Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Italien - Gefangen in Land und Liebe - Alexander Frey страница 18

Italien - Gefangen in Land und Liebe - Alexander Frey

Скачать книгу

entmutigt und verzweifelt kehrte ich wieder in meine Zelle zurück.

      Wenige Tage später sollten alle Deutschen, die im Gefängnis von Mantua waren, nach Modena abtransportiert werden.

      Diese Nachricht brachte mich natürlich wieder in Stimmung. Aller Mut und Hoffnung flammten wieder auf. Ich fühlte mich wie neu belebt. Als wir zu dem Lkw geführt wurden, schien es mir, als hätte ich noch nie einen solch herrlichen Tag erlebt. Der Himmel war noch nie so klar und blau, die Sonne nie so angenehm und strahlend. Alles blühte in den phantastischsten Farben und nie habe ich die Vögel lieblicher singen hören, als an diesem Morgen.

      Auch der Südtiroler ging mit auf diesen Transport. Wir saßen hinten auf dem Lkw und rätselten darüber, was man wohl mit uns vor hatte. Die verschiedenen Gerüchte lauteten, es sollte in Modena ein Lager der Alliierten bestehen. Uns konnte es nur recht sein. Schlimmer als in diesem finsteren Gefängnis konnte es auf keinem Fall sein.

      Wir waren vielleicht eine gute Stunde gefahren, als unsere Fahrt plötzlich durch lautes Hupen und Bremsen-Gekreisch unterbrochen wurde. Im nächsten Augenblick blieben wir auch schon ruckartig stehen.

      Todesangst fuhr uns in die Knochen, dass die Burschen kurzen Prozess machen und uns erschießen würden.

      Ihr Geflüster, jede Bewegung war uns verdächtig und flößte uns einen unheimlichen Schock ein. Unserem Eindruck nach hätten sie nicht lange gefackelt und schienen zu allem fähig. Völlig eingeschüchtert, wagten wir uns kaum zu rühren.

      Nachdem wir uns von der ersten Aufregung erholt hatten, sahen wir uns die Bescherung genauer an. Unser Wagen war mit einem Lkw zusammengestoßen, der Wein geladen hatte.

      Wir alle waren noch glimpflich davongekommen. Ein paar von uns hatten sich die Rippen angeschlagen, das war alles. Doch unser Transporter war vorne stark beschädigt. Die Lenkung durch den linken Kotflügel blockiert. Es war fraglich, ob wir den Wagen wieder flott bekommen würden. Die drei Soldaten, die uns begleiteten, steckten die Köpfe zusammen und tuschelten aufgeregt.

      Mein Süd-Tiroler Freund, der ziemlich in ihrer Nähe stand, verfolgte aufmerksam ihre Unterhaltung. Dann kam er zu mir: „Verdammter Mist! Wir sitzen ganz schön in der Patsche. Diese feigen Memmen wollen uns umbringen, wenn wir nicht weiter kommen. Wir müssen die anderen warnen.“

      Ich gab diese Meldung sofort weiter. Im Notfall wollten wir versuchen, ihnen die Waffen abzunehmen. Zunächst aber galt es, Ruhe zu bewahren.

      Die Soldaten fuhren uns zu einem nahe gelegenen Haus und forderten uns auf, an der Wand zu sitzen. Wir waren auf alles gefasst. Zwei von unseren Kameraden wurden von heftigen Schmerzen geplagt und mussten behandelt werden.

      Wir anderen passten höllisch auf, dass uns nichts geschehen konnte. Werden sie schießen oder nicht? Wir wagten, nicht daran zu denken. -

      Aber alle Angst war umsonst, der Ford wurde wieder fahrtüchtig gemacht und ohne weiteren Aufenthalt ging die Fahrt nach Modena.

      Schon von weitem erkannten wir auf freiem Feld ein provisorisch eingerichtetes Lager. Mit flotter amerikanischer Musik wurden wir empfangen. Was wir hier erlebten, übertraf unsere sämtlichen Erwartungen.

      Vor dem Lagertor war ein Rot-Kreuz-Zelt aufgestellt. Deutsche Landser taten hier ihren Dienst, nur von einem Amerikaner überwacht.

      „So, meine Herren“, nahm uns der Sanitäter in Empfang, „Hosen runter, Hemd auf !“ Mit einer ganz gewöhnlichen Handpumpe jagte er uns allen eine große Ladung von diesem ekelhaften Läuse-Pulver in die Unterwäsche.

      Was in der deutschen Wehrmacht in all den Jahren des Krieges nicht möglich gewesen war, das war bei den Amerikanern eine Angelegenheit von Sekunden. Die Läuse und die Brut waren binnen kurzer Zeit zum Tode verurteilt, dank dieses verdammten Pulvers, welches einen unangenehmen Juckreiz auf der weichen Haut erzeugte und einfach scheußlich roch.

      Wir aber waren froh, diese Plage-Tiere endlich los zu werden, hatten sie uns doch in den letzten Jahren ständig begleitet. An warmen Sommertagen krochen sie ungeniert auf den Kragen-Rand. Gelang es einem von uns, in einer ruhigen Minute mal 20 Stück aus der Uniform zu holen, so konnte man sicher sein, am nächsten Tag schon wider die gleiche Menge zu entdecken.

      Im Camp gab es gute amerikanische Militärverpflegung aus der Büchse. Dafür aber wenig Wasser. Die WC´s und Waschgelegenheiten waren sehr dürftig.

      Wir hatten inzwischen Mitte Mai und es war tagsüber sehr heiß. Nachts dagegen herrschte eisige Kälte. Da wir im Freien auf dem blanken Boden schlafen mussten, war es nötig, lange Unterwäsche anzuziehen, um nicht zu frieren. Dazu hatten wir eine Decke und höchstens mal einen Karton von den Verpflegungs-Paketen unterm Hintern. Bei ständiger Beleuchtung war hier auch nachts immer was los. Hier hörte man Musik, dort wurde gespielt oder einige unterhielten sich. Die großen Scheinwerfer wurden von tausenden von Fliegen, Motten und Faltern umschwärmt.

      Donnernd zogen die dicken amerikanischen Lastwagen an dem Lager vorbei, Richtung Norden. Man hatte den Eindruck, der Krieg sei noch im vollen Gange.

      Hier in Modena verbrachten wir einige Tage wohltuender Ruhe, Entspannung und Erholung. Dann wurden aber auch schon wieder die ersten Fluchtpläne geschmiedet.

      Leutnant Schulze war der erste, den ich hier aus meinem alten Haufen traf. Es war ein freudiges Wiedersehen. Er war bei Imola zeitweise mein Vorgesetzter gewesen, bei Nettuno hatte ich ihn nach einer schweren Verwundung verbinden müssen. Seit dem brachten wir uns mehr als nur die übliche Verbundenheit entgegen.

      Schulze bot mir eine amerikanische Zigarette an. Ich hatte lange nicht geraucht und die erste Zigarette in einem amerikanischen Camp haute mich gleich um. Es tanzte vor meinen Augen und ich schwor mir, nicht mehr mit dem Rauchen anzufangen.

      Schulze weihte mich in den Fluchtplan ein, ich war sofort begeistert.

      In einem deutschen Lastwagen, der am Tor stand und das Rote-Kreuz beherbergte, trafen wir uns. Es waren einige Leute von der 4. Fallschirmjäger-Division. Alle dachten an Flucht. Wir wollten den Wagen benutzen und hatte auch schon genug Kekse und Wasser darin verstaut, um in die Alpen zu gelangen. Für Diesel sollte der Fahrer sorgen.

      Soweit war alles vorbereitet. Jetzt kam es nur noch darauf an, den günstigsten Moment abzuwarten.

      Regelmäßig trafen wir uns uns und gingen den Plan immer wieder in allen Einzelheiten durch.

      Aber unsere Vorbereitungen waren umsonst. Entweder hatte man uns verraten oder die Amerikaner hatten ein gutes Gespür und von sich aus Verdacht geschöpft. Jedenfalls wurde der Rote-Kreuz-Wagen weggeschafft und wir mussten unseren Plan aufgeben. Immerhin war das Leben hier im Lager trotz allem doch recht erträglich.

      Wir versuchten natürlich auch, das Beste aus unserer Situation zu machen. Dabei hatte ich den Eindruck, dass die Italiener bedeutend schlechter mit dieser Lage fertig wurden, als wir. Fast täglich drehten von ihnen welche durch. Andere schnitten sich die Pulsadern auf und liefen durch das ganze Lager Amok.

      Einer rannte mal mit aufgeschnittenen Adern im Camp herum, wie von Furien gehetzt, bis wir sahen, dass aus seinen Hosenbeinen das Blut herausquoll. Einige starke Leute waren erforderlich, um ihn einzufangen, zu bändigen und endlich wieder zu beruhigen. Er musste auf der Tragbahre angeschnallt werden, um ihn an den Sanitäter übergeben zu können.

      In zwei Fällen kam jede Hilfe zu spät. Die Männer waren bereits tot, noch bevor sie in ein Krankenlager

Скачать книгу