Winterwundernacht. Группа авторов

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Winterwundernacht - Группа авторов

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der Pfarrer eines Tages. Ein Mann war mit ihm ins Zimmer getreten. Er nahm Fietes Hand, und da erkannte er ihn: Es war der Mann aus dem Traum, der Mann, der seine Hand gehalten hatte. „Fiete, wie schön, dass es dir wieder besser geht. Ich bin Pfarrer Johann Hinrich Wichern. Ich wohne zusammen mit vielen Jungen in einem großen Haus. Du würdest gut zu uns passen. Wir brauchen so tapfere Jungen wie dich. Wir haben einen Bauernhof und einen kleinen Handwerksbetrieb. Bei uns gibt es eine Schule, auf der du lesen und schreiben lernen kannst, auch einen Beruf, wenn du möchtest.“

      „Ich will Seemann werden wie mein Vater“, sagte Fiete mit schwacher Stimme. „Gibt es auch eine heiße Suppe und einen sauberen Strohsack bei Ihnen?“

      „Auch das. Wir sind eine Lebens- und Glaubensgemeinschaft und nehmen Kinder auf, die ein Zuhause suchen, so wie du. Jetzt zur Adventszeit treffen sich alle Diakone und alle Kinder morgens in der großen Halle. Unter einem großen Rad mit 23 Kerzen hören wir Geschichten und singen Lieder. In Vorfreude auf das Weihnachtsfest zünde ich jeden Tag eine weitere Kerze an. 23 Kerzen sind es bis Weihnachten. Jeden Tag eine kleine und jeden Sonntag eine große. Das letzte große Licht ist dann der Tannenbaum.“

      Wieder erinnerte sich Fiete an seinen Traum. Das Haus, die Jungen, dieser Mann und dieser große leuchtende Kranz mit all seinen Kerzen. Jetzt sollte alles wahr werden?

      „Und, Fiete? Was sagst du?“, fragte Pfarrer Lütke. „Willst du mit Pfarrer Wichern nach Horn ins Rettungshaus? Dort sind viele Jungen, die wie du auf der Straße gelebt haben, die keine Eltern mehr haben und niemanden, der sich um sie kümmert. Sie alle haben im Rauhen Haus ein Zuhause gefunden.“

      „Ich will den Kerzenkranz sehen! Wann fahren wir endlich?“, rief Fiete und sprang aus dem Bett.

      Noch am selben Tag ging es los. Frau Lütke hatte ihm Hemd und Hose, Jacke und Schal von einem ihrer Söhne gegeben. In eine warme Decke gehüllt verließ Fiete das Pfarrhaus. Zum ersten Mal in seinem Leben fuhr er in einer Kutsche. Etwas wehmütig verließ er die große, graue Stadt, denn sie war sein ganzes Leben lang seine Heimat gewesen. Vor ihm lag das weite, weiße Land, eine unbekannte, neue Welt.

      Als es dunkel wurde, erreichten sie ein kleines Dorf. Die Kutsche hielt vor einem beleuchteten Haus. In den Fenstern standen Kerzen, in deren Schein erkannte Fiete die Gesichter der Jungen, die dort ein Zuhause gefunden hatten. Ein Mann öffnete ihm die Tür. Alles war wie im Traum.

      Im Laufe der Zeit gewöhnte sich Fiete an den Takt des Hauses. Wie der Schlag einer Uhr waren die Stunden des Tages eingeteilt. Manchmal sehnte Fiete sich nach der großen Freiheit, dem Hafen und dem Duft der weiten Welt.

      Aber dann duftete es im ganzen Haus nach heißer Suppe.

      Abends stand ein sauberes Bett nur für ihn bereit. Zum ersten Mal in seinem Leben durfte Fiete lernen und spielen. Im Frühling bestellte er mit den andern Jungen das Feld. Im Sommer brachten sie zusammen die Ernte ein. An den Herbstabenden wurden Geschichten aus der Bibel erzählt und im Kerzenschein Spielzeug geschnitzt. Das Schönste aber war der Advent und Pfarrer Wicherns großer Kranz mit den 23 Kerzen.

      Eines Tages hatte Fiete aus dem Wald Tannenzweige mitgebracht. Er legte sie zwischen die Kerzen auf das große Holzrad.

      „Was machst du da, Fiete?“, fragte Pfarrer Wichern und schmunzelte. „Tanne – das Zeichen der Ewigkeit. Was für eine gute Idee, mein Junge!“

      Fiete strahlte ihn an. „Jetzt ist es ein richtiger Adventskranz, Herr Pfarrer!“

      HANNELORE SCHNAPP

      Als wir den geheimnisvollen Schlitten fanden

      Hallo, ich bin Semmel. Eigentlich heiße ich ja Gustav, aber so nennt mich höchstens mal Großtante Lene, die oben in dem Haus neben unserem wohnt. Neulich habe ich sie mit meinen Freunden Polly und Ole besucht. Sie backt nämlich jedes Jahr vor Weihnachten die besten braunen Kuchen, die ich kenne. Sie heißen aber nur Kuchen, in Wirklichkeit sind das ganz flache, dunkle Weihnachtsplätzchen, und Polly, Ole und ich haben ihr geholfen, sie auszustechen. Als Tante Lene gerade den Zucker, Schmalz und Rübensirup in den Topf rührte, hat es unten im Hof ganz doll gerumpelt. Wir sind sofort zum Fenster gerannt und Polly hat gerufen: „Guckt mal, unten vor dem alten Schuppen steht ein Pferdeschlitten!“

      „Nein, eine Kutsche!“, widersprach Ole.

      Es war nämlich schon fast dunkel draußen, darum konnten wir nur Umrisse erkennen.

      „Habt ihr eine Kutsche?“, fragte Ole. Ich schüttelte den Kopf: „Und auch keinen so großen Schlitten.“

      Ich hatte das Fahrzeug auf unserem Hof noch nie gesehen.

      Als die braunen Kuchen im Ofen waren, haben wir noch einmal aus Tante Lenes Fenster geschaut. Jetzt stand nichts mehr vor dem alten Schuppen, aber innen flackerte Licht. Nicht wie von einer Lampe, sondern nur dämmerig und zuckend wie von einer Kerze. Aber als wir später nach unten auf den Hof gingen, war nichts mehr davon zu sehen. Der alte Schuppen war wie immer verschlossen, der Schlitten oder die Kutsche blieb verschwunden.

      „He, seht mal hier“, rief Ole und zeigte auf den Boden unter dem Schuppenfenster. Auf dem Lehmboden waren kleine Zweige und Stroh verteilt, als wären sie irgendwo herausgefallen.

      „Wo kommen die denn her?“, fragte ich, aber natürlich hatten wir alle keine Ahnung.

      „Sehr merkwürdig“, sagte Polly und legte ihren Zeigefinger nachdenklich auf ihre Lippen und sah ein bisschen wie eine Detektivin aus. „Ein großer Schlitten, ein seltsames Licht im alten Schuppen, der sonst nie benutzt wird, und Zweige auf dem Boden …“

      „Der Weihnachtsmann!“, rief Ole aufgeregt. „Der Weihnachtsmann war hier! Vielleicht wollte er schon mal gucken, wo wir wohnen, oder er hat hier was gelagert, oder …“

      „Ole!“, sagte Polly streng. „Der Weihnachtsmann?“

      „Ja, also, vielleicht …“, stammelte Ole und schwieg.

      „Vielleicht gibt’s ihn ja doch?“, sprang ich ein. Immerhin war das alles ziemlich seltsam. Polly schüttelte den Kopf, aber sie sagte nichts mehr. Wahrscheinlich hatte sie auch keine bessere Idee.

      Ein paar Tage später schneite es und Polly, Ole und seine Schwester Frida kamen nach der Schule wieder zu uns und wir bauten Iglus im Hof und warfen Schneebälle. Polly und ich waren in einem Team und wir versuchten, Oles und Fridas Iglu zu treffen, den sie vor dem alten Schuppen gebaut hatten. Plötzlich rief Ole ganz aufgeregt: „Habt ihr das schon gesehen?“ Polly und ich dachten natürlich, er wolle uns bloß ablenken, damit er auf unser Iglu zielen konnte, aber Frida lief auch gleich hin und staunte: „Der muss aber große Füße haben!“

      Auf dem kleinen Weg, der zwischen dem alten Schuppen und der Scheune entlangführt, sah man riesengroße Stiefelspuren , jeder Abdruck war vier- oder fünfmal so lang wie meine Hand und mindestens so breit wie mein ganzer Fuß. Die Spuren führten eine Weile den Weg entlang Richtung Waldstück und waren unter den Bäumen dann verweht. Wir sahen nach, ob sie weiter hinten noch einmal weiterführten, aber es war schon fast dunkel und wir fanden nichts.

      „Der Weihnachtsmann

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