Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter
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Zoe schnaubte. „Ja, das klingt nach ihr.“
Joe sah Zoe an. „Ihre Großmutter ist im letzten Frühling beim Fünf-Kilometer-Lauf gestartet. Dem zugunsten der Krebspatienten. Und ist nicht einmal als Letzte durchs Ziel gerannt.“
„Tatsächlich ist sie irgendwo im Mittelfeld gelandet.“ Brady lächelte wehmütig. „Sie ist geradewegs an Bürgermeister Walters vorbeigezogen. Hat ihn bis auf die Knochen blamiert.“
Sehnsucht stieg in Zoe auf. Wie gerne würde sie Granny noch einmal sehen, nur ein einziges Mal. Mit ihr über die Obstwiesen gehen. Bohnen pulen auf der Veranda. Wie war es nur möglich, dass sie nicht mehr da war?
Sie lehnte eine Wange an den Kopf ihrer Tochter, während Bedauern sie durchströmte. Gracie hatte Grannys Liebe nur aus der Ferne kennengelernt. Zoe hatte ihre Tochter um so vieles betrogen.
Neben ihr rutschte Kyle auf seinem Stuhl herum und sah auf die Uhr. Langeweile dünstete in großen Wellen von ihm aus. Zoe wusste, dass er begierig darauf war, wieder unterwegs zu sein. Wieder ins Studio zurückzukehren, wo er das Sagen hatte und wichtig war.
„Damit wären wir bei Ihnen, Zoe.“ Joe schaute sie freundlich an. „Ihre Großmutter hatte so warme, herzliche Erinnerungen daran, wie sie mit Ihnen durch die Obstwiesen gestreift ist. Sie spürte Ihnen eine besondere Verbundenheit mit dem Land ab und obendrein eine unersättliche Neugier auf die Abläufe, die sie an ihren Ehemann erinnerte.“
Eine schreckliche Vorahnung überfiel Zoe, noch während die Worte Joes Mund verließen.
„Sie hat Ihnen die Plantage hinterlassen, Zoe. Die Obstgärten und das Bauernhaus, abzüglich ein paar persönlicher Dinge, von denen Sie später lesen werden. Sie hoffte, Sie würden nach Hause zurückkehren und das Unternehmen führen.“
„Was?“ Ihr Ausruf war mehr ein Schnappen nach Luft als ein Wort.
Kyle plusterte sich neben ihr auf. „Das ist lächerlich.“
„Trotzdem“, sagte Joe. „Nellie hat unerbittlich darauf bestanden, dass die Obstplantage an Zoe geht.“
„Dann wird sie verkaufen müssen“, sagte Kyle. „Sie hat schon eine Karriere und ein Leben, und zwar anderswo.“
Brady nagelte ihn mit einem Blick fest. „Das geht dich überhaupt nichts an. Du solltest nicht einmal hier sein.“
„Das geht mich wohl etwas an, verdammt noch mal.“
„Wir wollen uns alle ein wenig beruhigen“, sagte Joe. „Heute müssen keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Lassen Sie uns die Zeit nehmen, das Ganze erst einmal etwas sacken zu lassen.“
Kyle stand auf. „Da gibt es nichts, was sacken müsste. Sie verkauft. Komm mit, Zoe.“
„War da … gibt es sonst noch etwas, Joe?“
„Nichts Wesentliches. Sheila wird Ihre Ausfertigung des Testaments für Sie an der Rezeption bereithalten.“
Kyle, der ein finsteres Gesicht machte, war bereits an der Tür. Der finstere Gesichtsausdruck war direkt an sie gerichtet.
Zoe stand auf und nahm Gracies Hand.
Brady sah aus, als würde er gleich von seinem Stuhl aufspringen. Joe hatte seine Hand auf Bradys Arm gelegt, als wollte er ihn festhalten.
Zoe sah Brady entschuldigend an. „Ich rufe dich später an.“
„Ich kann morgen nicht abfahren, Kyle. Ich habe hier Pflichten.“ Noch mit der Handtasche über der Schulter stand Zoe zwischen den beiden Hotelbetten. Er hatte nur einer weiteren Nacht zugestimmt, aber morgen war Samstag. Sie brauchte mindestens ein paar Tage mehr.
Zu Hause zu sein – in der Nähe von Brady und Hope und den Leuten, die sie liebten – hatte ihr irgendwie Mut geschenkt.
Oder vielleicht war es auch einfach nur Dummheit.
Gracie war im Auto eingeschlafen, und Kyle hatte kaum ein Wort gesagt, seitdem sie das Anwaltsbüro verlassen hatten. Im Hotel hatten sie eine weitere Nacht dazubuchen können und ihre Koffer wieder hineingeschleppt. Kyle hatte sich aufs Bett fallen lassen und zappte jetzt mit versteinertem Gesicht durch die Fernsehkanäle. Das halblange braune Haar, in das seine weiblichen Fans so verschossen waren, hing ihm über dem einen Auge.
Er bedachte sie mit schweigsamer Gleichgültigkeit. Das war seine effektivste Bestrafungsform. Zoe konnte es nicht leiden, ausgeschlossen zu werden, deshalb führte es immer wieder dazu, dass sie sich bei Kyle einschmeichelte und nachgab. Alles war besser als seine kalte Schulter.
Das Testament ihrer Großmutter hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber Brady war auch nicht gerade hilfreich gewesen. Immerhin war Kyle heute nicht persönlich an Cruz geraten. Gott sei Dank war Kyle nicht mit zur Beerdigung gekommen. Er hätte sie nie gehen lassen, wenn er gewusst hätte, dass Cruz dort sein würde.
Diese Seite an ihm hasste sie. Die sture, wütende Seite, die ihr das Gefühl gab, einsam und hilflos zu sein.
Aber er hat auch eine gute Seite, dachte sie und erinnerte sich daran, wie er Gracie sanft auf das Doppelbett gelegt und sie dort sorgfältig zugedeckt hatte, als wäre sie seine eigene Tochter. Und er war großzügig. Er hatte die Gewinne ihres letzten Konzerts dem Sohn eines Bandkollegen gespendet, der gegen Leukämie kämpfte.
Sein Mitgefühl und seine Großzügigkeit waren es, die sie anfangs angezogen hatten. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen und ihr Stabilität und Halt geboten, als sie selbst nichts anzubieten hatte. Als die Grundfesten ihres Lebens weggebrochen waren. Als sie sich festgefahren hatte und voller Angst gewesen war.
Er behandelte Gracie wie sein Eigen, und seine Zärtlichkeit ihrer Tochter gegenüber hatte ihn Zoe lieb gemacht. Aber als sich ihre Beziehung veränderte, mehr wurde, wurden auch seine Besitzgier und seine Manipulationen offensichtlicher. Am Anfang war sie seinen Fehlern gegenüber blind gewesen. Aber nun war sie nicht mehr blind.
Sie betrachtete ihn. Sah die angespannten Augenwinkel. Wenn sie ihn drängte, würde sie die Sache nur schlimmer machen. Aber sie mussten einige Entscheidungen treffen.
„Kyle, wir müssen darüber reden.“
In aller Ruhe drückte er den Kanalknopf auf der Fernbedienung.
„Es wird nur ein paar Tage dauern, das hier alles zu ordnen.“
Obwohl sie ehrlich gesagt nicht wusste, wie genau sie hier „alles“ ordnen sollte. Sie befand sich nun im Besitz einer Obstplantage, um Himmels willen. Was sollte sie nur damit anfangen? Der Gedanke daran, sie zu verkaufen, brach ihr das Herz.
Ihre Großmutter und ihr Großvater hatten diesen Betrieb mit ihren eigenen Händen aufgebaut. Großvater war gestorben, als Zoe noch klein gewesen war, und Granny hatte den Rest ihres Lebens damit verbracht, ihn zu einem erfolgreichen Unternehmen auszubauen.
Zoe konnte den Hof nicht verkaufen. So viel war sie ihrer Großmutter schuldig.
Aber