Eines Tages hol’ ich sie mir!. Heidemarie Pläschke
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Dann kommt der Tag der Abreise. Alle Mädels erscheinen in dunkelblauen Kniestrümpfen mir roten Ringeln oben. Das sieht wirklich witzig aus und amüsiert die ganze Klasse!
Na denn, ab in den Harz.
Ganz schön hoch geht es hier bis zur Jugendherberge. Für »Flachlandtiroler« aus dem relativ flachen Norden der Republik ist es fast eine Herausforderung. Die Räume werden aufgeteilt, die Betten bezogen und sich flott gemacht für einen Gang in das Städtele.
Altenau liegt mitten im Oberharz. Richtung Westen ist Clausthal-Zellerfeld nach etwa 10 Kilometer zu erreichen. Im Norden liegt in ca. 15 Kilometer Entfernung Goslar. Wer nach Südwesten fährt, erreicht nach ca. 25 Kilometer Osterode am Harz. Nur 12 Kilometer ist der Gipfel des Brockens in Richtung Osten entfernt, den man von vielen Stellen Altenaus aus sehen kann. Durch Altenau fließt die Oker. Sie, weitere Bäche im Stadtgebiet und die stark bewaldete Umgebung geben Altenau »Das gewisse Etwas« mit zahlreichen Tälern und Hügelkuppen.
Auch, wenn der Brocken zum Greifen nach scheint, ist es in den Sechziger Jahren noch nicht möglich, ihn von Altenau aus zu besteigen, denn er liegt im Ost-Harz in der damaligen DDR.
Auf dem Weg ins Tal, kommen sie an einem Holzschnitzer vorbei und betreten voller Neugier Laden und Werkstatt. Sie bewundern wunderschöne Holzschnitzarbeiten. Es gab kleine Altäre, Krippenfiguren und Holzlaternen in allen Größen. Auch Stine kommt aus dem Staunen nicht heraus und will sich doch wenigstens ein ganz kleines Schnitzwerk leisten als Erinnerung.
Da das Budget des Taschengeldes stark begrenzt ist, entschließt sie sich für einen Brieföffner, der ja auch noch nützlich ist. Stolz schaut sie zu sie wie dieser in eine kleine hübsche Papiertüte wandert und ihr übergeben wird, um sich ab dann in ihrem Besitz zu befinden.
An vielen Ecken im Ort gibt es Läden mit Schnitzereien und mit Gewürzen, was gerade die Mädels immer wieder in Erstaunen versetzt. Altenau wird sogar mit, »da, wo der Pfeffer wächst«, näher beschrieben. Auch andere Gewürze finden in dieser Gegend offenbar die erforderlichen Voraussetzungen für Wachsen und Gedeihen. Ja, dieser Bergort zeigt in jeder Beziehung einen starken Kontrast zu Travemünde an der Ostsee.
Da der Brocken noch unerreichbar ist, wird am nächsten Tag eine Wanderung zur »Wolfswarte« unternommen. Von hier aus kann bei schönem Wetter der Brocken im Ostharz gesehen werden. Die Schüler lauschen auf der im Westen liegenden Wolfswarte gespannt den Ausführungen ihres Lehrers.
Auf dem Rückweg laben sie sich an einer Quelle mit kristallklarem Wasser. Was für eine wunderbare Erfrischung.
Am anderen Tag geht es nach Bad Harzburg. Mit der Seilbahn fahren sie auf den Wurmberg, der höchsten Erhebung im West-Harz und Niedersachsens. Eujeujeu, ist das ein sagenhaftes Gefühl, in dieser kleinen Gondel in der Luft zu hängen.
Dann geht es weiter zur Iberger Tropfsteinhöhle:
Diese Höhle nahe Osterode war vor fast 3000 Jahren das Grab eines Familienclans. In Teilen wurde sie originalgetreu rekonstruiert und schwebt nun – begehbar – unter der Museumsdecke. In der Ausstellung werden das Leben und Sterben des bronzezeitlichen Familienclans und sogar dessen heute lebende Nachfahren vorgestellt – und damit nicht nur der älteste, sondern auch der bislang längste genetisch belegbare Stammbaum der Menschheitsgeschichte.
Im »Museum im Berg«, einem neu in den Fels gesprengten, 160 Meter langen Hohlraum, werden die Erdgeschichte, die Geologie und Mineralogie des Ibergs auf sinnliche Weise vermittelt. Vor 385 Millionen Jahren war er ein Korallenriff in der Südsee. Erst die Kontinentalbewegungen brachten ihn auf die Nordhalbkugel der Erde. Hier schließt sich die viele Millionen Jahre alte Iberger Tropfsteinhöhle an – faszinierendes Erdinneres und vielbesuchte Schauhöhle seit 1874.
Seilbahn von Bad Harzburg
Ihre seltene Entstehungsgeschichte und die Verknüpfung mit dem Bergbau machen sie europaweit einzigartig. In einer Höhlenführung wird den Schülern die geheimnisvolle Unterwelt nahe gebracht. So können sich die Kinder auch im Reich des Zwergenkönigs Hübich erleben. Im »Backofen« des Zwergenkönigs ist sogar noch ein versteinertes Brötchen zu sehen. Die Stalaktiten, von der Decke wachsende Tropfsteine, und Stalagmiten, vom Boden wachsende Tropfsteine, bilden in einigen Fällen sogar Säulen bzw. Stalagnaten. Bis dahin noch nicht gekannte und faszinierende Horizonte öffneten sich ihnen. Die Iburger Tropfsteinhöhle ist im Verhältnis zu anderen auf der Welt, z. B. Postojna-Grotte in Slowenien, relativ klein.
In der Jugendherberge werden am Abend verschiedene Spiele gespielt. Dieses ist besonders beeindruckend: Der Klassenlehrer erklärte den Schülern ein Sitzspiel im Kreis. Dazu wurden Stühle im Kreis aufgestellt, so dass jeder sitzen kann, aber zusätzlich gibt es noch einen leeren Stuhl. Nun wird im Uhrzeigersinn immer weiter auf den leeren Stuhl gehüpft und dabei gesagt: »Ich sitze«, dabei muss sich diese Person auf den freien Stuhl setzten und die nächste Person sagt: »im Grünen« und wieder die nächste muss dann sagen: »und liebe« … wer dann dran war, muss sagen wen er liebt, der sich dann neben ihn zu setzen hat.
Das ist schon recht lustig und führt oft zu schallendem Gelächter.
Besonders als Susanne dran ist zu sagen, wen sie liebt und sie dann »Jockel«, den Spitznamen des Lehrers, der mit Vornamen Joachim heißt, nennt. Der weiß offenbar, dass er gemeint ist und setzt sich auf den freien Stuhl neben Susanne mit der Bemerkung, dass er darauf aber nur dieses eine Mal hören würde.
Das war jedenfalls etwas, was den Schülern wohl für sehr lange Zeit im Gedächtnis bleibt.
Nach fünf erlebnisreichen Tagen heißt es nun »Koffer packen«, tschüss und Abfahrt nach Hause.
RADTOUR DER MÄDELS
An einem Tag im Sommer verabreden sich alle Mädchen der Klasse zu einer Radtour um den Hemmelsdorfer See. Getroffen wird sich bei Stine, da sie in Warnsdorf am Hemmelsdorfer See wohnt. Dort bestaunen sie zuerst das Warnsdorfer Schloss, das sich schon einige Jahre als Kurklinik für reiche Übergewichtige im Privatbesitz befindet. Nicht selten sind hungrig gekurte Gäste im Restaurant Warnsdorfer Hof anzutreffen, wo sie sich erst einmal mit einem großen Jägerschnitzel und entsprechenden Bieren den Hunger vertreiben. Die Dorfbewohner schmunzeln sehr oft darüber.
Vor dem Schloss gibt es einen riesigen Park mit herrlichen Bäumen um eine riesige Grasfläche, die exakt gemäht einem Golfrasen gleicht. Ganz rechts das Gebäude zeigte einen kleinen Vorbau, so eine Art Terrasse, mit einer Bank. Darüber hängt ein echter Elchkopf. Jedes mal, wenn Stine diesen sieht, ist sie sehr beeindruckt, dass der mal zu einem echten Elch gehörte.
Neben dem Schloss führt ein Rosenweg, der wie ein Tunnel aussieht, zum Hemmelsdorfer See, wo es eine Badestelle gibt. Oft gehen die Kinder aus Warnsdorf dort entlang und genießen Nachmittage in der Sonne oder badend im See.
Dann geht es weiter über Ovendorf, Kreuzkamp und Offendorf bis nach Hemmelsdorf, von wo aus genau gegenüber das Warnsdorfer Schloss