Eines Tages hol’ ich sie mir!. Heidemarie Pläschke
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Na, das wäre schon mal geklärt; und Stine freut sich immer wieder auf die Stunde, wenn sie »rüber« darf, immerhin einmal in der Woche.
Inzwischen ist sie Schülerin der 5. Klasse in der Mittelschule Travemünde und erwartet das erste Halbjahreszeugnis. Mann oh Mann, das sieht nicht so rosig aus. Einige Mitschüler hatten schon in der Grundschule etwas Englisch und waren schnell vorne an, aber Stine eben nicht und bekommt eine Fünf in Englisch, was ja nur heißt, dass es mangelhaft ist.
Das ist leider noch nicht alles. Eine Fünf gibt es auch in Sport trotz der schlanken sportlichen Figur und dass sie jeden Tag ca. 5 km mit dem Fahrrad zur Schule hin und wieder zurück radelt. Ihre Sportlehrerin meint, dass Stine »steif« wäre, was auch immer das heißen mag.
Oh weia, da hagelt es auch noch eine weitere Fünf in Musik, obwohl Stine gerne singt, aber eben nicht immer die richtigen Töne trifft. So was Blödes aber auch. Bei dem Anblick dieses Zeugnisses, scheint ihr ehrgeiziger Plan Lehrerin zu werden, sehr gefährdet. Nachhilfestunden kann Stines Vater nicht bezahlen. So bittet Stine um eine Beratung mit ihren Lehrern und erklärt ihr Ziel. Sie stößt auf offene Ohren und bekommt Hilfsangebote.
In Musik die Fünf wegzubekommen, sei unproblematisch. Stine könnte doch im Chor singen und somit jeden Dienstag eine Stunde früher in die Schule kommen. Dadurch würde sie automatisch eine Drei in Musik bekommen, denn das Theoretische hat sie immer brav gelernt.
Sport sei auch nicht die Katastrophe, wenn sie schwimmen lernen würde. Wer seinen »Freischwimmer« hat, das heißt, dass er sich 15 Minuten über Wasser halten kann, bekäme für immer eine Vier in Sport.
Nun sollt Stine in den Sommerferien, egal bei welchem Wetter, jeden Tag in die Badeanstalt Mövenstein nach Travemünde radeln und am Schwimm-Unterricht teilnehmen.
An so manchem Morgen kommt Stine schon schlotternd in der Badeanstalt an. Dann rein in den Badeanzug und raus, Gymnastik machen zum Warmwerden. Danach müssen alle ins Wasser, das mit 13 Grad nicht gerade kuschelig ist. Immer schön üben mit den Armen weit auseinander, dann unter die Brust und wieder nach vorne. Na ja, so schwer ist das eigentlich gar nicht; aber auch die Beine müssen bewegt werden. Sollte aussehen wie bei einem Frosch; ist schon etwas schwieriger … Beine anziehen bis zum Po, dann weit auseinander stoßen und wieder zusammenführen am Po. So, diese Trockengymnastik muss täglich geübt werden; danach geht es dann ins kalte Nass. Und das ist wirklich kalt mit nur 13 Grad Celsius. Arme und Beine sollen synchron bewegt werden. Nur so wäre richtiges Schwimmen möglich. Stine ist unermüdlich, fährt bei jedem Wetter in die Badeanstalt und übt bis es wie geschmiert klappt. Diese Übungen saßen so fest, dass sie noch 20 Jahre später ihren Kindern in dieser Weise das Schwimmen lehrte. Irgendwie klappt es aber nicht mit der Abnahme der Schwimm-Prüfung, die nach den Sommerferien vorgelegt werden muss. Stine absolviert die Freischwimmer-Prüfung im Hallenbad in Lübeck, was allerdings ihren Schwimmlehrer etwas ärgert, war er es doch, der sich abgemüht hat, es ihr beizubringen.
Später macht sie auch den Fahrtenschwimmer, was beinhaltet, dass sie sich 30 Minuten über Wasser halten kann und einen Sprung vom Drei-Meter-Turm schafft.
Lara und Stine fahren manchmal auch gemeinsam zum Schwimmen nach Lübeck ins Hallenbad. Hinterher gönnen sich die Jugendlichen in der Bar des Schwimmbades einen Milch-Shake. Mann oh Mann, das war aber etwas und lässt die Mädels größer werden. Ja, auf diese Weise hat es sich mit den Fünfen in Musik und Sport erledigt.
Nun ist da nur noch die Fünf in Englisch, wobei es keine Nachhilfestunden gibt. Also versucht Stine, selber Abhilfe zu schaffen, indem sie täglich lernt und übt. Obwohl ihre Mutter kein Englisch versteht, muss sie Stine abhören, wenn es los geht: Peter spills the milk … and so on … (Peter verschüttet die Milch usw.). Während Stines Eltern und Bruder im Wohnzimmer vor dem Fernseher sitzen, paukt Stine in der Küche Vokabeln und übt das Lesen. Ihre viele Mühe trägt Früchte. Stine bekommt das Versetzungszeugnis in die 6. Klasse mit einem gigantischen Notensprung in Englisch von Fünf auf Drei; auf Zwei war leider nicht zulässig. Ja, da steigen Stine die Tränen in die Augen; und die ganze Klasse freut sich mit ihr.
Wenige Tage später folgt noch eine weitere Überraschung. Der Klassenlehrer sagt zu Stine, dass sie sich beim Rektor eine Zigarre abholen soll. Stine kann mit diesen Worten nichts anfangen. Sie eilt die Treppen nach unten ins Erdgeschoss und klopft an die Tür zum Rektor, der sie herein bittet. Dann dankt er Stine für ihr vorbildliches Verhalten (auch immer trotz Schnee zur Schule usw.) und ihre guten Leistungen, indem er ihr ein Buch überreicht mit dem Titel »Shakespeare und seine Zeit«. Darin befindet sich auch noch ein kleiner Zettel mit dieser Anmerkung. Stine, den Tränen nahe und platt, bedankt sich herzlich. Auch Lara hat Erfolg durch die Nachhilfestunden und wird versetzt. Beide Mädels verbringen nach wie vor viel Zeit miteinander. Aber nicht nur was Spaß macht, sondern es wird auch gemeinsam für bevorstehende Arbeiten gelernt. So spornen sie sich gegenseitig an.
Im Sommer treffen sie sich oft am Freistrand, weil es dort keine Kurtaxe kostet und lieben es, sich von der Sonne bräunen zu lassen. Die Sportlehrerin hat es ihren sogar geraten, die Sonne an ihre Körper zu lassen, denn nur so könnte Vitamin D umgewandelt werden, was wichtig für die Knochen sei.
Stine hat dabei auch die frühere Krankheit ihrer Mutter vor Augen, die Rachitis (Knochenweiche) als Kind hatte und dadurch krumme Beine bekommen. Natürlich wird am Strand reichlich Ausschau nach den Jungs gehalten und gelächelt was das Zeug hält. Beide Mädels haben schlanke Top-Figuren und lange dunkelblonde Haare. So liegen sie auf ihren Handtüchern, lassen ihre Rücken bräunen und beäugen vorbeigehende Sommerfrischler.
Hin und wieder kommt es zu unverfänglichen Bekanntschaften und leichten Flirts:
So liegen sie am Strand, lassen sich bräunen und flirten gelegentlich.
PILZE-ESSEN
Lara kocht leidenschaftlich gerne.
Als eines Tages ihre Mutter länger abwesend ist, will sie mit Stine Champignons suchen und braten.
Lara sagt zu Stine: »Auf dem Grünstreifen an der Bundesstraße wachsen Champignons. Ich weiß genau, dass diese echt sind und wie daraus eine leckere Mahlzeit zubereitet wird.«
Gut, gesagt, getan. Reichlich dieser weißen Knollen werden in einen Korb gesammelt. Zuhause angekommen, stellt Lara die große Pfanne auf den Herd, gibt reichlich Butter hinein und dann die abgespülten geschnittenen Pilze. Diese zunächst einmal riesige Menge verringert sich während des Bratens heftig. Stine schaut etwas beängstigt, dass womöglich doch nicht alle Pilze zum Verzehr geeignet sein könnten. Deswegen sucht Lara sicherheitshalber die Telefonnummer des Rettungswagens raus und opfert sich, zuerst davon zu essen. Sollte es ihr nicht gut gehen, dann könnte Stine gleich Hilfe rufen. Da Lara die Pilze offensichtlich unbeschadet übersteht, kostet nun auch Stine mit bangem Gefühl in der Magengegend.
Zum Glück geht alles gut; doch richtig genießen konnte nur Lara diese Köstlichkeit.
DIE ERSTE KLASSENFAHRT
Noch in der 5. Klasse steht eine Klassenfahrt auf dem Lehrplan. Es geht für fünf Tage nach Plön an den schönen Plöner See, der zur 5-Seen-Platte in der Holsteinischen Schweiz gehört. Die Jugendherberge liegt direkt am See, was wirklich traumhaft ist. Jeden Tag wird gewandert; und Stine läuft sich schnell die ersten Blasen. Es gibt aber keine Gnade, Pflaster drauf, und weiter geht es am folgenden Tag. Schön ist es, an den Seen entlangzugehen und die vielen Segel- und Ausflugsboote zu bestaunen. Besonders genießen alle Schüler die 12 Kilometer lange