Italien - Gefangen in Land und Liebe. Alexander Frey
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„Ein Volltreffer, und wir brauchen keine Holzkreuze mehr“, sagte ich ganz leise, als wollte ich nicht, dass es die da drüben hörten.
Endlich eine kleine Brücke, ich stieg aus, kein Mensch weit und breit, verdammter Mist! Wo muss das Zeug denn hin?
„Heinz, wir müssen weiter, hier ist niemand!“
„Das kann nicht sein, es muss hier sein!“
„Nein“, bestimmt nicht!“
Die anderen Wagen hatten den Befehl, im Abstand von 500 Metern zu fahren. Auch sie waren unsicher, rufen war nicht möglich, also weiter.
„Wir sind bestimmt schon beim Ami“, sagte Heinz. „Nee, wir sind bald in Florenz“, gab ich zurück.
„Spare Dir Deine Witze, pass lieber auf die Straße auf. Hier sind schon viele runter gefallen und nicht mehr rauf gekommen.“
Endlich ein Mensch, mitten auf der Straße. Er trug Fallschirmjägermontur mit dem bekannten kurzen Stahlhelm.
„Halt Jungs, Ihr kommt gerade recht, drei Tonnen werden hier abgeladen, der Rest kommt weiter nach vorne, etwa bis zur nächsten Biegung da unten am Hang.“
Wir fuhren bis unten an den Knick der Straße, der zweite Wagen folgte uns und der dritte wurde oben abgeladen.
„Was habt Ihr vor?“ fragte ich einen der Kumpels.
„Das Zeug fliegt morgen in die Luft, dann kann der Ami zusehen, wie er weiter kommt.“
„Bei dieser Ladung geht doch der ganze Hang mit.“
„Noch besser, dann dauert es länger, bis er repariert ist.“
Immer mehr Landser kamen zum Vorschein, wie Gespenster tauchten sie aus der dunklen Nacht auf. Alle fassten mit an, Kiste um Kiste zu entladen. Heinz und ich hatten großes Interesse daran schnell wegzukommen und schufteten schwer.
„Du, Heinz, wenn die da droben einen Volltreffer bekommen, kannst Du den Wagen gleich anzünden, dann ist es aus mit uns, wir sitzen in der Falle.“
„Denk nicht daran, nur schnell abladen und dann nichts wie weg von hier, verdammt eisenhaltige Luft in dieser Ecke.“
Zum Glück orgelten die Salven der Geschütze immer über uns hinweg. Endlich war es soweit, alles war abgeladen. Nun mussten wir nur noch einen Platz zum Wenden finden. Hier ging es nicht, wir mussten bis oben zurückstoßen. Langsam, Meter um Meter stieß Heinz den Wagen in der Gefahrenzone zurück.
„Helft uns schnell abladen“, riefen die anderen uns zu, „Ihr könnt hier nicht vorbei.“
Also nochmals das gleiche: „Ein bisschen dalli, meine Herren, es eilt.“
Die Stimme kam mir bekannt vor. War das nicht Unteroffizier Müller, den ich mal als Zugführer bei Abano hatte, nachdem Leutnant Schulz verwundet worden war?
Er war es, aber die Zeit war knapp und für eine Wiedersehensfeier hatten wir nicht den richtigen Ort gewählt.
„Macht, dass Ihr wegkommt, wenn die da drüben etwas merken, kracht es und der ganze Haufen Munition fliegt in die Luft. Nicht auszudenken, was dann hier los ist.“
Schon waren auch die letzten Kisten abgeladen. Wir hatten unseren Auftrag erfüllt. Es galt nur noch, heil zurückzukommen, die Wagen waren so wertvoll wie wir selbst. Je weiter wir ins Hinterland fuhren, um so stärker war der Artilleriebeschuss in der Nähe der Fahrzeuge. Es war wie ein Spießrutenlaufen, links Einschlag, rechts Einschlag, weiter, immer weiter, nur nicht anhalten. -
Endlich geschafft. „Befehl ausgeführt, 12 Tonnen Sprengmunition ins Frontgebiet gefahren zum Sprengen der Brücken.“
Der Chef war kurz wie immer: „Danke, abtreten.“
Fast sechs Jahre dauerte dieser Krieg nun schon, wir hassten ihn alle, jeder wartete mit Sehnsucht auf sein Ende.
Aber wir waren schon glücklich, überhaupt noch am Leben zu sein. Immer wieder, wenn wir die Berichte im Radio hörten, fragten wir uns, welchen Sinn dieser Krieg noch habe. Nein, unser Einsatz in Italien war sicher kein Vergnügen und dennoch wollten wir nicht mit unseren Kameraden in den endlosen Weiten Russlands tauschen, vermochten wir uns Stalingrad kaum vorzustellen: Hunger, eisige Kälte, Schnee über Schnee, von der Zivilisation kaum berührte Landstriche und ein unerbittlicher Feind.
Der Kampf um den Berg und die Stadt Cassino war einer der härtesten Kämpfe dieses Krieges. Sicher nicht mit Stalingrad zu vergleichen, aber er stand ihm an Härte nicht viel nach.
Und doch, selbst unter den erbittertsten Kämpfen, bewahrte sich dieses Land seine immer gerühmte Schönheit, von den größten Dichtern aller Zeiten besungen.
Noch als Landser, mitten im Krieg und Kampf, konnten wir unsere Augen kaum davor verschließen.Vielleicht der einzige Wert dieser sonst so unerfüllten Zeit der verlorenen Jahre. Nicht ganz, zumindest nicht für alle, verloren. Alles ist Hoffnung unerschöpflicher Möglichkeiten. Wenigstens uns Jungen hat dieser Krieg für unser ganzes Leben geprägt, hat uns mehr über den Menschen in seinen Schwächen und Stärken, im Guten, wie im schier Unfassbaren, Unverständlichen gelehrt, als es die größten Weisen vermochten.
Wenn nur diese verflixten Partisanen nicht gewesen wären. Sie machten den Krieg erst recht zur Hölle. Durch ihren Einsatz hinter der Front wurden zu viele Truppenteile gebunden, die dadurch nicht an der Front eingesetzt werden konnten. Ein schwerwiegender Nachteil für die kämpfende Truppe, aber auch gleichzeitig für die in Ruhestellung liegenden Teile, da sie nur all zu oft zum Einsatz gegen die nächtlichen Überfälle der Partisanen herangezogen wurden. Hier zeigten sich die größten Enttäuschungen. In den meisten Fällen war der Feind nicht auszumachen, kam es kaum zu einer Berührung und wir mussten wieder unverrichteter Dinge umkehren, in dem Bewusstsein, aus allen Ecken und Winkeln ständig von den Augen des Feindes beobachtet zu werden.
Ein paar Tage später wurde ich mit einigen Kameraden noch weiter zurückverlegt. Tagsüber sollten wir neu angekommene Soldaten zum Fronteinsatz ausbilden und nachts einen Fährbetrieb über den Po betreiben. Die Neuen, die aus der Heimat, Frankreich oder Dänemark kamen, waren überwiegend von der Luftwaffe und ihren Nebeneinheiten, wie der Flak und den Nachrichtenabteilungen.
Wir lagen zwischen Borgoforte und Mantua. Als Ausbildungs-Programm bauten wir Fähren bis zu zehn Tonnen Nutzlast. Schon wegen der starken Fliegerangriffe konnten wir den Fährbetrieb über den Po tagsüber nicht aufrechterhalten. So waren wir Tag und Nacht in Bereitschaft und der Erholungsprozess durch diese beiden Tätigkeiten laufend unterbrochen.
Dennoch nutzte ich die wenige freie Zeit während meiner Ausbildertätigkeit am Po und lernte die ersten Brocken italienisch. Ich hatte irgendwie Glück und bekam immer sehr schnell guten Kontakt zu der einheimischen Bevölkerung. Die einfachen Bauern waren immer sehr nett und hilfsbereit. Auch die Wirtsleute waren immer zu einem freundlichen Wort aufgelegt.
Obwohl die Italiener unsere Verbündeten waren, musste ich mit umso mehr Schwierigkeiten bei unseren Vorgesetzten rechnen, je besser ich mich mit der einheimischen Bevölkerung verstand. Schließlich