Dantes Inferno III. Akron Frey
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„Aber wenn hier Leid und Elend am größten sind“, zog ich den Schluss, „ist dann dieser Ort, von dem du sagst, dass er mehr Fegefeuer als eigentliche Hölle darstellt, nicht ein viel größeres Inferno als alle davor liegenden Höllen?“
„Nein!“ kam Akrons Antwort sehr bestimmt: „Das ist die Finsternis vor der Morgendämmerung. Hier schneiden die Bande der Materie den Sündern ein letztes Mal ins Fleisch, bevor sie bereit sind, jegliches Blendwerk abzustreifen und das ewig währende Schauspiel von Lust und Tod hinter sich zu lassen.“ Er lief ein paar Schritte vor, bückte sich und hob einen alten abgetragenen Korb in die Höhe. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln hielt er ihn mir entgegen: „Lass dich von den dir selbst auferlegten Martern nicht abschrecken, einen Platz unter den Büßenden einzunehmen. Blut, Schweiß und das Salz ihrer Tränen sind der angerührte Mörtel, die diesem Turmbau Sinn und Festigkeit verleihen.“
„Aber wozu all diese Schinderei?“ begehrte ich hartnäckig zu wissen, da mir die Aussicht, einen mit Steinen angefüllten Korb bis in die Wolken hinaufzuschleppen, wenig behagte. „Mich dünkt eher, dass die Büßer ihre eigene Lebensenergie in diese Konstruktion einmauern, anstatt damit tatsächlich ans Ziel ihrer Bestimmung zu gelangen.“
Akron nickte: „Da hast du recht. Der Turm ist ein sichtbarer Ausdruck der subjektiven Überzeugungen des ungeläuterten Steinbocks, dessen Wahrnehmungen noch nicht gänzlich in die Tiefe seiner Wesensnatur vordringen können, da dies die Erkenntnis voraussetzen würde, den eigenen ungeliebten Teil seines Wesens als notwendigen Bestandteil der Schöpfung anzunehmen. Das aber gerade ist ihm unmöglich und so erkennt er aus der Schwermut seines Geistes heraus immer nur die Destruktivität seines eigenen Unerkannten, das zu Kontrollieren er mit immer dickeren Mauern zu umpanzern bereit ist, was wiederum seinem Mechanismus der ewigen Schinderei und Selbstquälerei entspricht.“
Ohne zu Murren nahm ich den mir hingehaltenen Korb entgegen und prüfte ihn auf seine Belastbarkeit: „Wie viele Steine muss ich hineinlegen?“
Er richtete seinen Blick nach oben und besah sich die Höhe des Bauwerkes: „Einer wird wohl genügen“. Dann lachte er hell auf, als er meinen dümmlichen Gesichtsausdruck bemerkte: „Nicht jeder Stein ist das, was die christliche Mystik als den heiligen Gral umschreibt“, und machte mit der Hand eine ausladende Drehung, „das meiste ist unscheinbarer Schotter, der hier zu unseren Füßen liegt.“ Er hob einen kleinen Stein vom Boden auf und hielt ihn mir vors Gesicht: „Trotzdem hat jeder sein eigenes Geheimnis. Versuch mal sein Inneres zu ergründen – dann wirst du in ihm den Geist eines eingesperrten Sünders finden.“
Da geschah etwas Merkwürdiges. Der Stein gab mir auf eine mysteriöse Weise die Worte zu verstehen, die er mir sagen wollte, denn ich nahm auf einmal seine Gedanken in mir wahr: „Die ihre Freiheit und Leichtigkeit verdrängenden Seelen, die die materiellen Werte nicht loslassen können, sind hier eingeschlossen“, fühlte ich die Botschaft in mir aufsteigen, „träumende Steine statt leuchtende Sonnen, weil sie sich von der Freude abgespalten haben und lieber ihren starren Gedanken nachhängen.“
Akron bückte sich erneut und hob einen kinderkopfgroßen Brocken auf und reichte ihn mir: „Und doch kann ein jeder Stein hier zum Wächter der Göttin werden, oder zum Stein der Weisen, dem lapis exilis, wie ihn die Alchemisten zu nennen pflegen. Sieh hin – es ist das Gold der Seele!“
Wie die Codierung eines alttestamentarischen Informationsmusters stand der Wächterengel plötzlich vor mir da: der kinderkopfgroße Stein, darunter ein Skelett, ein Knochengeflecht, halb entblößt und halb in den düsteren Mantel der Verwesung eingehüllt, das mich aus tiefstem Nichts ansah. Nacktes Entsetzen durchschoss meinen Geist und lähmte meine Beine, doch bevor ich zusammenknickte, entzündete sich im Zentrum der Erscheinung eine goldene Flamme und verbrannte die Vision in einem Schlund aus flüssigem Licht. Akron packte mich an der Hand: „Das ist aber nicht alles. Schau – ich hab noch ein passendes Outfit für dich!“ Er zog grinsend einen weißen Stoff unter seinem Mantel hervor, den er vor mir aufschüttelte.
„Was ist das?“ Das schreckliche Gespenst war verschwunden.
„Ein Büßerkleid – damit die Kirche hier unten im Dorf bleibt“, kam die rasche Antwort. „Sonst machen die anderen Sünder einen Aufstand.“
„Du willst, dass ich mir dieses Nachthemd überstreife und dann mit diesem Korb auf dem Rücken da hinauf marschiere?“ Ein offensichtlich belustigtes Nicken war die Antwort. „Und du, kommst du auch mit rauf?“ wollte ich noch wissen.
Akron wies auf einen der zahlreichen Lastenkörbe, die am Fuße des Bauwerkes bereit standen: „Klar – doch ich nehme den Aufzug. Schließlich bist du hier der Sünder!“
Sonne in Steinbock
Sünder
Starre, die spielerische, kindliche und hingabebedürftige Seite verdrängende Seelen, die die materiellen Werte nicht loslassen können – die sich am Sicherheit versprechenden Rahmen einer gesellschaftlichen Ordnung festhalten, ohne deren Werte in Frage zu stellen
Disposition
Der Schattenbereich von Sonne im Steinbock und Sonne im 10. Haus sowie disharmonische Sonne/Saturn-Aspekte
Schuld
Stress, Überforderung, Erschöpfung aus übertriebenem Streben nach Verantwortung aus mangelndem Selbstvertrauen und einem tiefen inneren Misstrauen gegen sich selbst, Abwehr des Lebens aus unbewusster Angst vor Ablehnung und emotionalem Versagen, Leistung und Erfolg auf Kosten persönlicher Gefühle (innere Leere wird durch ein typisches Über-Ich-Verhalten und seelische Schwäche mit einem fast biblischen Gerechtigkeits- und Strafbedürfnis kompensiert), zwanghaftes Erreichen wollen unerreichbarer Ziele = Sisyphos-Syndrom
Strafe
Sisyphos’ Unvermögen besteht darin, einen Felsblock vergeblich einen Berg hinaufrollen zu können. Immer kurz vor dem Ziel entgleitet ihm der Stein, und er muss wieder von vorne anfangen. Im Gegensatz zum Mythos liegt der Sinn dieser Hölle aber nicht darin, voller Mühsal und in immerwährender Qual die Last zu tragen, die tief und schwer im Inneren sitzt, sondern es handelt sich vor allem darum, die Grundlagen aufzuarbeiten, warum das so ist, und zwar so lange, bis sich jeder egoistische, kompensierende Funke bis zur Unkenntlichkeit am Schicksalsrad abgeschliffen hat – bis wir all die aus Schuld entstandene Schlacke alter Sünden abgetragen haben.
Lösung
Dieser Ort spiegelt also weder ewige Vergeblichkeit noch Untergang, sondern es geht hier einfach darum, die Voraussetzung der inneren Stagnation und Versteinerung – also das, warum die Pläne am Ende meistens scheitern – im eigenen Tun und Handeln zu erfahren. Erkennt der Mensch, dass die Schuld