Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey
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Endlich waren wir nach harten Kämpfen bei Florenz und dem Futa-Paß in ein kleines Dorf verlegt worden, das etwa 10 km hinter der Front lag.
Der Alte war sehr nervös, schon den ganzen Tag rannte er umher und untersuchte jeden Winkel des kleinen Hauses, in dem sein „Bataillonsstab“ neu untergebracht worden war. Schließlich fand er, was er vermutet hatte, eine doppelte Wand in der Garage.
„Rommel, kommen Sie her, holen Sie eine Brechstange und reißen Sie die Wand hier auf !“
Rommel, der Fahrer des Alten, nahm Haltung an und sagte kurz: „Zu Befehl Herr Major, die Wand aufreißen!“
In Wirklichkeit hieß der Fahrer natürlich nicht Rommel, sondern Schulz, aber den Namen Rommel hatte man ihm verliehen, weil er den Alten aus Afrika gerettet hatte, und zwar mit dem Schwimmwagen. Unterwegs wurden sie dann von einem Schiff aufgefischt und nach Italien gebracht. Seit dieser Zeit waren Rommel, der Schwimmwagen und der Alte eine Gemeinschaft auf Biegen und Brechen.
Der Spitzname passte gut zu dem blonden Fahrer, der flink wie ein Wiesel war und immer den Wagen in fahrbereitem Zustand hatte. In einer Zeit, in der Ersatzteile knapp waren, war das schon eine ganz tolle Leistung.
Ohne Schwimmwagen war der Alte nie unterwegs, seit Afrika!
„Und Sie, meine Herren, helfen dem Fahrer“, sprach der Alte uns an, die wir noch mit dem Einräumen beschäftigt waren.
„Jawohl, Herr Major“, kam es 12fach zurück.
Wir, diese 12 Mann, waren die Sicherungsgruppe des Bataillonskommandeurs und immer in seiner Nähe, seit Florenz. Einzige Aufgabe: Bewachung des Gefechtsstandes, Sondereinsätze! Man munkelte, der Alte wolle sich noch das Ritterkreuz mit uns verdienen, das Deutsche Kreuz in Gold hatte er in Afrika erhalten.
„Mensch schau her“, rief Rommel, „da haben wir die Bescherung, alles voll mit Wein und Schnaps.“
„Toll, der Alte hatte schon immer eine gute Nase, das gibt ein Fest.“ Schon waren wir in das Versteck eingedrungen, holten Flasche um Flasche aus der engen Nische.
„Wie viele sind es jetzt“, fragte Rommel. „40 Stück“, antworteten wir anderen, „alles gute Sachen“.
„Drei Mann an die Wand gegenüber“, befahl Rommel, „da ist bestimmt noch etwas drin.“
Mit drei Mann rissen wir die gegenüberliegende Wand auf. Der Schweiß lief uns in Strömen von der Stirn, aber wir gaben nicht nach. Kaum hatten wir die ersten Steine aus der zweiten Mauer gebrochen, waren wir platt vor Staunen. Auch hier war vor der eigentlichen Wand ein Hohlraum von ca. 50 cm, der gefüllt war mit besten Delikatessen. Rommel stürzte ins Haus: „Melde gehorsamst, die Wände sind aufgebrochen, 80 Flaschen Wein, Cognac und 300 Eier, sauber eingelegt, entdeckt!“
Freudestrahlend kam der Alte aus dem Haus, hinter ihm Leutnant Schulze, ein sympathischer Offizier, der schon lange bei unserer Einheit war und mit uns durch Dick und Dünn ging.
„Schulze, Sie verteilen die Sachen da. 12 Flaschen für die Sicherungsgruppe, dazu 50 Eier.“
Auch der Stabsarzt war aufmerksam geworden, ein Schmunzeln war über sein Gesicht gelaufen, als er die vielen Dinge sah, die wir da geangelt hatten. Mit Kennerblick holte er einige besondere Flaschen Cognac aus dem Sortiment und trug sie ins Haus.
„So, meine Herren, der Rest geht an die Front, damit die auch mal einen guten Tropfen bekommen“, sagte der Alte und verschwand mit einigen Kostbarkeiten.
Unteroffizier Richter hatte das Kommando bei der Sicherungsgruppe, er befahl, die Flaschen und Eier in unser Quartier zu bringen, welches gegenüber, in einem palastähnlichen Gebäude war. Hier hausten wir, primitiv und anspruchslos, wie die Vandalen. Das einzige Möbelstück war ein großer Holztisch, schwer und massiv, der in der Mitte des Raumes stand. Rundherum lagen Stroh und Gepäck, die Schlafstätten, die wir notdürftig hergerichtet hatten. Wir wussten, es geht doch bald weiter, die Front war nahe, das Ende der Schlacht um den Futa-Paß war zu erkennen. Die Verluste auf unserer Seite waren hoch, nicht tragbar für die Deutsche Heeresführung.
400 Bomber hatten unseren Abschnitt in ein einziges Trümmerfeld verwandelt, es war kaum Zeit, die Toten zu bestatten. Die Verluste in unserem Bataillon waren sehr groß, der Infanterie-Einsatz gegen die gut ausgeruhten amerikanischen Truppen forderte weitere Opfer.
Um so verständlicher war es, dass wir die gefundenen Flaschen als ein Geschenk des Himmels empfanden und tüchtig davon Gebrauch machten.
Gegen Abend schoss sich der Ami auf unseren Abschnitt ein, die schweren Granaten der Artillerie sausten in regelmäßigen Abständen heulend über unser Quartier.
Unteroffizier Richter öffnete mit Bedacht die erste Flasche: „Lasst es Euch gut schmecken, Prost, Kameraden!“
Immer mehr Flaschen lagen auf oder unter dem Tisch, alle waren total blau.
Kleine Flammen zuckten auf dem schweren Bauerntisch, sie tanzten hin und her, einmal größer, dann wieder kleiner, hellblau, grünlich, wie Spiritus-Flammen.
Brandner hatte damit angefangen, den Schnaps auf den Tisch zu gießen und mit dem Feuer zu spielen.
„Mann, Du steckst uns die ganze Bude in Brand, bist Du verrückt?“ Brandner lallte, halb auf dem Tisch liegend: „Macht doch nichts, wir sind sowieso bald im Eimer, hörst Du die Granaten nicht? Sie kommen immer näher. Im nächsten Augenblick kann der ganze Palast einstürzen.“
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, der Alte stand mitten im Raum, breitbeinig, die Hände in der Hüfte abgestützt.
„Ich brauche dringend zwei Mann für einen Sondereinsatz.“
Unteroffizier Richter wollte Meldung machen, aber der Alte winkte leicht ab, „schon in Ordnung, Richter, wer ist nicht blau?“
„Alle, Herr Major“, gab Richter zurück und versuchte gerade zu stehen und Haltung anzunehmen.
„In spätestens einer halben Stunde will ich zwei Mann und zwar einigermaßen nüchtern, wie, ist mir egal, wir brauchen dringend Sprengmunition.“ Und schon war er draußen. -
Richter hatte nun eine schwere Verantwortung, wen sollte er nehmen? Sein Blick, der vom Alkohol getrübt war, ging durch die Runde, blieb bei mir und Fischer hängen.
„Ihr zwei seid noch einigermaßen intakt, unter die kalte Dusche mit Euch und rüber zum Chef.“
Das kalte Wasser tat uns gut, der brummende Kopf jedoch blieb.
Der Chef sah uns von oben bis unten an: „So, meine Herren, Sie fahren mit drei LKWs nach Piacenza und holen 12 Tonnen Sprengmunition. Wir brauchen das Zeug schnellstens, hier sind die Papiere, viel Glück!“
Rommel sauste mit uns durch die Nacht. Der kühle frische Fahrtwind im offenen Schwimmwagen tat uns gut. Nach einer halben Stunde meldeten wir uns beim KFZ-Meister, der sogleich