Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey
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Was sollten wir tun? In amerikanische Gefangenschaft gehen? Ohne Waffen und Uniform über den Po schwimmen? Auf ein Wunder warten?
Die Brücken waren von den Alliierten zerstört. Die Motorboote zum Teil versenkt oder lagen am nördlichen Ufer und waren für uns uns nicht zu erreichen.
Die ganze Nacht hatten wir am Südufer verbracht in der einzigen Hoffnung, dem Amerikaner doch noch zu entkommen.
Eine der furchtbarsten Nächte meines Lebens, wie wir vor uns hin dösten, uns vor Hunger krümmten und vor Kälte zitterten. Hinter uns krachten unendliche Mengen explodierender Munition in die Luft, weil die meisten Landser ihre Lastwagen in Brand gesteckt hatten, damit sie nicht in Feindes Hand gelangten. Es war ein gespenstischer Anblick, den ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Soweit das Auge reichte: Militärwagen, Flakgeschütze und Panzerfahrzeuge.
Alles brannte und flog detonierend in die Luft. Was sollten jetzt noch Gedanken? Alle weiteren Fragen und Überlegungen nahmen uns die ersten Jagdbomber ab, die bereits ihre Runden über uns drehten.
Es gab nur noch eins: Rüber! Wir mussten auf die andere Seite. Keiner von uns wollte in einem Gefangenen-Camp landen. Aber selbst um uns darüber Gedanken zu machen, hatten wir jetzt keine Zeit.
Ein am Ufer treibendes Schlauchboot der deutschen Wehrmacht löste für den Moment unsere brennendsten Probleme.
War es wirklich ein Wunder oder ein ganz gewöhnlicher Zufall? Fritz, der seine Augen überall zu haben schien, hatte es als erster entdeckt.
„Jungs, da, das ist die Rettung“, rief er uns zu und wies auf das Boot.
Die Freude war unbeschreiblich.
Sofort stürzte sich ein guter Schwimmer in die eiskalten Fluten und riskierte für uns sein Leben. Nur mit äußerster Anstrengung erreichte er das Boot. Ein zweiter folgte und mit vereinten Kräften zogen sie das kostbare Stück an Land.
„Jungs, Ihr seid großartig“, empfing sie Fritz.
„Schon gut, dafür darfst Du bei der nächsten Gelegenheit eine Runde schmeißen“, bekam er zur Antwort.
„Geht in Ordnung!“
Es handelte sich um ein größeres Schlauchboot, in dem gut sechs Mann Platz hatten. Unser Optimismus bekam aber schnell wieder einen Dämpfer. Eine Kammer des Bootes war nicht mehr ganz dicht und nicht ausreichend mit Luft gefüllt, außerdem fehlten die Ruder. Zum Glück fanden wir an den brennenden Fahrzeugen einige Spaten, diese benutzten wir als Paddel.
„Los, das kriegen wir schon hin“, rief ich meinen Kameraden zu. Wir machten so gut es ging das Boot wieder flott. Jeder versuchte sich nützlich zu machen, wo er nur konnte.
„Jungs, Ihr müsst gegen den Strom rudern, sonst kommen wir nie rüber“, spornte ich die Kumpels an. „Immer schräg zum Strom, wegen der Drift.“
Unter meiner Anleitung besetzten wir das Boot und versuchten vorsichtig, mit gemeinsamen Schlägen, das andere Ufer zu erreichen.
Da die meisten Kameraden, die im Boot saßen, nicht im Schlauchbootfahren ausgebildet waren, drehten wir uns zunächst einige Male im Kreis. Schließlich, mit viel Geduld und kräftigen Kommandos von mir und Brandner, kamen wir dann doch gut auf der anderen Seite an.
Diese erste Überfahrt verlief sogar besser als erwartet.
Aber wir mussten wieder zurück. Auf der anderen Seite warteten die Kameraden. Paul Brandner erklärte sich bereit, nochmal mit mir nach drüben zu rudern.
Auch diese Fahrt verlief recht gut. Obwohl die Luft schon in größeren Mengen entwichen war, kamen wir ohne Schaden und besondere Schwierigkeiten hin und zurück.
Aber wir wollten alles oder nichts.
Also ging die Fahrt nochmals an das südliche Ufer. Dort warteten noch immer einige Landser.
Inzwischen war es schon so hell, dass wir befürchten mussten, von den Jagdbombern entdeckt und angegriffen zu werden. Die Überquerungen wurden immer schwieriger. Bei den letzten beiden Überfahrten hockten oder saßen wir schon zum Teil bis zu den Knöcheln im Wasser. Doch wen störte das? Die Hauptsache war, gerettet zu sein.
Verliefen die ersten Überfahrten auch relativ schweigsam, so waren wir während der letzten, in dem Bewusstsein, auch den letzten Mann gerettet zu haben, um so ausgelassener und beredter.
Es wurden schon wieder die ersten Witze gemacht und von einer besseren Zukunft geträumt.
Das Resultat unserer Übersetzung: 14 Soldaten und drei schöne Fahrräder, die wir drüben am Fluss gefunden hatten.
Glücklich darüber, dass wir alle das Nordufer erreicht hatten, stürzten wir uns sofort in das nächste Haus, nur wenige Meter vom Fluss entfernt.
An einem offenem Kamin trockneten wir die nassen Sachen und nahmen ein wenig Milch und Weißbrot zu uns, das uns von den verschüchterten italienischen Frauen angeboten wurde.
5
Für den Moment waren wir in Sicherheit. Die Gefahr aber, von den Amerikanern erwischt zu werden, bestand weiterhin. Wir gönnten uns keine Ruhe. Nach eingehender Lagebesprechung kamen wir überein, uns zu trennen und in kleineren Gruppen zu je drei oder vier Mann zu versuchen, uns durchzuschlagen. So rechneten wir uns die größeren Chancen aus.
Fritz Kohen und Paul Brandner, der mir schon bei der Überquerung des Pos geholfen hatte, und ich bildeten eine Gruppe.
Paul war es ja, der sich freiwillig bereit erklärt hatte, mit mir und dem Schlauchboot zurückzufahren. Er hatte auch den Einfall mit dem Bierfass. Mit ihm zusammen hatte ich dann auch noch die Fahrräder geholt.
Noch am Vormittag setzten wir drei unsere Tour fort.
Auf den schönen italienischen Rennern strampelten wir auf der Straße in Richtung Ostiglia. Anschließend ging es in Richtung Verona.
Wir waren bester Laune. Es war ein herrlicher Morgen. Eine betörend angenehme Stille. Die schöne italienische Landschaft und strahlender Sonnenschein.
Plötzlich, nach wenigen Kilometern, wurden wir schon wieder aufgehalten. Vor uns stellte sich ein Mann in den Weg.
„Was will denn der Kerl?“ rief ich meinen Kameraden zu, in der Annahme, es handele sich um einen italienischen Bauern.
„Keine Sorge“, erwiderte Paul, „der kann uns nicht gefährlich werden, den fahren wir einfach um.“
„Denkste“, rief Fritz, „habt Ihr denn Tomaten auf den Augen?“
Da hatten wir unseren Irrtum auch schon erkannt.
Ein deutscher Major in Ausgehuniform verstellte uns den Weg und beendete so unsere Fahrt. Er wollte uns in die Abfangstellung stecken.
Es gab keine Möglichkeit, diesem Befehl nicht