Der Zthronmische Krieg. Matthias Falke

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Der Zthronmische Krieg - Matthias Falke

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hielt seinem Blick stand. Das immerhin hatte ich in all den Jahrzehnten gelernt.

      »Ich glaube nicht«, sagte der Veteran zweier schwerer Kriege, »dass das so ein Spaziergang wird, wie du es dir vorzustellen scheinst.«

      »Jennifer …«, hob ich an.

      Er wischte das weg.

      »Ich weiß«, knurrte er grob. »Wir stellen ihnen eine Falle. Wir sehen, wie sie sich verhalten.«

      »Und?«

      »Das frage ich dich«, brauste er auf. »Und dann? Was wird die Folge sein? Gesetzt, sie gehen uns in die Falle, greifen den Frachter an. Es kommt zu einem weiteren Gefecht. Ausgang ungewiss. Glaubst du, sie werden zum Dank dafür die Amish in Milch und Honig baden?«

      Ich schlug die Faust auf die Theke der kleinen Diplomatenbar, dass unsere leeren Gläser einen Satz machten.

      »Die Amish haben nichts damit zu tun! Es geht dann nur noch um die Zthronmic und uns!«

      Rogers malte wieder dieses herablassende altersweise Grinsen auf sein schlachtenerprobtes Antlitz. Ich hasste ihn.

      »Offensichtlich sieht man das in Wrathnia anders«, sagte er schlicht. »Sie halten die Amish seit Jahrzehnten als Sklaven, die die Dreckarbeit für die erledigen. Warum sollten sie sie nicht als Geiseln nehmen? Für jede unserer Maßnahmen lassen sie als Vergeltung dort unten ein paar Unschuldige über die Klinge springen.«

      Wie immer, wenn er zynisch wurde, fiel einem nichts mehr ein, was man entgegnen könnte. Das machte es ja so ätzend.

      »Dann dürfen wir ihnen das nicht durchgehen lassen!«, sagte ich umso betonter, als ich wusste, dass es ihn keine Sekunde überzeugen würde.

      »Sondern?«, fragte er schlicht.

      Unsere Blicke fraßen sich ineinander. In einem offenbar unbeschäftigten Winkel meines Hirns ging mir auf, wie absurd der ganze Dialog war. Eigentlich pflegte er die Rolle des Falken einzunehmen, der die Sache lieber mit seinen Bataillonen regelte, statt sich auf schlaue Ratschläge und abstrakte Klügeleien einzulassen. Dass er ins weiche Federkleid der Taube schlüpfte, zeigte mir an, dass er nur eines seiner vielen Spielchen spielte. Oder hatte er vor den verfluchten Zthronmic wirklich einen solchen Respekt? Wir waren mit Sina fertiggeworden. Und von diesen Wüstensöhnen sollten wir uns einschüchtern lassen?

      »Was willst du tun?«, fragte er, als habe er meine Gedanken Wort für Wort von meiner Stirn gelesen. »Den Planeten besetzen? Mit Bodentruppen landen? Eine Palisadenstadt nach der anderen einnehmen, dich in Häuserkämpfe verwickeln lassen, in unzugänglichen Wüsten- und Gebirgsregionen einen Guerilla- und Partisanenkrieg führen?«

      Ich zuckte die Schultern. Wie man das im Einzelnen machte, war Sache der Generalstäbler. Die wussten nicht nur alles, sie wussten es sogar besser.

      Rogers presste noch einmal meinen Unterarm mit seiner schwieligen Pranke und lehnte sich dann zurück.

      »Jennifer bekommt ihren Frachter«, sagte er leise. »Ich habe die Sache von Laertes absegnen lassen. Aber was dann geschieht, entzieht sich jeder Planung.«

      Er sah mich offen an und seine unverhohlene Ratlosigkeit machte mir mehr Angst, als es seine cholerischen Ausbrüche je vermocht hatten.

      »Wir begeben uns auf eine schiefe Ebene. Kann sein, wir holen uns eine blutige Nase. Kann sein, wir werden in etwas hineingezogen, aus dem wir so schnell nicht wieder rauskommen.«

      »Kann sein«, äffte ich in purem Widerspruchsgeist, »wir geben den Zthronmic eins auf die Nase, bis sie die Lektion gelernt haben.«

      Er erhob sich, quittierte die Getränke und walzte schwerfällig hinaus. Eine Entgegnung auf meinen letzten Satz hatte er nicht mehr für nötig angesehen.

      Jennifer I

      Die Aussicht war atemberaubend. Es war, als stünde man auf einem gewaltigen Berggipfel, auf dem höchsten Punkt eines mächtigen Massivs aus Stahl, dessen Flanken nach allen Seiten steil in die Tiefe stürzten.

      Die Plattform, von einer dreh- und schwenkbaren Kanzel aus doppelt gehärtetem Elastalglas umfangen, erhob sich auf der Spitze über drei flach aufeinander zulaufenden Ebenen aus schwarzem Titan. Die einzelnen, kilometerweiten Fluchten aus Stahl waren allerdings nicht glatt, sondern von zahllosen Aufbauten und sekundären Strukturen gegliedert. Antennen und andere Sensoren streckten ihre kirchturmhohen Fühler in den Raum vor. Die komplexen Waffensysteme einer Kampfstation, die auf massive Raumgefechte ausgelegt war, starrten in die Leere. Torpedoschächte öffneten sich. Die miteinander verschalteten Katapulte von KI-Detonatoren erhoben drohend ihre Wurfarme gegen den schweigend dahinziehenden Sternenhintergrund. Die Nachführautomatiken von DeepField-Radar und dezentraler Zielerfassung narbten die schrundige Oberfläche aus mattgrauem Stahl.

      Jennifer erinnerte sich an den Mount Everest, den sie während der Akademiezeit einmal bestiegen hatten, um eine neue Generation von Schutzanzügen zu testen. Auch sein Gipfel hatte einen Dreikant kilometerhoher Flanken aus Fels und Eis gekrönt. Wenn man auf dem höchsten Punkt stand, wo sich die drei Wände und die Grate vereinigten, konnte es einen schwindeln. Die Welt schien sich unter einem hindurchzudrehen, während der eigene Standpunkt losgelöst über den Dingen zu schweben schien.

      So war es auch hier, am Nordpol der Ikosaeder-Kampfstation, dessen teratonnenschwerer, zwischen Würfel und Kugel die Mitte haltender Leib unter ihren Füßen um seine Rotationsachse schwang. Jede der zwanzig dunklen Seiten war über einen Quadratkilometer groß. Die Station hatte die Masse eines kleinen Asteroiden. Wie ein kompakter Mond auf einer niedrigen Bahn zog er über seinem Planeten dahin, der rohstoffreichen und lebensfeindlichen Welt von Zthronmia. Denn das vertiefte den Raumeindruck der spektakulären Aussicht noch: Anders als im Hochgebirge mündeten die Steilwände zu allen Seiten nicht in die Ebene, in die Sicherheit der Terra firma – hier stürzte der Blick noch einige Hundert Kilometer weiter hinunter und prallte über einen Abgrund hinweg, den er nicht mehr ermessen konnte, auf die zinkoxidfarbenen Wüsten des Zthrontatplaneten.

      Jennifer war in den schwenkbaren gravimetrischen Sessel des Richtschützen geklettert, um die Umschau genießen zu können. Die Elastalglaskanzel bot ein Panorama von 360 Grad. Die Geschütze, die hier installiert waren, konnten fast 70 % einer gedachten Kugeloberfläche bestreichen. Lediglich nach unten schloss die Masse der Kampfstation den freien Ausblick ab. Und dann die rostroten und ockerbraunen Ebenen der Welt, die es zu schützen galt. Erstaunlich dicht und erstaunlich rasch zogen sie durch den unteren Bereich der Aussicht. Die Ikosaeder-Kampfstation befand sich auf einem niedrigen Orbit, auf dem sie den Planeten alle anderthalb Standardstunden umrundete. Ihre elliptische Bahn führte sie dabei sinusförmig zwischen den 50. Breitengraden Nord und Süd hin und her. Da die Polregionen unbewohnt und rohstoffarm waren, war die Sicherung dort nicht notwendig.

      Zthronmia drehte sich unter den Sinusschleifen der Bahn von Alpha Ceti Tau hindurch, sodass die Station, bezogen auf eine gedachte Karte des Planeten, eine Schlangenlinie beschrieb, die sie, jeweils um hundert Längenkreise versetzt, die mittleren und tropischen Breiten bestreichen ließ.

      »Ist die Nachführung rückgekoppelt?«, fragte Jennifer gerade. Sie ließ die Kanzel einmal um ihre Vertikalachse wirbeln und die Batterie gleichzeitig die Läufe senken und sie gegen die Drehrichtung stabilisieren.

      »KI-gestützte antizipierende Vernetzung«, sagte Kommandant Borissowitsch lustlos.

      Er stand zu Füßen der mächtigen

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