Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III - Erhard Heckmann страница 18
Danach sollen die Herren Graf Sponeck und Graf Kalnein die Situation beraten, und sich letzterer auch mit Gestütsmeister Hinrichs in Verbindung gesetzt haben, mit dem Graf Sponeck in Altefeld viele Jahre zusammengearbeitet hatte. Und Hinrichs soll damals gesagt haben: „Graditz verlässt kein Mädchen als Jungfrau“. Damit gingen beide Stuten zu Alchimist. Arabeske fohlte den nützlichen Adlerhorst, und Schwarzliesel, bei ihrem Ortello-Besuch in Italien, Schwarzgold. Schwarzliesels Paarung mit Ortello, Felicitation und viermal Magnat blieben erfolglos, und von ihren fünf Fohlen stammte nur eins, der Allgäu-Sohn Schlingel, nicht von Alchimist.
Im Jahrgang 1938 gab es Alchimist-Nachkommen namens Volturno (Deckhengst), Ebbeslohs Peperl (15 Siege; Deckhengst), Aureole, den hervorragenden Meiler Osterglaube (Stall Rösler), und Erlenhof hatte an Seleukos einen erstklassigen Steepler. Inzwischen deckte der Graditzer etwa dreißig Stuten, und in den beiden folgenden Jahrgängen befanden sich Pferde wie Rattenfänger (Preis von Dresden, Union-Klub Preis, Großer Wiener Ausgleich), der später mit großem Erfolg für den Wiener Stall Floridsdorf lief, oder Stall Haniels Passion, der sich auch im Hamburger Criterium, Dresdener Jugend-Preis, Preis der Dreijährigen in Dresden durchsetzen konnte. Ein Jahr später waren mehrere gute Pferde für ihren Vater unterwegs, auch Ilsenstein (Preis von Düsseldorf, Preis der Rheinprovinz, Deckhengst) oder die fünffache Siegerin Lenchen, die Ebbesloh zog. Sie entschied für sich u. a. Dorn-, Schwarzgold- und Husaren Rennen, als auch die Preise von Westernberg und der Mark Brandenburg. Danach fohlte sie für Ebbesloh Lümmel, danach für Charlottenhof den guten, 2 x 3 auf Herold ingezogenen Lenzwind. Weil sie jedoch mehrfach güst blieb oder verfohlte, kam sie neun- und zehnjährig zur Rennbahn zurück, gewann in Krefeld und nahm danach wieder auf. Das Ergebnis war die Ansitz-Tochter Legende (1952) die über ihre Kinder und Kindeskinder einflussreich wurde. Im „Nachkriegs-Graditz“ bekam Lenchen noch vier Fohlen, darunter den Hoppegartener Derbysieger Antritt (1955; Angeber), der auch das Weinberg- und Alchimist-Rennen gewann und in der dritten und vierten Generation stark ingezogen war. Antritts ein Jahr jüngere Vollschwester Ambition wurde von Graditz in die Zucht genommen und setzte das Erbe der Atalante, Ahnherrin und Adita fort.
1940 wurde die Paarung von Schwarzliesel mit Alchimist wiederholt. Das Produkt Schwarzkünstler konnte mit seiner Schwester Schwarzgold zwar nicht konkurrieren, war aber im Jahrgang 1941 der bester Nachkomme seines Vaters und hatte es verdient, aufgestellt zu werden. Der nächste Jahrgang war einer der besten und enthielt den Waldfrieder Klassehengst Gundomar, der wegen des Krieges dreijährig ungeprüft blieb. Als Vierjähriger gewann er fünf Rennen, darunter das Arthur-von-Weinberg-Erinnerungsrennen und das als „Prüfungspreis der Vierjährigen“ in München nachgeholte Derby. Obwohl seine so großartig begonnene Beschälerlaufbahn durch einen schweren Koppelunfall in Römerhof abrupt beendet wurde, hinterließ er in seiner kurzen Karriere als Deckhengst nicht wenig. In Frankreich zog F.Dupré von ihm Prince d’Quilly (Großer Preis von Baden 1951, und Sieger in Frankreich, Italien, England und Belgien), und die vom gleichen Züchter in Waldfried gekaufte Gundomar-Tochter Rhea fohlte 1955 nach Ticino die hervorragende Bella Paola. Die 1950 geborenen Maranon (Großer Preis der Düsseldorfer Industrie und Wirtschaft) und Baal (Großer Preis von Baden) waren weitere gute Gundomar-Söhne, sein bester Vertreter jedoch der ein Jahr ältere Mangon. Er gewann u. a. Henckel-Rennen, Derby und zweimal den Großen Preis von Nordrhein- Westfalen. Obwohl ihm auch nur drei Beschäler-Jahre vergönnt waren, war er in der Zucht noch besser. An Alarich (Gerling-Preis), der 1957 aus einer Ticino-Mutter gezogen wurde, und dem ein Jahr jüngeren Baalim (Winterfavorit, Union, St. Ledger) hatte er zwei Derbysieger auf der Bahn.
Was 1943 und später in Graditz gezeugt wurde, litt unter den Auswirkungen des Krieges und verlor, wie die westlichen Alchimist-Kinder, kostbare Zeit, weil der Rennbetrieb erst am 22.4.1946 in München wieder begann. Ganz ohne waren jedoch weder der Jahrgang 1943, noch die drei Jahre, die Alchimist verblieben. Seine Tochter Waldrun (1943), aus der Aurelius-Stute Walburga gezogen, wurde zu einer der bedeutendsten Stammmütter und rief die W- Familie in Ravensberg ins Leben. Und zu den sehr guten Pferden, die noch folgten, zählte auch die Röttgener Stammesart, die hohe Rennklasse vertrat (Deutscher Stutenpreis), und über ihre Tochter Sterna Großmutter des Prix de l’Arc de Triomphe-Siegers Star Appeal wurde. Und ihre Fohlen Stani (1949; Nuvolari) und Sant Cruz (1957; Caran D’Ache) konnten ebenfalls laufen. Der Hengst gewann den Großen Preis von Baden und den zu Düsseldorf, die Stute den Herbst-Stutenpreis, Preis der Diana, Schwarzgold-, Ratibor- und Sierstorpf Rennen.
1944 wurde Alchimist durch die Zuchtperle Ottomane und Grolledoch vertreten, die zu den besten Stuten dieses Jahrgangs zählte. Letztere war eine Vertreterin der Grave-and-Gay-Familie und Mutter von Grolledochnicht. Ein Jahr später hielt Alchimist als „Abschiedsgeschenk“ noch zwei echte Volltreffer bereit, Birkhahn und Aralia! Den Hengst für Madlene von Heynitz, der die Farben von K.-H. Wieland trug, die Stute für Schlenderhan. Während Birkhahn zwei Derbys gewann, siegte die Stute bei sechs Erfolgen auch im Schwarzgold- und Gladiatoren Rennen, Frühjahrs-Stutenpreis, dem Preis der Diana und wurde eine hervorragende Zuchtstute. Ihr Tantieme-Sohn Agio, Sieger im Großen Preis von Nordrhein-Westfalen und St. Ledger, zeugte mit Promised Lady (Prince Chevalier) 1966 Lombard, und ihre Tochter Aralina, die aus der Oleander-Stute Aster stammte, wurde Mutter des Kronzeuge-Sohnes Arratos. Dieser 1969 geborene Kronzeuge-Hengst gewann elf Rennen, während Lombard auf 20 Volltreffer kam, zu denen auch drei Preise von Europa zählten. Und beide, Birkhahn und Aralia, hatten sich auch im Derby zu Hamburg getroffen, wo der Hengst die Schlenderhaner Favoriten auf den Ehrenplatz verwies. In der Zucht stand der Alchimist-Sohn, der u. a. auch den Großen Preis der DDR gewonnen hatte, viermal an der Spitze seiner Kollegen, und einmal weniger führte er die Liste der Väter erfolgreicher Mutterstuten an. Birkhahn war ein Klasse-Rennpferd und in der Zucht ein hervorragender Vater.
Sein Einfluss reichte auch noch bis weit hinein ins „neue Graditz“. So kam 1965 seine Tochter Wiener Operette in Görlsdorf zur Welt, die 1971 den Grande-Enkel Wildschütz fohlte, dessen Vater Fahnenträger 1959 das Blaue Band in Hoppegarten gewann, während er selbst die drei DDR-Derbysieger Fallada, Sonnenblick und Rienzi zeugte, die 1981, 1988 und 1989 triumphierten und von Martin Rölke, Angelika Glodde und Lutz Pyritz gesteuert wurden. Die Mütter von Fallada und Rienzi waren Enkelinnen von Niederländer, und die Mutter von Sonnenblick hatte Harlekin als väterlichen Großvater.
Alchimist-Denkmal in Altefeld (Foto: Von Dk0704-Eigenes Werk, CC-BY-SA. https://commons wikimedia. Org)
Eine Alchimist-Enkelin von Birkhan war die 1961 in Graditz geborene Amatia aus der Angeber-Stute Arte, die sich Erfolge wie Festa-, Kincsem-Rennen und den Großen Stutenpreis der DDR auf ihre Fahnen schrieb. In der Zucht wurde sie 1974 Mutter des Tuny-Sohnes Antrieb, der für Graditz auch das DDR-Derby und den Großen Preis seiner Heimat sicherte. Im Heimatgestüt aufgestellt, lieferte er u. a. den Derbysieger Zigeunerheld, der das DDR-Derby 1983 unter Lutz Pyritz gewann. Gezogen war der Hengst aus einer Asterios-Tochter, und seine zweite und dritte Mutter waren Töchter von Grande und Birkhahn. Schließlich hatte Birkhahn in jener Zeit noch zwei DDR-Derbysieger auf der Bahn: 1956 war das Feston, der aus der Lampostochter Frühlingssonne gezogen war, die bereits ein Jahr früher mit dem Harlekin-Sohn Faktotum (Triple Crown) dieses Rennen „gewonnen“ hatte, während 1962 der Riesenaußenseiter Foliant (aus der Oleander-Enkelin Flut gezogen) des Leipziger Besitzertrainers E. Sommer in Hoppegarten triumphierte und die beiden Ticino-Enkel, die Steinadler-Söhne Bambus und Makler mit kurzem Kopf und zwei Längen auf die Plätze verwies.
Alchimist,