Ein Herz für Tiere und für Menschen die Tiere mögen. Adalbert Ludwig Balling

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Ein Herz für Tiere und für Menschen die Tiere mögen - Adalbert Ludwig Balling

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brach Fuda, die Schildkröte, die bisher noch kein Wort gesagt hatte, das Schweigen und sagte »Verzeiht mir, Freunde, aber so schnell dürfen wir nicht aufgeben. Ich bin bereit, mein Glück zu probieren. Gewiss, meine Beine sind kurz und der Hunger quält mich noch viel mehr als euch, denn ich kann manches Essen nicht erreichen, das ihr, weil ihr größer seid, noch erreichen könnt …« Die Tiere waren baff erstaunt; sie hielten die Schildkröte für naiv und unbeholfen. Wie sollte sie etwas erreichen, Was selbst für den Löwen zu schwierig war!? Nach langem, schier tödlichem Schweigen ließen sie die Schildkröte doch zur Python gehen. Die Schlange verlor diesmal ihre Geduld völlig: »Sssss… Sssss … Sssss! Was seid ihr doch alle für Dummköpfe! Hat also auch euer König, der Löwe, den Namen vergessen?! Bei so wenig Verstand solltet ihr eigentlich alle Hungers sterben; ihr habt nichts anderes verdient. Nicht einmal Qunube könnt ihr euch merken«, und dann, direkt zur Schildkröte gewandt, fuhr sie fort: »Verschwinde aus meinem Blickfeld, geh heim und sage es den andern!«

      Fuda hatte zwar einen kleinen Kopf, aber sie konnte sehr schnell denken. Auf dem ganzen Heimweg wiederholte sie, meist kichernd: »Qunube, heißt er, Qunube – und immerfort sang sie immer lauter kichernd: »Qunube, Qunube, Qunube!« Und sie gönnte sich keine halbe Minute Ruhe, sondern wiederholte eins ums andere Mal: »Qunube, Qunube, Qunube…«

      Erstaunt hörten die anderen Tiere schon von weitem die Schildkröte singen – und wussten sofort, dass die als langsam und träg verschriene Schildkröte sich den Namen des Wunderbaums gemerkt hatte. Gerne wären sofort alle auf einmal zur Python gerannt, aber der Löwe bat sie zu warten, bis die schnellfüßige Antilope die langsame Schildkröte auf den Rücken genommen hatte und damit davonlief. Die Schlange war noch immer verärgert, als die beiden ankamen; sie ließ beide Tiere lange warten, ehe sie sagte: »Fuda hat euch das Leben gerettet, deshalb soll sie sich auch als erste an meinen Früchten laben dürfen.«

      Inzwischen hatten sich alle Tiere um den Früchtebaum versammelt. Der Elefant hob die Schildkröte in die obersten Äste, wo sie sich nach Herzenslust sattessen konnte. So wurden die Früchte des Schlangenbaums schon bald bekannt als »Nahrung für alle Tiere«.

      Die Python tauchte in einen tiefen See und ward fortan nie mehr zu sehen. Kurze Zeit später fiel reichlich Regen. Das blieb so für lange Zeit. Doch als nach vielen Jahrzehnten die ersten Menschen ins Land kamen, begannen sie Fleisch zu essen; sie töteten viele Tiere. Und schon bald fingen auch einige Tiere an, ihre früheren Freunde zu verzehren…

      Sogar ein Teil der Vögel und Kriechtiere folgten dem schlechten Beispiel der Menschen.

      So kam große Furcht auf voreinander in aller Welt, bei Menschen und Tieren. Und keiner traute mehr dem anderen…

      (Aus: Adalbert L. Balling, »Sie standen am Ufer der Zeit«, Verlag Mariannhill Würzburg, 1981)

      II.

      Tier-Mythen- und Legenden aus alten und neueren Zeiten

      Menschen und Tiere waren Freunde, schon im Paradies;

      doch die Schlange hatte sich vom Bösen benützen lassen,

      um Adam und Eva zu überlisten.

      Noah wurde von Gott gebeten,

      je ein Pärchen aller Arten mit in die Arche zu nehmen,

      um sie zu retten vor der Großen Flut.

       Wie kam der Kreuzschnabel zu seinem Namen?

      Nach alter, volkstümlicher Deutung war der Kreuzschnabel einst darum bemüht, die Nägel aus den Gliedern des gekreuzigten Herrn auf Golgatha zu entfernen; er wollte ihn von den Schmerzen befreien. Das war sehr anstrengend für den Vogel; er verbog sich dabei den Schnabel. Da segnete ihn der Herr vom Kreuz herab.

      Weil nun aber dieser Vogel nicht in allen Regionen zuhause ist, dichtete man diese Deutung in anderen Gegenden auf das Rotkehlchen um: Beim Versuch, den Heiland am Kreuz zu befreien, fiel dem Vogel ein Blutstropfen auf die Kehle; diesen Namen trägt er seitdem als Ehrenzeichen. (ALB)

       Der Paradiesvogel hoch über den Dächern

      Eine Legende, deren Herkunftsland man nicht mehr genau nachweisen kann, besagt: Das Paradies käme dann wieder samt all seinen Freuden und Wonnen, wenn ein ganz seltener Vogel mit sehr bunten Federn am Himmel erscheine. Erst schwebe er über den Dächern, um sich schließlich auf einem hohen Baum niederzulassen.

      Genauso kam es denn auch. Erst schwebte er über den Dächern der Stadt, dann ließ er sich in der Krone eines hohen Baumes nieder. Die Männer der Stadt rannten zusammen und berieten, was zu tun sei. Sie freuten sich über das Erscheinen des Vogels. Einer von ihnen machte den Vorschlag, mittels einer Menschen-Leiter den Glück und Freude bringenden Vogel zu ergreifen und ein für alle Mal festzuhalten. So kletterte denn einer über den anderen nach oben, doch kaum hatte der letzte und jüngste sich nach oben gearbeitet, da versagten dem untersten die Kräfte; er konnte nicht länger die schwere Last aushalten. Und so purzelten alle anderen, einer nach dem anderen, wieder nach unten. Der bunte Vogel aber, den sie seitdem den Paradiesvogel nannten, flog davon und ward nie mehr gesehen. (ALB)

       Bravo, du kleine, clevere Ameise!

      In Ostafrika erzählen die jungen Mütter gerne ihren Kindern folgende Parabel: Da saß eines Tages ein Vogel hoch oben auf einem Baum in seinem Nest und brütete seine Eier aus. Doch plötzlich, o Schreck!, tauchte unter ihm eine riesige Boa auf; sie kroch langsam auf sein Nest zu. Was sollte er bloß tun? Gewiss, er könnte noch rechtzeitig davonfliegen, aber dann wären die Eier mit ihren Küken dahin; denn die Schlange hätte sie in Sekundenschnelle verzehrt.

      Da kam ein Pavian vorbei, erkannte die Gefahr für den Vogel und riet ihm: »Nur keine Bange! Das kriegen wir schon hin! Ich werfe, ganz einfach, ein paar spitze Steine nach diesem hässlichen Kriechtier…« – »Nein, bitte nicht«, schrie der Vogel; »du könntest am Ende gar noch meine Eier treffen. Das würde ebenfalls den Tod meiner Küken bedeuten.«

      In diesem Moment streckte ein gigantischer Elefant seinen Rüssel zum Baum hinauf, erkannte die prekäre Lage des Vogels und versuchte, ihn zu trösten: »Weine nicht, kleiner Vogel, ich werde den Baum entwurzeln und so die Boa vertreiben.« – »Um Himmels willen; halt ein!« kreischte der Vogel von oben herab, und dachte bei sich: Wirklich, der benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen! – Unterdessen kam die Boa immer näher, und der Vogel war schon willens, sein Nest dem gierigen Räuber zu überlassen. Da kam ihm eine fixe Idee: Er bat eine der vorbeihuschenden Ameisen, ihm beizustehen. Das winzige Tierchen rief sofort tausend und mehr Kolleginnen herbei – und gemeinsam attackierten sie die Boa, sodass schon nach wenigen Minuten von der mächtigen Schlange nicht mehr viel übrig blieb…

      Und was wollten die schwarzen Mütter ihren Kleinen damit sagen: Manchmal sei die List der Kleinen erfolgreicher als die Kraft der Mächtigen. (ALB)

       Ein Dankeschön an die Gänse

      »Fuchs, du hast die Gans gestohlen; gib sie wieder her; sonst wird dich der Jäger holen mit dem Schießgewehr.« – So haben wir Kinder gesungen. Füchse waren für uns eine Realität. Im Winter, wenn hoher Schnee lag, wagten sie sich bis ans Dorf, manchmal bis in die Hühnerhöfe und Gänseställe.

      Weil wir Füchse aber immer schon als kluge Tiere kannten, und weil dies auch in zahlreichen Märchen

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