Eines Tages hol’ ich sie mir!. Heidemarie Pläschke

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Eines Tages hol’ ich sie mir! - Heidemarie Pläschke

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dass sie sich Zettel schreiben könnten.

      Sie gibt Franz zu verstehen, dass sie eine Idee hat und sucht nach Papier und zwei Stiften.

      Was nun? Wie soll der Zettel mit ihrer Nachricht zu Franz gelangen?

      Sie versucht es, ihn aus dem Fenster fallen zu lassen, aber ihre Botschaft flattert sonst wo hin; und ist im Dunkeln nicht mehr zu finden.

      Dann entdeckt Lara einen kleinen Korb mit Henkel, in dem sie Wolle aufbewahrt. Jupps, das ist die Lösung. Von der Wolle wickelt sie so viel ab, dass es locker so an die zehn Meter sind … besser mehr als zu wenig. Dann knotet sie dieses wollene Band an den Korb, in den sie einen kleinen Schreibblock mit ihrer Botschaft und einen Kugelschreiber für Franz legt.

      Lara geht ans Fenster und lässt diesen Korb mit dem Band langsam nach unten gleiten.

      Glücklicherweise scheint der Mond und Franz kann lesen:

       »Schön, dich zu sehen, mein Liebling,

       Schade, dass ich nicht runterkommen kann.

       Sende dir liebevolle Küsse.

       Deine Lara«

      Franz reißt diesen Zettel vom Block und steckt ihn in seine Hosentasche. Dann schreibt er:

       Meine Süße, ich hätte dich so gerne in meine Arme genommen.

       Schade, aber gut, dass ich dich wenigstens sehen kann und mit dir auf diese Weise schreiben.

       Fühle dich gedrückt und ganz doll geküsst

       von Deinem Franz

      Franz legt den Block mit seiner Botschaft in den Korb; und Lara zieht ihn nach oben. So wird der Korb noch einige Male rauf und runter gezogen.

      Dann liest Franz:

       Ich habe jetzt Hunger auf ein paar Würstchen.

      Franz antwortet:

       Ich hole dir welche. Bin gleich zurück.

      Franz eilt nach Hause. Er schnappt zwei Wiener Würstchen, die er noch in seinem Kühlschrank hat, und Senf. Dann rast er durch die Dunkelheit.

      Lara schaut immer wieder aus dem Fenster, ob sie Franz schon sehen kann. Nun hört sie ganz leises Knistern und erkennt ihren Liebsten, der bereits das kleine Körbchen füllt. Hoch erfreut zieht sie die Würstchen nach oben und bleibt am Fenster stehen. Ganz in Gedanken beißt sie Stück für Stück ab. Dabei spürt sie, dass Franz seine Blicke auf sie richtet. In Laras Bauch fliegen die Schmetterlinge Achterbahn.

      »Was ist das denn«, denkt Lara, als sie ein »Klopf, klopf, klopf«, an ihrer Fensterscheibe vernimmt. Besorgt schaut sie aus dem Fenster. Mit Handbewegungen gibt sie ihrem Liebsten zu verstehen, dass er nach Hause gehen soll. Noch schnell ein paar Luftküsse von unten nach oben und zurück. Jedoch hat Franz Probleme, mit der zunächst einmal aussichtslosen Situation umzugehen. Er will aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Somit beschließt er, das Feld zu räumen, und sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Nur so kann er Abstand gewinnen und seine Gefühle im Zaum halten.

      Noch einmal geht Franz in der Dunkelheit zu dem Haus seiner Angebeteten. In der Hand hält er eine kleine rote Rose. Da es noch warm ist, geht er davon aus, das Lara wieder ihr Fenster geöffnet hat. Wieder schleicht er sich in den Garten bis unter das geöffnete Fenster seines Larachens und beginnt zu pfeifen. Lara vernimmt das leise Pfeifen, schaut aus dem Fenster und entdeckt ihren Liebsten, der ihr Zeichen gibt, den Korb herunter zu lassen.

      Schnell hat Lara ihr »Liebeskörbchen« zur Hand, bindet das Band an den Fenstergriff und schon gleitet es zu Franz. Franz legt die Rose hinein und schaut wie sein Larachen den Korb nach oben zieht. Mit Tränen in den Augen saugt er das hübsche Gesicht seiner Liebsten ein letztes Mal tief in sich ein. Herzzerreißend traurig und Tränen überströmt verlässt er den Garten. Franz hat nun für sich Abschied genommen, doch sein Larachen ahnt noch nichts.

      Inzwischen hat Lara die wunderschöne Rose aus dem Körbchen genommen. Voller Freude schaut sie aus dem Fenster, aber kann Franzi nicht erkennen. Lara versteht nicht was gerade passiert ist. Da sie so spät das Haus nicht mehr verlassen darf, sucht sie vergeblich nach Antworten. Sie nimmt die hübsche Vase, ein Geschenk ihrer Freundin Stine, lässt Wasser hinein und stellt traurig die schöne rote Rose hinein.

      In dieser Nacht macht Lara so gut wie kein Auge zu und grübelt und grübelt.

      Am nächsten Tag muss sie zunächst einmal zur Schule. Im Treppenhaus trifft sie wie gerufen auf Stine, der sie kurz erzählt was geschehen ist.

      Ihre Freundin meint, dass Franz evtl. Angst bekommen haben könnte, dass jemand in den Garten kommt. Bestimmt würde es sich bald aufklären. Die Stunden des Unterrichts gleiten an ihr vorbei. Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause kommt Lara an dem Betriebsgelände ihres Vaters vorbei. Sie sieht ihren Vater und hat keine Chance, nach ihrem Franzi zu suchen.

      Beim Mittagessen erzählt ihr Vater, dass er es bedauern würde, dass Franz nicht mehr in seiner Firma arbeitet und es eigentlich schade ist, denn er hätte immer den Überblick gehabt.

      Lara fällt es wie Schuppen von den Augen: »Ach, Franz arbeitet nicht mehr bei uns. Warum, was ist passiert?«

      Herr Stockborn meint: »Soviel wie ich weiß, wollte er sich verändern, um beruflich weiterzukommen.«

      Lara versucht, ihre Tränen zu unterdrücken, was ihr aber nicht gelingen will. Sie täuscht vor, sich verschluckt zu haben, steht auf und verlässt das Esszimmer. Heulend geht sie auf ihr Zimmer, wirft sich auf ihr Bett und schluchzt.

      Dann klopft es an der Tür. Es ist ihre Mutter, die nach ihr sehen will. Erst jetzt vertraut sich Lara ihr an. Frau Stockborn versucht, ihre Tochter zu trösten und sagt, dass es noch viele Männer in ihrem Leben geben wird. Sie sei doch noch so jung. Das erste Verliebtsein ist immer stark und der Liebeskummer heftig. Sie hätte doch ihr Leben noch vor sich. Außerdem sei es besser, nicht gleich den Erstbesten zu nehmen. »Stell es dir so vor, meine Süße; wie willst denn wissen, welcher Pudding dir am besten schmeckt, wenn du nur einen probiert hast?«

      Ein wirklicher Trost war es in diesem Moment auch nicht.

      Am Abend geht Lara noch einmal hoffnungsvoll zu dem Haus, in dem sie sich mit ihrem Liebsten so hingebungsvoll geliebt hat, in der Hoffnung, Franz doch noch dort anzutreffen. Sie schaut durch das Fenster und sieht, dass das Zimmer leer ist.

      Warum hat er sich nicht von ihr verabschiedet? Nicht einmal einen Abschiedsbrief hat Franz ihr hinterlassen. Nur eben diese Rose gestern Abend.

      Weinend geht Lara noch lange ziellos durch die Gegend. Mit voller Wucht hat der erste Liebeskummer sie erwischt. Diese Rose der Liebe behütet Lara noch sehr lange wie ihren Augapfel.

      Franz heuert bei einer Fernfahrer-Firma an. Eines Tages begegnete er einer Frau, die sich in ihn verliebt und schwanger wird. Aus Anstand heiratet er sie, aber in seinen Gedanken ist er oft bei Lara, die er in seinem Herzen fest verankert hat. Tief in seinem Innern meldet sich eine Stimme, die sagt: »Mein Larachen, die Liebe meines Lebens. Eines Tages hol’ ich sie mir …« So gehen die Monate dahin.

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