Die Venusische Trilogie / Engel weinen nicht. Omnec Onec

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Die Venusische Trilogie / Engel weinen nicht - Omnec Onec

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Lehrer Mr. Reed gerade die Subtraktion einführte.

      Er sagte, „heute werden wir die Subtraktion lernen.“

      „Subtraktion?“ platzte es aus mir heraus.

      Er sah mich streng an und sagte: „Es ist dir nicht gestattet zu sprechen, es sei denn, du hebst deine Hand.“

      „Oh, okay“, sagte ich. So hob ich meine Hand und fragte: „Was ist Subtraktion?“

      Mr. Reed klang ungeduldig. „Ich werde es in wenigen Minuten erklären.“ Aber je mehr er darüber sprach, desto verwirrter wurde ich.

      „Das ist wirklich merkwürdig“, sagte ich. „Warum wollen Sie etwas von etwas anderem wegnehmen?“

      „Ich weiß nicht“, sagte er.

      Das irritierte mich. „Sie wissen es nicht? Sie sind unser Lehrer. Was meinen Sie? Sie nehmen eins von zweien weg und bekommen eins. Warum wollen sie eins von zweien wegnehmen?“

      „Sheila, solche Fragen ergeben keinen Sinn.“

      „Macht das denn Sinn – eins von einem wegzunehmen ergibt Null. Wie können Sie etwas von sich selbst wegnehmen? Sie können das Objekt wegnehmen und nichts haben, doch Sie können es nicht von sich selbst wegnehmen.“ Ich fuhr fort in dem Versuch, meinen Standpunkt klar zu machen; diese neuen mathematischen Ideen stimmten nicht mit dem überein, was mir beigebracht worden war.

      „Sheila, wenn du nicht aufhörst, Fragen zu stellen, werde ich dich zum Direktor schicken.“

      „Oh, okay“, sagte ich ruhig. „Ich werde nicht mehr fragen.“

      Subtraktion machte für mich niemals Sinn und wird es auch niemals tun. Ich mag dies nicht, weil es zu mental ist und nicht den natürlichen Gesetzen der Ausdehnung folgt. In Teutonia wurde mir niemals beigebracht, etwas von etwas anderem wegzunehmen. Wir veränderten nur, was existierte.

      Ich hatte auch Probleme mit dem irdischen Zehnersystem. Auf den fortschrittlicheren Planeten existiert die Null nicht, wegen ihrer eigentlichen Natur. Indem wir den Gesetzen der Natur folgen, haben wir gelernt, daß das grundlegende Neunersystem am besten zu uns paßt. Nebenbei gesagt, haben die Regierungen der Erde im Laufe der Jahre abgestürzte fliegende Untertassen untersucht und herausgefunden, daß ihre Dimensionen auf ein Neunerzahlensystem hinweisen.

      Um alle zufriedenzustellen, lernte ich Subtraktion. An diesem Abend ging ich heim und erzählte Daddy, was ich gelernt hatte, daß zwei weniger eins gleich eins ist.

      „Das ist sehr gut!“, sagte er.

      „Ich weiß auch, was zehn weniger fünf ist“, sagte ich.

      „Wieviel?“

      „Fünf.“

      „Woher weißt du das?“ fragte er. Haben sie dir das beigebracht?“

      „Sie haben mir beigebracht, eins abzuziehen, und ich habe das andere selbst herausgefunden.“

      „He, du bist aber gut darin, oder?“ Er lächelte. „Ich bin wirklich stolz auf dich, weil du mein erstes kleines Mädchen bist. Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich.“

      „Tu’ ich das?“

      „Ja.“

      „Sie ist hübsch“, sagte ich und erinnerte mich an Vonics Beschreibung von ihr. „Sie sieht aus wie Marilyn Monroe.“

      „Ja, das tut sie“, stimmte er lachend zu.

      Ich fragte mich, ob ich Donna je treffen würde und wann das sein würde. Ich hatte von Großmutter und von Tante Ellen so viel über sie gehört, aber ich hatte sie selbst nie gesehen. Dies sollte erst nach einem Jahr meines Lebens auf der Erde geschehen.

      Am Freitagabend saßen wir am Eßtisch. Wie gewöhnlich gab es Hot Dogs und Chili, was ich gern aß. Das Telefon klingelte, und Daddy nahm ab.

      „Deine Großmutter wird heimkommen“, kündigte er an, und meine Stimmung sank. Ich würde in einer Woche zu ihr zurückkehren. Die Vorstellung zu gehen mochte ich nicht; David und Peggy waren so gut zu mir gewesen. Und was sollte aus all meinen neuen Freunden in der Schule werden, dachte ich?

      „Muß ich zurückgehen?“ fragte ich.

      „Ja, Liebling“, sagte Daddy. „Ich habe dir vorher gesagt, daß du zurück zu deiner Großmutter gehen mußt.“

      „Okay“, sagte ich ruhig mit einem Anflug von Traurigkeit. Peggy war wirklich lieb und drehte mir das Haar auf. Sie war so wunderschön mit ihren blauen Augen, der wunderschönen Haut und dem langen, welligen, braunen Pferdeschwanz. Ich würde sie vermissen.

      „Montag müssen wir mit dir zur Schule gehen oder eine Nachricht schicken und ihnen sagen, daß du Ende der Woche gehen wirst. Dann können sie dir die Zeugnisse zur neuen Schule schicken.“

      „Okay.“

      Aber anstatt Montag zur Schule zu gehen, mußte ich Daddy und Peggy Aufwiedersehen sagen. Tränen füllten meine Augen. Großmutter wollte, daß ich früh nach Hause kam, um ihr beim Auspacken behilflich zu sein und das Haus herzurichten. Ich war noch nicht einmal in der Lage, meinen Freunden Aufwiedersehen zu sagen.

      Großmutter erwartete mich, als ich wieder einmal in der Southern Street Nummer 1821 anklopfte. Drinnen war alles in Unordnung, und trotz der Hilfe von Merle und Ben gab es nicht viel, was wir tun konnten, um den Ort schön zu gestalten. Die Wohnung selbst sah neu und glänzend aus, aber Großmutters Einrichtung war so alt und wirkte so schrecklich, daß ich schnell deprimiert war.

      Großmutter, so hatte ich von Vonic gelernt, hatte sich von ihrem Ehemann wegen seiner Trinkerei getrennt und lebte mit den beiden Jungen allein.

      Wenn man von den Hügeln von Chattanooga hinuntersah, hatten die Appartements unseres Wohnbauprojekts gegenüber dem Eisenbahnhof die Form eines riesigen Hufeisens. Die Southern Street grenzte an das eine Ende des Projekts und hinter uns befanden sich Reihen von zweigeschossigen Ziegelsteingebäuden mit flachen, weißen Kiesdächern. Jede Familie verfügte über einen eigenen Hinterhof, ein Ober- und ein Untergeschoß und mit der Hausnummer beschriftete Mülltonnen.

      Die Innenwände unserer Wohnung bestanden aus ebenmäßigen, pfefferminzgrün gestrichenen Mauersteinen, und die Böden waren mit dunkelbraunen Asphaltfliesen bedeckt. Vorn war das Wohnzimmer, ein Flur rechts führte zur Küche, und die Betontreppe hinauf zu den Schlafzimmern ging links vom Flur ab.

      Alles war elektrisch; unsere Wohnung hatte einen neuen Kühlschrank, einen Herd und in die Wände eingelassene Heizkörper. Neben der Küche und hinter dem Wohnzimmer lag die Speisekammer. Hier befanden sich zwei große Spülbecken und eine Menge Regale und Schränke. Die obere Etage bestand aus drei Schlafzimmern und einem modernen Badezimmer mit einer eingebauten Badewanne.

      Für die 25 Dollar, die Großmutter monatlich zahlte, war dies sogar für moderne Verhältnisse luxuriös. Jeden Monat kamen Kammerjäger, die Ungeziefer beseitigten, ein Service, den viele Leute in großen Städten nicht hatten, wie ich erfuhr.

      Ein paar Tage nachdem wir uns eingerichtet hatten, schleppte Großmutter uns in ein schönes weißes Holzgebäude in der Nähe unseres Hauses. Ich verstand bald, was Vonic gemeint hatte, als er sagte,

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