Seelenheilung. Thomas Peddinghaus

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Seelenheilung - Thomas Peddinghaus

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Zur weiteren Erforschung der natürlichen Gesetzmäßigkeiten des Seelenlebens sei daher an dieser Stelle ein kleiner Ausflug in die mythologischen Gefilde erlaubt. Die Seelenverständnisse früherer Kulturen und Zivilisationen erlauben nämlich einen weniger naturwissenschaftlich und materialistisch geprägten Blick. Stattdessen besteht die Hoffnung, dass die darin zum Ausdruck kommenden Seelenverständnisse noch etwas näher an den natürlichen Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet und orientiert sind, als es in unserer modernen, materiell ausgerichteten Welt der Fall ist.

      In einer der frühesten Hochkulturen dieser Erde, in Ägypten, ist die Vorstellung eines Lebens nach dem Tode und damit die Annahme einer nicht körpergebundenen Substanz besonders gut erkennbar: Der Aufwand, der rund um das Thema Tod betrieben wurde, war enorm. Von den akribisch geregelten Mumifizierungspraktiken bis zu der sehr aufwendigen Gestaltung der Grabstätten wirkt der Umgang mit dem jenseitigen Leben sehr umfangreich und methodisch. Offenbar ging es in dieser Kultur weniger um die Frage nach dem ob als vielmehr um das wie eines außerkörperlichen Lebens. Vielleicht ist es gerade diese scheinbare Gewissheit, die das nicht nachlassende Interesse an der ägyptischen Kultur in der heutigen Zeit zumindest teilweise erklärt. Die Begräbnisstätten und die damit verbundenen Kunstwerke machen schließlich einen guten Teil der Überlieferung aus. Dabei wird diese äußerliche Darstellung des Todes genährt von einer sehr bildhaften mythologischen Sprache, die den Übergang von einem Bewusstseinszustand, dem physischen Leben, in einen anderen, jenseitigen Zustand erklärt. Ohne an dieser Stelle auf alle Details dieser sehr umfangreichen Mythologie eingehen zu wollen, lässt sich in Bezug auf das Seelenverständnis Folgendes zusammenfassen:

      Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Idee einer nicht materiellen Substanz, dem ‚Ba‘, die im Augenblick des Todes als Seelenvogel aus dem Körper austritt und in des Totenreich des Osiris überwechselt. Dieses ‚Ba‘ war zuvor bei der Geburt des Menschen wie ein Vogel in einen Käfig in ihn hineingeflogen, um ihn nach dem Tode in die wieder gewonnene Freiheit zu verlassen. Interessanterweise wird zusätzlich zum seelischen ‚Ba‘ die Existenz einer göttlichen Schaffenskraft, dem ‚Ka‘, erwähnt, die als grundlegendes Lebensprinzip allen Lebewesen gegeben ist. Diese Unterscheidung zwischen der eher persönlichen Seele, dem ‚Ba‘ und einer eher unpersönlichen göttlichen Energie, dem ‚Ka‘, wird uns an anderer Stelle noch beschäftigen. Die Kombination dieser zwei bedeutungsvollen Silben findet man übrigens auch in anderen religiösen Zusammenhängen, wie z.B. in der „Kaaba“, dem größten Heiligtum des Islams oder auch in der jüdischen ‚Kabbala‘.

      Vollkommen unabhängig (?) von dieser mythologischen Seite des ägyptischen Seelenverständnisses werden Sie aber vielleicht beim nächsten Einkauf des köstlichen Plantagentranks, genannt ‚Kaba‘, mit etwas anderen Augen betrachten.

      Im frühgeschichtlichen China wurde ebenfalls von zwei verschiedenen Seelen gesprochen: Man nahm eine Körperseele (P‘o) und eine Hauchseele (Hun) als zwei separate Entitäten im Menschen an. Die Körperseele ist für körperliche Funktionen zuständig, die Hauchseele für Bewusstsein und Verstand. Die Hauchseele kann den Körper schon zu Lebzeiten verlassen und trennt sich bei seinem Tod endgültig von ihm. Auch die Körperseele besteht nach dem Tode fort, doch bleibt sie mit dem Körper verbunden und begleitet ihn normalerweise ins Grab, wo die Grabbeigaben für ihr Wohlergehen sorgen sollen. Die P‘o-Seele ist dem dunklen, weiblichen Yin-Prinzip und der Erde zugeordnet, sie entsteht zugleich mit dem Embryo, die Hun-Seele ist dem männlichen, hellen Yang-Prinzip und dem Himmel zugeordnet, sie entsteht, wenn der Mensch bei seiner Geburt ins Licht kommt. Die Hun-Seele kann sich nach einem natürlichen Tod des Körpers in den Himmel oder in einen anderen Jenseitsbereich begeben.

      Diese schon in den ersten so genannten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte getroffene Unterscheidung zwischen mindestens zweierlei Seelenformen oder -arten zieht sich wie ein roter Faden durch eine Vielzahl von mythologischen und religiösen Vorstellungen. Die griechischen Philosophen, allen voran Platon, sprechen gar von einer Dreiteilung der seelischen Vorgänge: Die inneren Konflikte der Menschen erklärt Platon damit, dass die Seele aus wesensverschiedenen Teilen bestehe, einem vernunftbegabten Teil (logistikón) mit Sitz im Gehirn, einem triebhaften, begehrenden (epithymētikón) mit Sitz im Unterleib und einem muthaften (thymoeidēs) mit Sitz in der Brust. Dafür verwendet Platon das Bild eines Pferdewagens: Die Vernunft hat als Wagenlenker ein Zweigespann von zwei verschiedenen Rossen (Wille und Begehren) zu lenken und dabei das ungezügelte Ross des Begehrens zu bändigen, damit jeder Seelenteil die ihm zukommende Funktion in rechter Weise erfüllt. Wenn darin die frühen Vorboten einer von Sigmund Freud Jahrhunderte beziehungsweise Jahrtausende später postulierten Dreiteilung in Form des Es-Ich-Überichs erkennbar sind, so spricht dies wiederum dafür, dass es bestimmte übergeordnete Gesetzmäßigkeiten gibt, nach denen sich die Menschen über Jahrhunderte hinweg orientierten, um sie je nach den jeweiligen Zeitgeistern auszuformen.

      Seele und persönliche Entwicklung

      Platon war es auch, der in der Überwindung der sich im schein­­baren Widerspruch und Gegensatz zueinander befinden­den Seelenanteile die eigentliche Entwicklungsaufgabe des Menschen sah: Die Sorge um das Wohlergehen der Seele sei vorrangige Aufgabe, um dem Menschen zur Unsterblichkeit und Teilhabe an der von ihm so genannten unvergänglichen, weil geistigen ‚Ideenwelt‘ zu verhelfen. Dabei kommt gerade dem Menschen, der als einziges Lebewesen mit einer Vernunftseele ausgestattet ist, eine besondere und hervorgehobene Stellung zu, während das Tier- und Pflanzenreich auf niederer Stufe beseelt ist.

      Der Gedanke von einer Entwicklung hin zu einer persönlichen seelischen Reife als Lebensaufgabe für den Menschen taucht in den meisten Kulturen und Religionen der Welt auf. Diese ‚Individualisierung‘ des Seelenlebens scheint jedoch eng verknüpft zu sein mit dem jeweiligen geistigen Überbau der jeweiligen Kultur: Im Bereich der Naturreligionen, wie die der Kelten, Germanen oder auch der Indianer Nordamerikas findet man dagegen eine viel ausgeprägtere Identifikation des Menschen mit den überpersönlichen, irdischen Vorgängen und Kreisläufen. Die Kelten beispielsweise bezeichneten den Tod als ‚die Mitte eines langen Lebens‘. Es herrscht weiterhin der gleiche Geist, nur in einem anderen Körper und in einer anderen Welt. Das heißt, beim Eintritt des Todes verlässt die Seele den einen Körper, um in einem anderen Körper weiter zu existieren. Der damit zum Ausdruck gebrachte Prozess der Seelenwanderung oder Seelenwandlung ist jedoch im Gegensatz zur Reinkartnationslehre des Hinduismus nicht persönlich und individuell gedacht. Vielmehr folgt diese Anschauung von der Unsterblichkeit der Seele dem Grundsatz von den fließenden Übergängen der sicht- und greifbaren Welt und der so genannten ‚Anderwelt‘. Wie alle Naturreligionen waren auch die Kelten durchdrungen von der Überzeugung, dass es keine wirkliche Trennung zwischen physischer und geistiger Wirklichkeit gibt, weder im Leben des einzelnen Menschen, noch in der Welt als Ganzem. Alles ist mit allem verbunden. Folglich wurde den persönlichen und individuellen Unterschieden zwischen den Menschen viel weniger Gewicht beigemessen. An erster Stelle stand nicht die Einzelperson, sondern die Gemeinschaft und die gemeinsame Teilhabe am übergeordneten ewigen Kreislauf von Wachsen und Sterben, von Leben und Tod, wie er auch in der Natur zu beobachten ist. Daher war auch die Seele nicht wirklich individuell, sondern Teil eines übergeordneten Ganzen.

      Vermutlich liegt gerade in diesem Aspekt der untrennbaren seelischen Verbundenheit mit der Natur der große Reiz der animistischen Naturreligionen in unserer heutigen Zeit. Wo Kelten, Germanen und Indianer einen scheinbar ganzheitlichen Zugang zur diesseitigen und jenseitigen Welt hatten, leben wir heutzutage in einer ‚verkopften‘, einseitig rational ausge­richteten Welt. Wir scheinen eher im Gegensatz denn im Einklang mit der Natur in und um uns herum zu leben. Doch Vorsicht: Das Rad der Entwicklung lässt sich nun einmal auch in diesem Zusammenhang nicht zurückdrehen. Die damaligen Naturreligionen hatten vermutlich keinen wirklichen Sinn für Weiterentwicklung oder das Bedürfnis für nennenswerte Veränderungen. Warum bestehende Ordnungen in Frage stellen, wenn sie sich seit Generationen bewährt haben? Diejenigen, die es dennoch wagten, den Kopf aus der Masse zu erheben, liefen ständig Gefahr, denselbigen zu verlieren. Die Vorstellung von Völkern

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