Winterwundernacht. Группа авторов

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Winterwundernacht - Группа авторов

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Weihnachtsmann?“, fragte Frida ungläubig. Sie war ja nicht dabei gewesen, als wir den Schlitten oder die Kutsche und den Lichtschein gesehen hatten. Als wir ihr davon erzählten, wollte Frida unbedingt sehen, wo wir die Zweige und das Stroh gefunden hatten. Wir liefen zurück zum Schuppen, um sie ihr zu zeigen, und da sahen wir es schon von Weitem: das flackernde Licht! Aber als wir uns näherten, erlosch es, und als wir am Schuppen ankamen, war alles ruhig und dunkel.

      „Das muss der Weihnachtsmann gewesen sein!“, sagte Frida überzeugt und rüttelte an der Schuppentür. Aber auch diesmal war sie fest verschlossen.

      Plötzlich hörten wir ein Rascheln vorne neben den Hasenställen, die auf der anderen Seite vom Hof neben der Einfahrt stehen. Als wir aufblickten, huschte dort ein Mann mit einem Mantel und Bart durch die Hecke. Wir liefen ganz hoch bis zur Straße, aber wir konnten nichts mehr erkennen.

      „Was ist hier los?!“, sagte Polly, als wir außer Atem auf der Straße standen, und stemmte ihre Arme in die Hüften.

      „Ich habe eine Idee“, sagte ich. „Wir könnten einen Teller Kekse und Milch neben die Schuppentür stellen und sehen, ob sie morgen noch da sind oder ob der Weihnachtsmann wiedergekommen ist und sie gegessen hat!“

      „Ja, oder aber euer Kater Klitschko futtert sie oder Tante Lene oder …“, sagte Polly spöttisch.

      „Was ist mit mir?“, sagte eine Stimme hinter uns. Wir hatten gar nicht gemerkt, dass Tante Lene durch den Schnee gelaufen kam.

      „Äh … nichts“, sagte Polly.

      „Das wäre eine zu lange Geschichte, und die anderen müssen jetzt auch nach Hause“, sagte ich schnell, und Polly, Ole und Frida nickten und verabschiedeten sich höflich von Tante Lene. Ich sah zu Tante Lene hoch. Grinste sie?

      Am nächsten Tag beschlossen wir, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Ole brachte seinen Hund Pudel mit, der gar kein Pudel ist, sondern ein grau-braun struppiger Mischlingshund mit spitzen Ohren.

      „Vielleicht findet Pudel ja eine Spur!“, sagte Ole. Eigentlich ist Pudel natürlich kein echter Spürhund, aber manchmal bellt er, wenn er fremde Menschen wittert. Wahrscheinlich weil er sich freut, neue Menschen zu treffen. Und wenn er den Weihnachtsmann wittern könnte, würde ich mich auch freuen. Wir liefen mit ihm über den Hof zum alten Schuppen und ließen ihn schnuppern. Als er an dem kleinen Weg zwischen Schuppen und Scheune angekommen war, wo wir die Spuren gesehen hatten, fing er tatsächlich an zu bellen. Er blieb stehen, schaute sich um, ob Ole ihm folgte, und sprang dann bellend um die Ecke. Dort standen Schubkarren und Leitern und alte Bretter. Und halb versteckt ragten aus einem Stapel Autoreifen riesige dunkelgrüne Stiefel, vor denen Pudel stehen blieb und mit dem Schwanz wedelte. Dreckige Socken steckten in den Stiefeln und Polly hielt sich die Nase zu, als sie sie herausfischte. „Päh, wem gehören die denn?“ Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich die Stiefel weder bei Papa noch bei Opa jemals gesehen. Aber warum sollte der Weihnachtsmann – oder irgendjemand anderes – seine Stiefel hinter unserem Schuppen verstecken?

      Wir beschlossen, noch einmal nachzuschauen, ob wir weitere Spuren fanden, aber es hatte morgens geschneit und bis auf ein paar Vogel- und Hasenspuren war der Schnee auf dem kleinen Weg noch unberührt. Auch in dem kleinen Waldstück, das wenig später beginnt, entdeckten wir nichts. Wir ließen Pudel unseren Schneebällen nachjagen und spielten Fangen mit ihm, bis es anfing zu dämmern.

      „Hört mal“, sagte Frida plötzlich und blieb stehen. Vom Hof klang leise Musik herüber.

      „Kommt!“, rief Polly und lief vor, Pudel bellend hinterher.

      Als wir den Schuppen von Weitem sahen, konnten wir es kaum glauben: Der Schlitten stand wieder davor! Nur war es gar kein Schlitten, sondern ein riesiger Bollerwagen. Die Schuppentür stand auf, ein flackernder Lichtschein fiel durch das dreckige Fenster auf den Hof und Musik klang heraus.

      Vorsichtig schlichen wir um die Schuppentür herum und blickten in den dämmrigen Raum. Selbst Pudel war still und blieb ein paar Meter vor dem Schuppen schwanzwedelnd stehen.

      „Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind …“, sangen Mama und Papa und Opa und Tante Lene, die nebeneinander standen und uns anlächelten. Aus einer alten Musikanlage spielte leise Musik dazu. Als wir hineingingen, sahen wir, dass überall auf dem Fensterbrett und auf den alten Kisten und Stühlen flackernde Kerzen standen. In der Mitte des Schuppens baumelte ein großer Stern von der Decke. Darunter, auf der alten Werkbank, war etwas mit einem großen roten Tuch abgedeckt.

      „Kehrt mit seinem Segen, ein in jedes Haus, geht auf allen Wegen mit uns ein und aus“, sangen die Erwachsenen. „Steht auch mir zur Seite, still und unerkannt, dass es treu mich leite an der lieben Hand.“ Als das Lied zu Ende war, machte Papa einen Schritt nach vorn und lächelte uns vielsagend an.

      „Ihr habt ja eine Menge entdeckt in den letzten Tagen“, sagte er. „Ich habe etwas vom Weihnachtsmann gehört …?“

      Ich sah runter auf meine Handschuhe. Keiner von uns sagte etwas.

      „Man sollte immer ganz genau hinsehen, was die Zeichen bedeuten.“

      Jetzt trat Opa einen Schritt auf die Werkbank zu und nahm zwei Tuchzipfel in die Hand. Langsam hob er sie hoch. Als er die Decke zur Seite zog, tauchte darunter die größte und schönste Krippe aus Holz auf, die ich je gesehen hatte. An der Seite standen geschnitzte Kamele, auf denen Holzfiguren in bunter Kleidung und einem blauen Turban auf dem Kopf ritten. Auf der anderen Seite führten Holzschäfer mit winzigen Hüten auf dem Kopf und Stäben in der Hand ihre wolligen Schafe zum Stall. In der Mitte standen Josef und Maria hinter der Krippe und blickten auf ein geschnitztes Baby, das in einer Futterkrippe auf Stroh und kleinen Ästen lag.

      „Wir feiern an Weihnachten, dass Jesus geboren wird,“ sagte Mama. „Und wenn wir genau hinsehen, finden wir noch heute seine Zeichen in der Welt.“

      „Manchmal erkennen wir sie nur nicht gleich“, ergänzte Papa. „Oder sie sehen anders aus, als wir denken.“

      „Der Schlitten war ein Bollerwagen“, murmelte ich.

      „Ja, damit hat Opa das ganze Material geholt“, lachte Mama. „Und die Zweige hat nicht der Weihnachtsmann verloren, sondern sie sind Opa aus dem Korb gefallen, als er sich beeilen wollte, damit ihr ihn nicht erwischt.“

      „Aber dann musste ich doch noch durch die Hecke fliehen, als ihr runterkamt“, fügte Opa an.

      „Und was ist mit den Stiefeln?“, fragte Frida.

      „Ach, die gehören Bauer Hansen. Er wollte im Waldstück Tannengrün schneiden, aber die alten Dinger waren so durchlöchert, dass er sich dann von mir andere geliehen hat“, sagte Opa.

      „Schön, dass ihr so neugierig wart, als Opa im Schuppen die Krippe gebaut hat“, sagte Mama. „Denn Neugier lohnt sich, wenn es um Jesus geht. Der ist nämlich kein Baby geblieben, sondern ein mutiger Mann geworden.“

      „Aber die Geschichte heben wir uns für Ostern auf“, fügte Tante Lene hinzu und holte hinter ihrem Rücken eine riesige runde Dose mit braunen Kuchen hervor. Papa goss uns heiße Schokolade in Becher, die auf einem Tablett standen. Aber ich wollte mir erst mal die Krippe genauer anschauen, die wir anstatt des Weihnachtsmannes gefunden hatten.

      ANJA SCHÄFER

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