Seelenheilung. Thomas Peddinghaus

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Seelenheilung - Thomas Peddinghaus

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entschieden haben. Mit Entscheidung ist dabei die im Wortsinn enthaltene Bedeutung von Ent-Scheidung gemeint. Also: Ich lasse mich nicht mehr hin- und herreißen zwischen verschiedenen Möglichkeiten beziehungsweise Alternativen, sondern lege mich auf eine bestimmte Richtung meines Handelns fest. Es ist wie bei einer Weggabelung, bei der ich mich für eine Richtung entscheiden muss, wenn ich nicht für ewig an derselben Stelle stehen bleiben will. Eine alte Yogi-Weisheit bringt es auf den Punkt: „Wenn sich der Weg vor dir gabelt, schlage ihn ein“.

      Dabei sind hier in erster Linie Entscheidungen gemeint, die so genannte Weichenstellungen bewirken können. Also die Art von Entscheidungen, die in bestimmten Lebenssituationen und zu bestimmten Zeitpunkten im Leben den weiteren Fortgang desselben maßgeblich beeinflussen können. Das reicht von der Partnerwahl über die berufliche Ausrichtung bis hin zu Fragen der allgemeinen Lebensführung. Aber selbst im Alltag, wenn wir mit einer nahezu unüberschaubaren Zahl von Wahlmöglichkeiten konfrontiert werden, kann es sich manchmal als gesundheitsfördernd und -erhaltend erweisen, sich einfach nur zu entscheiden und nicht zu lange im Zustand der Unentschlossenheit zu verharren. Zwischen den Stühlen zu sitzen - also sich nicht zu entscheiden - ist wohl eine der unangenehmsten und unbequemsten Formen des Sitzens. Die Ernsthaftigkeit, mit der ich in manchen Lebenslagen eine Entscheidung treffe, bestimmt letztlich ihre Wirkung. Auf dem Niveau der allseits beliebten Neujahrsvorsätze kann ich nur mit einer begrenzten Halbwertszeit rechnen (die meist schon an Heilig-Drei-Könige, also nach einer knappen Woche, endet). Bei wirklich wichtigen Themen wie Partnerschaft, Familie und der allgemeinen Ausrichtung des eigenen Lebens empfiehlt es sich dagegen, nachhaltigere Prozesse der Entscheidungsfindung zu durchlaufen. Die guten Gründe, die für oder gegen bestimmte Entscheidungen sprechen, miteinander zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen, dies ist im wahrsten Wortsinne der entscheidende Schritt, um sich mit sich selbst in Einklang zu bringen und im seelischen Gleichgewicht zu halten. Unsere Seele erweist sich dabei als zuverlässig und verhält sich entsprechend unseren Anweisungen. Als Dirigent führt sie das aus vielen Einzelteilen bestehende Orchester durch das Programm, das wir - die Komponisten - ihr vorgegeben haben. Wenn ich mein Leben in erster Linie auf Beruf und Karriere ausrichte, wird sich meine Seele loyal dieser Entscheidung gegenüber verhalten und mich dazu befähigen, die dazu notwendigen Denk- Fühl- und Verhaltensweisen zu produzieren. Entscheide ich mich dagegen für ein Leben, in dem die Familie und die Pflege sozialer Kontakte absoluten Vorrang haben, wird sich die Seele ebenso loyal entsprechend dieser Entscheidung ausrichten.

      Unsere Seele funktioniert also nicht ausschließlich nach einem - ihr von Natur aus mitgegebenem - Programm, dass uns automatisch durch alle Wirrnisse des Lebens führt. Sie ist vor allem von unseren im Laufe unseres Lebens getroffenen Entscheidungen und dadurch gemachten Erfahrungen abhängig. Es ist unsere Aufgabe, mittels dieser Entscheidungen und Erfahrungen unser eigenes seelisches Gleichgewicht zu gewährleisten.

      Hindernisse

      Allerdings sollte man mit einer einmal getroffenen Entscheidung, wie zum Beispiel der Neuausrichtung in einer Partnerschaft oder im Beruf, nicht die Illusion verknüpfen, dass ab sofort alles ganz anders wird - nur, weil man sich entschieden hat (oder gerade Silvester ist). Es kommt ja zur eigenen Entscheidung meist noch eine äußere Umgebung - beispielsweise in Form anderer Menschen - hinzu. Schließlich gilt der Mensch gemeinhin als soziales Wesen. Hier - in der sozialen Umgebung - wird diese persönlich mit scheinbar großer Klarheit getroffene Entscheidung unter Umständen täglich von Neuem auf ihre Ernsthaftigkeit getestet. Da wird der klare Vorsatz zur beruflichen Veränderung durch unvorhergesehene Einwände aus dem familiären Umfeld in Frage gestellt, die eigenen Entscheidungen innerhalb der Partnerschaft treffen unweigerlich auf einen entsprechenden ‚Gegenpart‘. Das heißt, wir sind einerseits herausgefordert, uns selbst immer wieder neu zu entscheiden. Andererseits müssen diese Entscheidungen in Einklang mit unserer jeweiligen Lebenswelt gebracht werden, neudeutsch formuliert ‚kompatibel gemacht werden‘. Klingt anstrengend, ist es nach meiner Erfahrung auch.

      Als zusätzliche Erschwernis kommt schließlich noch ein weiterer Aspekt hinzu: Nachdem der Mensch als Gewohnheits‘tier‘ beschrieben wird (wobei ich persönlich über den Vergleich mit dem Tierreich nicht wirklich glücklich bin), können jahrelange frühere Erfahrungen und Verhaltensweisen nicht einfach ausgelöscht und abgelegt werden. Wir alle sind ein Produkt unserer früheren Erfahrungen und nichts hat der Mensch im Laufe seines Lebens tatsächlich mehr lieb gewonnen als seine Gewohnheiten. Selbst wenn diese alles andere als erquicklich sind, für andere oder auch für mich selbst. Stichworte wie ‚Gesundheitsfürsorge‘ oder ‚Ernährungsgewohnheiten‘, Schlagworte wie Nikotin, Koffein, Zucker & Co. lösen vielleicht beim einen oder anderen Leser wohlbekannte und gewohnheitsmäßige Reaktionsweisen wie schlechtes Gewissen, schlichtes Verdrängen oder gar lautstarkes Wehklagen aus. Diese uns und unserer Gesundheit abträglichen Gewohnheiten sind uns zwar meist sehr gut bekannt und bewusst. Aber andere gewohnte innere Stimmen und Gedanken halten uns immer wieder davon ab, die eigentlich notwendigen Entscheidungen zu treffen und die geeigneten Schritte einzuleiten. Diesen so genannten ‚inneren Schweinehund‘ - den wohl jeder Mensch heutzutage täglich Gassi führt - haben wir zum großen Teil selbst herangezüchtet. Eben aufgrund der früher - bewusst oder unbewusst - getroffenen Entscheidungen. Sie wurden zu Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Verhalten.

      Aufgrund der jahrelangen Programmierung durch unsere Erfahrungen und Entscheidungen und ihren grundsätzlich loyalen - also ihrem jeweiligen „Herrn“ ergeben dienenden Charakter - fügt sich unsere Seele scheinbar in ihr Schicksal. Nur gelegentlich, manchmal - wenn wir uns etwas mehr Zeit nehmen, sie ein wenig baumeln zu lassen - spüren wir ein Aufflackern: Das Gefühl von Übersättigung oder des Überdrusses nach gewohnheitsmäßiger Völlerei oder anderer Formen von Maßlosigkeit. Dann taucht vielleicht sogar das berühmte schlechte Gewissen auf, verbunden mit der entschiedenen Entschlossenheit, fortan sein Leben endlich und endgültig gesundheitsbewusster gestalten zu wollen. Die Wirkung dieser Entscheidung lässt leider meist schon bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit schlagartig nach. Dennoch erfüllt unsere Körperseele auch weiterhin ihren Auftrag, uns zumindest seelisch halbwegs im Gleichgewicht zu halten. Dafür nimmt sie es oft genug sogar in Kauf, dass wir uns körperlichen Schaden - wie oben beschrieben - zufügen. Und so wird aus einem Akt der vorsätzlichen Körperverletzung, wie etwa der doppelten Zufuhr toxischer Substanzen beim Genuss einer Zigarre zusammen mit einem starken, nachtschwarzen Espresso, schnell ein Sinnbild für einen, in seinem seelischen Gleichgewicht schwebenden Menschen. Unser Seelenanteil, der sich um die körperliche Unversehrtheit bemüht, schreit währenddessen laut um Hilfe.

      Die konservative Seite der Seele

      Die Körperseele hat also zusammengefasst eine vor allen Dingen konservative, also Wert erhaltende Funktion für den Menschen. Dies bietet Vorteile im Überlebenskampf des Daseins. Die Körperseele dirigiert und orchestriert uns in der Vielfalt der täglichen Lebensanforderungen, ohne dass wir uns dessen allzu bewusst seien müssen. Sie gewährleistet dadurch eine grundlegende Stabilität im physischen und psychischen Leben. Sie bewahrt uns sozusagen vor den gröbsten Dummheiten. Vom Zusammenspiel der Organe bis zur Verarbeitung der Tagesereignisse im Schlaf und Traum - vieles von dem, was uns im Leben widerfährt, scheint mehr oder minder automatisch gesteuert zu werden. Wir müssen nicht über jeden einzelnen unserer Atemzüge nachdenken. Wir werden sozusagen beatmet. Und lassen nur ganz schwer von diesen automatischen, gewohnheitsmäßigen Prozessen ab, wie man am Beispiel des Atemreflexes unschwer nachvollziehen kann: Willentlich und dauerhaft die Atmung einzustellen ist eine der schwierigsten Übungen für den Menschen. Da kann die Entscheidung noch so ernsthaft getroffen worden sein, der lebenserhaltende und den Bestand sichernde Aspekt der Seele ist - Gott sei Dank - eine sehr schwer zu überwindende Hürde. Die Seele hat also offensichtlich einen fürsorglichen und beschützenden Aspekt, der sich teilweise ohne unser bewusstes Zutun um den Erhalt der wesentlichen Lebensabläufe kümmert. Vorausgesetzt, der Mensch hat es gelernt, auf seine inneren Stimmen zu hören und damit diese aufrechterhaltende Funktion der Seele zur Geltung kommen zu lassen.

      Und doch hatte diese Art der Seelenfunktion auch einen gewissen einschränkenden Charakter. Unsere Seele würde alles dafür tun, um uns in einem

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