Tierkommunikation mit Gänsehaut. Amelia Kinkade
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Leider sendete NBC Nightly News die Doku, die sie im Tierschutzpark gedreht hatten, nie. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie ausgestrahlt werden sollte, brach der Irakkrieg aus, und daher wurden im Fernsehen monatelang nur noch Berichte über Gewalt und Chaos gezeigt. Ich bat den Sender immer wieder, die Doku zu senden, doch er konnte sie nie im Programm unterbringen, und so wurde der Film eingemottet. Ich habe keine Ahnung, ob er immer noch irgendwo in einer Filmdose Staub ansammelt. Es war jedoch das erste und das letzte Mal, dass Amerika die Scheinwerfer auf einen sterbenden Tiger richtete, der per Gedankenübertragung der Menschheit seinen letzten Willen mitteilte, oder auf eine tote Mopsdame, die den Namen der Großmutter nannte und das Geschlecht eines ungeborenen Kindes voraussagte.
Bis jetzt. Ich finde, es ist an der Zeit, all das zu ändern.
Vielleicht war Amerika damals, als das Interview 2002 gedreht wurde, noch nicht bereit, eine Schamanin zu akzeptieren, die mit Tieren sprechen kann, und noch viel weniger bereit, meinen Rat über Güte, die Erneuerung der Naturverbundenheit, das Leben nach dem Tod und die Möglichkeiten des magischen Erwachens in den Köpfen einer menschlichen Rasse, die sich ständig weiterentwickelt, zu befolgen. Aber dieser Zeitpunkt ist nun da - jetzt oder nie. Rajah starb noch im selben Jahr. Er unterlag am Ende dem Krebs. Seine Geschichte blieb ungehört. Doch ich habe ihm ein Versprechen gegeben, und ich habe vor, es einzuhalten. Begleiten Sie mich bei meinen Bemühungen.
Die goldene Tigerin wird geboren
Manche von Ihnen kennen sicher die beliebte amerikanische Fernsehserie The Golden Girls, in der vier lebenslustige ältere Frauen uns allen zeigen, wie man mit neuer Würde und Weisheit und viel Humor die „goldenen Jahre“ meistert. Die frechste der vier tollen Weiber war eine heiße Sexbombe aus den Südstaaten. In der Serie heißt sie Blanche, doch für mich blieb sie immer meine Tante Rue. Nun, da Rue McClanahan dem Himmel die Hölle heiß macht, kann ich endlich ein Geheimnis verraten, das ich zu ihren Lebzeiten für mich behalten musste.
Als ich mit neunzehn gerade nach Los Angeles gezogen war, wohnte ich bei meiner tollen, warmherzigen, tierliebenden Tante. Sie nahm mich in ihrem großen Haus in den Hollywood Hills auf, das südlich des Ventura Boulevards und nur einen Steinwurf von den Universal Studios entfernt lag. Dort lebte ich ein seliges Jahr lang. Zwei Wochen, nachdem ich in Los Angeles aus dem Bus gestiegen war, um mein ödes Collegeleben in Oklahoma (woher Rue und meine ganze Familie stammen) hinter mir zu lassen, landete ich die Hauptrolle im Video der Stray Cats mit dem Titel Sexy and 17. Das führte zu einer Glamourkarriere als professionelle Jazztänzerin. In den ersten Jahren in Hollywood hatte ich das Privileg, Backup-Tänzerin bei Rock-Videos von Smokey Robinson, Cher, Sheena Easton, den Four Tops, Mary Wells, Ray Charles und El DeBarge zu sein. Ich trat in Breakdance-Filmen, wie zum Beispiel Breakinʼ 2: Electric Bugaloo und Girls Just Want to Have Fun sowie in Fernsehshows wie The Motown Revue Starring Smokey Robinson, Fame und Dirty Dancing auf. Ich wurde sogar von einem Auftritt von Donna Summer zum nächsten im Helikopter geflogen. Eine der beiden Backup-Tänzerinnen von Donna zu sein gehörte zu den Highlights meiner Tanzkarriere. Dafür ging ich auf eine Reihe berauschender Konzerttourneen mit ihr.
Doch selbst als ich zu „Bad Girls“ tanzte, war mir noch nicht klar, wie weit die Persönlichkeit des „schlimmen Mädchens“ mich bringen würde. In diesem ersten Sommer in L. A. hatte ich auch damit begonnen, Schauspielunterricht zu nehmen, ohne zu ahnen, dass diese mickerigen paar Stunden mir eine Karriere als Königin des Horrors - und dazu noch einer ziemlich skandalösen - einbringen würden. In meiner Trilogie der Kult-Horrorfilme erschuf ich eine Figur namens Angela, des ersten weiblichen Monsters Hollywoods, einer buchstäblichen Tigerzicke-aus-der-Hölle. Viele meiner Fans haben sie als Tattoos auf ihrem Körper verewigt. Doch noch lange bevor Teufelszungen mit Ananasgeschmack, Fangzähne und Kirschblut meinen jungen Mund ausfüllten, machte ich meinen großen Plappermund auf eine Weise auf, die weitaus mehr Geschichte schrieb als meine kurze Karriere als Horrorfilmstar.
Ich werde Ihnen zwei Geheimnisse über meine Tante Rue verraten, die noch keiner je zu hören bekommen hat. Bei beiden spielen Tiger eine Rolle. Und hier ist das Tigerseelengeheimnis Nummer eins:
Eines Abends kam Rue, kurz nachdem sie ihre schweinisch gute Rolle als eines der Golden Girls bekommen hatte, bedrückt vom Filmset nach Hause. In den ersten Probewochen versuchten die Regisseure, aus Betty White und Rue zwei doofe Blondinen zu machen. Bettys Rolle als blondes Dummchen war in Jahren meisterhafter blonder Doofheit in beliebten Comedy-Serien längst perfektioniert worden. Dafür war Betty berühmt. Jeder Versuch, in dieser Rolle mit ihr zu konkurrieren, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Golden Girls brauchten nicht zwei blonde Dummchen, und Rue wusste noch nicht, wie sie ihrer Filmrolle das gewisse Extra geben sollte. Ich hatte sie noch nie wegen einer Rolle weinen sehen.
Eines Nachts saßen wir in ihrer Küche und tranken eine Flasche Sekt. Damals war ich neunzehn. Zu diesem Zeitpunkt war Rue schon ein etablierter Fernsehstar, weil sie zehn Jahre lang überaus erfolgreich bei Maude mitgemacht hatte, wo sie tatsächlich einen etwas naiven, doch liebenswerten und unvergesslichen Filmcharakter gespielt hatte. Doch diese Figur würde auf Bettys Territorium nicht funktionieren. Ich hatte gerade meine Karriere als Video-Vamp gestartet. Sexy and 17 brachte mir viele Auftritte in landesweiten Talkshows ein und katapultierte mich aufs Titelblatt der Zeitschrift Life, die mich als eines der „Gesichter des Jahres 1983“ kürte. Ich befürchte jedoch, dass - wie bei den meisten weiblichen Rockvideostars - es nicht mein Gesicht war, was die größte Aufmerksamkeit bekam. Ich war mit meiner inneren Tigerin vertraut, die zu diesem Zeitpunkt schon mein stärkstes Verkaufsargument geworden war. Rues Rolle als Vivian in Maude hatte schon den leichten Hauch einer liebenswerten Schlampe. Ich erinnere mich an eine Episode, in der Bea Arthur an die Tür ihrer Nachbarin Vivian klopft und diese nur in Frischhaltefolie gewickelt vorfindet.
Schließlich hatte ich ihr Gejammer satt. „Gib mir mal das Skript!“, forderte ich sie auf. Dann sah ich mir ihren Text näher an und sagte: „Tante Rue, ich will, dass du diese Zeilen so liest, als hätte dein Slip Feuer gefangen!“
Sie gehorchte und las die völlig humorlosen Zeilen wie eine fauchende Tigerin. Plötzlich wurde alles, was kein bisschen lustig geklungen hatte, umwerfend komisch. Sie fing an, den Filmcharakter der Tigerin auf Beutejagd mit zischenden sexuellen Andeutungen im Dialekt der Südstaaten zu entwickeln. An einer Stelle im Drehbuch, an der es an der Haustür klingelt, zischte Rue nun: „Iss das der Postbote? Ich komm ja schon!“ Als ein dumpfer Schlag an der Hauswand zu hören war, sagte sie gedehnt: „Iss das der Zeitungsjunge? Lasst mich mal machen!“ Jede ihrer Textzeilen war jetzt mit einem frechen Augenzwinkern, einem Schmollmund oder einem Grinsen gepfeffert. Von den Sektperlen berauscht, saßen wir auf dem Küchenboden, platzten laut heraus und kicherten bis spät in die Nacht. Und so wurde das geile, freche, alte Mädel Blanche geboren.
Rue brachte diese neue Filmfigur am nächsten Tag mit ans Filmset und verwandelte jede ihrer Textstellen in eine umwerfend komische sexuelle Anspielung. Das gesamte Filmteam wand sich vor Lachen. Als sie am Abend von der Arbeit nach Hause kam, erzählte sie mir, dass einer der Regisseure sich vor Lachen tatsächlich den Bauch gehalten hatte. Rue erhielt einen Emmy, nachdem sie die köstlich dekadente Figur der Blanche Devereaux entwickelt hatte, die noch heute von Transvestiten auf der ganzen Welt an Halloween nachgespielt wird.
Und wer hatte die Figur erfunden? Ich! Ich stecke mir schamlos die Feder für die Geburt der Blanche an, auch wenn ich meinen eigenen frechen Tigercharakter erst vier Jahre später realisierte, als ich anfing, in einer Serie aus Horrorfilmen zu spielen und eine