Fleischbrücke. Gerd Hans Schmidt
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Genau. Die Zeitung.
»Da. Das hat uns gerade noch gefehlt«, der Chef wirft mir die NZ auf den Schreibtisch, »die sind doch völlig irre! Das schürt doch nur Panik!«
Ich nehme das Blatt und erschrecke wirklich über die Titelstory.
In großer, fetter Schrift ist da zu lesen:
»Der Ripper von der Fleischbrücke«
Und darunter:
»Das grausamste Verbrechen in der Geschichte Nürnbergs wurde am frühen Samstagmorgen verübt. Wann folgt der nächste Mord?«
Darunter kommt ein Foto von Beamten des Sondereinsatzkommandos, wie sie mit Sturmausrüstung und vorgehaltener Waffe durch die Kaiserstraße ziehen. Wenigstens kein Bild von der Leiche, denke ich mir. Aber die Schilderung des Opfers kommt dann doch noch. Irgendeiner plaudert doch immer.
»Jetzt stehen wir unter Druck und unter Beobachtung, Schmitt. Dieser Fall wird uns Kraft kosten. Was sagt der Pathologe?«
»Nichts Gutes. Es war wohl ein Zufallsopfer. Ein Obdachloser wahrscheinlich. Und wir müssen das Schlimmste befürchten. Alle Anzeichen sprechen im Moment dafür, dass wir es mit einem Serienmörder zu tun haben, einem Psychopathen, der seiner Mordlust nachgeht und Botschaften verbreiten will.«
»Schmitt! Das wäre eine Katastrophe. Ist der sich da sicher?«
»Da braucht man nur ein wenig kriminologische Ausbildung. Dr. Rosser ist mit seiner Meinung nicht alleine. Ich stimme ihm zu und Hannah de Fries stimmt ihm zu. Es spricht einfach alles dafür. Wussten Sie, dass die Hannah Psychologie studiert hat? Ohne Abschluss?«
»Nein. Nicht so direkt. Ich schau mal in die Personalakte. Was machen wir jetzt? Der Oberbürgermeister will eine Pressekonferenz! Der hat Angst um die Stadt.«
»Und wir tappen völlig im Dunklen. Ich schlage vor, dass wir für morgen eine Pressekonferenz ansetzen. Mir fällt da schon was ein.«
Ich nehme die Zeitung mit und lese den Artikel ganz. Gute journalistische Arbeit. Ganz unten auf der Seite kommt noch eine Meldung über zwei Einbrüche. Einer davon war in einem Juweliergeschäft in der Mühlgasse. Etwa zwei Stunden vor unserem Mord hatte jemand dort Schmuck im Wert von 70.000 Euro erbeutet. Die Alarmanlage funktionierte nicht. Bei einem Geschäft für Wander- und Outdoorbedarf wurde die Schaufensterscheibe eingeschlagen. Da war ganz schönes Gesindel unterwegs in unserer Hochzeitsnacht.
Hochzeit! Sofort ist das Bild von Hannah in meinem Kopf. Das darf doch nicht wahr sein! Meinte sie das ernst, heute im Auto? Die macht doch einen Scherz! Aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Verdammte Pressekonferenz. Herbert!
Genau, Herbert ist der Richtige für solche Sachen. Dem fällt doch immer eine Gaunerei ein, wenn es um die Presse geht.
»Du gehst schon wieder alleine weg, Wolff? Das häuft sich aber in letzter Zeit. Wir hätten doch eine Hochzeitsreise machen sollen.«
»Ilse, morgen ist die Pressekonferenz. Ich bin mit Herbert verabredet. Dem alten Gauner ist was eingefallen für den Termin morgen.«
»So, so, mit dem Herbert. Dieser Herbert trägt nicht zufällig schwarze enge Jeans?«
»Jetzt hör aber auf. Die Hannah war sehr hilfreich heute Morgen. Ich denke, die macht sich ganz gut bei uns.«
»Und schon weißt du, worauf ich hinaus will. Mein lieber Wolff, mach’ nur keinen Blödsinn.«
»Ilse, so kenn’ ich dich gar nicht. Was ist plötzlich los? Ich muss weg, der Herbert wartet.«
Kapitel 3 – Schwindel
»Mensch Wolff, so eine Scheiße aber auch. Dass euch das in dieser Nacht passieren musste.«
Helmi setzt sich zu uns und stellt drei frische halbe Bier auf den Tisch.
»Probieren, die Herren. Neu! Elch-Bräu aus Thuisbrunn. Das läuft runter, sag ich euch.«
»Also dann a Prösterla!«
Tatsächlich. Schön herb.
»Sehr gut, Helmi, da könnt’ ich mich daran gewöhnen. Ja, ja. Das war ein Ding am Samstag. Ich habe so etwas noch nie erlebt.«
»Macht dir das nichts aus? Ich meine, die meisten kippen um oder speien wie die Reiher oder machen beides!«
»Mein Magen hat schon einige Signale gesendet, aber ich bin nicht so der Speityp. Ich kann da ziemlich viel wegstecken, das war schon immer so. Ich darf denjenigen nur nicht kennen und so was kommt hoffentlich nie vor.«
»Mir wär’n net bei der Mordkommission, wenn mer bei jed’n Dod’n gleich umfall’n däd’n!«
»Herbert, das stimmt. Aber jetzt verrate mir mal, was wir denen morgen erzählen.«
»Na ja, du wasst scho. Ich hob a weng mei Fühler ausgstreckt, wos die morng so wissen woll’n.«
»Und?«
»Und, Scheiße. Die wer’n auf dem Dhema rumreiten, dass widder irgendwo aaner mit aaner gud’n Prognose rausderft hot. Du wasst scho. Kinderschänder, Vergewaltiger, a schönes Gutachten, und scho schlächder widder zu.«
»Ich hab’s mir fast schon gedacht. Da werden die Stammtische wieder bestens bedient von der Presse. Manchmal haben die aber auch recht. Und jetzt?«
»Etz bass auf. Ich hob den Cem scho drauf ang’setzt. Der hot doch europaweit such’n soll’n. Do gibt’s ähnliche Fälle in Polen, Rumänien, Slowenien und Italien. Abber immer nur ein Mord. Gut. Ähnlich. Die Opfer wor’n ganz schee herg’richt und die Gliedmaßen wor’n a a weng verbog’n, abber natürlich net so wie unserer.«
»Auf was willst du hinaus?«
»Also. Mir stell’n uns auf den Standpunkt, dass do zwor a Verrückter rumläfft, aber in jed’n Land bloß eine Dad verübt. He? Und desweg’n gehen mir davon aus, dass des hier bei uns auch ein Einzelfall ist! Des steht für uns nach unseren umfangreichen und nächtlichen Recherchen fest.«
»Und das nehmen die uns ab?«
»Na, na. Und dann präsendieren wir eine Liste mit allen Entlassungen aus der Psychiatrie aus den letzten acht Monaten.«
»Wieso acht?«
»Weil vor neun Monaten so a kritischer Fall entlassen wor’n iss.«
»Woher ...«
»Du host doch den Harald drauf ang’setzt!«
»So schnell geht das bei euch?«
»Scho, Wolff.«
»Und was war das für einer?«
»No, a so a Vergewaltiger halt,