Christina sucht das Paradies auf Erden. Christina de Buhr

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Christina sucht das Paradies auf Erden - Christina de Buhr

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grübelte mehrere Tage.

      Auf einmal bekommt Christina hohes Fieber. Sie liegt nicht im Bett, sondern auf dem Sofa. Ihr Blick fällt immer auf die Wand, wo ein Bild von ihr hängt. Sie hat einen Mantel, eine Mütze und Stiefel an. In der Hand hält sie einen Besen. Sie sieht sich nun im Bild bewegen. Sie fegt die Straße. Sie denkt: „Ja, das ist besser, als mit Fieber auf dem Sofa zu liegen.“

      Es wird um sie herum dunkel. Auf einmal merkt Christina, dass sie sich wieder auf dem Sofa befindet. Sie spürt, dass ihr Vater sie berührt. Er prüft ihre Temperatur. Sie hört, wie er sich mit ihrer Mutter unterhält: „Sie hat immer noch Fieber.

      Die Kleine muss sofort abgehärtet werden. Nur kalte Wickel können ihr helfen. Bringe mir kaltes Wasser und die Bandagen.“

      Sie hört ihre Mutter antworten: „DU tötest sie noch mit DEINEN Männermethoden. Sie ist ein Mädchen. Nur, weil DU DIR immer einen Jungen gewünscht hast, ist das kein Grund, sie als Jungen zu behandeln. Ich helfe DIR ganz bestimmt nicht.“

      Ihr Vater wird zornig. Wie so oft. „Was ist denn mit DIR los?

      Ich glaube, ich werde nun andere Methoden aufziehen. DU bist doch zu nichts nütze. Hau bloß ab, sonst scheuer ich DIR noch eine. Gehe aus meinen Augen. Ich schaffe das auch allein.“

      Er geht in die Küche. Die Mutter verschwindet ängstlich aus dem Wohnzimmer. Christina freut sich aber, dass die Mutter sich verbal, sprachlich, gewehrt hat. Sonst war sie immer stumm und gehorsam.

      Der Vater kommt nun mit der Schüssel eiskaltem Wasser zurück. Er umwickelt Christinas Körper mehrmals mit den nassen Wickeln. Zwischendurch streichelt er Christina. Nun ist er mit dem Ergebnis zufrieden. Er zieht ihr einen warmen Schlafanzug an. Christina fühlt sich nicht mehr so fieberig und kann nun klarer denken: „Eigentlich meint mein Papa es doch gut.

      Vielleicht mag er mich doch, trotzdem ich nur ein Mädchen bin.

      Er freut sich doch immer, wenn ich mit ihm sein Motorrad putze. Aber warum meine Mutter sich nicht von ihm trennt, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Sie lässt sich alles von ihm gefallen und reagiert ja so ängstlich, als ob sie abhängig von ihrem Mann ist.“

      Auf einmal merkt Christina ganz bewusst, was sie gerade gedacht hat. Als ob dieser Gedanke auf sie zugekommen ist. Sie denkt: „ABHÄNGIG. Das ist schon in allen meiner Leben auf der Erde mein Zauberwort gewesen. Nie von einem Lebewesen abhängig zu sein, habe ich mir stets als Aufgabe ausgesucht.

      Leider habe ich dieses Ziel nie ganz erreicht.

      Ganz bewusst spricht sie nun zu sich selbst: „Also, ich, Christina, bin nicht traurig, dass ich Claudia loslassen soll, sondern ich bin glücklich, das ich durch diese Freundin so viel lernen durfte.“

      Sehr nachdenklich und dann vor sich hin nickend:

      „Ja, nun ist es soweit, dass auch andere Menschen mich als Lehrer begleiten sollen. Das sollte mir das Warnsignal, das Fieber, sagen.“

      Christina fühlt sich auf einmal gesund. Entschlossen verlässt sie das Sofa und sucht ihre Mutter. Ganz aufgeregt fragt sie diese: „Mutti, darf ich schnell Claudia besuchen? Ich habe ihr etwas ganz wichtiges zu sagen!“

      „Christina, (sagt die Mutter entschieden) DU weißt doch, dass sie so beschäftigt ist. Wir haben DIR doch erklärt, dass sie wirklich nur einen Tag in der Woche noch für DICH Zeit hat.“

      Sie empört sich. „Wieso bist DU überhaupt aufgestanden? Lege DICH sofort wieder hin.“

      Christina denkt: „Jetzt werde ich ganz lieb sein.“

      Sie schaut ihrer Mutter zärtlich in die Augen: „Liebste, liebste Mutti, DU hast mich so sehr umsorgt, dass ich mich wieder ganz gesund fühle. Gerade eben ist mir klar geworden, dass ich außer Claudia gar keine anderen Freunde habe. Weil ich zu oft mit ihr zusammen bin. Ich möchte Claudia fragen, ob sie nicht zu traurig ist, wenn wir uns nicht mehr jede Woche sehen. Jeder von uns hat dann Zeit, auch noch andere Freunde zu finden.“

      Sie fängt an zu bitten: „Bitte, bitte, Muttilein, lass uns noch heute Claudia besuchen. Ich möchte mich bei Claudia für ihre jahrelange Liebe und Unterstützung bedanken. Sie wird mich bestimmt verstehen. Wir sind wirklich Seelen-Schwestern.“

      Ihre Mutter schaut sie ganz erstaunt an. „Jetzt überrascht DU mich wirklich. Sonst war Claudia doch immer DEIN EIN und ALLES. DU wolltest Claudia nie loslassen, wenn sie gehen wollte.“

      Christina nickt und sagt leise: „Ja, das ist mir erst heute klar geworden. Aber nun möchte ich sie loslassen und bereit sein für viele andere Menschen.“

      Die Mutter ist freudig überrascht. „Claudia ist ab siebzehn Uhr zu Hause. Dann gehen wir bei ihr vorbei.“

      Überlegend sagt sie: „Ich habe eine Idee. Bis dahin üben wir schon einmal die Rechtschreibung. Ich habe mich bei der Schulbehörde erkundigt. Da DU noch nicht im März sechs Jahre alt wirst, muss DU nun doch einen Eignungstest bestehen.“

      Herausfordernd meint sie dann: „DU willst ja unbedingt schon mit sechs Jahren in die Schule gehen. Aber wenn DU die Prüfung nicht bestehst, dann solltest DU es wirklich akzeptieren, dass DU noch ein Jahr zu Hause bleiben musst.“

      Christina sieht ihre Mutter ein bisschen ärgerlich an und denkt:

      „Immer dieses muss. Ich muss überhaupt nichts.“

      Doch dann meint sie siegessicher:

      „Mutti, DU bist einfach die liebste Mutti auf der Erde. Jetzt haben wir noch Zeit zu üben. Ich schaffe die Prüfung ganz bestimmt. DU weißt ja, was mein Ziel ist.“

      Bedeutungsvoll schaut sie ihre Mutter an. Diese wirkt auf einmal sehr unsicher. Christina hatte letzte Woche folgende Bitte ausgesprochen: „Muttilein, sage mir bitte, warum DU DICH nicht von Papa scheiden lässt. Er ist immer so zornig. Besonders, wenn er sein Bier trinkt. Dann schlägt er DICH und DU weinst die ganze Nacht.“

      Die Mutter hatte bei Christinas Worten angefangen zu schluchzen. Sie hatte schniefend erwidert: „Wo sollen wir denn hin?

      Ich habe doch keine Arbeit. Wovon sollen wir denn leben?“

      Christina konnte nicht antworten. Nach ein paar Schweige-Minuten sagte auf einmal die Mutter: „Aber eins verspreche ich DIR, wenn DU aus der Schule kommst, dann trenne ich mich von DEINEM Vater.“

      Christina war sehr überrascht über dieses Angebot. Sie hatte überlegt: „Das kann ich nicht glauben.“

      Darum hatte sie ganz entschlossen gesagt: „Also gut, versprochen ist versprochen. Das wird nicht gebrochen. Schwöre es.“

      Die Mutter hatte ihr diesen Wunsch erfüllt. Doch Christina war bei diesem Gespräch nicht davon überzeugt, dass die Mutter wirklich den Schwur einhalten würde. IHR damaliger Gedanke:

      „Wenn ich bald mein Wissen vergesse, hilft auch kein momentaner Schwur.“

      Entschlossen hatte sie ein Blatt Papier und einen Bleistift geholt und ihre Mutter gebeten: „Mutti, schreibe bitte auf, dass DU DICH von Papa trennst, wenn ich meine Schule beende.

      Mit Unterschrift.“

      Ihre Mutter hatte sie ganz erschrocken und ängstlich

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