, dann bemerkte das jeder Einzelne. Das fröstelnde Schweigen wäre niemandem entgangen. Mehr noch: Hätte der Geist Gottes eine Versammlung endgültig verlassen, so hätte sich diese Gemeinde sofort aufgelöst. Anders gesagt: Die Gemeinde des ersten Jahrhunderts kannte keinen erhaltenden Einfluss außer dem Heiligen Geist. Sie verließ sich nicht auf die Leitung Geistlicher, auch nicht auf irgendwelche Programme, weder auf menschliche Planung noch auf institutionelle Systeme.

      Moses Stiftshütte ist der beste Vergleich für eine Kirche, die durch eine Institution zusammengehalten wird statt durch das Leben aus Gott. Als Gottes Gegenwart die heilige Zeltwohnung verließ, blieb nichts mehr übrig als eine leere Hülle mit beeindruckendem Äußeren.

      Auch nachdem die Herrlichkeit des Herrn gewichen war, kamen immer noch Leute, um bei der leeren Stiftshütte ihre Opfer darzubringen. Sie bemerkten nicht einmal, dass Gott gewichen war (vgl. 1 Chr 16,39-40; 2 Chr 1,3-5; Jer 7,12-14).

      Auf diese Weise liegt das Übel der institutionellen Kirche in ihrem Vertrauen auf programmorientierten, von Menschen erdachten Systemen, die die „Kirche“ stützen, während der Geist Gottes abwesend ist. Dieses verkalkte System täuscht: Ist das spontane Leben Jesu Christi aus einer christlichen Gemeinschaft verschwunden, dann hört eine solche Gemeinschaft auf, Gemeinde im biblischen Sinn zu sein, selbst dann, wenn die äußere Form gewahrt bleibt.

      Der Einwand des Klerus

      Das Neue Testament sieht die Versammlung der Gemeinde als offene Gemeinschaft mit spontaner Beteiligung. Das aber lehnen heute viele Geistliche ab. Die Einwände dagegen lauten etwa so: „Wenn ich es den Mitgliedern meiner Kirche erlaube, ihre Gaben frei auszuleben, würde das in Chaos münden. Ich habe gar keine andere Wahl, als die Leitung zu übernehmen, sonst gerät schnell alles außer Kontrolle.“ Andere sagen: „Ich habe das mit meinen ,Schäfchen‘ versucht, aber es funktioniert nicht.“

      Diese Einwände verraten eine krasse Unkenntnis von Gottes Ekklesiologie. Schon der Gedanke, dass ein Geistlicher über die Autorität verfügt, seinen Brüdern die offene Beteiligung zu „erlauben“ oder zu „verwehren“, beruht auf einem verzerrten Verständnis von Autorität (das wird in Teil 2 genauer behandelt). Kein Mensch hat das Recht, einer gläubigen Priesterschaft die Ausübung der geistgeschenkten Gaben zu erlauben oder zu verbieten. Auch hat niemand das Recht, vom Volk Gottes als von „meinen Schäfchen“ zu sprechen.

      Zweitens verrät die Besorgnis, mangelnde Leitung eines Geistlichen führe schnell ins Chaos, ein fehlendes Vertrauen in den Heiligen Geist und ebenso ein fehlendes Vertrauen in Gottes Volk selbst. Das widerspricht aber der neutestamentlichen Sichtweise (vgl. Röm 15,14; 2 Kor 2,3; 7,6; 8,22; Gal 5,10; 2 Thess 3,4; Phlm 21; Heb 6,9).

      Drittens ist die Besorgnis, die offene Beteiligung in einer Versammlung müsse unweigerlich ausufern, schlichtweg unbegründet. Allerdings hängt die Versammlung von einem sehr wichtigen Punkt ab: Um als Glieder am Leib Christi ordnungsgemäß funktionieren zu können, müssen sie dafür zugerüstet werden.

      Unter dieser Voraussetzung möchte ich offen und ehrlich bekennen: Ich verstehe, dass ein Pastor sich Sorgen macht, die „Erlaubnis“ einer offenen Beteiligung könne misslingen. Der Grund für dieses Misslingen ist aber einfach: Vielleicht hat er das Volk Gottes einfach nicht zugerüstet, unter der Herrschaft Jesu Christi zu agieren.

      Man wird keineswegs angemessen zugerüstet, wenn man still die Kirchenbank drückt und Woche um Woche einer neuen Predigt lauscht. Die richtige Zurüstung bekommt das Volk Gottes von Christen, die fähig sind, das Wissen um die richtige Nachfolge weiterzugeben und zu zeigen, wie man die einzelnen Gaben in der Versammlung einsetzt. Solche Arbeiter rüsten die Heiligen zu (vgl. Eph 4,11-16). Danach tun diese Arbeiter etwas, das heute wohl nur wenige Pastoren wagen würden: Sie überlassen die neue Gemeinde sich selbst (vgl. Apg 13–20).

      Eine Versammlung mit offener Beteiligung wird sicherlich nicht immer so ordentlich ablaufen wie ein geregelter Gottesdienst, der streng dem Wochenplan folgt. Nichtsdestotrotz wird sie mehr von der Fülle Christi zeigen, als das ein menschliches Konstrukt hervorzubringen imstande wäre.

      In einem Treffen nach dem Muster des ersten Jahrhunderts kann es freilich vorkommen, dass es hie und da „Beiträge“ gibt, die wenig nützlich sind. Das trifft in besonderem Maße auf junge Gemeinden zu. Die Lösung heißt aber nicht: weg mit der offenen Beteiligung. Man muss den Übereifrigen zeigen, wie sie es besser machen können, und genauso jenen helfen, die wenig Erbauliches beitragen. Das lastet gerade im Gründungsstadium einer Gemeinde auf den Schultern der Gründer. Später übernehmen die Ältesten und Erfahreneren diese Rolle (siehe Kap. 9). Erinnern wir uns, wie Paulus dem Durcheinander in Korinth begegnete: Er schloss die Versammlungen nicht etwa und führte eine Liturgie ein, nein, er gab seinen Geschwistern Leitlinien an die Hand, aufgrund derer sie für Ordnung und Erbauung sorgen konnten (vgl. 1 Kor 14,1ff.).

      Paulus war darüber hinaus zuversichtlich, dass die Gemeinde diesen Leitlinien folgen würde. Das führt uns zu einem wichtigen Grundsatz: Jede Gemeinde des ersten Jahrhunderts war mit einem reisenden apostolischen Arbeiter verbunden, der ihr mit den anfallenden Problemen half. Manchmal kam diese Hilfe in Form von Briefen, manchmal stattete der Apostel der Gemeinde einen persönlichen Besuch ab.

      Auch heutige apostolische Arbeiter geben den Gemeinden solche Leitlinien, um internen Schwierigkeiten zu begegnen. Diese

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