Der Duft von Pfirsichen. Denise Hunter

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Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter

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gepflanzt und war nicht mehr von ihr gewichen. Sein Arm schlang sich enger um sie, und er drückte ihr noch einen alkoholgetränkten Kuss auf die Stirn. Ganz bestimmt war es nicht die Hinterwäldler-Mucke, die ihn hier hielt. Er wollte Cruz ihre Beziehung so lange unter die Nase reiben wie möglich.

      Ihr wurde heiß, und ihr linkes Auge begann zu zucken. Cruz war zweifellos schon lange über sie hinweg, aber sie hasste es, das Bauernopfer in Kyles kleinen Psychospielchen zu sein. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde, die sie länger in Copper Creek verbrachte, fragte sie sich, wieso sie eigentlich mit ihm zusammen war.

      Sie atmete tief ein. Ihr eng gewordener Brustkorb dehnte sich spürbar. Der vertraute Duft von Kyles Rasierwasser war so unangenehm, dass es ihr den Magen umdrehte.

      Ihr Blick wanderte ein paar Tische weiter, wo ihr Bruder mit seinen Freunden Jack und Noah zusammensaß und mit Noahs Frau, Josephine. Und Cruz. Der gehörte auch zu der Gruppe.

      Als ihr auffiel, dass sie ihn anstarrte, schaute sie weg und konzentrierte sich auf den Sänger.

      Sie erinnerte sich, wie damals die Samstagabende im Rusty Nails das Highlight der Woche gewesen waren. Als es einfach um eine Gruppe Freunde gegangen war, die redeten und lachten und echt waren. Jetzt kam ihr gar nichts mehr echt vor. Und sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann sie zuletzt gelacht hatte.

      Was für ein Vorbild bist du Gracie damit eigentlich? Sie lehnte ihre Wange an die daunenweichen Locken ihrer Tochter.

      Der Song endete mit einem schwungvollen Schluss, und das Publikum applaudierte und pfiff laut.

      Hope trat ans Mikro, und der Lärm ebbte ab. „Vielen, vielen Dank! Ihr seid alle so großartig, und die Band freut sich sehr über eure Unterstützung. Also, heute Abend haben wir noch einen ganz besonderen Hochgenuss für euch. Bitte spendiert einen kräftigen Applaus für meine umwerfende … und talentierte … liebe Freundin …“

       Oh nein.

      „Zoe Collins!“

      Zoe richtete sich auf. Sie errötete, als sich alle Köpfe nach ihr umdrehten. Neben ihr wurde Kyle steif. Irgendwie saß sie wie festgefroren auf ihrem Platz. Das Gewicht ihrer Tochter hielt sie an Ort und Stelle.

      Aber dann hob Brady ihr Gracie aus den Armen. „Mach schon, Schwesterchen. Deine Fans warten.“

      „Komm rauf hier, Süße. Zeig ihnen, was du draufhast. Helft mal mit, ihr alle! Sie braucht ein bisschen Ermutigung.“

      Die Menschenmenge applaudierte nun lauter, Pfiffe durchbrachen den Applaus.

      Zoes Herz wummerte in ihrer Brust, und ihr Lächeln fühlte sich so gespannt an wie eine Violinensaite. Sie musste da hoch. Was sollte sie sonst tun?

      Sie mied Kyles Blick und stand auf. Das Publikum zeigte seine Zustimmung, indem es noch lauter wurde, während sie zur Bühne ging.

      „Es ist ein paar Jährchen her“, sagte Hope ins Mikrofon, „aber ich glaube, an das hier wirst du dich im Handumdrehen wieder erinnern.“

      Die Band stimmte das mitreißende Intro zu „Country Girl“ an. Zoe nahm das Mikrofon von Hope entgegen, die rasch die Bühne verließ.

      Zoe und der Sänger lächelten sich an. Ihre Hände zitterten, aber sie klopfte mit dem Fuß den Takt, einen einfachen Four-on-the-floor-Rhythmus. Sie wechselte einen Blick mit dem Schlagzeuger, einem alten Klassenkameraden, der ihr ermutigend zunickte.

      Rawley begann mit der ersten Strophe, und Zoe merkte, wie sich ihr Körper im Rhythmus der eingängigen Melodie bewegte. Die Bühnenscheinwerfer waren nicht so hell wie bei den Gigs, die sie sonst spielte. Sie konnte vertraute Gesichter erkennen, Freunde, die sie jahrelang nicht gesehen hatte. Sie lächelten und klatschten mit. Die Tanzfläche füllte sich, bis man sich kaum noch bewegen konnte.

      Als der Refrain begann, hob Zoe das Mikro und fing an, die zweite Stimme zu singen. Sie wechselte Blicke mit Rawley und spielte mit der Situation. Das Lied machte Spaß, der Text war schnell, der Beat schmissig, und Zoe wurde einfach mit hineingezogen.

      Als der Refrain zu Ende war, machte Rawley eine Handbewegung, und sie hob das Mikro und begann mit der zweiten Strophe. Ihr Herz wummerte, ihr war heiß. Aber die Worte fanden zu ihr zurück, als hätte sie sie nie vergessen, und eine Heiterkeit, wie sie sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte, füllte sie bis zum Bersten.

      Das Publikum liebte einfach alles, es liebte sie, und obwohl ihr die Puste ausging, war die gute Laune ansteckend.

      Als es wieder Zeit für den Refrain war, fiel sie erneut in die zweite Stimme. Ihre Stimme harmonierte mit Rawleys, als hätten sie das hundertmal geübt. Sie wackelte mit den Hüften und nickte mit dem Kopf und überließ sich ganz dem spielerischen Text.

      Der Gitarrist begann sein Solo, und Rawley drehte sie, bis ihr schwindelig wurde. Der Bogen des Fiedlers flog nur so über die Saiten, und der Schlagzeuger trommelte einen gut abgestimmten Hintergrundrhythmus. Der Lead-Gitarrist lehnte sich zurück, während seine Finger den Hals der Gitarre bearbeiteten, und der Bassist wandte sich ihr zu, während er im Takt mit dem Kopf nickte.

      Sie war es gewohnt, in einer Band zu singen, aber sie hatte sich noch nie so sehr wie ein Teil davon gefühlt. Ein letztes Mal schmetterten sie den Refrain, und Zoe merkte, dass sie sich wünschte, das Lied würde den ganzen Abend dauern.

      Aber wie alle guten Dinge kam auch das zu einem Ende. Der Schlagzeuger und die anderen Musiker bereiteten ein großartiges Finale in den letzten paar dynamischen Takten vor. Und dann war es vorbei. Ein beinahe ohrenbetäubender Jubel füllte die plötzliche Stille.

      „Danke!“ Zoe war ganz rot vor Freude, als sie Hope das Mikro zurückgab und die Bühne verließ.

      „Was hab ich euch gesagt?“, fragte Hope. „Gebt noch einmal alles für unsere Heldin, hier aus Copper Creek – Zoe Collins!“

      Zoes Knie schlotterten vor Aufregung, und sie strahlte ihre Freunde und Nachbarn an, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte. Menschen klatschten mit ihr ab und umarmten sie.

      Als sie sich ihrem Tisch näherte, traf sich ihr Blick mit Kyles. Er stand da, wartete mit seinem üblichen Lächeln auf sie, aber der Blick in seinen Augen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.

      Ihre gute Laune verließ sie so schnell wie Luft einen geplatzten Ballon, und sie hatte Mühe, ihr Lächeln zu wahren.

      Er zog sie in eine Umarmung, die nach außen hin aussehen musste, als wollte er ihren Erfolg mit ihr feiern. Aber der zu feste Druck und das Grollen in ihrem Ohr ließen keinen Zweifel an seiner Stimmung.

      „Hol Gracie. Wir gehen.“

      Jetzt zitterte sie aus einem anderen Grund. Sie zog sich zurück und wandte sich Brady zu.

      „Das war schön, Schwesterchen“, sagte Brady mit lauter Stimme, um die Musik zu übertönen.

      „Danke.“ Sie streckte die Arme nach Gracie aus, und er überreichte ihr das schlafende Mädchen.

      „Du gehst doch jetzt nicht?“, fragte er.

      „Ähm, doch. Die Kleine muss ins Bett. Gute Nacht zusammen.“ Sie traute sich nicht, Cruz in die Augen zu sehen.

      Sie strebten zum Ausgang.

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