Ein Herz für Tiere und für Menschen die Tiere mögen. Adalbert Ludwig Balling
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Das war auch ein Grund, warum wir bisweilen in den schneereichen Wintermonaten Fuchsfallen aufstellten. Dabei ging es uns natürlich um ihre schönen und warmen Winterpelze. Damals, vor bzw. während und kurz nach dem 2.Weltkrieg, trugen die Frauen noch gerne Fuchs- und Iltispelze …
Nun aber las ich vor kurzem in einer Agenturmeldung von einem münsterländischen Fuchs, der sich durch einen Kaninchenbau in ein Gänsegehege gegraben hatte. Er suchte eine saftige Beute, vielleicht für seine Jungen. Aber da hatte Meister Reineke seinen Plan ohne die Gänse gemacht: Die brütenden Großvögel stürzten sich voller Rage auf den Eindringling, und in der so entstandenen Aufregung fand der Fuchs das Loch nicht mehr rechtzeitig und erlitt einen Herzinfarkt, wie ein herbeigerufener Tierarzt später diagnostizierte.
Landwirt Ludger, Eigentümer des Gänsestalls, versicherte den herbei geeilten Journalisten, ausnahmsweise käme in diesem Jahr keine seiner Gänse als Braten auf den Tisch; er schenke allen ein Gnadenjahr – aus Dankbarkeit für ihren Mut und ihren Einsatz … (ALB)
Schopenhauers Stachelschweine
Kein Geringerer als der Philosoph Arthur Schopenhauer hat die folgende Fabel aufgeschrieben und kommentiert. Sie handelt von einer kleinen Herde Stachelschweinen, die an einem eisigen Wintermorgen schrecklich froren. Da meinte eines der älteren Tiere: »Lasst uns doch enger aneinander schmiegen! Dann können wir uns doch gegenseitig wärmen!« – Gesagt, getan. Doch sehr schnell spürten sie, wie sie sich gegenseitig ihre spitzen Stachel in den Leib rammten. Das tat ihnen sehr weh. Also rannten sie eiligst wieder auseinander. Das Bedürfnis
jedoch, sich vor der Kälte zu schützen, brachte sie schon bald erneut zusammen. Und abermals rannten sie auseinander, weil sie ihre gegenseitigen Stacheln spürten … – Das wiederholten sie noch einige Male. Dann hatten sie, von zwei Übeln hin- und hergerissen, herausgefunden, dass sie sich im mittleren Abstand voneinander sehr wohl wärmten, ohne sich mit ihren Stacheln zu verletzen.
Schopenhauer zog daraus die Lehre: Unter solchen Umständen bedeutet Höflichkeit den jeweils richtigen Abstand voneinander herauszufinden!
Der Bauer, der in den Weihnachtstagen heimlich seine Stalltiere belauschte
Mir war’s, als ob ich aus bergumschlossener dunkler Tiefe in weite Höhen gehoben würde. Nicht nur eine neue Welt sah ich, fast dürfte gesagt werden, dass mir auch eine andere Sonne aufging, welche mir die ganze Umgebung in einem anderen Licht erscheinen ließ. Die Tiere, die Flüsse, die Berge, der Wald belebten sich und sprachen mit dem Knaben, der überall Wesen seiner wunderbaren Märchen sah, als deren Held er sich so gerne dachte.
Jetzt waren unsere Kühe nicht mehr nur Werkzeuge. Ihren ernsten großen Augen glaubte ich’s anzusehen, dass sie reden und viel Geheimnisvolles,Wichtiges offenbaren könnten, sobald sie möchten oder eine höhere Macht, die sie aus irgend einem selbstsüchtigen Grund zum Stummsein bannte, gebrochen wäre. Hatte doch mein Alter (Vater) mir erzählt, wie in der heiligen Nacht von zwölf bis ein Uhr die Kühe sich über die Zukunft zu unterhalten pflegen. Ein Bauer, der sie vom Heuboden aus belauschte, hörte statt der erwarteten Geheimnisse über die Zukunft nur Klagen über sich selbst und die Freude einiger Kühe darüber, dass der Bauer noch vor Ablauf der angebrochenen Woche unter dem Kreuz auf dem Friedhof ruhen werde. Dann hätten sie – die Tiere des Stalles – endlich Ruhe und würden nicht länger geschlagen. – Als der Lauscher auf dem Heuboden das hörte, wurde er wütend, verfehlte beim Hinabsteigen im dunklen Stadel vom Heuboden eine Sprosse der Holzleiter, brach sich das Genick und starb noch in derselben Nacht.
(Von Franz Michael Felder, Bauer in Vorarlberg (1839–1869)
Der Rabbi und die Mäusebrut
Viele Jahre lang hatte ein Rabbi schreckliche Schmerzen; kein Arzt konnte ihm Linderung verschaffen. Eines Tages beobachtete er seine Magd, die ihm schon seit Jahrzehnten gute Dienste getan hatte, wie sie sich anschickte, ein Nest mit jungen Mäusen über die Türschwelle zu tragen. Er rief ihr nach: »He, du, was hast du denn mit den Mäusen vor? Weißt du nicht, dass sie auch leben wollen?« – Die Magd schüttelte den Kopf: »Aber es sind doch Mäuse; zwar noch klein, aber wenn sie mal größer sind, werden sie uns alles wegfressen. Also muss ich sie jetzt aus dem Haus entfernen, ehe sie uns lästig werden und uns aller zernagen.« – Der Rabbi blieb anderer Meinung; in der Schrift stehe, so fuhr er fort, seine Dienstmagd aufzuklären, dass sich Gottes Erbarmen über alle Werke erstrecke und dass auch Tiere unter seiner Barmherzigkeit stünden. – Und er wies seine Dienerin an, die Mäusebrut wieder ins Haus zurückzubringen.
Im Himmel, so schließt diese Erzählung aus dem Jiddischen, sprach man jetzt ein Wort des Erbarmens: Weil der Rabbi Mitleid hatte mit den jungen Mäusen, sollte auch er Erbarmen finden – und von Stund an hatte er keine Schmerzen mehr!
Das Baby und die Haus-Unke
Es war einmal ein kleines Kind, dem gab seine Mutter jeden Mittag ein Schüsselchen mit Milch und Weckbrocken – und die Kleine setzte sich damit regelmäßig hinaus in den Hinterhof. Kaum hatte das Baby zu essen begonnen, da verließ die Hausunke ihre Mauerritze und senkte ihr Köpfchen in die Milch. Das Kind hatte seine helle Freude daran, und wenn die Unke mal nicht rechtzeitig erschien, dann begann die Kleine unruhig zu werden und zu singen:
Unke, Unke, komm geschwind,
komm herbei, du kleines Ding!
Sollst dein Bröckchen gerne haben
und an der Milch dich köstlich laben.
Da kam die Unke herbei und ließ es sich gut schmecken. Sie zeigte sich auch dankbar, denn sie brachte dem Kind aus ihrem heimlichen Schatz allerlei schöne Dinge mit: Glitzernde Edelsteine, edle Perlen und goldene Spielsachen. Die Unke trank aber immer nur Milch und ließ die Weißbrotbrocken unangetastet in der Schüssel liegen. Als die Unke das wiederholte, wurde das Kind unwillig und schlug der Unke mit dem Löffelchen auf den Kopf und sagte: »Liebe Unke, du musst auch von den Brocken essen, sonst schimpft meine Mutti. Die Mutter beobachte und hörte alles durchs Küchenfenster, ergriff ein Holzscheit, rannte schnell in den Hof und erschlug die Unke.
Von dieser Zeit an änderte sich das Verhalten des Kindes; solange die Unke mit ihm gegessen hatte, hatte es rote Backen, jetzt aber magerte es ab und wurde zusehends bleich und bleicher. Und schon bald fing nachts der Totenvogel an zu schreien, und das Rotkehlchen sammelte dürre Zweige und Blätter für den Totenkranz; wenige Tage später lag das Kind auf der Bahre…
(Nach einem Märchen der Gebrüder Grimm)
Die Blüte, die wir nicht zertreten,
wird uns beschenken mit ihrem Duft;
der Vogel, dessen Nest wir schützen,
wird uns belohnen mit seinem Gesang.
REINHOLD SCHNEIDER
Der moderne Weg zur Hasen-Kommune
Eines Tages erkannten die Bewohner des Hasendorfes, dass die Arbeitsamen unter ihnen mit schweren Büscheln frischer Blätter, süßduftender Pflanzen und leckeren Früchten aus dem Busch zurückkehrten, während andere, die Faulen und Bequemen, mit leeren Händen dastanden. Das machte denen, die fair und nobel zu denken pflegten, arge Kopfschmerzen. Deshalb fassten sie auf dem nächsten Hasenkongress folgende Resolution: »Niemand soll künftig im Busch nur für sich selbst nach Nahrung suchen, sondern stets für die ganze Gemeinschaft, die Kommune aller Hasen: Was immer der Einzelne findet,