Tierkommunikation mit Gänsehaut. Amelia Kinkade

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Tierkommunikation mit Gänsehaut - Amelia Kinkade

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glauben, dass ich ein britisches Visum bekommen würde, so dass ich und meine Katzen jahrelang in London bleiben könnten. Ich wünschte mir verzweifelt, dass meine Selbsttäuschung Realität war, doch jetzt war all mein Hab und Gut weg. Meine Sehnsüchte hatten mich wie ein Bumerang mitten im Gesicht erwischt, und meine Reisepläne waren schon zu weit fortgeschritten, um sie noch stoppen zu können. Nach einem äußerst anstrengenden Sommer in London, in dem ich und meine Katzen in allen möglichen Wohnungen und Frühstückspensionen hausten, konnte ich sie schließlich in guter Obhut lassen und nach Afrika fliegen, um dort zu lehren und meine Löwenfreunde zu besuchen.

      Mein Plan B für den Fall, dass ich kein Visum für England bekommen würde, war, nach New York zu ziehen und den Rest meines Lebens mit meiner Lieblingstante zu verbringen. Den Großteil meines Lebens hatte ich im heißen Hollywood verbracht und träumte schon lange von der Ostküste. In meinen romantischen Visionen trug ich schicke Stiefel und Mäntel mit passenden Schals, verliebte mich unter den leuchtenden Herbstbäumen im Central Park und wurde von einer herzlichen Gemeinschaft mit offenen Armen aufgenommen, die sich abends vor dem Kaminfeuer im Pub versammelte, Witze erzählte und über ihre Probleme lachte. Ich hatte mir einfach zu viele Wiederholungen von Cheers angesehen.

      Doch vor allem wollte ich unter den schützenden Flügeln meiner Tante Manhattan im Sturm erobern. Sie lud mich schon seit Jahren ein, mit ihr auf Partys von Liza Minnelli oder Lunches mit anderen Promis mitzukommen. Wer hätte da nein sagen können? Damals spielte Rue eine Hauptrolle in Wicked am Broadway. Und sie verhandelte gerade eine Rolle in einer neuen Comedyserie für den Schwulensender auf Hawaii aus. Sie zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen!

      Also flog ich mit den Katzen nach New York, wo eine meiner Lieblingsschülerinnen schon darauf wartete, sie liebevoll aufzunehmen. Ich schaffte es gerade einmal bis zu einer Absteige in New Jersey. Dort erhielt ich die Nachricht, dass Rue im Krankenhaus lag und am Herzen operiert wurde. Fünf Tage später erlitt sie einen Schlaganfall.

      In jener Nacht kam ich als totales Nervenbündel im Krankenhaus an. Ich war so desorientiert und durcheinander, dass ich mich drei Stunden lang im U-Bahn-Netz verirrt hatte. Ich hatte sämtliche Fehler gemacht, die man nur machen kann, wenn man von Hoboken, New Jersey, zum Krankenhaus in Manhattan fahren will. Schließlich hatte ich mich verzweifelt an meinen Sitznachbarn gewandt und ihn flehentlich um Hilfe geben. „Meine Tante liegt im Krankenhaus. Sie hat in der Serie The Golden Girls mitgespielt. Können Sie mir helfen?“

      Mit Fotos von Löwen und Tigern bewaffnet, erreichte ich Stunden später endlich das Krankenhaus. Mein Lieblingscousin, Rues Sohn Mark, hatte sich ohne Gepäck in den nächsten Flieger aus Austin in Texas gesetzt. Er kam nachts an und war äußerst beunruhigt. Wir saßen im Wartezimmer und beteten, als die Krankenschwestern hereinkamen und uns die schlechte Nachricht überbrachten. Rues gesamte rechte Körperhälfte war gelähmt, und wenn sie sie nicht in den nächsten vierundzwanzig Stunden bewegte, würde sie für immer gelähmt bleiben.

      Als wir in ihr Zimmer auf der Intensivstation gingen, sahen wir, dass die Ärzte ihr einen Vorderzahn herausgebrochen hatten, als sie ihr den Beatmungsschlauch in die Luftröhre gesteckt hatten. Meine attraktive Tante war nicht wiederzuerkennen, als ich sie an diesem Abend bewusstlos in ihrem Bett liegen sah. Ihr Gesicht war totenblass und geschwollen, und sie sah nicht mehr aus wie ein lebendiger Mensch.

      Hin und wieder kam eine Krankenschwester herein, nahm ihre schlaffe rechte Hand und flüsterte: „Rue, können Sie meine Hand drücken?“ Es gab keine Reaktion. Dann fragte sie: „Rue, können Sie Ihren Fuß bewegen?“ Nichts. Rues rechtes Bein war schlaff, und die Nerven starben langsam ab. Der Arzt hatte noch mehr schlechte Nachrichten: Wenn sie am nächsten Morgen, an dem der Schlauch aus ihrem Hals entfernt würde, nicht sofort sprechen könnte, würde sie vermutlich nie wieder sprechen können.

      Meine Tante Rue verdiente sich ihren Lebensunterhalt damit, auf Wohltätigkeitsveranstaltungen (meist für den Tierschutz) Reden zu halten. Auch war sie Rechtshänderin und hatte mit dieser Hand unzählige Autogramme für Unmengen ihrer Fans geschrieben. Doch vor allem war sie sehr kommunikativ. Sie hatte ihr Leben lang Sprechunterricht genommen und spielte sogar ohne Gage in Theaterstücken. Sprache war ihre große Leidenschaft. Wenn sie die Fähigkeit zu sprechen verlor, würde sie nur noch schriftlich mit ihrer rechten Hand kommunizieren können. Der Verlust ihrer Fähigkeit, zu sprechen und zu schreiben, war absolut undenkbar. Dann könnte sie überhaupt nicht mehr kommunizieren und wäre dazu auch noch zu einem Leben im Rollstuhl verdammt. Das ging gar nicht. Sie hatte weder auf Mark noch auf mich reagiert, als wir Dinge wie „Rue, kannst du mich hören? Drücke meine Hand, wenn du mich hören kannst! Blinzle mit den Augen, wenn du weißt, dass wir hier sind!“ sagten. Nichts funktionierte. Wir waren dabei, den Kampf zu verlieren.

      Mitten in der Nacht, nachdem Mark und ich sämtliche Gebete, die uns einfielen, gesprochen hatten und alle Meditationen, die wir kannten, gemacht hatten, ohne dass Rue sich rührte, ging Mark zur Wohnung eines Freundes, um dort ein paar Stunden zu schlafen. Ich überredete die Nachtschwester, mich mit meiner Tante eine Weile allein zu lassen.

      Ein liebevolles „Rue, können Sie meine Hand drücken?“ in Babysprache oder „Rue, können Sie den Fuß bewegen?“ im ängstlichen Ton einer Krankenschwester, die meine Tante nicht kannte, funktionierte nicht. Ich kannte sie jedoch. Und es war an der Zeit, etwas zu riskieren.

      Wie ich wusste, liebte sie Tiger. Und wie ich wusste, war sie Schauspielerin. Daher hatte ich Munition, die die Schwestern nicht hatten. Ich bat um etwas Klebeband. Damit klebte ich lauter Tigerfotos und Fotos von mir, wie ich neben Tigern ging und mit ihnen schmuste an die Wand. Ich hatte diese Fotos seit meiner Rückkehr von dem betrügerischen Tigertempel überall mit mir herumgetragen. Außerdem hängte ich ein paar Fotos von afrikanischen Löwen, die ich kannte und liebte, und dazu noch ein Foto von Jesus an die Wand. Rue war Atheistin und bevorzugte die Gesellschaft intellektueller New Yorker. Einmal hatte sie zu mir gesagt: „Mimi, was ich am meisten an dir bewundere, ist deine Beziehung zu Gott. So was hatte ich nie.“

      Jetzt war die Zeit gekommen, auch das zu ändern. Nun ja, ich bin eine Schauspielerin und Tänzerin, die Tiger liebt, und meine Patientin war eine sterbende Schauspielerin, die auch tanzte und Tiger liebte. Außerdem kam ich gerade aus einem Löwenschutzgebiet in Afrika, wo ich mit einem Schamanen Shape-Shifting praktiziert hatte. Er hatte mir beigebracht, wie man sich in eine Löwin verwandelt. Wenn man den Geist und die körperlichen Eigenschaften eines wilden Tiers annimmt - insbesondere eines Raubtiers -, erweitern sich Geschwindigkeit und Volumen der eigenen Energie um ein Zehnfaches. Und diese Situation rief nach ungewöhnlichen Maßnahmen. Es war drei Uhr morgens, und die Uhr tickte. Wenn Rue in den nächsten Stunden ihren rechten Arm und ihr Bein nicht bewegte, würde sie diese Glieder nie mehr bewegen. Sie war bewusstlos und reagierte auf meine Worte noch nicht einmal mit einem Augenzucken. Ich spürte, wie meine Kehle sich dehnte, während ich ein Knurren unterdrückte. Es ist etwas, was man nicht in der Öffentlichkeit tun sollte - und schon gar nicht in einem Krankenhaus in Manhattan, aus dem sie mich mit Leichtigkeit in die psychiatrische Abteilung hätten abtransportieren können. Doch außer uns beiden war niemand im Zimmer, und daher ließ ich die Kräfte fließen.

      Ich schluckte das Geräusch herunter und sammelte die unbändigen Kräfte, die wie ein Wildfeuer in meinem Körper hochstiegen. Dann brachte ich die Verwandlung auf eine noch höhere Stufe, um mich der Frequenz des elegantesten Entwurfs auf Erden anzupassen: der Verkörperung von Grazie, Kraft und Schönheit, dem Hüter des Tors zwischen Leben und Tod - dem Tiger. Ich channelte so viel seiner Kraft in meinen Körper, wie ich nutzen konnte, und tankte sie von den Tigerfotos. Die Bilder hingen auf ihrer Augenhöhe, für den Fall, dass sie wieder aufwachen und die Augen öffnen würde. Ich betete zu meinen Tigerfreunden um Hilfe.

      Dann brüllte ich sie wie eine Tigerin an: „Rue, du bist kein Mensch mehr! Du bist eine Tigerin! Du bist eine Tigerin, Rue!“ Ich nahm ihre schlaffe Hand, scharrte wie mit der Pfote und brüllte: „Das ist keine Hand! Das ist eine Pfote! Du wirst

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