Fahr Far Away: Mit dem Fahrrad von Alaska bis Feuerland. Hans-Joachim Bittner
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Wie lange habt Ihr Euch auf die Panamericana zwischen Alaska und Feuerland vorbereitet?
Nicht mehr als sechs Monate zuvor gingen wir es langsam an, buchten als ersten Schritt den Flug. Wir mussten nicht alles auf einmal erledigen, hatten reichlich Zeit. Vieles war schnell gemacht. Die Ausrüstung hatten wir größtenteils auch schon seit etlichen Jahren zusammen.
Ein spezielles Radtraining gab es also nicht?
Überhaupt nicht. Erstens lag unsere Reisevorbereitungszeit mitten im Winter. Zweitens baut sich die Kondition dann beim Reiseradeln von selbst auf. Wir haben das immer ohne Training gemacht, und es ist immer gut gegangen. Wir hatten im Februar aufgehört zu arbeiten und hätten somit noch Zeit zum Training gehabt, ehe der Flug nach Alaska ging. Ich (Petra) wollte dann aber so schnell wie möglich weg. Auch deshalb unternahmen wir die Auftaktrunde über Tschechien. Das war sozusagen unser Trainingslager.
Gab es besondere Gründe für die Route von Nord nach Süd – und nicht umgekehrt?
Im Süden zu starten ist anstrengender. In Alaska ist es einfacher: die Straßenverhältnisse sind besser, die klimatischen Verhältnisse angenehmer, das Wetter stabiler. Wir wollten auch im April, spätestens im Mai los. Da herrscht in Patagonien jedoch „Winter“, es regnet viel und ist zum Radfahren zu kalt.
Warum wolltet Ihr Eure Tour unbedingt im Frühling starten?
Aufgrund finanzieller Gründe. Es hat steuerliche Vorteile: Zahlt man „nur“ drei Monate in Deutschland Steuern, erhält man sie komplett zurück, wenn der Rest des Jahres nicht mehr gearbeitet wird. Zuvor war uns auch noch wichtig, das Weihnachtsgeld mitnehmen zu können.
Knapp zwei Jahre von zu Hause wegbleiben, da gibt es sicher etliche Hürden zu überspringen. Was gestaltete sich als besonders schwierig?
Richtig schwierig war eigentlich nichts. Für uns war es eher lästig, bürokratische Arbeiten zu erledigen, Briefe zu schreiben, damit die Post umgeleitet wurde, den Telefonanschluss zu kündigen … – also Dinge, die mit Ämtern zu regeln waren. Echte Probleme gab es jedoch nicht. Für uns war es eine große Hilfe, Freunde zu haben, die sich während unserer Abwesenheit um für uns wichtige Dinge kümmerten: Beispielsweise die während unserer Abreisephase begonnene Volkszählung, die Post, die Hausverwaltung, einen trockenen Stellplatz für unser Auto.
Ihr besitzt ein kleines Haus in Bad Reichenhall. Welche Lösung hattet Ihr diesbezüglich?
Für uns stellte sich eigentlich nur die Frage, ob wir es für die Zeit unserer Abwesenheit vermieten sollten. Wir ließen es schon mal länger leerstehen, da zerriss uns der Frost die Kloschüssel und einige Leitungen froren ein. Für uns war es auch wichtig, jederzeit – zum Beispiel bei Krankheit – zurückkehren zu können. Diesmal fanden wir einen Freund, der vorübergehend einzog, und der bei einer vorzeitigen Rückkehr unsererseits sofort wieder ausgezogen wäre. Wir ließen ihn ohne Miete in unserem Haus wohnen. Im Gegenzug musste er nur die laufenden Kosten wie Strom, Heizung und Wasser übernehmen. Die Gewissheit, dass sich jemand im Haus befand, war einfach beruhigender.
Das setzt großes Vertrauen voraus.
Natürlich ist das ein wichtiger Punkt. Es war ein Arbeitskollege von mir (Petra), da wusste ich, dass alles gutgehen würde. Und es ist auch gutgegangen.
Wie sehr habt Ihr Euch um Euren Besitz gesorgt, beispielsweise das kleine Haus in Bad Reichenhall?
Gar nicht so sehr, weil wir es in guten Händen wussten.
Was bedeutet Euch der Besitz des Hauses?
Es ist jetzt einfacher, da es uns seit 2002 gehört. Zuvor, als wir zur Miete dort gewohnt haben, war es sehr viel schwieriger.
Inwiefern?
Wir hätten uns bei der Stadt abmelden müssen. Wer Deutschland über ein halbes Jahr verlässt, müsste sich komplett bei der Gemeinde abmelden. Das birgt aber jede Menge Schwierigkeiten bezüglich diverser Versicherungen.
Frühling im Glacier-Nationalpark, USA.
Eine frühere Reise wäre deshalb fast gescheitert. Da hing alles an den Mülltonnen. Warum?
Wir waren noch Mieter und wollten uns bei der Stadt abmelden. Doch aufgrund der Müllabfuhr ging das nicht. Der Vorteil: Für jemanden, der seinen Pass verliert, wie es uns in Nepal passiert ist, gestaltet sich die Beschaffung eines neuen Ausweises einfacher, wenn er noch bei einer Behörde gemeldet ist. Als Haus- oder Wohnungseigentümer ist es einfacher: Wir hatten diesmal die Mülltonne abgemeldet. Damit sparten wir natürlich Geld. Wir selbst hatten uns, auch wenn wir das eigentlich hätten machen sollen, nicht abgemeldet. Wir hätten aber gar keinen anderen Wohnsitz angeben können. Die Police für die Hausratversicherung würde sich im Übrigen verzehnfachen, wäre das Haus die ganze Zeit unbewohnt.
Ihr habt Eure Pässe verloren?
Nur ich (Volker), er wurde mir zusammen mit zirka 300 US-Dollar und den Traveller Checks am Flughafen in Kathmandu gestohlen. Ich hatte die Sachen in einer Bauchtasche, die Diebe müssen sehr gerissen gewesen sein. Als wir es merkten, war es schon zu spät.
Was folgte daraufhin?
Eine zweitägige Rennerei zwischen Deutscher Botschaft, Polizei und Behörden. Dazu die Kontaktaufnahme mit dem Passamt in Bad Reichenhall, wir benötigten rasch eine Meldebescheinigung. Wären wir abgemeldet gewesen, wäre das zu einem großen Problem geworden. Zum Glück hatten wir eine Kopie meines Ausweises dabei. Nach zwei Tagen war alles erledigt.
Wann kam der neue Ausweis?
Wir unternahmen eine dreiwöchige Trekking-Tour. Als wir in die Hauptstadt zurückkamen, war der neue Ausweis da (ausführliche Geschichte im Kapitel „Unfreiwillige Auszeit: Ohne Ausweis in Kathmandu“).
Wie wichtig ist Euch Sicherheit, die es letztlich nicht zu 100 Prozent geben kann?
Eine Unfallversicherung ist wichtig, die hatten wir vor der Reise sogar ein wenig aufgestockt. Ansonsten ist auch eine Auslandskrankenversicherung von Vorteil. Einen Rechtsschutz brauchen wir aber nicht. Die sonst üblichen Versicherungen, also beispielsweise die Hausratversicherung, ließen wir ganz normal weiterlaufen.
Ihr habt die Gewissheit, auch ohne Reiserücktrittsversicherung jederzeit aussteigen zu können. Ihr müsstet lediglich einen Flug nach Hause buchen und könntet jederzeit sofort zurück in Euer Haus, und somit zurück ins alltägliche Leben. Braucht Ihr diese Sicherheit, um überhaupt solche Touren zu starten?
Das sorgt schon für eine gewisse Beruhigung.