Der Schatz der Kürassiere. Herbert Schoenenborn

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Der Schatz der Kürassiere - Herbert Schoenenborn

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Bild stehlen, hier ist eine Beschreibung davon. Leider gibt es nichts, was auf die Identität des Burschen hindeutet, keine Papiere, nichts.“ Mourai erhob sich wieder.

      „Seine Taschen sind leer“, sagte Robin, der Couteaus Leiche auf den Rücken gedreht hatte und nun die Kleidung durchsuchte.

      „Das ist ein ganz unangenehmer Zeitgenosse“, Mourai zeigte auf das Halfter mit den Messern.

      Es läutete an der Haustür. Robin öffnete den Türspion. Einer der vier Männer, die vor der Tür standen, flüsterte „La petite guerre.“ Robin schob den Riegel auf die Seite und öffnete die Türe. Nach und nach traten die Männer aus dem Schatten des Vordachs in die Empfangshalle.

      „Was ist denn hier los?“, fragte der Anführer der Gruppe und zeigte auf die beiden Toten.

      „Die sind gerade durch die Hoftüre reingekommen“, antwortete Robin, während er die Eingangstüre wieder verschloss.

      „Und wie sind sie auf den Hof gelangt?“

      „Schau mal auf ihren Wegeplan, da muss es in der Mauer zum Nachbargrundstück eine Türe geben“, antwortete Mourai achselzuckend.

      „Das hatten sie bei sich.“ Robin übergab den Franctireurs die Pläne und die Schlüssel. Der Anführer schaute sich alles genau an.

      „Sieht nach einem Auftragseinbruch aus. Die Türe habe ich noch nie bemerkt. Einer von euch?“ Alle Anwesenden schüttelten den Kopf.

      „Das werden wir uns bei Tageslicht einmal genauer ansehen.“

      „Wisst ihr eigentlich, wen ihr da erledigt habt?“ Ein anderer Franctireur klopfte Robin anerkennend auf die Schulter.

      „Non, sollten wir die kennen?“ Mourai zog erstaunt seine Augbauen hoch.

      „Das sind die gefährlichsten Verbrecher von Metz, besonders der hier.“ Der Mann zeigte auf Couteau.

      „Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht hier liegt“, fuhr er fort.

      „Habt ihr schon einmal nachgesehen, ob das Bild überhaupt noch da ist?“

      „Wann denn? Das ist passiert, kurz bevor ihr gekommen seid. Der Pulverdampf hat sich noch nicht ganz verzogen.“ Mourai grinste. Der Anführer der Franctireurs wandte sich an seine Männer:

      „Wir verschieben unsere Attacke auf morgen Nacht. Wir müssen zunächst den beiden hier helfen, alles wieder in Ordnung zu bringen.“

      „Hey, du Penner, aufwachen! Das ist kein Platz zum Schlafen, komm raus da!“ Als der Angesprochene keinerlei Anstalten machte, der Aufforderung Folge zu leisten, stieß der Soldat mit dem Gewehrkolben gegen die Füße, die unter der Plane des Bagagewagens hervorlugten. Der zweite Soldat, dem das alles nicht schnell genug ging, schlug die Plane zur Seite.

      „Merde, der wird nie mehr aufwachen, der ist mausetot! Siehst du die zwei wunderschönen Einschusslöcher in seiner Brust? Das ist nicht mehr unsere Sache, wir geben der Polizei Bescheid“, sagte er und schlug die Plane wieder zurück. Die Patrouille ging gemächlichen Schrittes weiter. Die Soldaten hatten genug Tote gesehen. Das hier konnte sie nicht erschüttern.

      Als der Priester um sechs Uhr die Kirche Sainte-Ségolène betrat, hatte er nicht erwartet, dass so früh am Morgen jemand die Beichte ablegen wollte. Denn auf der rechten Seite des schrankartigen Beichtstuhls, wo die Beichtenden Platz zu nehmen pflegten, war der Vorhang heruntergelassen.

      Der Pfarrer bekreuzigte sich, betrat die linke Seite des Beichtstuhls und setzte sich auf die Bank. Da nur wenig Morgenlicht in den Beichtstuhl fiel, konnte er durch die vergitterte Trennwand vage erkennen, dass der Beichtende nicht kniete, sondern auf der Kniebank saß und den Kopf an die Rückwand gelehnt hatte.

      Der Priester hatte Verständnis dafür, denn man konnte schließlich nicht verlangen, dass ein Sünder kniend auf den Beichtvater wartete. Aber jetzt, wo er da war, erwartete er, dass der Büßer seine Sitzposition aufgab und sich wie bei der Beichte üblich hinkniete. Aber vielleicht verharrte er schon länger im Beichtstuhl und war eingeschlafen. Der Priester beschloss die Initiative zu ergreifen und den Sünder sanft aufzuwecken. Ohne zunächst das Bekenntnis des Beichtenden abzuwarten, begann der Priester mit choraler Stimme:

      „Gott, der unser Herz erleuchtet, schenke dir wahre Erkenntnis deiner Sünden und seiner Barmherzigkeit.“ Da der Beichtvater keine Resonanz erhielt, wiederholte er die Worte, nun etwas lauter. Auch diesmal regte sich sein Gegenüber nicht. Misstrauisch geworden ging der Priester zur anderen Seite des Beichtstuhls. Als er den Vorhang beiseite schob, wurde er bleich und trat hastig einen Schritt zurück. Jetzt wurde ihm klar, warum er keine Antwort erhielt. Der Mann, der dort saß, war tot. Das aus einem kreisrunden Loch in seiner linken Schläfe ausgetretene Blut war bereits getrocknet. Für diesen Mann kam die Beichte zu spät. Nachdem er sich dreimal bekreuzigt und den Toten gesegnet hatte, verließ er schnellen Schrittes die Kirche, um die Polizei zu verständigen.

      Die Polizei hatte kein Interesse, den Tod Couteaus und Chevals aufzuklären und schloss zufrieden die Akten. Jemand hatte ihnen die Arbeit abgenommen, wer, war ihr gleichgültig. Eine Randnotiz in den örtlichen Zeitungen über den Tod der beiden Ganoven steigerte allerdings die Nervosität bei ihren Auftraggebern.

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