Polsprung. Hans J. Andersen

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Unterschiede zwischen den Bewohnern des Tieflandes und denen des Berglandes. Das Gilgamesch-Epos bezieht sich eindeutig auf die Tieflandkultur in Mesopotamien.

      Weniger klar erscheint bisher, dass die biblischen Patriarchen vor der Flut im Gegensatz dazu Berglandbewohner waren. Die Funde und Inschriften am Ararat weisen aber in diese Richtung.

      Der religiöse Unterschied kommt im Gegensatz Monotheismus - Polytheismus zum Ausdruck. Vom alten Sumer wissen wir aus den archäologischen Funden, dass dort in jeder Stadt eine andere Gottheit verehrt wurde. Der Monotheismus hatte im Tiefland keine Stätte. Aber das bedeutet nicht, dass er damals überhaupt gefehlt hätte. Die kargen Lebensverhältnisse in den Bergländern waren und sind - man denke an den Himalaja - für die Verinnerlichung und vertiefte geistig-religiöse Erlebnisfähigkeit günstiger.

      Es gibt auch eine Quelle, die über den fundamentalen Unterschied zwischen Bergland- und Tieflandbewohnern ein klares Zeugnis abgelegt. Das geht aus der „Haushaltung Gottes“3 hervor, einer Lorber-Schrift, die sich eingehend mit den Lebensverhältnissen vor der Sintflut befasst. Danach herrschte seinerzeit ein bedeutungsvoller Gegensatz zwischen den Kindern „der Höhe“ und den Bewohnern „der Tiefe“. Erstere (die Nachkommen des Seth) lebten auf Bergeshöhen in äußerlich ärmlichen Umständen, sie bewahrten aber den wahren Glauben an den einen Gott. Letztere (als die Nachkommen Kains angesehen) bevölkerten zahlreich das Tiefland, bauten Städte und Paläste und beteten vielerlei Götter an.

      Als nun die Zeit des großen Umbruchs für den Planeten Erde nahte, wurden - so sehe ich es - die Prophezeiungen über eine bevorstehende Flutkatastrophe in vielen Weltgegenden in irgendeiner Form den Wissenden zuteil. Sowohl die Bergbewohner als auch die Tieflandbewohner Vorderasiens erhielten die Offenbarung von der Sintflut. Daraufhin kam es in Mesopotamien und ebenso am Ararat zum Bau von Rettungsschiffen - möglicherweise nach denselben Anweisungen. Aber nur die Arche des Utnapischtim in Mesopotamien schwamm dann wirklich auf den Wassern der großen Flut. Das Gilgamesch-Epos gibt dafür auch einen Landungsort an, der im Bereich der Überschwemmung gelegen haben kann: im nördlichen Irak, wo das flache Land in die Berge Kurdistans übergeht.

      Das Buch Genesis zieht freilich das damalige Rettungswerk in einen einzigen Vorgang zusammen - warum auch nicht, denn es kam ja nicht darauf an, eine umfassende Berichterstattung über alle Archenbauer an Moses zu vermitteln, sondern die Errettung aus dem Glauben zu überliefern.

      Wendet man sich der Schilderung des eigentlichen Naturgeschehens bei der Flutkatastrophe zu, so reduziert sich die Gemeinsamkeit von Genesis und Gilgamesch-Epos ganz erheblich. Was da im Einzelnen geschah, trägt recht verschiedenartige, teilweise sogar gegensätzliche Züge.

      Im Buche Genesis heißt es:

7,11 In dem 600. Jahr des Alters Noahs, am 17. Tage des zweiten Monats, das ist der Tag, da aufbrachen alle Brunnen der großen Tiefe, und taten sich auf die Fenster des Himmels,
7,12 und kam ein Regen auf Erden 40 Tage und 40 Nächte.
7,24 Und das Gewässer stand auf Erden 150 Tage.
8,1 Da gedachte Gott an Noah ... und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen;
8,2 Und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel ward gewehret,
8,3 und das Gewässer verlief sich von der Erde immer mehr und nahm ab nach 150 Tagen.
8,4 Am 17. Tage des 7. Monats ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.

      Die Datierungen wurden offensichtlich wichtig genommen, dagegen die Naturbeschreibung vernachlässigt und die Ursachen primitiv erklärt (Brunnen der Tiefe, Fenster des Himmels). Soviel wird aber deutlich, dass ein gewaltiger Regen niedergeht, der jedoch das rapide Ansteigen der Gewässer allein nicht erklärt. Darum die Verlegenheitsdeutung, dass die Brunnen aufgetan würden. Die Überflutung dauert volle fünf Monate.

      Gegenüber diesen recht dürftigen Angaben über das Naturgeschehen bietet das Gilgamesch-Epos eine anschauliche Schilderung:

      Sobald ein Schimmer des Morgens erglänzte, stieg vom Fundament des Himmels schwarzes Gewölk auf. Ramman (der Gewittergott) donnert darin.

      Rammans Wüten dringt bis zum Himmel, alles Helle in Finsternis verwandelnd ...

      Einen Tag lang wütet der Südsturm. Eilends braust er dahin und lässt das Wasser das Gebirge erreichen. Es fallen die Wasser über die Leute wie eine Schlacht.

      Hier wird konkret wiedergegeben, wie zunächst völlige Finsternis eintrat, begleitet von gewaltigem Donner; wie dann erst ein gewaltiger Orkan losbrach, von Süden her. Ihm wird zugeschrieben, dass die Meeresfluten an einem einzigen Tag das ganze Flachland überschwemmten. Aber wir wissen, dass ein gewöhnlicher Zyklon das nicht bewirken kann. Es muss sich schon um ein sog. „Erdkippen“ gehandelt haben, das eine ungeheure Flutwelle auslöste. Aber weiter im Text:

      Sechs Tage und Nächte geht der Zyklon, wirft der Südsturm das Land nieder.

      Als der siebente Tag herbeikam, ließ ab der Südsturm im Kampfe, den er gekämpft gleich einem Heere.

      Ich blickte nach dem Wetter:

      Da war Stille eingetreten, und alle Menschheit war zu Lehmerde geworden.

      Wie ein Söller war ebenmäßig das Gefilde.

      Hiernach ließ das Toben der Elemente bereits nach 6 Tagen nach, das Meer beruhigte sich, und die Wasser gingen zurück. Vom Kulturland, den Menschen und ihren Behausungen war nichts mehr übrig geblieben. Alles war eingeebnet und von einer dicken Lehmschicht bedeckt, welche die Flut als ihr Zeugnis für unsere Tage hinterließ.

      Genesis spricht von einer Regenflut, Gilgamesch-Epos dagegen von einer Sturzflut bei Orkan aus dem Süden, wie es geschieht, wenn die Erde von Nord nach Süd kippt. Genesis lässt die Flut 5 Monate andauern, Gilgamesch-Epos dagegen nur 7 Tage. Das sind sehr verschiedene, erheblich voneinander abweichende Angaben. Genesis erweckt den Eindruck, dass die Wasser 40 Tage lang immer weiter angestiegen seien - im Gilgamesch-Epos wird stattdessen eine plötzlich hereinbrechende Katastrophe geschildert, die bereits in einem Tag ihren Höhepunkt erreicht.

      Muss man sich da nicht fragen, ob hier wirklich dasselbe Ereignis behandelt wird? Scheint es nicht so, dass die Bibel die Überlieferung von Noah mit einer anderen Flutkatastrophe verbunden hat? Tatsächlich hat es mehrere Überschwemmungen gegeben, wie mehrere Lehmschichten zeigen, wenn auch keine andere so mächtige Ablagerungen hinterließ (siehe Kapitel 1.4).

      Für die Verschiedenheit beider Naturereignisse scheint zunächst auch zu sprechen, dass nach der Bibel die Wasser sogar über die höchsten Berge hinweggegangen sein sollen. So wird die Sintflut als Weltflut geschildert, während das Gilgamesch-Epos nur von einer Überschwemmung des mesopotamischen Tieflandes berichtet. Nun ist es zwar logisch, dass die Sintflut eine weltweite Flut war, wenn man die Erdverlagerung als Ursache erkennt, aber hohe Gebirge werden dabei nicht überflutet. Hier kann freilich die Erinnerung an eine ganz andere Großflut in viel früherer Zeit mitspielen. Irrt hier die Bibel? Das kann man wahrscheinlich nicht einmal sagen, wenn man in Betracht zieht, dass in Genesis 5,20 davon gesprochen wird, dass die

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