Der Herkules: 300 Jahre in Kassel. Группа авторов
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Lag im Habichtswald zur Zeit Landgraf Carls der Fokus des Erlebens bei den Besuchern noch auf Herkules und Wasserkünsten, war er unter Friedrich II. und erst recht unter Wilhelm IX. auf die neuen Garten- und Parkanlagen auch beiderseits der Mittelachse erweitert, so wurde er im frühen 20. Jh. auf den gesamten bewaldeten Höhenzug und seine Landschaftsausläufer ausgedehnt: Der Herkules war nur noch ein Bestandteil eines viel größeren Ganzen.
Auf den Landschaftsbezug nahmen städtische Auflagen und Bebauungspläne noch in den 1960er- und 70er-Jahren Rücksicht: So finden wir etwa auf der Südseite der Terrasse und im Gebiet Ochsenallee / Vor der Prinzenquelle / Am Juliusstein absichtlich nur eine eingeschossige Bebauung – oder vielmehr fanden, denn seit jüngster Zeit werden auch in solchen Gebieten zunehmend Aufstockungen und höhere Neubauten genehmigt.29 Aber auch die unverbauten Landschaftspanoramen sind vielfach durch hohe Vegetation gestört, wie z. B. am Freibad Wilhelmshöhe. Umso mehr bleibt zu wünschen, dass die einzigartige landschaftliche Lage Kassels, mit dem Herkules als markantem, weithin sichtbaren Wahrzeichen, künftig wieder angemessen von den verschiedenen Planungsdisziplinen beachtet werde.
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1 Zu Weißenstein/Wilhelmshöhe vgl.: Paul HEIDELBACH, Die Geschichte der Wilhelmshöhe, Leipzig 1909 (ND Vellmar 2005); Horst BECKER, Michael KARKOSCH, Bernd MODROW (Hg.): Park Wilhelmshöhe, Kassel. Parkpflegewerk (Monographien der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten 8), Regensburg 2007.
2 Vgl. Johann Friedrich Armand von Uffenbach’s Tagbuch einer Spazierfarth […] (1728), hg. und eingeleitet von Max ARNIM, Göttingen 1928, S. 50f., S. 64; Fr[ederik] WEILBACH [Hg.], Kassel im Jahre 1729, in: Hessenland 36 (1922), Heft 10, S. 138–140, hier S. 158.
3 Vgl. Alois HOLTMEYER, Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Bd. VI, Kreis Cassel-Stadt, Marburg 1923, S. 56, S. 129 (zum Weißensteiner Tor, später Königstor); Stadtplan 1781 (F. W. Selig / Stich: G. W. Weise), ebd., Tafel 15.
4 Zur Bebauung vgl. HOLTMEYER, Cassel-Stadt (wie Anm. 3), S. 56, S. 758–760; MHK, Graphische Sammlung (Handzeichnungen): Lageplan zwischen Wehlheiden und Rothenditmold 1797 (Reproduktion: Foto Marburg, LA 3687/7); Stadtpläne Kassels um 1810 u. 1819, Inv.-Nr. GS 21050 u. GS 19111 (Bestandskatalog Architekturzeichnungen MHK, http://architekturzeichnungen.museum-kassel.de/, Museumslandschaft Hessen Kassel 2004/2005/2007, Nr. 1.1.1.2 u. 1.1.1.3).
5 Vgl. Christian PRESCHE, Die Knallhütte bei Rengershausen – das Elternhaus der Dorothea Viehmann […], in: Holger EHRHARDT (Hg.), Dorothea Viehmann (Die Region trifft – die Region erinnert sich), Kassel 2012, S. 108–141, hier S. 115–117.
6 Zur Planung Simon Louis du Rys für den Mittelbau (nach dem Muster der Seitenflügel) vgl. Hans-Christoph DITTSCHEID, Kassel-Wilhelmshöhe und die Krise des Schloßbaues am Ende des Ancien Régime, Worms, S. 107–115. Die Entscheidung Wilhelms IX. gegen einen Mittelbau fiel 1791, als der Abbruch des bisherigen Hauptflügels den durchgehenden Blick freigab.
7 Vgl. ebd., S. 80–117; Best.-Kat. MHK (wie Anm. 4), Nr. 2.3.4 und 2.3.8.
8 Vgl. Christian PRESCHE, Die Kuppel von Schloß Wilhelmshöhe […], in: architectura 30 (2000), S. 141–173, hier S. 144 und Abb. 4f.; DITTSCHEID, Wilhelmshöhe (wie Anm. 6), Anm. 861 und K 98f. mit Abb. 228f., 232f. – Nicht zuletzt durch seine Mutter, eine englische Prinzessin, war Wilhelm IX. eng mit der engl. Kultur und ihren neusten Strömungen vertraut.
9 Vgl. PRESCHE, Kuppel (wie Anm. 8), S. 144–150. In nur 3–4 Monaten entwarf Jussow mind. 11 Projekte, die schrittweise zum ursprünglich geplanten Mittelbau zurückführten – darunter einen Triumphbogen, der Herkules, Kaskaden und Große Fontäne gleichsam gerahmt hätte, und eine künstliche Ruine, die die gesamte Mitte wiederum der Natur geöffnet hätte. Zu den Umständen, die schließlich zum Ausführungsentwurf führten, und zu seiner Realisierung vgl. ebd., S. 150–155; vgl. DITTSCHEID, Wilhelmshöhe (wie Anm. 6), S. 131–158.
10 Dies betrifft bes. die Verbindung aus Freitreppe, Portikus und römischer Flachkuppel, vgl. auch Jussows Entwurf für ein Palais des Freiherrn von Veltheim: Best.-Kat. MHK (wie Anm. 4), Nr. 4.12.2; von Veltheim war unter anderem Direktor des Kasseler Museum Fridericianum, und der Antikenbezug ist hier auf die Spitze getrieben: altägyptische Löwen (vgl. ebd., Nr. 8.17.16) an der Freitreppe, dorischer (also griechischer) Portikus, römische Flachkuppel. – Zudem nahm in Wilhelmshöhe die Bibliothek einen Großteil der Parkseite im 2. OG ein.
11 Vgl. Alois HOLTMEYER, Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel, Bd. IV, Kreis Cassel-Land, Marburg 1910, S. 312; Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung vom 3. Sept. 1798, S. 764: Zugleich erhielten Wilhelmshöher Allee, Wilhelmshöher Tor und Königstor ihre neuen Namen.
12 Vgl. Gerd FENNER, Den schönsten Zuwachs an bauten …? […], in: Helmut BURMEISTER bei Mitarbeit von Veronika JÄGER (Hg.), König Jérôme und der Reformstaat Westphalen […], Hofgeismar 2006, S. 353–374, hier S. 356–361; vgl. Christian PRESCHE, Die Wohnung der Brüder Grimm am Wilhelmshöher Tor (1814–1822) […], in: Thorsten SMIDT (Hg.), Expedition Grimm (Katalog zur Landesausstellung Kassel 2013), Dresden 2013, S. 48–55, bes. S. 49 mit Anm. 5f. und Abb. 4; Best.-Kat. MHK (wie Anm. 4), Nr. 1.53. Erste Planungen erfolgten bereits 1803.
13 Benennung im Volksmund, da die glasierten, hauptsächlich gelben Ziegel des neugotischen Bauwerks das Sonnenlicht weithin reflektierten; vgl. Deutsche Bauzeitung, Jg. III (1869), Nr. 25, S. 295.
14 Wilhelm LÜER, Villa Wedekind bei Cassel, in: Deutsche Bauzeitung, Jg. IV (1870), Nr. 5, S. 37 und Nr. 6, S. 41f., hier bes. S. 41. Vgl. Thomas WIEGAND, Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland), Wiesbaden 2005, S. 74–76, S. 195.