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Auch weniger bekannte Beschäler, die in Graditz kurz oder länger wirkten, hatten auf die deutsche Zucht Einfluss. Genannt sein sollen z. B. der Franzose Biniou (1904; Le Pompon) der ein sehr guter Renner war, z. B. den Großen Preis von Deauville gewann und vor seinem Import schon für die Hanielsche Zucht die Derbysiegerin von 1915, Pontresina geliefert hatte. Talion (1896; Fripon) war ein Belgier, gewann das dortige Derby und auch mehrere gute Rennen in Deutschland; Caius (1900; Reverend) hinterließ für Graditz einige gute Stuten, war aber besonders für Schlenderhan und für Richard Haniel ein voller Zuchterfolg. Dieser erhielt den Derbysieger von 1913, Turmfalke, und 1915 an Frauenlob die Mutter von Ferro. Für Schlenderhan wurde Maja (1914) die Mutter von Mah Jong, der 1927 das Derby und den Großen Preis von Berlin gewann, nachdem sich der Prunus-Sohn auch im Ratibor-Rennen und dem Preis des Winterfavoriten durchgesetzt hatte. Auch einige gute deutsche Hindernispferde hatten diesen Franzosen zum Vater.
Von Hammurabi (1903; Gallinule) glaubte seine Umgebung – Graf Georg Lehndorf und Trainer R. Waugh – dass er der am besten gezogene Graditzer bis zur Jahrhundertwende gewesen sei. Der Zweijährige, dessen Vater einer der ganz Großen der Zucht war, blieb ungeschlagen (inkl. Dresdener Jugendpreis), gewann ein Jahr später u. a. das St. Ledger und den Großen Preis von Baden, um als Vierjähriger erneut alle seine Starts zu gewinnen. Am Ende war man der Meinung, die großen Steherqualitäten dieses Hengstes zu spät erkannt, und so auf weitere Siege verzichtet zu haben. Ein Zuchterfolg wurde Hammurabi nicht. Er befruchtete schlecht, und die guten Stuten blieben bald aus. Diese Tatsache war besonders traurig, denn Hammurabi gehörte dem gleichen Zweig der Familie 6 an wie z. B. Sansovino, Big Game, Selene, Wallenstein oder Oleander …
Der von Nuage stammende Anschluss, der 1925 schon mit 13 Jahren einging, war das erste Fohlen der hervorragenden Ard Patrick-Tochter Antwort, bekam aber in Graditz, wo er als Vaterpferd debütierte, wenig Chancen. Auf der Rennbahn gewann Anschluss, der schwierig zu reiten war, sich mit Jule Rastenberger am besten verstand, vierjährig bei sechs Starts ungeschlagen blieb, und sich im Derby (3.) unterwegs auf eine Beißerei einließ, u. a. Hoppegartener Jubiläums-Preis, Silberne Schild und die Großen Preise von Berlin und Hamburg. Seine letzte Stallion-Saison absolvierte er in Altefeld. Die Klassehengste Großinquisitor (vielfacher Sieger, u. a. Goldene Peitsche, Ulrich-von-Oertzen Rennen) und der 1922 geborene zwölffache Sieger Marduck (Hoppegartener Jubiläums-Preis, Renard-, Kincsem-, Wallenstein-Rennen) gelten als seine besten Produkte. Anschluss lieferte aber auch den schwedischen Derbysieger von 1921, German, der aus der Sahir-Tochter Germania gezogen war, als auch mehrere gute Hindernispferde. Von diesen seien nur Immelmann (Großer Preis von Karlshorst), Niederwald (Haselhorster Jagdrennen) und Carl-Ferdinand (Großer Prüfungspreis im Grundewald) genannt.
Der besten Hengst der Graditzer Scholle und Graditzer Zucht war bis dahin jedoch der bereits erwähnte Dark Ronald-Sohn Herold. Zu seinen acht Siegen – bei neun Starts – zählten Derby, St. Ledger, Großer Preis von Berlin und das Gladiatorenrennen, wobei er im Derby unter Stalljockey Rastenberger Nubier schlug wie im St. Ledger. Er ging bereits Ende dreijährig in die Zucht, wo er ein Pferd von außerordentlicher Bedeutung und gleichfalls ein guter Stutenerzeuger wurde. Als Herold seine erste Beschälersaison für 600 Mark antrat, waren beispielsweise für Aditi (Erlenhof) 2.000, Augias (Römerhof) 1.500 oder Fervor (Waldfried) 4.000, Flamboyant (Röttgen) 2.000 Mark Taxe aufgerufen. Graf Isolani (Erlenhof) kostet 600 Mark, während dieses Deckgeld auch für Oleander und Prunus (Schlenderhan) galt und für Palastpage in Röttgen. Herold litt vorerst auch unter der bereits erwähnten Graditzer Seuche, erholte sich aber schnell und stand 1923 als Hauptbeschäler auch im hessischen Altefeld, das aber schon nach zehn Jahren wieder aufgegeben wurde, sodass Herold 1930 nach Graditz zurückkehrte.
Ein anderer Klassehengst von Herold war Arjaman, der die Stuten Newa (Mutter von Nebelwerfer), Nixe (Mutter von Neckar), Adriana (Mutter von Atatürk) und die 1948 geborene Thilde zeugte, die in der Zucht von W. Eichholz 1954 nach Magnat die großartige Thila fohlte, die u. a. die Diana, das Schwarzgold Rennen, den Deutschen Stutenpreis und Aral-Pokal gewann. Arjamans Befruchtungsquote hatte bereits 1941 schon gewaltig nachgelassen, doch sorgte er im Alter von 23 Jahren noch für Agamemnon (1941), der später nach Röttgen kam und bei Prince Ippi als mütterlicher Großvater zu finden ist. Dieser 1969 geborene Imperial-Sohn, der die Großen Preise von Europa und Mailand gewann, wurde auch Vater der Champion-Stute Anna Paola (1978), die u. a. bei der 2008 geborenen, und von Willie Mullins in Irland trainierten Shirocco-Tochter und Chapion-Hürdlerin Annie Power (17 Starts, 15 Siege, 715.000 £) als mütterliche Großmutter im Stammbaum steht. Herolds bestes Produkt war jedoch sein dritter Derbysieger, der großartige Alchimist (2. März 1930). Dieser lief seinem Vater auch den Rang als „bester Graditzer“ ab und war gleichzeitig das letzte Fohlen der Antwort-Tochter Aversion (St. Ledger), die im September seines Geburtsjahres einging.
Auch der „DDR-Graditzer“ Zigeunersohn, der 12 von 23 Rennen gewann, darunter den Großen Preis der DDR, trug über den Vater seiner Mutter, Birkhahn, Herolds Blut. In der Zucht hinterließ er an Zeleznik (1978) den besten Steepler der Tschechoslowakei, der dreimal Pferd des Jahres war, und die Große Pardubicer Steeplechase 1987,1988,1989, und 1991 gewann.
Die Heroldsöhne Lupus (Union; St. Ledger) und Dionys gewannen die Derbys von 1928 und 1931 und waren aus Müttern von Hannibal bzw. Nuage gezogen. Auch die Herold-Tochter Antonia lieferte nach Ferro an Abendfrieden einen Derbysieger (1937), der neben dem Deutschen St. Ledger auch das zu Ungarn gewann und als Deckhengst in Zoppenbroich wirkte. Sein Sohn Pik As begründete in der Hannoveraner-Zucht eine erfolgreiche Linie, der auch der Dressurpferde-Erzeuger Pik König angehörte.
Zigeunersohn (1965) von Grande aus der Zigeunerkind (Foto: Siegfried Müller, Leipzig)
Herold trat aber auch mit den Söhnen Arjaman (1930), Effendi (1939) oder Panzerturm (1940) überdurchschnittlich hervor und hinterließ zahlreiche gute Mutterstuten. Stellvertretend sollen lediglich die bereits erwähnte Antonia (Diana, Deutscher Stutenpreis), Lehnsherrin (1931), Diana-Siegerin und Mutter von Leibwache, die dieses Rennen ebenfalls gewann, und Aktine (1934), die Mutter des Union- und Ledger-Siegers Angeber (1945; Elritzling) wurde, genannt sein. Und die 1942 geborene Herold-Stute Edelwild gewann das Österreichische Derby. Herold, der zwei Beschäler-Championate errang, galt lange als „Stutenerzeuger“, doch 1930 kamen seine Söhne Alchimist und Arjaman, der, an das Gestüt Zoppenbroich verpachtet, viele gute Stuten hinterließ.
Der achte Derbysieger für Graditz, der Nuage-Sohn Gibraltar (1916), wirkte nur zwei Jahre in der eigenen, später in der Hanoveraner-Zucht. Auch der Hannibal-Sohn Gulliver II, der in zwei Rennzeiten sieben von zehn Rennen gewann und im Jahrgang nur unter dem Schlenderhaner Dolomit stand, wurde 1912 Derbysieger. Er ging auf die 1877 erworbene Goura, eine der ältesten Graditzer Stammstuten, zurück und lieferte auch einige gute Pferde. Als Vererber spielte er seine Rolle jedoch im Hindernissport, wo er neunmal das Hengst-Championat gewann. Wellenbrecher, Radiola, Fritz Fromm, Tüchtig,