Der Zthronmische Krieg. Matthias Falke

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Der Zthronmische Krieg - Matthias Falke

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hob die Schultern und setzte sein breitestes texanisches Haifischgrinsen auf.

      »Haben wir Feinde?«, fragte er scheinheilig.

      Es war bekannt, dass Laertes in den bisherigen Konflikten immer auf den Verhandlungsweg gesetzt hatte. Auch als der Frachter ENCOURAGE II gekapert und seine Mannschaft massakriert worden war, hatte er daran festgehalten, die Krise auf diplomatischem Wege beilegen zu wollen. Jennifers aus dem Augenblick geborene Entscheidung, das zthronmische Shuttle abzuschießen, in das die Zthronmic mehrere Zehntausend Tonnen Plasma abgepumpt hatten, hatte er intern scharf kritisiert. Und jetzt sprach er von Feinden? In den vierundzwanzig Stunden, die seit dem Vorfall verstrichen waren, schien er seine Meinung modifiziert zu haben.

      »Wir sind Herren über ein galaktisches Imperium«, nahm er Rogers’ Formulierung auf, weil er wusste, dass dieser sie in provozierender Absicht gewählt hatte. »Die Union hat mehrere Dutzend neue Mitglieder, friedliche Kulturen – und weniger friedliche. Hochtechnisierte Zivilisationen und Völker, die zur Meditation neigen. Rohstoffreiche Welten und Kulturen, die ihrem eigenen Ethos verpflichtet sind.«

      Dr. Rogers saß mit angehobenen Schultern da und starrte ihn unverwandt an.

      »Dass es in einer solchen Gemengelage Feinde gibt«, sagte Laertes, »ist so naturgegeben wie, dass es« – auf der Suche nach einem Bild fiel sein Blick auf das regenbogenförmige, in sämtlichen Astralfarben schillernde Tor der nur zur Hälfte sichtbaren Raumstation –, »wie, dass es zentrifugale und zentripetale Kräfte gibt. Wir müssen aufpassen, dass erstere nicht die Oberhand gewinnen.«

      »Sonst fliegt uns der ganze Laden auseinander«, brummte Dr. Rogers.

      Er nahm die Achseln wieder herunter. Seine Miene war von demonstrativer Gleichgültigkeit. »Sie sollen nur kommen!«, schien der Veteran zweier furchtbarer Schlachten seinen imaginären Feinden zurufen zu wollen.

      »Meine Frage ist«, sagte Laertes abschließend, »ob wir darauf vorbereitet sind. Ob wir dieser Aufgabe gewachsen sind.«

      Dr. Rogers leckte sich den Whiskey von den Lippen. Seine blauen Augen funkelten angriffslustig.

      »Wir sind zweimal mit Sina fertiggeworden«, knurrte er drohend. »Mit diesen – Zthronmic«, er wirkte, als wolle er vor lauter Verachtung ausspucken, »werden wir schon auch noch ein Hühnchen rupfen.«

      Laertes musterte ihn aufmerksam. Das verbale Säbelgerassel des alten Veteranen vermochte ihn nicht zu beeindrucken. Vielmehr schien er in dessen Miene lesen zu wollen, wie viel hinter den martialischen Sprüchen wirklich steckte.

      »Das meine ich nicht«, sagte er nachdenklich. »Hier eine Polizeiaktion, dort ein kleiner Abschreckungsfeldzug – das traue ich unseren Truppen durchaus zu.«

      Rogers hatte sein Glas zur Hand genommen und ließ das Eis darin klacken. Es klang wie das Laden und Präsentieren automatischer Waffen beim Exerzieren.

      »Aber wollen wir das wirklich?«, fragte Laertes. »Diesen Belagerungszustand auf Dauer? Dieses Denken in militärischen und strategischen Szenarien? Diesen Kalender, in dem wir die Jahre nicht mehr nach entdeckten Welten und erforschten Planeten zählen, sondern nach Kriegen?«

      Dr. Rogers hielt seinem herausfordernden Blick ungerührt stand. Für ihn schien es Schlimmeres zu geben. Ein ganzes ereignisreiches Leben hatte er so geführt. Im Rückblick waren die Jahrzehnte der interstellaren Exploration, in denen es eine zivile Erforschung des Weltraums gegeben hatte, kaum mehr als eine Episode.

      »Sind wir dazu bereit?«, insistierte Laertes im Tonfall eines Plädoyers. »Zu dieser ständigen Härte? Zu der Erbarmungslosigkeit, die das notwendigerweise mit sich bringt? Sind wir bereit, immer und immer wieder Blut zu vergießen?«

      Der General hatte einen Eiswürfel in den Mund genommen und ihn krachend zerbissen. Jetzt schluckte er die Splitter herunter und spülte mit dem Rest des Whiskeys nach.

      »Blut muss fließen«, sagte er.

      »Wollen wir das?«, fragte Laertes. Das verzweifelte Vibrieren seiner Stimme war gespielt. Die ganze Szene war ein Planspiel, ein inszeniertes Kreuzverhör von Staatsanwalt und Verteidigung. Und dennoch war es ernst. »Können wir das? Auch das Blut Unschuldiger und Unbeteiligter? Können wir es fließen sehen? Immer und immer wieder? Auch unser eigenes? Das unserer Soldaten, unserer jungen Piloten, unserer Zivilisten?«

      Er nickte zu der Ordonnanz, die ihnen den Rücken wies und halblaut auf dem KomLog sprach, vermutlich mit einer Verabredung, die sie nach dem Ende ihrer Schicht am Elevatorschacht erwarten würde.

      »Ihr Blut!«

      Jetzt wurde es Dr. Rogers zu bunt. Er atmete vernehmlich durch.

      »Jetzt mach mal halblang«, sagte er unwirsch. »Die Zthronmic sind nicht die Sineser.«

      »Das meine ich auch nicht«, versetzte der Philosoph.

      »Auf die eine oder andere Weise werden wir uns mit ihnen ins Benehmen setzen«, knurrte der General a. D. »Ihnen eine Lektion erteilen …« Er blinzelte Laertes pfiffig zu. »Und dann kann Norton endlich zu seiner Ringgalaxis aufbrechen, von der er jede freie Minute schwärmt.«

      Laertes schüttelte den Kopf.

      »Die ist auch noch in einem Jahr da«, sagte er. »Aber in einem Jahr wird es den nächsten Aufstand geben, den nächsten Übergriff, den nächsten lokalen Separatismus! Begreifst du? Das wird nun immer so weitergehen!«

      Rogers schnalzte mit der Zunge, um die Ordonnanz herbeizurufen. Sie brachte die dritte Runde.

      »Ihr Philosophen«, sagte er, der mit jedem Glas jovialer wurde, »macht ein Geschäft daraus, euch den Kopf zu zerbrechen. Aber was vielleicht im übernächsten Jahr sein könnte, lässt mir heute keine grauen Haare wachsen.«

      Er grimassierte, denn tatsächlich hatte er fast überhaupt keine Haare mehr auf dem schweren, geröteten Schädel. Er hob sein Glas und ließ es brutal gegen Laertes’ zierlichen Weinkelch krachen.

      »Wenn da ein Problem ist«, dozierte er im Stil seiner Taktikvorlesungen an der Akademie, »werden wir es lösen.« Er dachte eine Weile nach. »Du hast natürlich recht: Ein Aufstand kann den nächsten nach sich ziehen. Die Union ist ein volatiles Gebilde. Ruhe wird es vermutlich niemals geben. Umso mehr müssen wir darauf achten, dass wir nicht den Eindruck von Schwäche erwecken. Das eine Attentat, das wir aus Weichherzigkeit durchgehen lassen, wird augenblicklich Nachahmer finden.«

      Laertes nickte zustimmend.

      »Deshalb«, fuhr Dr. Rogers fort, indem er sich in seinem Sessel aufblies, »werden wir uns dieser seltsamen Amish-Zthronmic-Angelegenheit zu widmen haben.« Er zwinkerte seinem alten Weggefährten gut gelaunt zu. »Ich muss gestehen, dass ich die Sache nicht durchschaue. Sie interessiert mich auch nicht. Aber wir werden wohl oder übel ein Exempel statuieren müssen.«

      Laertes blickte skeptisch in sein Glas. Auch seine asketischen Züge hatten ein wenig Farbe angenommen.

      »Hier ist eine Bürde«, sagte er halblaut, »auf die wir nicht vorbereitet sind.«

      Dr. Rogers stieß auf und blies eine saure Alkoholwolke vor sich hin.

      »Klingt angelesen«, knurrte er.

      Laertes lächelte.

      »Der

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