Dantes Inferno III. Akron Frey
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„Was ist?“ drang ich in ihn ein. „Du blickst mich gerade so erschöpft an, als ob du an meiner Stelle diesen steilen Pfad zur Spitze heraufgekommen wärst …“
„Vergiss nicht“, sagte er leise, „dass keinem dieser Weg erspart geblieben ist. Meine Erschöpfung entspringt der zukünftigen Erinnerung, welch langer Weg tiefster Einsamkeit auf dich wartet, um dich am Ende mit geschärftem Blick auf der Insel der Seligkeit wieder zu finden.“
Eine Mischung aus Betroffenheit und tiefstem Mitgefühl für meinen Seelenführer ergriff von mir Besitz. Mir kam unser gemeinsames Abenteuer in der Krebs-Hölle in den Sinn, als mir Akron erzählte, wie er seine geliebte Anima für den Weg des Wissens verlassen und geopfert hatte.
„Noch etwas! Die Alpträume der Vergangenheit werden im Steinbock konserviert. Damals, im Zeichen des Saturns, begegnete dir die Schwarze Isis schon einmal im Gewand der Schlange, doch was dort noch naiv und unschuldig aus deinem Unbewussten strömte, dem gilt es diesmal in deiner ganzen Mannhaftigkeit zu begegnen.“ Seine Hand wies auf die dunkle Öffnung unter mir. „Magst du einen Blick in deine Zukunft werfen? Interessiert es dich, in welcher Gestalt sie dich erwarten wird?“
„Wer?“ Im gleichen Moment öffnete sich eine geistige Barriere in meinem Kopf und ein undefinierbares Energiefeld materialisierte sich vor meinen Augen zu einer sichtbaren Gestalt: „Erkennst du mich?“ Nein, es war kein verführerisches sündiges Weib, das vor mir stand, sondern ein kleines Mädchen mit großen, saphirblauen Augen. Es sprach: „Mach dir keine Gedanken. Alles, was du siehst, ist eine Illusion, aus einer mysteriösen Vergangenheit heraufgeschaufelt und auf die Gehirnleinwand projiziert wie ein Film.“
Als ich mich umschaute, sah ich viele blinde Schattenwesen, die sich hilflos am Boden in der düsteren Atmosphäre bewegten. Sie schienen wie in starken inneren Bildern gefangen.
„Was sind das für seltsame Erscheinungen?“ Ich wollte mehr darüber wissen.
„Das sind Persönlichkeitsteile, seelische Fragmente, die die Menschen von sich abgespaltet haben, damit sie unbelastet von ihren negativen Erinnerungen oben im Tageslicht ihren Zielen nachgehen können. Schau, hinten links, da vergnügt sich eine besondere Gestalt“, machte sie sich über meinen Eifer lustig. „Erkennst du sie?“
„Ist das auch ein anderer Bestandteil meines Selbst?“ Ich war verblüfft. Verdammt, das war ich selbst, der sich da im sexuellen Fight mit einem Furcht erregenden Succubus, einem weiblichen Buhlteufel, befand.
„Ganz recht“, erwiderte sie knapp, „das bist du selbst, und zwar auf einer erinnerten Wahrscheinlichkeitsebene, in der dir das Paradies versprochen wurde, wenn du dich mit der Sündenschlange wieder versöhnst …“
„Das versteh ich nicht!“
„Das bedeutet: Die körperlichen Sinne zeigen dir die anerzogene Realität, wie du sie aus deinem Alltag her kennst, doch die wahrscheinlichen Sinne deiner geistigen Realität zeigen dir ein weites Spektrum an Wahrscheinlichkeitsebenen, die alle, obwohl sie noch gar nicht sind, möglich werden können, wenn du dich entscheidest, sie wahrzunehmen.“
„Aber wenn er ich ist, wer bin dann ich, der ihn sieht?“ schrie es aus mir heraus.
„Du bist du – er ist nur die Projektion deiner zukünftigen Erinnerung, in der du dich an das verlorene Paradies erinnerst, das du dir durch den Kampf mit der Schlange zurückerobern willst.“
„Dann bin ich der, der mit dir spricht!“ wiederholte ich seufzend. Jetzt war ich gänzlich verwirrt.
„Du bist der, der mit mir spricht, aber du kannst jederzeit auch der werden, der sich mit der Schlange verlustiert, dann nämlich, wenn du dich entschließt, seine Rolle anzunehmen. Die Schlange ist ein Schattenwesen deiner inneren Hölle, das versucht, sich an deine emotionale Natur zu heften. Wenn es ihr gelingt, dich einzubinden, bist du mit ihr zusammen in der Enge deiner eigenen Ängste gefangen.“
„Dann haben Schattenwesen solche Macht?“ entfuhr es mir.
„Du darfst nicht vergessen, diese Schattenwesen sind ein Teil von dir“, erwiderte sie mir, „und sie sind deshalb so stark, weil sie sich an die Sehnsucht deiner unerlösten Erinnerungen klammern.“ Da fiel mir plötzlich ein, dass ich mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht hatte, wer das kleine Mädchen mit den saphirblauen Augen war, das da wie aus dem Nichts vor mir stand. Und eine dunkle innere Stimme sagte mir, woher ich denn wissen wollte, dass es nicht selbst ein solches Wesen war.
„Eine andere Frage“, sprach ich sie deshalb unvermittelt an, denn ich wollte das sofort geklärt haben, „was führt dich zu mir? Was bezweckst du, wenn du mir die Situation zu analysieren hilfst?“
„Ich bin dein inneres Kind, das in der Hölle deiner unverarbeiteten Erinnerungen gefangen ist.“
„Von welcher Hölle redest du?“ versuchte ich zu ergründen. „Ich denke, dass wir uns unterhalten.“
„Du wirst dich bald erinnern“, tat sie mir mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck kund, „es ist eine Art Spiegelraum, zwischen den Welten, in dem ich auf dich warte.“
„Und wie kann ich dich finden?“
„Ich weiß es nicht“, gab sie immer noch kindlich lächelnd zurück.
„Das glaube ich dir nicht!“ entgegnete ich ihr. Wollte sie mich veräppeln? Ich wurde nervös.
„Wenigstens ist es besser, nicht darüber zu sprechen“, fügte sie augenzwinkernd hinzu und legte sich den Zeigefinger auf die Lippen. „Überleg es dir gut: Hast du mich in meiner wirklichen Gestalt gefunden, bist du erst einmal drin – dann gibt es kein Zurück!“
„Aber ich möchte mit dir sprechen – nicht nur von dir träumen.“
„Nun, dann musst du selbst zu einem Teil deiner Hölle werden, zu einem Loch in Raum und Zeit, das dich zu deinen eigenen Erinnerungen zurückführt.“ Ich sah einen riesigen Spiegel, der so platziert war, dass ich in ihm die Person erkannte, die hinter mir stand. Es war die schwarze Isis: „Du kannst mir auf der anderen Seite begegnen, wenn du einen Blick durch den Spiegel hindurchgeworfen hast!“ Mich durchfuhr ein elektrisierender Schlag, als ob ich von einem inneren Blitz der Erkenntnis getroffen wurde, ein Feuerbündel von explodierendem Licht, und ich fragte mich, ob ich wirklich sah – ob meine Augen offen oder geschlossen waren.
„Es gibt tausend Formen, in denen dir deine Gespenster erscheinen können“, versuchte Akron mir die Sache zu erklären, „denn jeder wählt die Geschichte seiner inneren Hölle selbst. Nur soviel: Verlass dich nicht auf dein Augenlicht – denn was du erblicken wirst, könnte dein Herz zu Stein erstarren lassen.“
„Ich versteh nicht ganz ...“ Seine Worte konnten meine Angst nur etwas mildern, aber nicht überwinden, und dann hatte ich das vertraute Gefühl, als ob mich etwas nach innen zog.
„Hier, nimm den – den wirst du da unten brauchen!“ Zu meiner großen Überraschung reichte er mir seinen persönlichen Ring, den ich immer an ihm bewundert hatte. Als ich gebannt hinsah, hatte ich das merkwürdige Gefühl, als ob sich eine dreidimensionale Projektion auf der polierten Oberfläche abzeichnete mit einem irisierenden Leuchten an den Kanten der Ränder, in denen ich plötzlich so etwas wie einen in ein Dreieck eingedrehten Kreis zu erkennen glaubte. Mein