Trugbilder. Ella Danz
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Trugbilder - Ella Danz страница 8
»Dein Urlaub schon wieder vorbei?«, fragte Angermüller.
»Tja, geht immer verdammt schnell. Aber hab eh nur meine Bude renoviert und war übers Wochenende mal in Coburg.«
»Ach, in der alten Heimat. Schön.«
Mehmet und der Kommissar stammten aus der gleichen Gegend in Oberfranken.
»Ich hab dir auch was mitgebracht. Kriegst du morgen«, verkündete Mehmet mit geheimnisvollem Lächeln.
»Oh, womit hab ich das verdient? Da bin ich ja gespannt«, freute sich Angermüller, »Und, hast du hier was Interessantes gefunden?«
»Was gefunden, ja. Eine Plastikkappe, wahrscheinlich von einem Kanister. Ob das interessant ist, wird sich noch rausstellen. Kleidung und sonstige persönliche Gegenstände leider bisher Fehlanzeige.«
Angermüller und Jansen waren an der äußeren Ecke der mit Steinplatten ausgelegten Umrandung vor den Umkleidekabinen angelangt, wo Doktor Steffen von Schmidt-Elm hockte und konzentriert seiner Arbeit nachging. Erst jetzt konnten die Kommissare ausmachen, was vor dem Rechtsmediziner lag. Beide stoppten gleichzeitig und starrten auf das gespenstisch anmutende Wesen. Der Anblick löste bei Angermüller mehr als Unbehagen aus. Schließlich räusperte er sich.
»Grüß dich, Steffen! Noch gar nicht richtig angekommen, schon wieder im Dienst.«
»Wat mutt, dat mutt. Grüß dich, Schorsch, hallo, Jansen.«
Mit einem kurzen Lächeln begrüßte Schmidt-Elm die Kommissare. Er war der Einzige hier, der die fränkische Version von Angermüllers Vornamen benutzte.
»Puh, schon ein bisschen heftig als Wiedereinstieg«, meinte Angermüller mit Blick auf die menschlichen Überreste, an denen Steffen gerade erste Untersuchungen vornahm: ein schwarzer Schädel ohne Haare, der Mund mit seinen zwei Reihen Zähnen geöffnet wie zu einem Grinsen, die schwarzen gebeugten Arme wie gestikulierend in die Luft gereckt.
»Da stimme ich dir zu«, bestätigte Steffen und rückte seine Lesebrille zurecht.
»Magst du schon irgendwelche Erkenntnisse weitergeben?«, fragte Angermüller, auch wenn er befürchtete, dass es noch nicht viel sein konnte, und der Rechtsmediziner es ohnehin vorzog, seine Befunde erst durch die Obduktion zu verifizieren.
»Ich kann euch nur zum Offensichtlichen etwas sagen. Man gedachte, diesen Körper zu verbrennen, was sehr hohe Temperaturen, gute Belüftung und einen wirksamen Brandbeschleuniger in ausreichender Menge benötigt. Davon hat man sicher was auf das Opfer geschüttet, am Kopf angefangen, der ja sehr stark betroffen ist. Auch der Oberkörper wurde damit übergossen, und da es sich um eine schlanke Person handelt, haben wir diese typische sogenannte Fechterstellung aufgrund der durch die Hitze verkürzten Muskeln und Sehnen.«
Steffen wies auf die so geisterhaft ins Leere greifenden Arme des Leichnams.
»Doch insgesamt reichte die Menge Brandbeschleuniger nicht aus, denn wie ihr seht, ist der Körper von den Knien abwärts noch einigermaßen unversehrt.«
Den Anblick der zierlichen Füße mit den lackierten Nägeln fand Angermüller fast am schlimmsten, und er schaute schnell woanders hin. Es war ein so eindeutiger Hinweis auf ein Leben, das abrupt und gegen den Willen des Individuums beendet worden war, dass ihn schauderte.
»Im Übrigen handelt es sich eindeutig um eine Frau«, Schmidt-Elm wies auf den ebenfalls weniger versehrten Beckenbereich, »noch recht jung wahrscheinlich. Sie war unbekleidet. Größe so um die 175 Zentimeter.«
Angermüller nickte.
»Ist das Feuer denn auch die Todesursache?«
Steffen hob die Schultern.
»Das, oder ob sie schon tot war, als man sie in Brand gesteckt hat, weiß ich erst nach der Obduktion. Mehr kann ich momentan noch nicht sagen.«
»Vielen Dank, Steffen. Wir versuchen’s dann mal auf gut Glück mit der Vermisstendatei. Und wenn wir morgen den Zahnstatus haben, können wir bei den Zahnärzten eine erste Abfrage starten. Allerdings wird das leider dauern.«
»Mal schauen, ich hab da so meine Kontakte, zumindest hier in der Gegend, vielleicht kann ich das etwas beschleunigen.«
»Das wär natürlich gut. Okay, wir sehen uns hier noch ein wenig um. Dann bis morgen, nehme ich an. So um neun Uhr?«
»Ja, tschüs, bis dahin im Institut.«
Während der Rechtsmediziner sich wieder über sein Untersuchungsobjekt beugte, wandten sich Angermüller und Jansen in Richtung Ausgang, um erst einmal den Mann zu befragen, der den Fund gemeldet hatte.
»Und, Andreas, hast du schon was für uns?«, wollte Angermüller im Vorübergehen wissen.
»Komiker! Wie denn? Kein Schmuck, keine Textilreste, schon gar keine Papiere, und von Schuhabdrücken nur noch Überreste. Dieser bescheuerte Regen hat fast sämtliche Spuren beseitigt.«
»Dann gib dir mal Mühe«, forderte Angermüller ihn auf und schnitt eine Grimasse zu Jansen.
»Ihr könnt mich alle mal«, kam es böse zurück. Sie waren schon ein paar Meter weiter, da rief Ameise ihnen nach: »Im Übrigen, wenn ihr mich fragt: Ist doch noch ein bisschen zu früh zum Angrillen, oder?«
Es folgte ein meckerndes Lachen. Jansen stöhnte genervt. Ohne weiter von Ameise Notiz zu nehmen, gingen die Kommissare zu den Streifenpolizisten, die immer noch mit dem Zeugen zusammenstanden. Der eine überreichte ihnen einen Zettel mit den Daten des Mannes.
»Bitte entschuldigen Sie, dass Sie so lange warten mussten. Ja, dann erzählen Sie doch mal, Herr …«, Angermüller schaute auf seine Personalien, »Herr Burdinski, wann und wie Sie die tote Person aufgefunden haben.«
»Also, ich bin gestern spätabends hier angekommen. Ich komm aus Essen. Ich hab ein Ferienhaus gleich nebenan in der Siedlung, wissen Sie. Meine Frau hatte keine Lust mitzufahren, sie findet das hier immer so trostlos um diese Jahreszeit. Is ja auch niemand da von unseren Nachbarn. Ja …«
Der Mann im Trainingsanzug nickte selbstvergessen. Sein Rauhaardackel zerrte ungnädig an der Leine.
»Herr Burdinski, könnten Sie uns bitte schildern, wie Sie auf den Fund aufmerksam wurden und wann das war?«, versuchte Angermüller, den Mann zum Kern der Frage zu bringen.
»Ja, also, weil das ja so nass war heute Nacht, hab ich den Hund für sein Geschäft immer nur kurz in unseren Garten gelassen. Dann bin ich am Vormittag erst mal in den Supermarkt gefahren, weil ich hier nix zu beißen hatte. Und kein Bier!«
Er grinste die beiden Beamten an. Angermüller hörte seinen Kollegen schwer atmen. Wahrscheinlich litt der schon wieder Höllenqualen, denn wenn Jansen eine Tugend abging, war das Geduld.
»Und wann und wie sind Sie dann auf das Opfer gestoßen?«, hakte Angermüller noch einmal nach.
»Das war so vor zwei Stunden ungefähr. Ich hatte gut gegessen und dachte, Herbert, es regnet grad nicht, jetzt tust du mal ein paar Schritte, am besten runter zum See. Das tut der