Der Herkules: 300 Jahre in Kassel. Группа авторов
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Zwei Jahre nach der Aufstellung der Herkulesfigur erscheint 1719 Johann Hübners ‚Reales Staats-, Zeitungs- und Conversationslexicon‘ in der 9. Auflage. In dem einbändigen Werk haben Schloss und Lustgarten namens „Weissenstein“ einen eigenen Eintrag. Nach einigen Worten zur Lage des Schlosses heißt es hier: Dabei ist auf dem sehr hohen Berge des Habichtswaldes oder so genannten Winterkastens eine kostbahre und rare Grotte und Thurm erbauet.1 Die kurz vor dem Erscheinungsdatum vollendete Herkulesfigur fehlt in dieser Beschreibung, was vielleicht lediglich dem Redaktionszeitraum geschuldet sein könnte.
Ähnlich verhält es sich in Hübners gleichnamiger Ausgabe von 1737. Es folgt im Artikel über „Cassel“, nach der Erwähnung der Gärten an der Orangerie, ingleichen das eine Stunde davon gelegene Schloß Weissenstein mit seinen vortrefflichen Fontainen und Cascaden sehenswürdig.2 Kein Herkules. Im separaten Eintrag zum Weißenstein, der nun noch ausführlicher die Wasserkünste beschreibt, ist auch 20 Jahre nach der Aufstellung der Herkulesfigur diese keine Erwähnung wert.3
In den Jahren 1732 bis 1764 erscheint der ‚Zedler‘. Mit 64 großformatigen Bänden ist es die eindrucksvollste deutschsprachige Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts. Über den Weißenstein ist zu lesen: Weissenstein, ein Fürstliches Schloß und Lust-Garten in Nieder-Hessen, eine Stunde, oder eine Meile, von Cassel, und dem Landgrafen von Hessen-Cassel gehörig, auf welches der Landgraf Carl viele Tonnen Goldes verwendet hat. Die es gesehen haben, können sonderlich die Grotten, Fontainen und Cascaden, nicht genug bewundern. Denn da ist auf dem sehr hohen Berge des Habichtwaldes, oder Habuchswaldes, oder des Winter-Kastens, (wie die dasige Gegend genennet wird) eine kostbare und rare Grotte, nebst einem künstlichen und so hoch erbaueten Thurme, von welchem man, bey heiterm Wetter, nach Mayntz in den Rhein sehen kann,4 und aus welchem das durch Röhren hinauf getriebene Wasser zu beyden Seiten, durch die künstlichen Fontainen und Cascaden, stuffenweise wieder herab fället, angeleget, und wird noch jährlich an dessen Perfection gearbeitet. Dieses Grotten-Werck, welches das unvergleichlichste in ganz Deutschland ist, kan mit allen Grotten-Wercken in ganz Europa streiten.5 Der Text ist teilweise wortgleich mit den Ausführungen von Hübner, weshalb konsequenterweise auch bei Zedler die Herkulesfigur fehlt. Der von Hübner und Zedler gesetzte Schwerpunkt der Beschreibung auf Wasserkünste und Aussicht wird von den nachfolgenden Enzyklopädien übernommen.
1751 räumt die berühmte französische Encyclopédie von Diderot und D’Alembert Cassel zwei Zeilen ein: eine große Stadt in Deutschland, Längen- und Breitengrade, mehr erfährt man hier nicht.6 Der Weißenstein ist nicht berücksichtigt und auch im Artikel „Cascade“ kennt man die größten Wasserkünste aus Deutschland nicht.
Die ‚Oekonomische Encyklopädie‘ von Johann Georg Krünitz aus den Jahren 1773 bis 1858 enthält keine geographischen Lemmata, so dass man in den 242 Bänden nur indirekt fündig werden kann.7 Die Artikel „Grotte“8 und „Lustberg“9 beachten den Karlsberg als Gesamtanlage mit Wohlwollen. Wenngleich die Herkulesfigur im Text keine Rolle spielt, zeigt der die Grotten illustrierende Stich10 die Kasseler Kaskadenanlage in Schrägansicht – und damit auch den Herkules. In den Artikeln „Monument“11 sowie „Leibes-Größe“12 dient der gewaltige Herkules in Cassel jeweils als Teil der aufgezählten Beispiele.
1796 bis 1808 erschien das sechsteilige ‚Conversations-lexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten‘ von Renatus Gotthelf Löbel und Christian Wilhelm Franke. Der Weißenstein findet in der knappen Beschreibung der Stadt „Cassel“ Erwähnung: (in der Nachbarschaft): das Schloß Weißenstein; der Garten und die Cascada daselbst, nebst dem riesenmäßigen Herkules auf dem Gipfel desselben […].13 Damit ist die Herkulesfigur – 80 Jahre nach ihrer Aufstellung – enzyklopädisch eingeführt. Friedrich Arnold Brockhaus kaufte die „Löbel-Ausgabe“ und führte sie in neuen Auflagen fort. In seinem in Amsterdam in den Jahren 1809 bis 1811 verlegten sechsbändigen ‚Conversations-Lexikon‘ bleibt der Artikel über ‚Cassel‘ mit dem benachbarten Weißenstein völlig unverändert.14 In der 4. Auflage von 1817 wird die „Wilhelmshöhe“, wie der Weißenstein seit 1798 bezeichnet wird, als „irdisches Paradies“ vorgestellt. Ihre Anlagen, die zu den merkwürdigsten Europas zu zählen seien, werden geradezu ausschweifend beschrieben. Die über mehrere Seiten reichende, ciceroneartige Schilderung schraubt sich mit der Aufzählung aller Details und Bauwerke vom Schloss bis zur Bergspitze und würdigt ausführlich – exakt 100 Jahre nach ihrer Aufstellung – die Herkulesfigur: Oben auf dieser Pyramide steht auf einem 11 Fuß hohen Piedestal die kolossale Statue des Farnesischen Herkules, in der umliegenden Gegend der große Christoph genannt, und krönt die Spitze des ganzen bewundernswürdigen Gebäudes. Drei Jahre nachher, als Guernieri den großen Bau vollendet hatte, nämlich im Jahre 1717, wurde sie an ihrem jetzigen Platze aufgestellt; sie ist aus Kupfer getrieben und 31 Fuß hoch. Das Piedestal und die Bildsäule selbst sind hohl und auf Leitern kann man bis in die kupferne Keule, worauf der Koloß seinen kräftigen Arm stützt, steigen; diese Keule ist von solcher Größe, daß zwölf erwachsene Personen darin Raum haben; in derselben ist eine Thür angebracht, deren Öffnung theils die außerdem hier herrschende finstere Nacht in eine Dämmerung verwandelt, theils dazu dient, die unbeschränkteste und herrlichste Aussicht sogar bis zum Inselberg bei Gotha und bis zum Brocken hin zu gewähren.15 Die Genauigkeit des Brockhaus setzt Maßstäbe für die folgenden Nachschlagewerke. Die Herkulesfigur mit ihrer gewaltigen Größe wie auch die Bezeichnung „großer Christoph“ sind ab jetzt enzyklopädietauglich.
Um einen Brockhaus-Nachdruck – eigentlich Raubdruck – handelt es sich bei dem inaktuellen Conversations-Lexicon von Macklot, der noch 1819 den längst in Wilhelmshöhe umbenannten „Weißenstein“ als Lemma führt.16
Erfolglos bleibt die Recherche in der großen deutschsprachigen Enzyklopädie von Ersch und Gruber. In den Jahren 1818 bis 1889 erschienen nicht weniger als 167 Bände, die allerdings beim Buchstaben P enden. Im vierspaltigen Artikel über „Cassel“ gehört die „prächtige Wilhelmshöhe“ zu den aufgezählten Besonderheiten, die die Stadt vorzüglich anziehend machen, dennoch wird sie an dieser Stelle nicht näher beschrieben.17
Die 31. Auflage von Johann Hübners ‚Conservations-Lexikon‘ von 1824 würdigt beim Stichwort „Wilhelmshöhe“ zunächst die Bauten Kurfürst Wilhelms. Danach heißt es hier: Der Karlsberg oder der Winterkasten mit dem Riesenschloß sind frühere Anlagen. Aus der Keule des Herkules blickt man nach dem gothaer Inselberg.18
In David Brewsters ‚Edinburgh Encyclopaedia‘ wird die Wilhelmshöhe im einspaltigen Artikel