Trugbilder. Ella Danz
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»Und weiter?«
»Ach so, ja. Hier, meine Susi hat die Leiche gefunden. War nicht angeleint – ausnahmsweise, Herr Kommissar. Und plötzlich war sie weg und hat gebellt wie verrückt und nicht aufgehört, bis ich hinterher kam. Na, ich hab vielleicht einen Schrecken gekriegt! Sieht ja aus wie aus einem Gruselfilm, dat Dingens! Ich hab sofort mein Handy genommen und den Notruf gewählt. Ihre Kollegen waren zum Glück schon nach einer Viertelstunde hier.«
»Und sonst ist Ihnen nichts aufgefallen, weder am Abend zuvor noch heute?«
»Nee, wat soll mir denn aufgefallen sein?«
»Ungewöhnliche Geräusche, Lärm, fremde Autos oder Leute in der Siedlung«, zählte der Kommissar auf.
Der Zeuge schüttelte den Kopf.
»Nee, nix. Ich sach ja, hier is um die Jahreszeit tote Hose.«
»Ist gut, Herr Burdinski, vielen Dank. Das war dann alles«, resignierte Angermüller. Bei dem Menschen war wohl wirklich nichts mehr zu holen.
»Und wat is da jetzt eigentlich passiert, Herr Kommissar? Wer ist denn dat arme verbrannte Dingens?«
»Wir arbeiten daran, das herauszufinden.«
»Aha. Na ja, auch wenn Sie was wüssten, mehr erzählen Sie mir ja sowieso nich«, bedauerte Herbert Burdinski, »ein Glück jedenfalls, dass meine Frau nich hier ist. Die hätte vor Schreck ’n Herzkasper gekriegt. Na komm, Susi, dann gehen wir mal nach Hause. Tschüsskes!«
»Tschüs. Ihre Kontaktdaten haben wir ja, falls wir noch Fragen haben.«
Die beiden Kommissare wechselten noch einmal zurück auf das Gelände der Badeanstalt. Mit dem neuen Wissenstand, so gering der auch war, ließ jeder für sich die Umgebung erneut auf sich wirken, versuchte, auf seine Art zu ergründen, was sich hinter dem Wenigen, was sie wussten, verbarg, welches Drama sich hier abgespielt haben könnte.
Das Opfer war eine junge Frau, was Angermüller sofort an eine Beziehungstat denken ließ. Eifersucht setzte in manchen Menschen brutale Dämonen frei, die sie zu unvorstellbar grausamen Taten trieben. Wenn das Verbrennen nicht todesursächlich war, dann sollte es sicherlich Spuren verwischen, aber vielleicht auch komplett auslöschen, was der Täter einst geliebt hatte. Und warum hatte er sich genau diesen Ort für sein Tun ausgesucht? Gab es außer der Einsamkeit um diese Jahreszeit noch einen anderen Grund? »Schorsch! Kommst du bitte noch mal?«, unterbrach der Rechtsmediziner Angermüllers Überlegungen.
»Was gibt’s?«
»Ich habe eben etwas entdeckt, was die Identifizierung unseres Opfers sehr beschleunigen kann. Siehst du, hier?«
Steffen deutete mit seinem behandschuhten Finger auf den Brustkorb der Toten. Angermüller schüttelte den Kopf, er sah nur Schwarz.
»Die junge Frau trug Brustimplantate. Und die haben üblicherweise Seriennummern und weitere Herstellerangaben. Zumindest das eine scheint nicht komplett verschmort. So könnt ihr über den Hersteller das Krankenhaus ermitteln und dort den Namen der Patientin – richterlichen Beschluss vorausgesetzt.«
»Na, das ist doch mal eine gute Nachricht.«
»Nicht wahr? Alles Weitere dann morgen. Bei der Gelegenheit wirst du auch die Nachfolgerin von unserem Freiburger Kollegen Eberle kennenlernen, Schorsch. Der Eberle ist ja im letzten Sommer zurück in die Heimat und hat inzwischen promoviert.«
»Und welchen Dialekt spricht seine Nachfolgerin?«, fragte Angermüller augenzwinkernd, da hin und wieder Verständigungsprobleme aufgetreten waren, wenn Manfred Eberle im Eifer des Gefechts in seinen badischen Dialekt verfallen war.
»Wenn überhaupt, dann Mecklenburger Platt. Doktor Maike Witt stammt aus Wismar.«
»Das ist quasi um die Ecke, die Frau spricht ganz normal«, stellte Jansen fest, der die Neue schon kennengelernt hatte.
»Richtig. Insofern dürfte es also keinerlei Verständigungsschwierigkeiten geben. Dann nochmals tschüs und bis morgen.«
»Ja tschüs, Steffen, und danke.«
Zwei Mitarbeiter eines Bestattungsinstituts tauchten auf. Sie trugen den Metallsarg, in dem die Überreste der Toten ins Institut für Rechtsmedizin transportiert würden. Die Kommissare machten sich auf den Rückweg nach Lübeck. Ruhig lenkte Jansen den Wagen über die leere Autobahn, und sie planten den nächsten Tag. Ein Kollege sollte die Datei für Vermisste und unbekannte Tote durchforsten, auch wenn sie vorerst nur die Kennzeichen »weiblich, jung, Norddeutschland« für den Abgleich hatten. Mehmet sollte bei Tageslicht den weiteren Bereich um den Fundort noch einmal genau absuchen, in der Hoffnung, doch noch auf Spuren, auf Beweismittel zu stoßen. Für sie selbst würde es um 9 Uhr mit der Obduktion beginnen, und anschließend wollten sie sich in der Gegend um den See noch einmal umhören. Vielleicht hatte ja irgendjemand etwas von einem Feuer bemerkt, und sie könnten zumindest den Zeitpunkt des Verbrennens näher bestimmen.
»Na dann, schönen Feierabend. Ich hol dich morgen früh ab«, verabschiedete sich Jansen.
»Danke, dir auch. Bis morgen.«
Es ging gegen 20 Uhr, und als Georg die Wohnungstür aufschloss, spürte er sehr deutlich seinen leeren Magen. Oh ja, nach den Stunden in der unwirtlichen Kälte hatte er sich ein schönes Abendessen verdient. Und auch sein von den schrecklichen Bildern aufgewühltes Gemüt würde der Genuss eines guten Essens beruhigend streicheln.
Er goss sich einen Rotwein ein und inspizierte seine Vorräte, von denen er immer ausreichend vorhielt, um, auch ohne extra einzukaufen, eine köstliche Mahlzeit zubereiten zu können. Gerade begann er zu überlegen, ob es ihn eher nach Pasta oder einem Pfannkuchen mit Speck und Champignons gelüstete, da durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Derya! An seine Verabredung mit ihr um 19 Uhr hatte er überhaupt nicht mehr gedacht!
Aber irgendwie merkwürdig, dass sie gar nicht angerufen hatte. Wenn sie nicht auch den Termin vergessen hatte, was ziemlich unwahrscheinlich war, dann bedeutete das nichts Gutes. Wahrscheinlich war sie sauer, ziemlich sauer sogar. Sofort versuchte er, Derya auf dem Handy zu erreichen, doch immer wieder sprang nur ihre Mobilbox an. Nach dem dritten Mal sprach er drauf:
»Liebe Derya, ich muss mich tausendmal bei dir entschuldigen, aber wir sind gegen Abend zu einem Einsatz gerufen worden, eine unbekannte Tote, verbrannt … ja … sehr unschön das alles. Unsere Verabredung hab ich darüber völlig vergessen. Es tut mir wirklich unheimlich leid. Also, entschuldige noch mal, aber ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Solltest du dich jetzt noch treffen wollen, ruf einfach kurz an – ich komme überall hin. Dann erst mal tschüs. Freu mich, wenn du dich meldest.«
Ach ja, manchmal ging einfach alles schief.
Kapitel III
Mit lautem Quietschen stoppte ein Fahrrad neben ihr, und jemand sagte laut: »Viktoria Johanne Frederiksen! Guten Morgen.«
Erstaunt hob Vicky, die gerade vor ihrer Haustür die Reste einer verhedderten Plastiktüte aus den Fahrradspeichen pulte, ihren Kopf. Ein großer, schlanker Typ stand mit seinem Rad direkt vor ihr und grinste sie an. Ja, er kam ihr bekannt vor. Aber wer war das?
»Dich hab ich ja 100 Jahre nicht gesehen«, stellte er fröhlich fest. Er trug eine schmale