Syltmond. Sibylle Narberhaus

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Syltmond - Sibylle Narberhaus

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du dir keine Gedanken zu machen.« Er legte fragend seine Stirn in Falten. »Er ist tot.«

      »Seit wann?« Die Nachricht überraschte ihn nicht sonderlich, da sein Vater seit Langem gesundheitliche Probleme hatte.

      »Seit zwei Monaten. Ich weiß, ich hätte dich informieren müssen, aber ich wusste nicht, wie«, gestand sie.

      Seine Miene wirkte wie versteinert. »Da, wo ich herkomme, gibt es sogar Telefon.« Der gleichermaßen zynische wie anklagende Ton in seiner Stimme war unüberhörbar.

      »Es tut mir sehr leid, Sönke«, sagte sie leise und senkte schuldbewusst den Kopf. »Dein Vater hat dich sehr geliebt.«

      »Seltsame Art, das zu zeigen. Wo ist Ole?«, erkundigte sich Sönke und richtete seinen Blick durch das Fenster nach draußen in die Hofeinfahrt.

      »Dein Bruder ist heute früh auf das Festland gefahren, um sich mit einem potenziellen Abnehmer für die Schafwolle zu treffen. Seine Frau begleitet ihn.« Als sie sah, wie ihr Sohn die Augenbrauen nach oben zog, fügte sie erklärend hinzu: »Friederike und er haben im vergangenen Jahr geheiratet.«

      »Ich merke, während meiner Abwesenheit hat sich eine Menge verändert. Wie gesagt, ich wollte nur schnell ein paar Sachen von mir abholen, sofern sie nicht längst entsorgt wurden. Dann werde ich euch nicht länger mit meiner Anwesenheit belästigen.«

      »Aber Junge, natürlich habe ich all deine Sachen aufgehoben. Bitte, Sönke, gehe nicht gleich wieder weg, es gibt so viel zu sagen«, bat sie ihn und legte ihre Hand auf seinen Unterarm.

      »Nicht jetzt, Mutter. Ein anderes Mal vielleicht. Ich brauche Zeit«, entgegnete er, wobei seine Gesichtszüge für den Bruchteil einer Sekunde Milde ausstrahlten, bevor sie abermals zu Stein wurden.

      »Dann komm wenigstens heute Abend zum Essen, es gibt Grünkohl so wie früher. Den mochtest du immer gern.«

      »Nichts ist mehr wie früher, Mutter.«

      »Bitte, Sönke! Mir zuliebe.« Sie sah ihn flehend an und hätte sich am liebsten fest an ihn geklammert.

      »Ich kann es nicht versprechen.«

      »Wo willst du jetzt hin? Hast du eine Bleibe?«

      »Mach dir um mich keine Sorgen, ich komme zurecht«, beruhigte er sie und löste sich von ihr. Er hatte vorhin mit seinem alten Freund Lorenz telefoniert, der ihm eine Unterkunft organisieren wollte. Für die kommende Nacht hatte er sich ein Zimmer in einer günstigen Pension gemietet. Dort kannte man ihn nicht, und niemand stellte unnötige Fragen.

      Kapitel 4

      »Nick? Bist du soweit? Wir müssen los!«

      »Komme schon!«, tönte seine Stimme aus dem Obergeschoss, gefolgt von dem Knarren der alten, hölzernen Stufen, als Nick die Treppe herunterkam.

      »Dein Daddy ist heute nicht der Schnellste«, sagte ich zu unserem kleinen Sohn Christopher, während ich ihm seine Mütze aufsetzte und anschließend den Reißverschluss seines Anoraks hochzog.

      »Also, ich wäre startklar«, bestätigte Nick hinter mir und schlüpfte in seine Jacke.

      »Dann kann es ja endlich losgehen. Nein, Pepper, du kannst nicht mitkommen. Pass schön auf unser Haus auf«, sagte ich zu unserem Labradormischling, der mich mit seinen treuen Augen erwartungsvoll ansah. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen und sah zu Nick.

      »Nein, Anna, er bleibt hier. Ich dachte, wir waren uns einig, dass dort kein Ort für einen Hund ist«, erstickte er umgehend meine Zweifel im Keim.

      »Da hörst du, was Herrchen gesagt hat, Pepper. Wir sind bald zurück«, tröstete ich ihn, streichelte ihm über den Kopf und reichte ihm zum Abschied einen Hundekeks, den er nahm und damit zufrieden abschob. Nicks Mundwinkel zuckten belustigt, als ich zu ihm sah.

      »Was ist?«

      »Ach, nichts«, erwiderte er und schloss hinter uns ab.

      Auf unserer Fahrt begegneten wir Horden von Menschen, die zu Fuß dem Feuerplatz am Morsumkliff entgegenströmten.

      »Hier ist ja der Teufel los«, brummte Nick mehr zu sich selbst und passierte eine Gruppe Personen, die einen voll beladenen Bollerwagen hinter sich herzogen.

      »Solange alle gut gelaunt und friedlich bleiben, ist es doch in Ordnung.« Ich schenkte ihm einen Seitenblick.

      »Hoffen wir es.«

      »Oh nein, ich glaube, wir müssen umdrehen«, stellte ich fest, als der Parkplatz in Sichtweite kam.

      »Warum? Hast du etwas vergessen? Pepper geht es gut, er kennt das Alleinsein.«

      Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, erklang ein fröhliches »Peppa Hause!« aus dem Kindersitz auf der Rückbank, von dem aus sich Christopher zu Wort meldete.

      »Nein, beim Biikebrennen sind Hunde fehl am Platz, das sehe ich genauso wie du. Ich habe vergessen, Christophers Kopfhörer einzupacken. Die laute Musik des Fanfarenzuges ist zu laut für junge Ohren.«

      »Entspann dich, Sweety. Sie liegen seit gestern im Kofferraum.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich.

      »Du bist ein wahrer Schatz!«, sagte ich, lehnte mich zu ihm rüber und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange, als ein lautes Hupen ertönte. Gleich darauf riss der Fahrer vor uns die Wagentür auf, lehnte sich halb aus dem Auto und brüllte dem Fahrzeug vor ihm wütend etwas hinterher.

      »Die Schlacht um die Parkplätze ist in vollem Gang. Steigt schon mal aus, ich parke vorne an der Straße und komme dann nach«, entschied Nick beim Anblick des überfüllten Parkplatzes.

      Kurz darauf sah ich Nick hinterher, wie er wendete und den Weg ein ganzes Stück zurückfuhr, wo er den Wagen auf dem seitlichen Grasstreifen abstellen wollte. Während ich wartete, zogen immer mehr Menschen an uns vorbei, und ich hatte das Gefühl, als würde der Strom kein Ende nehmen.

      »Moin, ihr beiden!« Meine Freundin Britta mit ihrem Mann Jan tauchte plötzlich neben uns auf.

      »Moin, Britta! Hallo, Jan! Ich habe euch gar nicht kommen sehen.«

      »Wir standen dort hinten. Wo ist Nick?«

      »Er kommt gleich nach, er parkt den Wagen an der Straße, hier war es ihm zu voll«, erklärte ich.

      »Dieses Mal ist wirklich viel los.« Sie ließ ihren Blick über die Menschenansammlung schweifen.

      »Auf jeden Fall ist es gehörig kalt heute.« Jan setzte seine Mütze auf und zog dicke Handschuhe über die Hände. »Wie gemacht fürs Biikebrennen, da schmeckt und wärmt der Glühwein wenigstens ordentlich«, feixte er.

      »Und erst der Grünkohl im Anschluss«, ergänzte Nick.

      »Daddy!«, krähte Christopher und streckte seine kleinen Ärmchen nach seinem Vater aus, der ihn sogleich auf den Arm nahm.

      »Hey, Nick! Da bin ich ganz bei dir. Allein bei dem Gedanken bekomme ich Hunger«, bestätigte er mit einem Lachen. Dann wanderte sein Blick zum Himmel. »Ich glaube, wir bekommen heute noch Schnee.«

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