Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter

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Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter

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geliebt wie seine eigene Großmutter.

      Der Gottesdienst war kurz, aber herzlich, und als er vorbei war, wartete Cruz, bis er an der Reihe war, der Familie zu kondolieren. Sein bester Freund, Brady, schien sich ganz gut zu halten; er akzeptierte die Beileidsbekundungen mit stoischem Lächeln und festem Handschlag. Das war ein harter Schlag für ihn, so kurz nach der Scheidung von Audrey.

      Trotzdem war es Zoe, die immer wieder seinen Blick auf sich zog. Das Kinn gesenkt, die Augen niedergeschlagen. Zahm war das Wort, das einem in den Sinn kam. Nein, er hätte sie auf der Straße nicht erkannt. Was war mit seiner Löwin passiert? Seiner Leona? Er hatte das dumme Gefühl, dass er es eigentlich wusste.

      Mit den Fingerknöcheln wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sein Beschützerinstinkt erwachte. Wo war Kyle jetzt? Er sollte hier sein und ihre Hand halten. Das Trio war gestern in einem roten Mustang angekommen. Diese Neuigkeit hatte die Buschtrommeln zum Dröhnen gebracht: Die Rückkehr von Lokalheld und Lokalheldin war Tratschmaterial vom Feinsten.

      Während die Leute nach und nach beiseitegingen, rückte er langsam, mit wild schlagendem Herzen, zur Spitze der Schlange auf. Fast fünf Jahre war es her, dass sie ihn gegen einen Traum eingetauscht hatte. Dass sie weggegangen und sein armseliges Schuljungenherz gebrochen hatte.

      Sie war immer noch eine Schönheit mit ihrer makellosen Haut und der schlanken Figur. Sie hatte immer noch diese langen Beine, in die sie aber inzwischen hineingewachsen war. Sie war nicht mehr das schlaksige Fohlen von damals.

      Genau in dem Moment schwangen ihre Wimpern nach oben, und der Blick aus ihren grünen Augen landete direkt auf ihm. Ein Volltreffer. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde ihr Gesichtsausdruck weich, teilten sich ihre Lippen.

      Sein Herz zog sich zusammen, während ihm ein Dutzend Bilder durch den Kopf schossen. Zoe, die aus dem Fenster seiner Beifahrertür hing, das rote Haar wie eine stolze Flagge im Wind. Wie sie vom hohen Ufer von Sutter’s Bend sprang und ihr Freudenschrei die schwüle Sommerluft durchdrang. Wie sie ihm auf den Rücken sprang und sie über die Obstwiesen rannten, wo ihr Lachen wie das schönste Lied der Welt klang.

      Er blinzelte die Erinnerungen weg und mit ihnen das Gefühl der Orientierungslosigkeit, das ihn kurz überwältigte, als Zoe wieder in sein Blickfeld kam.

      In ihren Augen schienen jetzt die Rollos unten zu sein, und ihre Wimpern streiften ihre Wangenknochen, während sich auf ihren Lippen ein verkniffenes Lächeln bildete. Sie nahm die Beileidsbekundungen entgegen und machte Smalltalk.

      Und dann war er an der Reihe.

      Sie wandte sich ihm zu. Ihre Augen sprühten Funken, und ihr Kinn reckte sich. „Hallo, Cruz.“

      Ah, da war sie, seine Leona. Warum sie allerdings sauer auf ihn zu sein schien, war ihm schleierhaft. Er ließ die Vergangenheit links liegen, während er ihre Hand umschloss. „Mein allerherzlichstes Beileid, Zoe. Sie war wirklich eine ganz besondere Frau.“

      „Ja, das war sie.“ Ihre Stimme war wie Samt, weich und sanft, ihr Südstaatenakzent kaum noch hörbar. Ihre Augen wanderten überallhin, nur auf ihn fielen sie nicht.

      Sie zog ihre Hand aus seiner.

      „Granny Nel hat dich sehr geliebt, weißt du. Sie hat die ganze Zeit von dir gesprochen. Sie war sehr stolz auf dich.“ Er erwähnte nicht, wie sehr es ihn geschmerzt hatte, so häufig Zoes Namen hören zu müssen. Und das meist auch noch in einem Atemzug mit dem von Kyle.

      Zoe blinzelte schnell und verschränkte die Arme vor dem Bauch. „Danke, dass du das sagst.“

      „Brady hat mir gar nicht erzählt, dass du kommst.“

      „Er wusste es noch nicht sicher.“

      Cruz spürte, wie die Schuld an ihm nagte. Sie und ihr Bruder waren einst so eng miteinander gewesen. Es war Cruz‘ Schuld, dass nun ein Keil zwischen ihnen war. Seine Schuld, dass auch zwischen ihm und Brady ein Keil gewesen war. Es hatte Monate gedauert, ihre Freundschaft zu kitten, nachdem Zoe weggegangen war.

      Seit der Sekunde, in der sie ihn verlassen hatte, hatte Zoe sich davor gefürchtet, Cruz wiederzusehen. Was nicht erklärte, warum sich ihr Herz bei seinem Anblick zusammenzog oder wie es kam, dass seine Berührung ihr einen Schauder über den Arm jagte.

      „Wie ist es dir ergangen, Zoe?“

      Sie hatte den rauen Klang seiner Stimme vergessen, vergessen, wie er ihr Innerstes zum Schwingen brachte.

      „Gut. Ganz gut soweit.“ Sie wollte die bernsteinfarbenen Sprenkel in seinen braunen Augen wiedersehen, aber sie war gut darin geworden, den Blickkontakt mit Männern zu meiden. „Und du? Wie geht es dir?“

      „Nicht schlecht. Nicht schlecht.“

      „Das freut mich.“

      Wenn es einen Preis für die langweiligste Unterhaltung des Jahres gab, waren sie die absoluten Favoriten.

      „Gratuliere zu deinem ganzen Erfolg“, sagte er.

      Sie fühlte sich nicht erfolgreich. Alles, was sie erreicht hatte, hatte sie einen hohen Preis gekostet. Und inzwischen war sie sich nicht mehr sicher, ob es das wert gewesen war. „Danke.“

      Sie fragte sich, ob er sie je gegoogelt oder auf den Seiten der Band in den sozialen Medien über sie gelesen hatte. Gott wusste, dass sie sich dazu zwingen musste, nicht nach ihm zu suchen. Das hätte Kyle herausgefunden, und dann hätte es tierischen Ärger gegeben.

      „Was hast du denn so gemacht?“, fragte sie.

      „Entschuldigung, Zoe“, sagte Joe Connelly, der näher trat.

      Angesichts der willkommenen Unterbrechung atmete sie die Luft aus, die sie unbewusst angehalten hatte.

      „Es tut mir sehr leid, dass ich Sie unterbreche, aber ich habe einen Termin um 14 Uhr.“ Mit seinem penibel gebügelten Anzug und dem haarscharfen Scheitel sah Joe von Kopf bis Fuß aus wie der Anwalt, der er war. „Wir müssen noch einen Termin vereinbaren, um das Testament durchzusprechen.“

      „Oh“, sagte Zoe. „Ich fürchte, wir fahren bereits heute ab. Ich muss zu einer Veranstaltung zurück. Ich dachte, Brady könnte sich vielleicht einfach um alles kümmern?“

      Joe zog eine Grimasse und warf einen Blick auf die Uhr. „Sie sollten wirklich dabei sein. Hören Sie, ich habe um 16 Uhr noch eine Lücke im Kalender. Würde Sie das zu sehr unter Druck setzen? Ich weiß ja, dass Sie Zeit mit Ihrer Familie verbringen wollen.“

      Sie hatte vorgehabt, Gracie ihrem Dad vorzustellen – nicht, dass der sie darum gebeten hätte. „Das passt mir gut. Ich sage Brady Bescheid. Danke, Joe.“

      Er nahm ihre Hand. „Ihre Großmutter hat Sie sehr geliebt, Zoe. Daraus hat sie nie einen Hehl gemacht.“

      Dumm nur, dass Zoe ihr diese Liebe nie wirklich gedankt hatte. Hinter ihren Augen begann es zu brennen, und ihre Kehle schnürte sich zu. „Danke.“

      Mit einem letzten Nicken verabschiedete er sich.

      Und erst da fiel ihr auf, dass auch Cruz gegangen war. Er war so schnell und leise verschwunden wie seine Liebe zu ihr.

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