Der Schatz der Kürassiere. Herbert Schoenenborn

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Der Schatz der Kürassiere - Herbert Schoenenborn

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ist eine etwas längere Geschichte“, antwortete Richard Fréchencourt.

      In der geräumigen Vorhalle eilte ihnen Giselle Fréchencourt entgegen. Als Tochter der höheren Gesellschaft hatte sie gelernt, keine Gefühle zu zeigen. Das gelang ihr nicht ganz, denn Richard erkannte an den geröteten Wangen und ihrem strahlenden Lächeln, wie sehr sich seine Mutter über sein Kommen freute. Er hauchte seiner Mutter einen Kuss auf die Wange.

      „Mutter, ich bin froh, wieder zu Hause zu sein“, sagte er. „Philippe und ich haben die abenteuerlichste Reise unseres Lebens hinter uns, nicht wahr Philippe“, fuhr er fort. Der Angesprochene, der sich im Hintergrund gehalten hatte, trat auf Giselle Fréchencourt zu, verbeugte sich und sagte:

      „Madame Fréchencourt, da kann ich Ihrem Sohn nur beipflichten, abenteuerlich und außergewöhnlich, wie auch immer, jedenfalls bin ich auch sehr froh, wieder in Paris zu sein.“

      „Mir fällt jetzt erst auf, dass ihr kein Gepäck bei euch habt“, staunte Ouvrard.

      „Apropos Gepäck, Antoine. Hatten meine Männer eine Kiste bei sich?“

      „Eine Kiste? Nein! Sie hatten nichts bei sich. Ich weiß das so genau, weil ich zufällig vor dem Haus stand, als sie durch das Tor kamen. Wegen ihrer Kleidung hatte ich sie zunächst für Bauern gehalten. Sie erklärten mir, dass sie Franctireurs seien und hier auf dich warten sollten und zeigten mir ein von dir verfasstes Schreiben. Mehr war aus ihnen nicht heraus zu bekommen. Ich habe sie im Gästeflügel einquartiert.“

      „Gut Antoine, ich muss sofort eine Depesche an das Kriegsministerium senden. Kannst du mir bitte schnell etwas zum Schreiben und einen Briefumschlag besorgen, es ist wirklich sehr dringend. Ich erkläre euch das alles später.“

      „Mach ich, bin schon unterwegs.“

      „Ist Romain zufällig anwesend?“

      „Oui, Monsieur Fréchencourt.“

      „Bonjour Romain, tut mir leid, aber Sie müssen sofort anspannen und zum Kriegsministerium in die Rue Saint-Dominique fahren und dort eine Depesche abgeben.“

      „Sehr wohl Monsieur.“ Romain eilte davon, um die Kutsche fahrbereit zu machen.

      Fréchencourt und Philippe begrüßten nun die übrigen Dienstboten, die sich nach und nach in der Eingangshalle eingefunden hatten.

      Ouvrard kam zurück und übergab seinem Bruder die gewünschten Schreibutensilien. Der ging zu einem kleinen Tisch, schrieb schnell ein paar Zeilen, steckte den Brief in das Kuvert, verschloss es und gab es dem Kutscher, der inzwischen die Pferde angespannt und auf weitere Anweisungen gewartet hatte.

      „Beeilen Sie sich bitte Romain. Ich hoffe, die beiden Herren sind noch nicht nach Hause gegangen.“ Der Kutscher entfernte sich eiligen Schrittes. Kurz darauf hörte man wie der Zweispänner das Anwesen verließ.

      „Darf ich jetzt endlich einmal wissen, was das für eine geheimnisvolle Kiste ist, die solch einen Wirbel verursacht?“ Ouvrard blickte herausfordernd seinen Bruder an.

      „Das gehört auch zu der längeren Geschichte. Du und Mutter werdet noch heute Abend alles erfahren, jetzt müssen wir zuerst einmal etwas essen und trinken. Ich habe einen Mordshunger und Sie sicher auch Philippe, oder?“ Der Angesprochene nickte.

      Die Dienstboten hatten mittlerweile die Eingangshalle wieder verlassen, um weiter ihren Beschäftigungen nachzugehen, nur die Köchin blieb.

      „Denise wird euch etwas zum Essen bereiten“, sagte Madame Fréchencourt.

      „Mutter, Philippe und ich erwarten heute Abend um acht Uhr zwei Herren aus dem Kriegsministerium zu einer wichtigen Besprechung. Ich möchte, dass du, Antoine und Denise daran teilnehmt. Dann erfahrt ihr auch, was in den letzten Tagen so alles geschehen ist. Denise, schaffen Sie es zu dieser Uhrzeit ein Abendessen für sechs Personen zu zaubern?“ Richard Fréchencourt schaute die Köchin mit einem charmanten Lächeln an.

      „Hm, dann hätte ich etwas mehr als drei Stunden Zeit. Wenn Sie und Philippe sich jetzt mit Brot und Käse begnügen und mir zudem noch jemand zur Hand geht, könnte ich zur gewünschten Zeit ein Menü auf die Beine stellen. Ich weiß im Moment allerdings noch nicht, wie es aussehen wird, denn ich muss zuerst einmal nachsehen, was die Vorratskammer so alles hergibt. Gott sei Dank habe ich heute Morgen auf dem Mittwochsmarkt frisches Gemüse und Fleisch eingekauft.“ Richard Fréchencourt war sehr zufrieden.

      Dank Denises Kochkünsten galt die Küche der Fréchencourts in der Pariser Gesellschaft als eine der besten. Die Dienstboten im Hause Fréchencourt tuschelten hinter vorgehaltener Hand, dass die attraktive Mittdreißigerin und Philippe ein Paar seien, handfeste Beweise dafür hatten sie allerdings nicht. Nur die Familie Fréchencourt wusste, dass die Gerüchte stimmten.

      „Ich lasse das kleine Esszimmer herrichten und Marie soll Denise beim Kochen helfen.“ Madame Fréchencourt verließ die Vorhalle, um Marie entsprechende Anweisungen zu geben.

      „Bis nachher Bruderherz, ich bin neugierig, was ihr so zu berichten habt“, verabschiedete sich Antoine Ouvrard und zog sich in sein Zimmer zurück. Richard Fréchencourt, Philippe und Denise begaben sich in die Küche.

      „So nun begrüßt euch erst einmal richtig“, schlug Fréchencourt vor und schaute teilnahmslos aus dem Fenster.

      Punkt acht Uhr abends fuhren die Gäste vor. Richard Fréchencourt hatte auf dem oberen Treppenabsatz auf seine Besucher gewartet und schritt langsam die Stufen hinunter, als Grau und Muller aus der Droschke stiegen.

      „Pierre, Jean, lange nicht gesehen“, sagte er ironisch. „Ich hoffe, Sie haben Hunger mitgebracht.“

      „Selbstverständlich, Richard“, antworteten die beiden gleichzeitig.

      „Das ist sehr gut“, freute sich Richard Fréchencourt und bat seine Besucher ins Haus. Nachdem der Butler die Mäntel, Hüte und Spazierstöcke der Gäste entgegengenommen hatte, führte Fréchencourt seinen Besuch in den im englischen Stil nobel eingerichteten Salon. Dort wurden sie bereits von der Hausherrin, Antoine Ouvrard und Philippe erwartet.

      „Darf ich vorstellen, Monsieur Grau und Monsieur Muller vom Kriegsministerium, meine Mutter und mein Bruder Antoine Ouvrard.“ Grau und Muller kondolierten zunächst Madame Fréchencourt zum Tod ihres Mannes und anschließend Ouvrard.

      „Wir haben schon von Ihnen gehört, Monsieur Ouvrard.“

      „Ich hoffe, nur Gutes“, antwortete dieser lächelnd.

      „Den beiden Herren ist es zu verdanken, dass Philippe und ich heute in Paris sind. Ganz davon abgesehen, dass wir beide sehr froh sind, zuhause zu sein, ist der eigentliche Grund eine sehr ernste Angelegenheit. Ja, ich übertreibe nicht, wenn ich hinzufüge, dass die gesamte französische Nation betroffen ist“, sagte Richard Fréchencourt pathetisch.

      „Sag uns doch endlich, was es mit der Kiste auf sich hat und mach nicht immer nur Andeutungen.“ Ouvrard blickte leicht verärgert zu seinem Bruder.

      „Na gut, wenn du es nicht abwarten kannst“, gab Richard Fréchencourt klein bei.

      „Der Inhalt der Kiste ist von nationaler Bedeutung. Denn darin waren unter anderem Konstuktionspläne für ein neues Geschütz, das Vater entworfen hat und unserem Militär einen erheblichen waffentechnischen Vorsprung vor

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