Winterwundernacht. Группа авторов

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Winterwundernacht - Группа авторов

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Und da sie merkte, was für ein Durcheinander bereits herrschte, hängte sie brav die Teile an den Tannenbaum, gleichmäßig verteilt.

      Nach und nach kam der Besuch. Mutter kochte, Tante Käthe erklärte mit hochgezogenen Augenbrauen, sie finde es so toll, dass Mutti sich so eine Mühe gebe.

      Mutti biss sich auf die Zähne.

      Unsere Cousinen Nicole und Andrea begannen, im Zimmer meines Bruders dessen Carrera-Bahn auseinanderzunehmen. Mein Vater fuhr dazwischen – schließlich hatte die Bahn ein Heidengeld gekostet und war außerdem das Lieblingsspielzeug meines Bruders.

      Tante Edith fragte meinen Vater, ob er Kinder hasse.

      Meine Mutter rief bei Roman an, wir sollten nach Hause kommen.

      Wir kehrten also heim und fanden eine Stimmung vor, die kurz vor dem Explodieren stand.

      Onkel Bernd und mein Vater musterten sich schweigend, in der Küche roch es angebrannt, die Carrera-Bahn lag in Einzelteilen, mein Bruder brüllte los.

      Meine Mutter flehte mich an, die Cousinen zu beschäftigen. Ich setzte mich mit ihnen vor den Computer und wir spielten Autorennen. Damit waren sie erst einmal beschäftigt.

      Mein Bruder reparierte seine Bahn, mein Vater fragte Tante Edith nach ihrer Haftpflichtversicherung. Nach dem schweigend eingenommenen Essen las Tante Edith ihren Töchtern Weihnachtsgeschichten vor, in denen viel vom lieben Weihnachtsmann die Rede war; mein Vater verdrehte die Augen.

      Dann fuhren alle gemeinsam zum Weihnachtsgottesdienst, aber außer der Tatsache, dass Tante Edith bemerkte, ihre Kinder spielten immer die Hauptrolle und nicht nur lausige Hirten, lief alles halbwegs friedlich ab.

      Wir kehrten nach Hause zurück, meine Mutter kochte schon wieder Kaffee.

      Meine Cousinen hüpften aufgeregt umher, aber sie vergriffen sich nicht an unseren Sachen, und außer einer dekorativen Elchfigur ging nichts zu Bruch.

      Dann war es endlich so weit. Mein Großvater schaltete die Lichterkette ein, und meine Großmutter ließ es sich nicht nehmen, persönlich das Glöckchen zu läuten.

      Alle marschierten im Gänsemarsch ins Wohnzimmer. Jeder suchte sich irgendwo einen Sitzplatz.

      Wir sangen zusammen „Ihr Kinderlein kommet“. Großvater las mit brüchiger Stimme die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor. Wir Kinder taxierten die Geschenkestapel.

      „Und jetzt die Geschenke!“, rief Nicole.

      Onkel Bernd erhob sich und erklärte, an Weihnachten komme es nicht auf die Geschenke an, sondern auf Werte wie Frieden und Harmonie. Er stellte sich vor den Tannenbaum und zündete sich eine Zigarette an, wobei er, vermutlich um das Licht der Lichterkette zu nutzen, mit dem Feuerzeug nahe an den Tannenbaum heranging. Zu nahe.

      Eine der kleinen Zündschnüre eines der kleinen Päckchen fing Feuer, glomm, mehr oder weniger unsichtbar.

      Onkel Bernd erklärte, die Familie sei so unheimlich wichtig, und darum seien wir ja hier zusammen, in Eintracht und …

      Da zischte es kurz, es gab einen kleinen Funkenregen und knallte: Das Päckchen, welches er gezündet hatte. Und dieses eine kleine Päckchen rief eine ungeheure Kettenreaktion hervor. Innerhalb kürzester Zeit zischte und knallte und funkte es am ganzen Baum, er schien regelrecht zu explodieren.

      Onkel Bernd sprang zur Seite, die Tanten kreischten, meine Oma schrie nach Wasser.

      Mein Vater raste los und kam mit einem Wassereimer wieder, den er über dem Tannenbaum ausleerte. Es gab einen Knall, dann war es dunkel im Haus.

      „Oh“, machte meine Mutter.

      „Kurzschluss“, knurrte Onkel Bernd. „Die elektrische Lichterkette.“

      Dann holte er seinen Autoschlüssel hervor, an dem er eine kleine Taschenlampe hatte, und leuchtete meinem Vater den Weg zum Sicherungskasten. Bald war der Schaden behoben. Die Frauen trockneten den Boden unterm Tannenbaum, wir Kinder sahen mit großen Augen zu.

      Na ja, das Fest ging eigentlich ganz nett weiter. Mein Vater meinte, Onkel Bernd sei zwar ein Ekel, aber man könne mit ihm auskommen. Tante Käthe erklärte, wir Kinder seien zwar ungezogen, aber eigentlich lieb.

      Wir zankten uns ein bisschen, packten unsere Geschenke aus und vertrugen uns wieder.

      Aber am Abend, da hörte ich meine Oma zu meinem Opa sagen, das nächste Mal feierten sie Weihnachten wieder alleine. In Ruhe und Frieden. Und das will ich auch hoffen.

      INKEN WEIAND

      Zoff im heiligen Stall

      Es gibt riesengroße Krippen. Ich hörte von einer Krippe in Südamerika, deren Figuren über 40 Meter groß sein sollen. Auch soll es irgendwo eine Krippenlandschaft geben, deren Fläche 25 000 Quadratmeter umfasst.

      Die Krippe der Peter-und-Paul-Kirche in Niederauerbach ist nicht so groß. Aber offensichtlich sehr arbeitsintensiv. Zumindest behauptet das der Herr Küster, der Hausmeister dieser beschaulichen alten Kirche. Er sagt, dass die Wochen zwischen dem Ewigkeitssonntag und dem Dreikönigstag die schlimmsten des ganzen Jahres sind. Nach diesen Wochen fühlt er sich jedesmal vollkommen ausgelaugt und überarbeitet. Und jedes Jahr jammert er seiner Frau die Ohren voll. Die zeigt sich stets verständnisvoll, denn die Krippenfiguren der Peter-und-Paul-Kirche in Niederauerbach sind tatsächlich ein wenig unhandlich. Sie sind aus massivem Erlenholz geschnitzt, tragen edle Gewänder aus schweren Stoffen und sind fast so groß wie erwachsene Menschen. Außer natürlich das Jesuskind. Das ist so groß wie ein Baby.

      Jedes Jahr lässt der Küster die Figuren einzeln mit Hilfe eines Flaschenzugs an der Außenwand des Glockenturms hinab. Unten zerrt er sie nacheinander auf eine Sackkarre und schiebt sie in den Altarraum. Auch wenn das anstrengend ist und der Herr Küster jedes Mal vom Auf- und Abbau einen gewaltigen Muskelkater am ganzen Körper bekommt, ist diese Arbeit an einem Tag erledigt. Aber das ist nicht der Grund, warum er immer so fertig ist.

      Was dem armen Herrn Küster jedes Jahr aufs Neue zu schaffen macht, ist der Umstand, dass die Figuren nicht dort bleiben, wo er sie abstellt. Jeden Morgen stehen ein paar von ihnen ein wenig anders als am Abend zuvor. Auch der Ausdruck ihrer Gesichter scheint sich zu verändern. Da der Küster aber nicht für verrückt gehalten werden will, sagt er niemandem etwas von seinen verstörenden Beobachtungen. Auch nicht seiner lieben Frau.

      Als der Küster noch ein paar Jahre jünger war, hatte er versucht herauszufinden, was die Figuren nachts so trieben. Aber immer, wenn er sich ins Kirchenschiff schlich oder von außen durch eines der bunten Fenster spähte, taten die Figuren nichts. Rein gar nichts.

      Wenn der Herr Küster über die bei Menschen absolut nicht vorhandene Gabe verfügt hätte, sich unsichtbar zu machen, hätte er sofort herausgefunden, was die Figuren nachts taten; sie schliefen nicht. Schlafen taten sie immer vom Dreikönigsfest im Januar

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