Ur-Gemeinde. Frank Viola

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Ur-Gemeinde - Frank Viola

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Jeder Christ, dem der Heilige Geist etwas eingab, hatte die Freiheit, seinen Beitrag und seine Gabe beizusteuern.

      Denn ihr könnt alle einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle ermahnt werden (1 Kor 14,31).

      In 1. Korinther 11–14 gibt uns Paulus einen Einblick in die Versammlung der Gemeinde des ersten Jahrhunderts. Wir sehen eine Gruppe von Menschen, die alle aktiv am Geschehen beteiligt sind. Freiheit, Offenheit und Spontaneität sind die Hauptmerkmale dieser Versammlung. „Einer dem anderen“ heißt das Motto; gegenseitige Erbauung ist das oberste Ziel.

      Christus, der Leiter der neutestamentlichen Versammlung

      Die neutestamentlichen Treffen der Gemeinde hingen völlig von der Leitung Jesu Christi ab. Christus stand im Vordergrund. Er war Maß und Mitte. Er sagte, welche Ziele zu verfolgen waren und was geschehen sollte. Wenn auch seine Leitung dem menschlichen Auge verborgen blieb, war dennoch klar, wer hier den Ton angab, nämlich er selbst.

      Der Herr Jesus konnte in diesen Versammlungen sprechen durch wen er wollte und auch in dem Ausmaß, in dem er es wünschte. Es gab keine festgelegte Liturgie, die ihm die Hände gebunden oder ihn sonstwie behindert hätte.

      Die Gemeindeversammlung funktionierte nach dem Prinzip „runder Tisch“: Jeder war aufgefordert, sich zu beteiligen. Der traditionelle Gottesdienst dagegen funktioniert nach dem Prinzip „Kanzel – Kirchenbank“. Dies teilt die Mitglieder in wenige aktive und viele passive auf, weshalb manche dies auch „Zuhörerkirche“ nennen.

      In der Gemeinde des ersten Jahrhunderts stand weder die Predigt noch „der Prediger“ im Vordergrund. Die göttliche Regel hieß vielmehr: Die ganze Gemeinde macht mit. Die Versammlung war nicht-liturgisch, ohne Rituale und ganz unsakral. Nichts war oberflächlich; alles entsprang der lebendigen Gegenwart Christi.

      Die Versammlung zeugte von einer flexiblen Spontaneität, die völlig unter der Leitung des Geistes Gottes stand. Er konnte sich eines jeden Einzelnen nach Belieben bedienen (vgl. 1 Kor 14,26.31). Wenn man ihm erlaubte, die ganze Versammlung zu leiten, so führte das zu größter Ordnung (vgl. 1 Kor 14,40).

      Auf diese Weise leitete der Heilige Geist die Versammlung; wenn jemand etwas von ihm empfing, während gerade jemand anderes sprach, so war der zweite frei, seinen Gedanken einzubringen (vgl. 1 Kor 14,29-30). Unterbrechungen gehörten daher einfach dazu (vgl. 1 Kor 14,27-40). Derlei wäre in heutigen Kirchen undenkbar. (Stellen Sie sich nur vor, was geschähe, wenn Sie den Pastor während seiner Predigt unterbrächen, weil Sie etwas erkannt haben.)

      Man mag dagegenhalten: In meiner Gemeinde habe ich durchaus das Recht, mich zu beteiligen. Meine Frage lautet: Dürfen Sie sich auch an großen Versammlungen beteiligen, etwa wenn alle Mitglieder da sind? Dürfen Sie jederzeit aufstehen und etwas sagen, eine Lehre, eine Ermahnung, ein Lied oder was sonst Ihnen der Herr ans Herz gelegt hat? Noch wichtiger: Werden Sie ermutigt, dies zu tun?

      Seien Sie ehrlich: Der Gedanke, dass sich alle gegenseitig dienen, wie er im Neuen Testament zutage tritt, ist doch wohl weit von dem entfernt, was wir in einer typisch institutionellen Kirche als eng gefassten Begriff des „Laiendienstes“ kennen. Die meisten organisierten Kirchen bieten eine Fülle von ehrenamtlichen Positionen an, wie z. B. Rasenmähen im Pfarrhof, das Begleiten der Besucher zu den Sitzplätzen, die Begrüßung am Eingang, Zettel verteilen, die Sonntagsschule unterrichten, Singen im Chor oder – bei entsprechender Begabung – in der Lobpreisgruppe, Folien auflegen oder PowerPoint-Präsentationen weiterklicken usw.

      Diese eingeschränkten „Dienste“ sind aber Lichtjahre entfernt von jener freien und offenen Ausübung der geistgegebenen Gaben, die der ganzen Versammlung zugutekommen sollen.

      Die Notwendigkeit eines funktionierenden Priestertums

      Was ist der Grund für diese Vorgehensweise der frühen Kirche? War das bloß vorübergehende Kulturtradition? War das nur die Kindheit der Kirche, wie manche meinen, war es ihre Unwissenheit, ihre noch mangelnde Reife? Ich bin nicht davon überzeugt. Die Versammlungen des ersten Jahrhunderts waren tief in der biblischen Theologie verwurzelt. Man setzte die neutestamentliche Lehre vom Priestertum aller Gläubigen in die Tat um, eine Lehre, die für alle Evangelikale ein Lippenbekenntnis ist.

      Was besagt diese Lehre? Nach den Worten des Petrus sind alle Gläubigen geistliche Priester; sie alle sind dazu aufgerufen, ihrem Herrn „geistliche Opfer“ zu bringen. Oder mit Paulus gesprochen: Alle Christen sind lebendige Glieder am Leib Christi. Die Versammlung mit offener Beteiligung nach neutestamentlichem Vorbild entspricht unserer geistlichen Natur. Jeder Christ hat die (neu) angeborene Neigung, sich mit anderen Christen zu treffen, um sich in offener Atmosphäre über den gemeinsamen Herrn auszutauschen. Ritual und Programm würden hier nur störend wirken. Man will schließlich sein Herz ausschütten, will sagen, was Gott hineingelegt hat.

      Denken Sie nur an die Erweckungen der Vergangenheit. Wenn Sie sich mit diesen Erweckungen schon einmal befasst haben, dann wissen Sie, dass diese eine Zeit lang den traditionellen Gottesdienst ausgesetzt haben. Die Prediger pausierten oft monatelang. Stattdessen versammelte sich das Volk Gottes stundenlang, sang, bezeugte und sprach über Gott. Man traf sich ganz spontan. Es waren offene Treffen, an denen sich jedermann beteiligen durfte. Niemand leitete diese Treffen.

      Warum geschah dies? Weil sich Gottes Volk auf seine Instinkte verließ; niemand hielt die Gezeitenflut des Heiligen Geistes auf, niemand hinderte ihn an seinem Wirken. Sobald die Wasser aber zurückgegangen waren, kehrte man schnell zur jahrhundertealten, gewohnten, protestantischen Gottesdienstpraxis zurück. Fast überall kamen die offenen Versammlungen zum Erliegen.

      Im Grunde spiegelten die Gemeindeversammlungen des ersten Jahrhunderts das wider, was schon von Ewigkeit her im dreieinigen Gott stattgefunden hatte: selbstloses Leben, selbstlose Liebe und Gemeinschaft.

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