Winterwundernacht. Группа авторов

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Winterwundernacht - Группа авторов

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mehr im Inneren der Kirche aufhielt, taten sie alles andere als schlafen.

      Eines Nachts, der vierte Advent war bereits vergangen, geschah Folgendes:

      Maria, eine zarte Frauengestalt mit edlen Gesichtszügen, die andächtig mit gefalteten Händen vor der Krippe kniete, ließ den Kopf kreisen, um ihren steifen Nacken zu lockern. Dabei sagte sie mit einer sanften Stimme: „Verflixt, meine Knie, mein Rücken, alles tut weh.“

      „Jammer nicht!“, sagte Josef daraufhin.

      „Ja, du kannst zufrieden sein mit deiner entspannten Pose. Du darfst schließlich stehen“, schimpfte Maria.

      „Ich muss die ganze Zeit diese blöde Laterne hoch halten, weißt du, wie das in die Arme geht?“, fragte Josef vorwurfsvoll.

      „Hast du sie deshalb heute Morgen in die andere Hand genommen?“, fragte das Jesuskind.

      „Ja!“, sagte Josef.

      „Das war blöd“, stellte der kleine Jesus fest. „Sie hat mir den ganzen Tag direkt in die Augen gestrahlt.“

      „Ab und zu muss ich mal wechseln“, beharrte Josef, „es sieht ziemlich peinlich aus, wenn der rechte Arm aussieht wie der eines Gewichthebers und der linke wie der eines Schwächlings. Immerhin verkörpere ich einen Zimmermann.“

      Maria zog sich ächzend am Rand der Krippe hoch, rieb ihre Knie und schüttelte ihre Arme und Beine. Der Hirte nahm das Lämmchen, welches er tagsüber ununterbrochen auf seinen Schultern trug, herunter, und es flitzte blökend durch das Kirchenschiff. Und auch die drei Weisen aus dem Morgenlande legten die Geschenke für das Jesuskind aus den Händen, lockerten die steifen Glieder und machten es sich auf der vordersten Kirchenbank bequem.

      Jesus hatte den Kopf gehoben und sah streng in die Runde.

      „Morgen früh muss das ein bisschen besser klappen mit euren Posen. Der Herr Küster ist heute ganz blass um die Nase geworden, als er uns gesehen hat. Das gilt besonders für dich, Gabriel!“

      „Pfff“, machte Gabriel, der Verkündigungsengel, der, im Gegensatz zu seinem Verhalten, sehr würdevoll aussah.

      „Was heißt hier, Pfff’“, schimpfte Jesus. „Wir sind nicht hier, um die Menschen in den Wahnsinn zu treiben!“

      „Warum spielst ausgerechnet du Baby dich hier so auf?“, fragte Gabriel. „Sei still, wenn erwachsene Figuren reden!“

      „Ich bin hier die Hauptfigur und deshalb bin ich auch nicht still“, quakte das Jesuskind.

      Das machte Gabriel sauer. „Im Gegensatz zu mir liegst du Tag und Nacht bequem im Stroh. Ich steh mir die Beine in den Bauch. Meine Arme brechen fast ab, und dann muss ich auch noch gucken, als wenn die Menschheit meine allergrößte Freude wäre“, meckerte Gabriel. „Ich hab echt die Schnauze voll davon!“ Und er ging zur Krippe und nahm das Jesuskind hoch.

      „He, aufpassen!“, rief Maria.

      „Gabriel, lass das sein“, sagte Joseph. Aber Gabriel legte Jesus kurzerhand auf den Boden. Dann versuchte er, es sich in der Krippe bequem zu machen. Seine Beine und Arme hingen über den Rand.

      „Na“, fragte Jesus, „zufrieden?“

      „Besser als stehen!“, beharrte Gabriel.

      „Die Krippe ist zu klein für dich. Das sieht albern aus!“, gluckste einer der Weisen.

      „Merkst du, wie dir das Stroh in den Rücken piekst?“, fragte Jesus, „und die Kirchendecke ist auch nicht der Kracher, oder?“

      Gabriel starrte die weiße Decke an und sagte nichts.

      „Andere Kirchen haben wenigstens Deckenmalereien. Aber hier ist nichts. Nichts als schmuddeliges Weiß“, sagte Jesus lächelnd.

      „Mir egal!“, fauchte Gabriel. „Lieber die Decke als die verpennten Gesichter am Sonntagmorgen.“

      „Also das ist doch …“, ereiferte sich Maria.

      „Nee, nee, lass mal“, meinte Joseph, „da hat der Gabriel nicht ganz unrecht.“

      „Ja“, mischte sich jetzt der Hirte ein, „habt ihr den Typen bemerkt, der letzten Sonntag eingeschlafen ist? Während der Predigt? Der hat voll laut geschnarcht.“

      „Ja, den hab ich auch gehört“, sagte das Jesuskind, „aber nicht gesehen. Denn … ich sehe Tag und Nacht nur die Decke!“

      „Das sagtest du bereits“, knurrte Gabriel. Er zog die Beine an und wälzte sich von rechts nach links und wieder zurück. Schließlich seufzte er schwer und setzte sich auf.

      „Ach, schon keine Lust mehr zu liegen?“, höhnte das hölzerne Baby.

      Maria stöhnte genervt.

      „Wenn wir uns benehmen würden wie unsere historischen Vorbilder, wären wir viel freundlicher miteinander“, murmelte sie und schickte sich an, das Kirchenschiff zu durchqueren.

      „Wenn du dich benehmen würdest wie die echte Maria, müsstest du gar nicht pausenlos knien. Die hat gelegen und geschlafen, nachdem sie Jesus geboren hat. Darauf verwette ich meine Laterne!“, sagte Joseph.

      „Apropos Joseph, du bist heute dran mit Wache schieben“, meldete sich Jesus wieder zu Wort.

      „Das ist auch so was“, meckerte Gabriel gleich wieder los. „Wir müssen alle Wache schieben, aber du nicht. Das nervt mich.“

      „Nun mach aber mal´n Punkt!“, rief Maria. „Er kann nicht stehen, nicht laufen und ist gerade mal 60 Zentimeter groß. Wie soll er da Wache schieben! Er reicht ja noch nicht mal ans Fensterbrett heran.“

      „Dann soll er mal nicht so ’ne große Klappe haben“, sagte Gabriel.

      Joseph postierte sich am Fenster und sah über den Kirchhof hinüber zum Haus des Küsters.

      „Ist ja schon ’ne Weile her, dass der Küster hier nachts um die Kirche geschlichen ist. Hätte uns fast erwischt, damals.“

      „Stell dir mal vor, er hätte uns erwischt …“, sagte Maria und blätterte halbherzig in einem Traktat über den Stern von Bethlehem.

      „Och, dann wären wir jetzt vielleicht mit dem Küster befreundet und könnten die Kirche auch mal verlassen. Mal rübergehen zu ihm, bisschen fernsehen oder so“, meinte Joseph.

      „Quatsch“, sagte Gabriel, „wenn der Herr Küster uns erwischt hätte, hätte er sicher geglaubt, er sei wahnsinnig. Dann würde er bestimmt nicht mehr hier arbeiten.“ Alle schwiegen, und weil Gabriel selten erlebte, dass alle ihm zuhörten, fuhr er schnell fort: „So sind die Menschen. Alles, was sie nicht erklären können, finden sie unheimlich. Sie sagen sich, das kann nicht sein, oder das kann es ja gar nicht geben …“

      Währenddessen trat, etwas früher als gewöhnlich, der Herr Küster aus seinem Häuschen. Tief sog er die kalte Morgenluft ein und machte sich dann auf den Weg zur Kirche.

      „ … die Menschen haben die

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