Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?!. Margot Wilke

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Schulzeit – eine Zeit schöner Erlebnisse?! - Margot Wilke

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Hausschuhaktion war nach Fertigstellung des Schulhofes beendet.

      Heute ähnelt dieser mit seinem üppigen Grün und Bänken einem kleinen Park.

      Das Wichtigste ist die Schule als Lehranstalt. Die Lehrer lehren und die Schüler lernen.

      Nun gibt es humorvolle, schülerverstehende, cholerische oder gleichgültige Lehrer, aber auch bei den Schülern alle möglichen Temperamente und Einstellungen.

      Zu meiner Zeit gab es keine Hauptschul- oder Förderklassen. Kein einfaches Unterfangen, denn in den Klassen waren alle Schüler, ob leistungsstarke, leistungsschwache oder hyperaktive vereint und die musste ein Lehrer unter einen Hut bringen.

      Damit auch die leistungsschwachen Schüler das Klassenziel erreichen, wurden Lerngemeinschaften gebildet. Leistungsstarke Schüler halfen diesen, den Unterrichtsstoff zu verstehen. Nennen wir einmal einen Peter. Er begreift den Unterrichtsstoff nicht. Er ist nicht dumm, denn dumme Schüler gibt es nicht, nur leistungsschwache. Und das kann verschiedene Ursachen haben. Er ist schwerfällig im Denken, hat Angst und verkrampft sich. Oder er hat Angst, sich zu blamieren, keine Sympathie für die Schule (heute sagt man dazu „keinen Bock haben“) oder häusliche Probleme. Zu seinem Mitschüler hat er Vertrauen, ist offener, vielleicht beneidet er ihn auch.

      Dieser erklärte es nun aus seiner Sicht mit seinen einfachen Worten. Peter begreift. Im Unterricht trotzdem schweigsam, aber das Thema ist erkannt und er kann dem weiteren Unterricht folgen. Bei schriftlichen Arbeiten hat er vielleicht mehr Erfolg.

      So wurde manchem geholfen, das Klassenziel zu erreichen.

      Diese Vielfalt von Schülerpersönlichkeiten erfordern vom Lehrer Einfühlungsvermögen, Verständnis, Fingerspitzengefühl und Liebe zu seinem Beruf, speziell für seine Schüler.

      Ein enges Lehrer-Schüler-Verhältnis kann wesentlich zur Lernfreude beitragen und leistungsschwache Schüler zu besseren Ergebnissen motivieren. Findet er engen Kontakt auch zu diesen, wird ihm sein Beruf viel Freude bereiten.

      Entscheidend für das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist die erste Stunde des Zusammentreffens. Die Schüler können sofort eine Lehrerpersönlichkeit einschätzen und das Verhältnis zu dieser bestimmen. Der erste Eindruck ist entscheidend.

       Übung macht den Meister

      So auch bei einem mir bekannten Kollegen. Ihm wurde mitgeteilt, er bekäme eine 7. Klasse, die schon manchen Kollegen zur Verzweiflung gebracht hätte. Er grübelte und grübelte, bis ihm der rettende Gedanke kam. Vierzehn Tage vor Schulbeginn ging er jeden Tag in den ihm zugewiesenen Klassenraum und warf von der Tür aus die Tasche auf den Lehrertisch, eine Entfernung von ungefähr zwei bis drei Meter. Die ersten Tage blieben ohne Erfolg. Doch nach und nach gelang es ihm, die Tasche so zu werfen, dass sie auf dem Tisch liegen blieb.

      Der erste Schultag kam. Er stand vor der Tür und hörte die tobenden Schüler. Das Klingelzeichen ertönte. Kurzes Luftholen. Er riss zackig die Tür auf, brüllte „Ruhe!“ und warf die Tasche von der Tür aus lässig auf den Tisch. Die Schüler standen überrumpelt auf ihren Plätzen, verblüfft staunend. Er hatte durch sein lockeres, aber bestimmtes Auftreten gewonnen. Sein Training hatte sich gelohnt. Nicht auszudenken, wenn die Tasche auf dem Fußboden gelandet wäre.

      Durch diese, für ihn riskante Aktion, erlangte er Achtung und Respekt.

      Meine Gedanken verlassen die große, moderne Schule mit fast tausend Kindern aus allen Teilen Thüringens, den ungewohnten Situationen und Problemen und wandern noch einmal zurück in die kleine dörfliche Schule.

      Die Schülerzahl war überschaubar und schwerwiegende Probleme gab es nicht. Aus heutiger Sicht war es eine gemütliche, ausgeglichene Atmosphäre. Es gab keine psychisch kranken Lehrer und Burn out war ein unbekannter Begriff. Der Unterricht verlief ohne Störungen. Kleine Verfehlungen, schlechte Noten oder vergessene Hausaufgaben brauchte man nicht einzutragen, denn traf man einen Elternteil, wurde diesem mitgeteilt, dass das Kind Probleme hatte. Dieses vertraute Verhältnis war durch das dörfliche Zusammenleben entstanden und die Eltern selbst waren Schüler unserer Schule.

      Die Kinder waren, wie Kinder eben sind, mal ausgelassen und wild, aber konzentriert im Unterricht. Hyperaktive Kinder gab es nicht. Nach Schulschluss gingen sie ihren Interessen nach, spielten und stromerten durch Wald und Flur. Es gab keine Ablenkung durch Fernseher, Computer oder Handys. Ihre Freizeit bestand aus Spiel und Sport im Freien. Freilich gab es auch Raufereien. Aber diese trugen die Schüler unter sich aus.

      Auf die blutigen Knie wurde ein Pflaster geklebt, sich vertragen und alles war erledigt. Der Begriff „aggressiv“ war ebenfalls unbekannt.

      Streiche gab es kaum. Der Respekt vor Eltern und Lehrern war wohl zu groß.

      Als sich einmal ein Schüler für eine Stunde im Schrank versteckte, war die Aufregung seitens des Kollegen, der gerade unterrichtete, groß und die Bestrafung konnte nicht streng genug ausfallen. Aber nur bei diesem Lehrer. Die Schüler hatten ihren Spaß und die anderen Kollegen schmunzelten darüber.

      Im Winter war nur Lernatmosphäre, aber im Frühjahr mit den ersten Sonnenstrahlen wurden die Gemüter lebendig. Und das war verständlich. Das Dorf liegt am Fuße eine Berges. Und der lockte, da gab es kein Halten.

      Wurden Schüler dieser Jahrgänge nach Streichen befragt, kommt nur eine Antwort: „Die haben wir gar nicht gemacht, aber wir sind manchmal abgehauen und haben uns auf dem Frankenstein versteckt.“

      Wenn an der Tafel stand: „Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön, Herr Lehrer, wir wollen spazieren geh’n!“, waren die Kollegen auf eine leere Klasse vorbereitet. Das schrieben wohl auch schon die Eltern und Großeltern an die Tafel. Was lag da nahe, dass der Lehrer seine Stunde auf den Berg verlegte und wohl auch jedem Stundenthema gerecht werden konnte, wenn es Biologie, Geographie, Deutsch oder Geschichte betraf.

      Aber was trieb unsere Kinder dorthin. Streiche? Abenteuerlust? Oder auch Bewegungsdrang nach der langen Winterzeit?

      Die Erinnerungen von heute Siebzigjährigen begannen immer gleich. „Einmal sind wir abgehauen und hoch auf den Frankenstein. Oben hatte jemand einen Garten. In diesem standen Kirschbäume und an denen hingen die schmackhaftesten Kirschen vom Ort. Die haben wir geklaut.“

      „Einmal ... abgehauen und haben oben auf dem Frankeinstein Räuber und Gendarm gespielt.“

      Ein beliebtes Spiel von Eltern und Großeltern übernommen.

      „Einmal ... abgehauen. Das merkte der Lehrer sehr schnell. Da er jung und sportlich war, ist er hinter uns her. Wir haben ihn, da wir ja den Frankenstein kannten, immer in die Irre geführt. Er ist uns trotzdem auf den Fersen geblieben. Wir lockten ihn bis hoch, versteckten uns in dem Turm und er folgte uns immer noch. Wir kletterten von außen am Turm hinunter, schlossen ihn ein und liefen weg. Wir wissen aber bis heute noch nicht, wie er wieder herausgekommen ist. Wahrscheinlich ist er aus einem Fenster geklettert.“

      „Einmal ... abgehauen, da hatten wir gestreikt. Wir sollten eine Arbeit schreiben, hatten aber am Tage zuvor schon eine große Klassenarbeit geschrieben. Da sind wir alle aufgestanden und gemeinsam aus der Klasse marschiert und dann auf den Frankenstein geflitzt.“

      Aber es war nicht immer der Frankenstein, der reizte. Eine Klasse hatte ihren Klassenraum in einem Nebengebäude. Dieses war einst eine Gastwirtschaft mit Saal (auf dem wurde der Sportunterricht erteilt). Ein Gebäude, welches Anfang 1800 gebaut wurde. Über dem Saal war ein Boden und dieser

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