Aus dem Leben listiger Großmütter. Ludwig Bröcker

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Aus dem Leben listiger Großmütter - Ludwig Bröcker

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tat er nicht. Stattdessen brüllte er:

      „Meine Kollegin wird mich hier rausholen.“

      In dem Moment schellte es, worauf der vermeintliche Polizist ein dreckiges Lachen von sich gab, aber dann fiel ihm ein, dass er einen Fehler gemacht hatte: Er hätte sich nicht darauf einlassen dürfen, dass die Haustür geschlossen wurde. Durch eine offene Tür wäre seine Partnerin unbemerkt hineingeschlüpft und könnte die alte Schachtel fesseln und knebeln nach allen Regeln der Kunst. Geld gab es dann trotzdem nicht, aber ein bisschen Schmuck absahnen wäre ja noch drin gewesen. Allerdings, er hätte dazu keinen Mut.

      Lisbeth ging zur Haustür, öffnete sie aber nicht, sondern schaute aus einem Fenster im oberen Stockwerk.

      „Hallo.“

      „Wo ist denn mein Kollege?“

      Lisbeth meinte ziemlich klar die Stimme der vermeintlichen Lena zu erkennen.

      Sie rief:

      „Ihr Kollege hat den Umschlag mit dem Geld an sich genommen. Er ist aus dem Hinterausgang raus, aus Sicherheitsgründen, sagte er. Ich will doch sehr hoffen, dass alles seine Richtigkeit hat. Mein Gott, das viele Geld!“

      „Fuck, fuck, fuck!“ Das war alles, was von der so genannten Kollegin noch zu hören war, dann rannte sie ein Stück auf der Suche nach Hinterausgängen, besann sich aber und brauste mit dem Auto davon.

      Lisbeth schlich sehr leise in den Keller zurück, traute sich aber nicht bis vor die Tür des Badezimmers, das die Kinder immer als Knast bezeichneten, denn die kriminelle Energie, die sie in dem Raum verschlossen hatte, flößte ihr plötzlich Schauer ein. Allein, außer, dass ab und an vergeblich die Türklinke betätigt wurde, geschah nichts. Dann hörte sie ein Handy, und daraus sofort etwas, das sie natürlich nicht verstehen konnte, aber es hörte sich deutlich wie ein heftiges Geschimpfe an. Immerhin, aus dem, was ihr Gefangener sagte, also dem halben Dialog, ließ sich schon genug entnehmen:

      „Nein, ich sag dir, ich bin nicht mit dem Geld abgehauen.“

      „Das musst du mir glauben, da war gar kein Geld.“

      „Weil die Alte uns ausgetrickst hat.“

      „Weil ich keine Kanone dabei hab, verdammt noch mal.“

      „Hätte, hätte, hätte.“

      „Hörst du mich? Hier ist ein Scheißempfang, und ich sag‘s dir nochmal: Ich bin nicht mit dem Geld abgehauen.“

      „Weil ich in einem Scheißbadezimmer eingeschlossen bin, und die Tür ist aus Scheißeisen.“

      „Lächerlich sagst du. Mir ist überhaupt nicht nach Lachen zu Mute.“

      „Und wenn du mir tausend Mal nicht glaubst! Ach, leck mich doch! Fuck!“

      Jetzt machte sich Lisbeth geräuschvoll bemerkbar:

      „So, so, Herr Fack, jetzt aber mal ehrlich.“

      „ Ich heiße nicht Fuck, wie kommen sie darauf? “

      „Sie haben sich doch eben am Handy mit Fack gemeldet, und wie ich durch das Fensterchen sehen kann, haben sie das Handy noch in der Hand.“

      Dabei hatte Lisbeth nur für einen kurzen Augenblick durch das Fenster gesehen, furchtsam zurückweichend, denn mehr und mehr wurde ihr die Absurdität der Situation bewusst, und sie besorgte sich um ihre eigene Sicherheit.

      „Was reden sie fürn Quatsch!“

      „Wieso Quatsch. Ich habe Ihrer Kollegin gesagt, sie seien mit dem Umschlag voller Geld aus dem Hinterausgang raus, und da hat sie dreimal nach ihnen gerufen: Fack, Fack, Fack.“

      „Man! Fuck! Haben sie das wirklich gesagt?“

      „Natürlich Herr Fack, sie geben ja selbst zu, dass sie so heißen, oder ist das nur ihr Künstlername? Dann zeigen sie mir doch ihren Personalausweis und nicht dieses lächerliche Stück Pappe von eben.“

      In dem Moment meldete sich ihr Telefon. Lisbeth eilte nach oben und griff zum Hörer.

      „ Ja, Ewald.“

      „Hier ist Lena.“

      „Du Miststück, dich erwisch ich auch noch.“

      „Aber Großmama.“

      O weh, das hatte Lisbeth noch mit halbem Ohr gehört, als sie die Beenden-Taste drückte. Das war ja die richtige Lena! Was tun? Sie atmete mehrmals durch und versuchte dann zurückzurufen, aber es ertönte das Besetzt- Zeichen. Dann versuchte sie es mit dem Handy, mit demselben Erfolg, doch es wurde ihr angeboten, eine SMS zu schicken. Auch das gelang nicht, denn das blöde Dings wollte immer was Anderes schreiben, als sie vorhatte. Ihr Sohn Konrad würde jetzt sagen: Typische Tyrannei der künstlichen Intelligenz über die natürliche.

      Lisbeth war erschöpft. Aus dem Gefängnis hörte sie es rumpeln. Sie nahm den Hörer mit ins Wohnzimmer, verschloss alle Türen und ließ sich in einen Sessel fallen. Jetzt sollte sie die Polizei rufen, aber was würde passieren? Die Beamten kämen und fänden im Keller einen Mann im Klempneranzug. Das Schildchen mit der Aufschrift „Polizei“ hätte er schon längst entfernt. Der Kerl würde dreist behaupten, er wäre wegen einer geplanten Renovierung des Bads gerufen worden, aber die verrückte Alte habe ihn plötzlich eingesperrt. Dass sie verrückt geworden wäre, würde am Ende auch ihre eigene geliebte Enkeltochter bestätigen. Andererseits, den Typen einfach zu entlassen, kam auch nicht in Frage. Er würde sich rächen, er würde sie ausrauben und, schrecklichste aller Vorstellungen, er würde sie foltern.

      Noch einmal versuchte Lisbeth, ihre Enkeltochter anzurufen, aber die Leitung war immer noch besetzt. Dann wagte sie sich doch auf den Flur, und weil sie aus dem Keller ein Gerumpel hörte, ging sie in den Vorgarten und lauschte, ob das wohl auf der Straße zu hören wäre, aber weil die ehemalige Ölleitung mit mehreren Kurven quer durch den Keller verlief, war allenfalls ganz schwach das Surren des Ventilators vernehmbar. Auf die Installation dieses Quirls war Helmut ja besonders stolz. Er saß irgendwo außerhalb des Bads, wo man gut „rankam“, und war synchron mit der Beleuchtung geschaltet. Jetzt fiel Lisbeth ein, dass sie schon früher festgestellt hatten, dass Konrads Duschraumgesänge von der Straße aus nicht zu hören waren.

      Wieder schellte das Telefon. An der Leitung war Justus:

      „Sag mal, Mama, was ist los? Eben hat uns Lena angerufen und die ganze Zeit geweint. Du hättest sie ausgeschimpft, ein Miststück genannt und aufgelegt.“

      „Ja, es tut mir so leid, ein schreckliches Missverständnis!“

      „Mama, alles in Ordnung bei dir?“

      „Ja, nein, ich bin noch ganz durcheinander. Du hast doch sicher schon von solchen Enkeltrick-Betrügern gehört. Erst vor einer Woche wurde in unserer Zeitung vor denen gewarnt, und denk mal, einen haben sie wirklich geschnappt.“

      „Denn ist ja gut.“

      „Nichts ist gut. So eine hat bei mir angerufen und mit heiserer Stimme nur „hallo“ gesagt, und ich dumme Nuss dann: „Lena, bist du es?“

      „Und dann?“

      „Dann

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